Wälder im Klimawandel

Aus Klimawandel

Die Wälder der Erde bedecken etwa 3500 Millionen ha bzw. 30% der globalen Landfläche (ohne Grönland und Antarktis). Ungefähr 57% davon, meistens tropischer Regenwald, befinden sich in Entwicklungsländern. Zwischen 1980 und 1995 ist die Waldfläche weltweit um 180 Millionen ha bzw. 5% zurückgegangen, größtenteils durch die Umwandlung in Ackerland. Betroffen davon waren vor allem die Entwicklungsländer, wo der Waldverlust z.B. im brasilianischen Amazonasgebiet 1 Million ha pro Jahr betrug. In den entwickelten Staaten hat dagegen die Waldfläche, trotz gewisser Verluste durch Siedlungs- und Infrastrukturmaßnahmen, durch Aufforstung und natürliche Regeneration auf Flächen, die vorher landwirtschaftlich genutzt waren, um 20 Millionen ha zugenommen.[1]

Bedeutung von Wäldern im Klimasystem

Wälder sind nicht nur ein wichtiger Ressourcenlieferant und Erholungsraum für den Menschen, sondern auch ein bedeutender Faktor im Klimageschehen. Das ist schon darin begründet, dass Wälder dominierend an dem Kohlenstoffaustausch zwischen den terrestrischen Ökosystemen und der Atmosphäre beteiligt sind. Wälder beeinflussen außerdem die Albedo der Erdoberfläche und damit den Strahlungshaushalt. Sie bremsen bodennahe Luftströmungen und fördern die Aufnahme- und die Speicherfähigkeit der Vegetationsdecke für Wasser und dessen Verdunstung. Damit sind sie ein wichtiger Faktor im Wasserkreislauf der Atmosphäre. Besonders die tropischen Regenwälder verdunsten viel Wasser, das in Form von Wasserdampf über große Entfernungen verfrachtet wird und in trockeneren Gebieten zur Wolkenbildung und zum Niederschlag beiträgt. Gleichzeitig wird dabei auch die eingestrahlte Sonnenenergie in Wasserdampf gebunden und über große Strecken verteilt. Da Wälder extrem klimaangepasste Lebensgemeinschaften darstellen, haben klimatische Veränderungen auf ihre Verteilung, ihre Artenzusammensetzung und ihr Wachstum erhebliche Auswirkungen. Klimatische Bedingungen wirken sowohl direkt durch Temperatur, Niederschläge und Wind als auch über verschiedene Vermittlungsfaktoren, wie vor allem Waldbrände und Insekten- und Krankheitsbefall, auf den Wald.

Migration und Wachstumsrate

Standortveränderungen

Klimahüllen für die Fichte und für Deutschland heute und in Zukunft

Bedingt durch den Klimawandel verlagern sich die Gebiete, in denen bestimmte Baumarten bezüglich verschiedener Klimafaktoren gut gedeihen, die so genannten Klimahüllen bzw. Wohlfühlbereiche. Wie Waldgemeinschaften konkret auf den Klimawandel der nächsten Jahrzehnte reagieren werden, hängt entscheidend von den jeweiligen regionalen Veränderungen der verschiedenen klimatischen Faktoren in Wechselwirkung mit der Forstwirtschaft ab. Untersuchungen über vergangene klimatische Veränderungen haben gezeigt, dass Wälder in ihrerer räumlichen Ausbreitung auf ein sich wandelndes Klima deutlich langsamer reagieren als die nicht aus Bäumen bestehende Vegetation, da Bäume von der Saat bis zur Reife oft mehrere Jahrzehnte benötigen. In Anpassung an die neuen Klimabedingungen nach der letzten Kaltzeit haben verschiedene Baumarten zwischen 50 und 1000 Jahre gebraucht, um einen Streifen von 50 km Breite neu zu besiedeln. Um den prognostizierten Klimaänderungen der nächsten Jahrzehnte zu folgen, müssten die Migrationsraten jedoch bei 500-600 km pro Jahrhundert liegen.[2] Dabei lassen sich die Wachstumsraten der Vergangenheit nicht einmal auf die heute vielfach durch menschliche Eingriffe fragmentierten Landschaften übertragen, in denen der Migration zahlreiche Barrieren entgegenstehen, wodurch die Migrationsraten in einem künftigen Klima deutlich auf weniger als 50 km pro 100 Jahre gedrückt oder sogar gegen Null tendieren werden.[3]

