Anita Desai

Aus Weltliteratur
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Anita Desai (* 24. Juni 1937 in Masuri) ist eine indische Schriftstellerin und schreibt Novellen und Kurzgeschichten. Sie ist bekannt für die sensible Beschreibung der Gefühle ihrer weiblichen Charaktere. Viele ihrer Novellen beinhalten die Spannungen zwischen Familienmitgliedern oder die Entfremdung von Mittelklassefrauen. In ihren späteren Werken behandelt sie auch den deutschen Antisemitismus, den Untergang der Tradition und die westlichen stereotypischen Ansichten von Indien. Ihre Werke schreibt sie ausschließlich in Englisch.

Lebenslauf

Anita Desai wurde als Anita Mazumdar als Tochter einer deutschen Mutter und eines bengalischen Vaters geboren. In der Familie sprach sie Deutsch und mit ihren Freunden und Nachbarn Hindi und Urdu. Die englische Sprache lernte sie jedoch erst in der Grundschule. Trotzdem schrieb sie mit sieben Jahren bereits in Englisch und veröffentlichte mit neun Jahren ihre ersten Geschichten. Sie lernte an der "Queen Mary's Higher Secondary School" und an der University of Delhi, an der sie 1957 einen BA in englischer Literatur ablegte. Im darauffolgenden Jahr heiratete sie Ashvin Desai, einen Geschäftsmann mit dem sie zusammen zwei Töchter und zwei Söhne bekam. Eine ihrer Töchter, Kiran Desai, ist ebenfalls Autorin geworden und gewann 2006 den Booker Prize.

Seit den 50er Jahren lebte Anita Desai in Neu-Delhi, Kolkata, Mumbai und anderen indischen Städten. Sie war ein Mitglied der “Advisory Board for English of the National Academy of Letters” in Delhi und der “American Academy of Arts and Letters”. Sie lehrte am Girten College, Smith College in England und am Mount Holyoke College in den USA. 1993 wurde sie eine kreative Schreiblehrerin am „Massachusetts Institute of Technology“. Jedes Jahr verbrachte sie dort ein Semester und die restliche Zeit in Indien. Sie ist ein Mitglied der „Royal Society of Literature“ in London.

Zu ihren Werken

Ihr Debüt hatte Anita Desai im Jahre 1963 mit Cry, the Peacock. Allerdings schrieb sie schon vor ihrer Hochzeit Kurzgeschichten. 1965 folgte Voices of the city, eine Geschichte über die 3 Geschwister Amla, Nirode und Monisha und ihrem unterschiedlichen Lebensstil in Kolkata. Amla betrachtet die Stadt als Monster, Nirode opfert alles für ihre Karriere und Monisha hält ihre erdrückende Existenz im Haushalt einer reichen alten Kolkataer Familie nicht stand. Das 1977 erscheinende Fire on the Mountain, das in Kasuli spielt, beschreibt die Erfahrungen des Lebens dreier Frauen. Es gewann den Winifred Holtby Memorial Prize. 1980 wurde Clear Light of Day veröffentlicht, in dem Anita Desai die Geschichte Delhis mit einer Mittelklasse-Hindufamilie verwebt. Die Hauptperson ist Bim Das, eine unabhängige Frau, die Geschichtsprofessorin ist. Bims Erinnerung an die Familie sind bestimmt von Erfolglosigkeit. Sie fühlt sich von ihrer Schwester Tara betrogen. Ihre Erinnerungen spielen sich in der verrotteten Familienwohnung von Alt-Delhi ab. Tara versteht nicht, warum Bim nichts ändern möchte, wo sie doch die hoffnungslose Atmosphäre des Hauses ablehnt. Der Sommer 1947 trennt die Familie und die Nation. Muslime und Hindus werden geteilt. Desai schildert die gleichen Geschehnisse aus der Sicht von Tara und Bim. Das Werk hat autobiografische Züge.

Viele Charaktere in ihren Novellen stammen von der anglo-indischen Bourgeoisie ab und deren eheliche Probleme stehen im Vordergrund. Oftmals wählen sie eskapistische Wege, um mit ihrem langweiligen Leben oder dem komfortablen Leben der Außenwelt fertig zu werden. Where shall we go this summer (1975) beschreibt die Geschichte einer Frau namens Sita, die mit ihrem 5. Kind schwanger ist. Sie flüchtet vor ihrer Hochzeit und geht zu dem magischen Inselanwesen ihres verstorbenen Vaters. In The Zigzag Way (2004) trennt sich Anita Desai von ihren familiären Territorien und setzt ihren Schwerpunkt auf Identität und Selbstentdeckung in Mexiko. Seit Mitte der 80er Jahre konzentrierte sie sich auf die Benachteiligten. In Custody (1984) ist ihre ironische Geschichte über literarische Tradition und akademische Illusion. Nur und Deven heißen die Hauptpersonen. Nur ist ein Urdupoet, der sich in einer schweren Zeit befindet und Deven ein Hindiprofessor, der realisiert, dass der geliebte Poet nicht das Genie ist, das er sich vorgestellt hatte. Das Buch wurde von Ivory-Merchant verfilmt. In Baumgartner’s Bombay (1987) lässt sie die deutsche Herkunft einer ihrer Elternteile miteinfließen. Ein aus dem Arbeitsleben gegangener jüdischer Geschäftsmann flieht von Nazi-Deutschland nach Indien und lebt dort in Armut. Dort pflegt er streunende Katzen. Ein deutscher Hippie taucht auf und zerbricht Baumgartners einsiedlerische Existenz. In beiden Büchern gibt Desai Antworten auf Kritik, die von westlichen Mittelklasseleuten stammen. Ihre Probleme betreffen daher mehr die westlichen Leser, als die indischen. In The Journey to Ithaca (1995) beschreibt Anita Desai eine Pilgerfahrt nach Indien durch die drei Charaktere Mateo, Sophie und ihre mysteriöse Mutter. Obwohl die Hauptpersonen Europäer sind, ist die Geschichte jedoch eine frühe Version ihrer eigenen. Ihre Perspektive zu Indien ist europäischer, als in ihren früheren Werken. Fasting, Feasting (1999) zeigt die konträre Rolle von amerikanischer und indischer Kultur, sowie den Kontrast der Rollenverteilung beider Geschlechter. Arun studiert in Massachusetts und seine Schwester Uma wohnt in einer kleinen Provinzstadt in Indien. Umas Versuche ihr zu Hause zu verlassen und zu heiraten enden in einem Desaster. Die Novelle war ein Finalist für den Booker Prize 1999.

Werke

Weblinks

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