Waldbrände in den Tropen

Aus Klimawandel
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Waldbrände im tropischen Regenwald

Von Natur aus sind Waldbrände in den Tropen selten. Tropische Regenwälder zeigen sich nur in extremen Trockenzeiten anfällig gegenüber Waldbränden, wenn die an sich feuchten Pflanzen austrocknen. Normalerweise sind die geschlossenen Laubdächer des immergrünen Regenwaldes gegenüber Dürren und damit auch Feuern bemerkenswert widerstandsfähig. Auch nach Monaten ohne Niederschlag bewahren sie ein immergrünes Laubdach und eine hohe Feuchtigkeit, weil die von den Pflanzen verdunstete Feuchtigkeit zu einem großen Teil von diesen wieder aufgenommen wird. Dieses Feuchtigkeits-Recycling ist der entscheidende Grund für die Feuerimmunität des tropischen Regenwaldes. Hinzu kommt, dass viele Baumarten ihre Feuchtigkeit aus tief reichenden Wurzeln beziehen.[1]

Dennoch brennen auch tropische Regenwälder. Eine zuverlässige weltweite Statistik gibt es nicht, aber allein im Amazonasgebiet registrieren Satellitenbeobachtungen jährlich 40 000 bis 50 000 einzelne Waldbrände.[2] Im El-Niño-Jahr 1997-98 brannten in SO-Asien und Lateinamerika unkontrollierte Feuer auf 20 Millionen Hektar. Allein in Indonesien waren es 8 Mio ha. Die Folgen sind gravierend. Durch den Jahrhundert-El-Niño 1997/98 bildete sich über fast ganz Südostasien eine riesige Rauchwolke, die nahezu die Hälfte der Fläche Europas erreichte. Sie verursachte unter der Bevölkerung Indonesiens, aber auch z.B. in Singapur und Kuala Lumpur starke Gesundheitsschäden. Außerdem kommt es durch tropische Waldbrände zu erheblichen Kohlenstoffemission, über die es jedoch kaum gesicherte Schätzungen gibt. Möglicherweise haben die allein in Indonesien, Brasilien und Mexiko ausgebrochenen El-Niño-Brände von 1997/98 etwa 40 % der weltweiten Emissionen durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe im Jahr betragen.[1]

Ursachen von tropsichen Waldbränden

Direkte anthropogene Ursachen

Obwohl es über den Tropen die höchste Blitzeinschlagsdichte im Vergleich zu anderen Ökosystemen gibt, kommt es dadurch kaum zu Bränden, weil Gewitter auch mit heftigen Regengüssen einhergehen. Die Gründe für Feuer im tropischen Regenwald sind heute im wesentlichen durch direkte menschliche Aktivitäten bedingt. Daneben spielt möglicherweise auch schon der Klimawandel eine Rolle, der in Zukunft zu einem noch bedeutenderen Faktor werden könnte.

Eine wesentliche Rolle spielt der Straßenbau, der Siedler nach sich zieht, die entlang der Straßen den Wald roden, um Ackerland zu gewinnen. Ebenso kommt es auf diese Weise zu größeren Abholzungen für die Holzgewinnung. Eine weitere Zerstörung des Regenwaldes erfolgt von den Rändern der Waldgebiete her, um Weiden für Rinderherden zu gewinnen. Durch derartige Zerstörungen kommt es zur Fragmentierung der geschlossenen Waldbedeckung und zu einer größeren Austrocknung. Brände können sich so stärker ausbreiten, und deren Zerstörung macht die Wälder wiederum anfälliger für die nächsten Brände. Feuer bewirken in tropischen Regenwäldern eine positive Rückkopplung. Sie reduzieren die Masse an Vegetation, die Feuchtigkeit verdunstet. Das hat wiederum eine geringere atmosphärische Feuchtigkeit zur Folge, was die Wahrscheinlichkeit weiterer Brände erhöht.

Auswirkungen des Klimawandels

Ob gegenwärtig der Klimawandel schon Auswirkungen auf den Tropischen Regenwald hat, ist schwierig zu belegen. Für das neue Jahrhundert wird für die Tropen bei einem mittleren Szenario ein Temperaturanstieg von 3,3 °C projiziert.[3] Tropische Arten reagieren auf höhere Temperaturen besonders sensibel, weil sie schon an eine relativ hohe Temperatur angepasst sind und kaum saisonale Temperaturschwankungen kennen. Bereits gegenwärtig überschreiten extreme Tagestemperaturen die Grenze für eine optimale Photosynthese. Bei noch höheren Temperaturen würde die Kohlenstoffaufnahme zurückgehen. Niederschlagsprognosen sind mit sehr hohen Unsicherheiten behaftet. Aber auch wenn der Niederschlag gleich bleibt, sorgt eine höhere Temperatur für mehr Verdunstung und damit eventuell für Wassermangel. Die höhere CO2-Konzentration ermöglicht es andererseits den Pflanzen, die Stomata zeitweise zu schließen und damit die Transpiration zu reduzieren. Eine größere Trockenheit in tropischen Wäldern begünsigt aber auch Waldbrände.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Cochrane, M.A., (2003): Fire science for rainforests, Nature 421, 913-919
  2. Cochrane, M.A., W.F. Laurance (2008): Synergisms among Fire, Land Use, and Climate Change in the Amazon, Ambio 37, 522-527
  3. Wright, S.J. (2010): The future of tropical forests, Annals of the New York Academy of Science 1195, 1-2

Siehe auch


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