Modellsimulationen, die von einem durchschnittlichen Temperaturanstieg von 2 °C bei einer Verdopplung des gegenwärtigen CO2-Gehaltes in den nächsten 70-80 Jahren ausgehen, kommen zu dem Ergebnis, dass die Ausbreitung von Wäldern in klimatisch aktuell geeignete Gebiete nur sehr verzögert ablaufen wird.[4] Dabei reagieren die einzelnen Baumarten oft sehr verschieden, was zu einer völlig neuen Zusammensetzung der Wälder führen kann. Ein Teil der Wälder wird "verarmen" oder sogar verschwinden, da bestimmte Baumsorten in den neuen klimatischen Bedingungen nicht überleben können. So werden Fichten und Kiefern in Norddeutschland und in Skandinavien (bei einer Verschiebung der für boreale Wälder geeigneten Klimazone während des 21. Jahrhunderts um 150-550 km nach Norden) wahrscheinlich weitgehend durch Buchen und Birken ersetzt und langfristig in die Tundra-Regionen vordringen. In den USA werden nördliche Nadel- und Laubwälder an ihrer Südgrenze fast ganz verschwinden, wie eine Untersuchung über das Gebiet der Großen Seen ergab,[5] und nur begrenzt durch südliche Baumarten ersetzt werden, was insgesamt zu einem Verlust an Diversität führen wird. In den borealen Gebieten ist damit zu rechnen, dass sich die Schwerpunkte der Waldbestände nach Norden verschieben. Während gegenwärtig in Finnland 70% der Waldbestände in der Südhälfte des Landes zu finden sind und 30% in der Nordhälfte, ergeben Modellberechnungen eine gleichwertige Verteilung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts.[6] Im Alpenraum wird es zu einem Vordringen von Bäumen in die subalpine und alpine Zone kommen.[7]

Verstärkung des Baumwachstums

Klimaänderung und Baumwachstum in Österreich von 1961 bis 1990. Die Darstellung zeigt den Anstieg der Jahresmitteltemperatur und die Zunahme der jährlichen Wachstumsperiode (definiert als die Zahl der Tage mit einer Durchschnittstemperatur über 5 oC) sowie die Zunahme des Stammwachstums in Prozent.

Gegenüber der nur sehr verzögert ablaufenden Standortveränderung lassen sich Veränderungen im Wachstumsverhalten durch einen Anstieg der Temperatur und des CO2-Gehaltes bereits heute erkennen. So zeigen regionale Beobachtungen und Modelluntersuchungen für die letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts eine Zunahme der Wachstumsrate von Bäumen in einigen Gebieten der mittleren und höheren Breiten.[8] Die Gründe liegen außer in der Zunahme der Kohlendioxidkonzentration der Atmosphäre nicht zuletzt in der höheren Temperatur und der Verlängerung der Wachstumszeit, die sich für die Nordische Fichte in Österreich in der Zeit von 1961 bis 1990 durch den Anstieg der Jahrestemperatur um 0,72 °C und der Wintertemperatur um 2,36 °C um 11 zusätzliche Tage erhöht hat. Als Folge hat die Nettoprimärproduktion um 3,5% und die Wachstumsrate des Stammvolumens um rund 10% zugenommen.[9]

