Waldbrände in den Tropen

Aus Klimawandel
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Waldbrände in Indonesien, 4.-11. August 2008

Waldbrände im tropischen Regenwald

Von Natur aus sind Waldbrände in den Tropen selten. Tropische Regenwälder zeigen sich nur in extremen Trockenzeiten anfällig gegenüber Waldbränden, wenn die an sich feuchten Pflanzen austrocknen. Normalerweise sind die geschlossenen Laubdächer des immergrünen Regenwaldes gegenüber Dürren und damit auch Feuern bemerkenswert widerstandsfähig. Auch nach Monaten ohne Niederschlag bewahren sie ein immergrünes Laubdach und eine hohe Feuchtigkeit, weil die von den Pflanzen verdunstete Feuchtigkeit zu einem großen Teil von diesen wieder aufgenommen wird. Dieses Feuchtigkeits-Recycling ist der entscheidende Grund für die Feuerimmunität des tropischen Regenwaldes. Hinzu kommt, dass viele Baumarten ihre Feuchtigkeit aus tief reichenden Wurzeln beziehen.[1]

Dennoch brennen auch tropische Regenwälder. Eine zuverlässige weltweite Statistik gibt es nicht, aber allein im Amazonasgebiet registrieren Satellitenbeobachtungen jährlich 40 000 bis 50 000 einzelne Waldbrände.[2] Im El-Niño-Jahr 1997-98 brannten in SO-Asien und Lateinamerika unkontrollierte Feuer auf 20 Millionen Hektar. Allein in Indonesien waren es 8 Mio ha. Die Folgen sind gravierend. Durch den Jahrhundert-El-Niño 1997/98 bildete sich über fast ganz Südostasien eine riesige Rauchwolke, die nahezu die Hälfte der Fläche Europas erreichte. Sie verursachte unter der Bevölkerung Indonesiens, aber auch z.B. in Singapur und Kuala Lumpur starke Gesundheitsschäden. Außerdem kommt es durch tropische Waldbrände zu erheblichen Kohlenstoffemission, über die es jedoch kaum gesicherte Schätzungen gibt. Möglicherweise haben die allein in Indonesien, Brasilien und Mexiko ausgebrochenen El-Niño-Brände von 1997/98 etwa 40 % der weltweiten Emissionen durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe im Jahr betragen.[1]

Ursachen von tropischen Waldbränden

Direkte anthropogene Ursachen

Obwohl es über den Tropen die höchste Blitzeinschlagsdichte im Vergleich zu anderen Ökosystemen gibt, kommt es dadurch kaum zu Bränden, weil Gewitter auch mit heftigen Regengüssen einhergehen. Die Gründe für Feuer im tropischen Regenwald sind heute im wesentlichen durch direkte menschliche Aktivitäten bedingt. Daneben spielt möglicherweise auch schon der Klimawandel eine Rolle, der in Zukunft zu einem noch bedeutenderen Faktor werden könnte.

Eine wesentliche Rolle spielt der Straßenbau, der Siedler nach sich zieht, die entlang der Straßen den Wald roden, um Ackerland zu gewinnen. Ebenso kommt es auf diese Weise zu größeren Abholzungen für die Holzgewinnung. Eine weitere Zerstörung des Regenwaldes erfolgt von den Rändern der Waldgebiete her, um Weiden für Rinderherden zu gewinnen. Durch derartige Zerstörungen kommt es zur Fragmentierung der geschlossenen Waldbedeckung und zu waldfreien Flächen, die eine Austrocknung auch der umliegenden Waldgebiete begünstigen. Die Luft über Wäldern ist aufgrund der Evapotranspiration normalerweise relativ kühl. Dieser Abkühlungseffekt ist jedoch über kahlen Flächen stark reduziert. Hier wird die Luft aufgeheizt und steigt nach oben. Dadurch entsteht in der unteren Luftschicht ein tieferer Druck, der von den umliegenden Waldgebieten feuchte Luft ansaugt. Beim Aufsteigen dieser Luft bilden sich Wolken und es kommt zu Niederschlag, der dann aber nicht über den Waldgebieten fällt, sondern über den kahlen Flächen, von denen er abfließt oder wo er versickert.[2]

Brände können sich auf diese Weise stärker ausbreiten, und deren Zerstörung macht die Wälder wiederum anfälliger für die nächsten Brände. Feuer bewirken in tropischen Regenwäldern eine positive Rückkopplung. Sie reduzieren die Masse an Vegetation, die Feuchtigkeit verdunstet. Das hat wiederum eine geringere atmosphärische Feuchtigkeit zur Folge, was die Wahrscheinlichkeit weiterer Brände erhöht. Auch ein anderer Effekt wird durch die Brände selbst verursacht. Durch die Rauchentwicklung bilden sich übermäßig viele Aerosole. Aerosole wirken zwar als Kondensationskerne, in hoher Anzahl entstehen aber nur kleine Tröpfchen, die nicht zur Größe von Regentropfen heranwachsen. Hinzu kommt, dass Rußpartikel Sonnenstrahlen absorbieren und damit die untere Troposphäre erwärmen, wodurch die Kondensation grundsätzlich behindert wird.[2]

Auswirkungen des Klimawandels

Ob gegenwärtig der Klimawandel schon Auswirkungen auf den Tropischen Regenwald hat, ist schwierig zu belegen. Für das neue Jahrhundert wird für die Tropen bei einem mittleren Szenario ein Temperaturanstieg von 3,3 °C projiziert.[3] Tropische Arten reagieren auf höhere Temperaturen besonders sensibel, weil sie schon an eine relativ hohe Temperatur angepasst sind und kaum saisonale Temperaturschwankungen kennen. Bereits gegenwärtig überschreiten extreme Tagestemperaturen die Grenze für eine optimale Photosynthese. Bei noch höheren Temperaturen würde die Kohlenstoffaufnahme zurückgehen. Niederschlagsprognosen sind mit sehr hohen Unsicherheiten behaftet. Aber auch wenn der Niederschlag gleich bleibt, sorgt eine höhere Temperatur für mehr Verdunstung und damit eventuell für Wassermangel. Die höhere CO2-Konzentration ermöglicht es andererseits den Pflanzen, die Stomata zeitweise zu schließen und damit die Transpiration zu reduzieren. Eine größere Trockenheit in tropischen Wäldern begünstigt aber auch Waldbrände.

Waldbrände und Waldvernichtung in Rondonia (brasilianisches Amazonasgebiet). Die hellen Flächen zeigen in den meisten Fällen frisch gerodete Ackerflächen entlang von neu angelegten Straßen.

Amazonas-Regenwald

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Cochrane, M.A., (2003): Fire science for rainforests, Nature 421, 913-919
  2. 2,0 2,1 2,2 Cochrane, M.A., W.F. Laurance (2008): Synergisms among Fire, Land Use, and Climate Change in the Amazon, Ambio 37, 522-527
  3. Wright, S.J. (2010): The future of tropical forests, Annals of the New York Academy of Science 1195, 1-2


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