Entsprechend wird mit einer deutlichen Verstärkung des Baumwachstums in einigen europäischen Regionen auch für die nächsten Jahrzehnte gerechnet. Nach Modellberechnungen wird bis zum Ende des 21. Jahrhunderts an der nördlichen Baumgrenze (70 °N) eine Temperaturerhöhung von 4 °C und eine Ausdehnung der Wachstumsperiode von gegenwärtig 110-120 Tagen auf 150-160 Tage erwartet.[10] Für Nordfinnland, wo bis zum Jahre 2100 ein Temperaturanstieg von 4 °C und eine Zunahme der Niederschläge um 10% angenommen wird, haben Modellberechnungen bis 2100 eine Erhöhung der Wachstumsraten um 30% gegenüber der Entwicklung bei gleichbleibenden klimatischen Bedingungen ergeben. Im wesentlichen ist dafür die Zunahme des Wachstums bei Kiefern und Fichten sowie der höhere Anteil von Birken verantwortlich. In Südfinnland wird die Wachstumsrate bis zum Jahre 2070 um etwa 10% durch das veränderte Klima zunehmen, danach jedoch bei einer Temperaturerhöhung von über 3 °C zurückgehen.[11] Eine wesentliche Voraussetzung für das Eintreffen dieser Prognosen ist ein ausreichender Anstieg der Niederschläge, der die erhöhte Evapotranspirationsleistung durch die gestiegenen Temperaturen und die größere Bodentrockenheit durch das frühere Abschmelzen der Schneedecke ausgleicht. Bereits im 20. Jahrhundert sind die Niederschläge im nördlichen Europa um 10-40% gestiegen, ein Trend, der höchstwahrscheinlich auch in den folgenden Jahrzehnten anhalten wird.

Verringerung des Baumwachstums

Sommertemperaturen 1906-1998 (Abweichungen vom Mittel des dargestellten Zeitraums) und das jährliche Wachstum der Baumringe der Weißfichte im zentralen Alaska (Fairbanks)
Biomasse in t/ha bei zwei Klima- und drei forstwirtschaftlichen Szenarien

Die finnischen Ergebnisse können möglicherweise auch auf andere boreale Wälder, z.B. im übrigen Skandinavien und Russland, übertragen werden. Allerdings haben Beobachtungen in Alaska ergeben, dass eine Temperaturerhöhung nicht mit einem verstärkten Baumwachstum gekoppelt sein muss. Zwar konnte eine solche Korrelation in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beobachtet werden, zeigte sich jedoch nicht mehr für die letzten Jahrzehnte trotz weiterhin zunehmender Erwärmung in den untersuchten Gebieten. Vielmehr wurde für viele Standorte eine Verringerung des Baumwachstums in Abhängigkeit von der steigenden Temperatur festgestellt. Als Erklärung wird dafür primär eine Beeinträchtigung des Wachstums durch temperaturbedingte Trockenheit angenommen. Hinzu kommt, dass steigende Temperaturen die Strauchvegetation begünstigen, die mit den Bäumen um die Ressourcen von Wasser und Nährstoffen im Boden konkurrieren.[12] Gerade die Weißfichte, die in den borealen Wäldern des westlichen nordamerikanischen Kontinents eine der produktivsten und verbreitetsten Baumarten ist, reagiert auf Trockenstress durch höhere Temperaturen deutlich mit einem verminderten Baumwachstum, ablesbar an der Dikke der Baumringe. Experimentelle Untersuchungen haben gezeigt, dass höhere Temperaturen und ein höherer CO2-Gehalt das Wachstum bei reifen Bäume in den hohen Breiten selbst in Norwegen kaum beeinflussen.[13] Eine weitere Erwärmung wird daher wahrscheinlich dazu führen, dass die Aufnahme von Kohlendioxid durch die Bäume der höheren Breiten geringer als vielfach vermutet sein wird und daher von den borealen Wäldern insgesamt eher eine positive als eine negative Rückkopplung des Treibhauseffekts zu erwarten ist.[14]

Auch in trockeneren Regionen der mittleren Breiten liegen die Dinge ähnlich. Modellprognosen für das Bundesland Brandenburg im Nordosten Deutschlands z.B. sagen bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts neben einem Anstieg der Jahresmitteltemperatur um 1,5 °C eine deutliche Abnahme der jährlichen Niederschlagsmenge um 40-140 mm voraus. Als Folge wird der Artenreichtum der brandenburgischen Wälder deutlich zurückgehen. Vor allem wird der Bestand an Buchen abnehmen und der von trockenresistenten Sorten wie Kiefern, Eichen und Linden zunehmen. Je nachdem, wie die Forstwirtschaft auf den Wandel reagiert, wird die Produktivität der brandenburgischen Wälder mehr oder weniger stark abnehmen und die Biomasse pro ha nach 110 Jahren gegenüber heute durchschnittlich um 53-67% zurückgehen. Das Klimaszenario S0 in der Tabelle 1 geht von einem unveränderten Klima der Jahre 1951-1990 aus, das Szenario S1 von einer Temperaturzunahme um 1,5 °C und einer Niederschlagsabnahme um 40-140 mm in den nächsten 55 Jahren. Bei der Forstwirtschaft werden drei Wege unterschieden: 1. die traditionelle Methode (FS1), die die ökonomisch wichtigen Arten begünstigt, 2. die adaptive Methode (FS2), die die klimatisch am besten angepasten Sorten bevorzugt, und 3. die auf hohe Diversität setzende Methode (FS3). Die klimatischen Veränderungen und die Veränderungen im Waldbestand haben auch eine Verminderung der Grundwasseranreicherung um 33-37% zur Folge und damit Konsequenzen für die Wasserversorgung des Ballungsraums Berlin und anderer Agglomerationen.[15]

Für den mediterranen Raum zeigen Modelluntersuchungen, dass positive Effekte durch die Erhöhung der Kohlendioxidkonzentration dann zu erwarten sind, wenn sich auch die Niederschläge gegenüber heute erhöhen.[16] Falls die temperaturbedingte Erhöhung der Evapotranspiration nicht durch höhere Niederschläge ausgeglichen werden, kommt es zu Trockenstress, der sowohl für die Artenzusammensetzung wie für das durchschnittliche Baumwachstum negative Folgen hat.

Zunahme von Waldbränden

Zu den direkten klimatischen Einflüssen kommt der sehr komplexe indirekte klimatische Einfluss der anthropogenen Emission von Treibhausgasen hinzu. Klimatische Veränderungen beeinflussen vor allem das Auftreten von Waldbränden und die Verbreitung von Pflanzenkrankheiten und Insektenplagen wesentlich mit. Waldbrände sind besonders in den jahreszeitlich trockeneren Tropen und in den Subtropen ein natürliches Phänomen und gehören hier zum Jahreszyklus. Sie können durch menschliche Aktivitäten, aber auch durch veränderte klimatische Bedingungen erheblich verstärkt werden. Ein gutes Beispiel für das Zusammenwirken anthropogener und klimatischer Faktoren sind die Waldbrände in Indonesien während der El Niño-Periode 1997-1998. Einerseits sind die Brände in den meisten Fällen durch Brandrodung verursacht worden. Ihre Ausbreitung und Dauer war aber wesentlich durch die Trockenheit bedingt, die als Folge der El-Niño-Periode in dieser Region herrschte. Auch in den höheren Breiten macht sich der klimatische Einfluss auf Waldbrände bemerkbar. So haben sich in den letzten 20 Jahren die Waldbrände in den borealen Wäldern des westlichen Nordamerika parallel zu der beobachteten Erwärmung in der Region verdoppelt. Ähnliche Beobachtungen gibt es auch aus den Waldgebieten Eurasiens.[17] Obwohl z.B. in Skandinavien intensive Maßnahmen größere Feuer erfolgreich verhindert haben, brannten in den letzten Jahrzehnten in den zirkumpolaren borealen Gebieten jährlich 5-10 Millionen ha Wald pro Jahr.

Wälder der gemäßigten und borealen Zone

Veränderung der Waldbrandgefahr in Russland im Monat Juli bei einer Verdoppelung der Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre. Die Gefahrenklassen geben die Waldbrandgefahr bezogen auf die Waldfläche an: 1: geringe Brandgefahr, 2: mäßige Brandgefahr, 3 bis 6: hohe bis sehr hohe Brandgefahr, 7 und mehr: extrem hohe Brandgefahr

Es wird erwartet, dass durch den anthropogenen Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten die Häufigkeit von Waldbränden zunehmen wird, besonders in solchen Gebieten, in denen die Temperatur deutlich ansteigt und die Niederschläge gleich bleiben oder abnehmen. Während in jüngster Zeit vor allem die Wälder in den Tropen Bränden zum Opfer gefallen sind, werden in Zukunft die Wälder der gemäßigten und borealen Zone wesentlich mehr als gegenwärtig betroffen sein. Das trifft vor allem für die großen Waldgebiete in Kanada und Russland zu.[18] Bei einer Verdoppelung der CO2-Konzentration wird hier ein Anstieg der Wintertemperatur um 6-10 °C und der Sommertemperatur um 4-6 °C angenommen. Auch wenn die Niederschläge steigen, wird das durch die zunehmende Verdunstung mehr als ausgeglichen. Zum einen, so ergeben Modellberechnungen, beginnt die Brandsaison früher, und größere Gebiete werden schon im Mai von extremer Brandgefahr betroffen sein (in Kanada 0,5 Mill. km2, in Russland über 1 Mill. km2), was bisher nur auf einer sehr geringen Fläche der Fall war. Zum anderen nimmt in den anderen Sommermonaten, besonders aber im Juni und Juli, die Ausdehnung der Gebiete mit sehr hoher und extrem hoher Waldbrandgefahr deutlich zu.

Tropische Wälder

Für die tropischen Wälder sind zunehmende Temperaturen zwar von geringer Bedeutung, andere mit dem Klimawandel verbundene Faktoren wie eine Verlängerung der Trockenzeit, häufigere extreme Dürren in manchen Gebieten sowie vermehrte Blitzeinschläge können die Waldbrandgefahr aber auch hier erhöhen. Auch eine eventuelle Intensivierung des El-Niño-Phänomens durch den anthropognen Klimawandel kann zu ernsteren Dürreperioden z.B. im Amazonasgebiet und in SO-Asien führen. Das wird allerdings in enger Wechselwirkung mit Veränderungen in der Landnutzung durch Landwirtschaft und Holznutzung geschehen. Die Umwandlung von Wald in Grasland beeinflusst erheblich den Wasserkreislauf, indem die Verdunstung verringert und der Oberflächenabfluss vergrößert wird und im Endeffekt weniger Niederschläge fallen. Der bloße Klimawandel könnte bei einer Verdoppelung der CO2-Konzentration zwar zu einer Ausweitung der für tropische Wälder geeigneten Fläche um 10-15% führen. Die Wechselwirkungen mit Veränderungen in der Landnutzung werden jedoch eher zur Folge haben, dass künftig trockene Perioden zunehmen und intensiver ausfallen werden. Z.B. kann eine relativ moderate El-Niño-Periode in einem vom Regenwald weitgehend in Grasland umgewandelten Gebiete zu einer ernsten Dürre führen, die wiederum Waldbrände verursachen kann, welche sich besonders dann stark ausbreiten, wenn der Wald durch menschliche Einwirkungen bereits gelichtet ist. Häufigere Waldbrände haben zur Folge, dass der Artenreichtum reduziert und die gegenwärtige Waldformation durch Arten ersetzt wird, die an Dürren und Brände besser angepasst sind, wie Kiefern, Eukalyptus-Bäume und feuerresistente Gräser. Wenn die heutigen Tropenwälder weitgehend durch diese neuen Vegetationssysteme ersetzt sein werden, wird es zu einer Abnahme von Bränden kommen, da zunehmend weniger Brennmaterial vorhanden sein wird.[19]

Insektenbefall

junge Buchdrucker in der Rinde einer Fichte

Neben Dürren und Bränden ist die Schädigung durch Insektenbefall ein weiterer Faktor, der im Zusammenhang mit dem Klimawandel durch den Menschen beachtet werden muss. Betroffen sind vor allem die Wälder der borealen und gemäßigten Zone, in denen durch die Erwärmung Krankheitserreger und Insekten heimisch werden können, die dort bisher unbekannt waren. Bereits im 20. Jahrhundert konnten in Kanada und Russland im Zusammenhang mit steigenden Temperaturen zunehmende Zerstörungen an Bäumen durch Insekten beobachtet werden. So wurden die Waldzerstörungen durch Insekten in Kanada zwischen 1920 und 1995 auf 75 Millionen ha geschätzt, mit einer ansteigenden Rate nach 1970. Die aktuellen Schäden in russischen Wäldern durch Insektenbefall und Krankheiten werden auf 4 Millionen ha pro Jahr angenommen. Insgesamt geht man davon aus, dass die Schäden durch Insekten und Krankheiten in Sibirien und Kanada etwa gleich groß wie die durch Feuer sind.[20]

Borkenkäferbefall in Mitteleuropa und Kanada

Menge des Käferholzes (in m3) und Anzahl der Käfernester in der Schweiz 1984-2001

In Mitteleuropa hat vor allem die zeitweilig enorm gestiegene Verbreitung des Fichtenborkenkäfers (Buchdrucker) Aufmerksamkeit erregt, dem zahlreiche Bäume zum Opfer fielen. Die Käfer bohren weitläufige Brutsysteme in die Rinde der Bäume. Zunächst werden kränkelnde oder sturmgeschädigte Fichten befallen. Diese können sich nicht wie gesunde Bäume durch Harzaustritt wehren. Der Buchdrucker braucht einen schönen, warmen und trockenen Sommer, damit sich mindestens zwei volle Generationen vom Ei bis zum erwachsenen Käfer bilden können. In günstigen Jahren können sich bis zu 3 Käfergenerationen entwickeln. Das Brutsystem eines Weibchens enthält ca. 40 Larven. Mit jeder Generation vervielfacht sich demnach die Anzahl der Buchdrucker. Auch gesunde Fichten können sich nicht gegen unbegrenzt viele Käfer wehren und fallen dem Buchdrucker schließlich auch zum Opfer. In den Jahren 1990 und 1999 haben die Stürme "Vivian" und "Lothar" zu einer Massenvermehrung von Buchdruckern geführt, da die vielen sturmgeschädigten Bäume viele Brutmöglichkeiten für die Buchdrucker boten. So hat es in den "Lothar"-Sturmschadengebieten eine Massenvermehrung des Buchdruckers gegeben, wie sie die Schweiz in den vergangenen 200 Jahren nicht erlebt hat. Zu besonders großen Schäden ist es durch den Borkenkäfer und warme und trockene Sommer auch in Kanada gekommen, wo in den 1990er Jahren Fichten von annähernd der halben Waldfläche der Schweiz vernichtet wurden.[21]

Da durch den anthropogenen Klimawandel in mittleren und höheren Breiten sowohl mit einer verstärkten Sturmtätigkeit wie mit einer deutlichen Erwärmung und teilweise auch größerer Trockenheit zu rechnen ist, werden wohl auch die Borkenkäferschäden in Zukunft zunehmen.

Prognosen

Die Schäden durch Insektenbefall könnten sich in den folgenden Jahrzehnten deutlich verstärken. Die Nordgrenze des Verbreitungsgebietes des amerikanischen Tannentriebwicklers, der sich besonders nach Dürren und heißen, trockenen Sommern vermehrt, aber auch durch milde Winter begünstigt wird, wird sich wahrscheinlich deutlich polwärts verschieben. Einige seiner natürlichen Feinde könnten möglicherweise südlich des 50. Breitengrades bei einer Temperaturerhöhung verschwinden, was die Population des Tannentriebwicklers und die durch ihn verursachten Schäden dramatisch steigen lassen würde.[22]

Einzelnachweise

  1. vgl. IPCC (2001): Climate Change 2001: Impacts, Adaption, and Vulnerability. Contribution of the Working Group II to the Third Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, Cambridge and New York 2001, 5.6.1.
  2. Winnett, S.M. (1998): The potential effects of climate change on U.S. forests: a review, Climate Research 11, 39-49
  3. Iverson, L.R., A.P. and M.W. Schwartz (1999): Modeling potential future individual tree-species distributions in the eastern United States under a climate change scenario: a case study with Pinus virginiana, Ecological Modelling 115, 77-93
  4. Solomon, A.M. and A.P. Kirilenko (1997): Climate change and terrestrial biomass: what if trees do not migrate?, Global Ecology and Biogeography Letters 6, 139-148
  5. Ehman, J. L., W. Fan, J. C. Randolph, J. Southworth and N.T. Welch (2002): An integrated GIS and modeling approach for assessing the transient response of forests of the southern Great Lakes region to a doubled CO2 climate, Forest Ecology and Management 155, 237-255
  6. Talkkari, A. (1998): The development of forest resources and potential wood yield in Finland under changing climatic conditions, Forest Ecology and Management 106, 97-106
  7. Parry, M.L. (Editor) (2000): Assessment of Potential Effects and Adaptions for Climate Change in Europe: The Europe Acacia Project, Norwich, UK, p. 140; Kellomäki, S., I. Rouvinen, H. Peltola, H. Strandman and R. Steinbrecher: Impact of global warming on the tree species composition of boreal forests in Finland and effects on emissions of isoprenoids (2001), Global Change Biology 7, 531-544
  8. Parry, M.L. (Editor) (2000): Assessment of Potential Effects and Adaptions for Climate Change in Europe: The Europe Acacia Project, Norwich, UK, p. 140
  9. Hasenauer, H., R. N. Ramakrishna, K. Schadauer and S. W. Running (1999): Forest growth response to changing climate between 1961 and 1990 in Austria, Forest Ecology and Management 122, 209-219
  10. Parry, M.L. (Editor) (2000): Assessment of Potential Effects and Adaptions for Climate Change in Europe: The Europe Acacia Project, Norwich, UK, p. 142
  11. Talkkari, A. (1998): The development of forest resources and potential wood yield in Finland under changing climatic conditions, Forest Ecology and Management 106, 97-106
  12. Lloyd, A.H., and L. Christopher (2002): Spatial and Temporal Variability in the Growth and Climate Response of Treeline Trees in Alaska, Climatic Change 52, 481-509
  13. Rasmussen, L., C. Beier and A. Bergstedt (2002): Experimental manipulations of old pine forest ecosystems to predict the potential tree growth effects of increased CO2 and temperature in a future climate, Forest Ecology and Management 158, 179-188
  14. Barber, V.A., G.P. Juday and B.P. Finney (2000): Reduced growth of Alaskan white spruce in the twentieth century from temperature-induced drought stress, Nature 405, 668-673; Briffa, K.R., F.H. Schweingruber, P.D. Jones, T.J. Osborn, S.G. Shiyatov and E. A. Vaganov (1998): Reduced sensitivity of recent tree-growth to temperature at high northern latitudes, Nature 391, 678-682
  15. P. Lasch, M. Lindner, M. Erhard, F. Suckow and A. Wenzel (2002): Regional impact assessment on forest structure and functions under climate change - the Brandenburg case study, Forest Ecology and Management, Volume 162, Issue 1, 1 June 2002, Pages 73-86
  16. Sabaté, S., C.A. Gracia and A. Sánchez (2002): Likely effects of climate change on growth of Quercus ilex, Pinus halepensis, Pinus pinaster, Pinus sylvestris and Fagus sylvatica forests in the Mediterranean region, Forest Ecology and Management 162, 32-37
  17. IPCC (2001): Climate Change 2001: Impacts, Adaption, and Vulnerability. Contribution of the Working Group II to the Third Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, Cambridge and New York 2001, 5.6.2.2.1.
  18. vgl. hierzu Stocks, B. J., M. A. Fosberg, T. J. Lynham, L. Mearns, B. M. Wotton, Q. Yang, J-Z. Jin, K. Lawrence, G. R. Hartley, J. A. Mason and D. W. McKenney (1998): Climate Change and Forest Fire Potential in Russian and Canadian Boreal Forests, Climatic Change 38, 1-13
  19. IPCC (2001): Climate Change 2001: Impacts, Adaption, and Vulnerability. Contribution of the Working Group II to the Third Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, Cambridge and New York 2001, 14.2.1.1.; Goldammer, J.G., C. Price (1998): Potential Impacts of Climate Change on Fire Regimes in the Tropics Based on Magicc and a GISS GCM-Derived Lightning Model, Climatic Change 39,273-296
  20. IPCC (2001): Climate Change 2001: Impacts, Adaption, and Vulnerability. Contribution of the Working Group II to the Third Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, Cambridge and New York 2001, 5.6.2.2.2.
  21. Meier, F., R. Engesser, B. Forster und O. Odermatt (1999): Forstschutz-Überblick 1998, Birmensdorf (http://www.wsl.ch/forest/wus/pbmd/artikel/fsub98d.pdf)
  22. IPCC (2001): Climate Change 2001: Impacts, Adaption, and Vulnerability. Contribution of the Working Group II to the Third Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, Cambridge and New York 2001, Box 5-10.

Siehe auch

Links


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