Waldbrände im Amazonas-Regenwald

Aus Klimawandel
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Der Amazonas- Regenwald stellt mit mindestens 5,8 Mio km2 den größten tropischen Regenwald der Erde dar. Er beherbergt schätzungsweise 20 % der pflanzlichen und tierischen Arten der Erde. Seine großen Flüsse stehen für 18 % der Süßwasserzufuhr in die Ozeane. In den letzten 30 Jahren sind allein im brasilianischen Amazonasgebiet 600 000 km2 Waldfläche vernichtet worden. Bei Fortsetzung des gegenwärtigen Trends könnten bis 2050 etwa 30 % des Waldes verschwunden sein.[1]

Waldbrände und Waldvernichtung in Rondonia (brasilianisches Amazonasgebiet). Die hellen Flächen zeigen in den meisten Fällen frisch gerodete Ackerflächen entlang von neu angelegten Straßen.

Der Amazonas-Regenwald war bisher durch seinen hohen Feuchtigkeitsgehalt und sein dichtes Blätterdach relative resistent gegenüber Waldbränden. Ein geschlossenes Blätterdach in einem intakten Wald lässt in der Regel keine großen Brände entstehen. Selbst an den heißesten Tagen übersteigen die Temperaturen kaum 28 °C. Dem Feuer fallen dann eher kleinere und niedrigere Bäume zum Opfer. Typische Brände zerstören zwar 40 % der Bäume, aber nur 10 % der Biomasse, da die großen Bäume dem Feuer widerstehen. Die Feuerfront bewegt sich nur 100-150 m pro Tag voran, kann aber über Wochen und Monate aktiv bleiben. Bei einem gelichteten Blätterdach durch Abholzungen oder frühere Feuer ist der Baumbestand allerdings stärker ausgetrocknet und mehr größere Bäume werden dann durch Brände zerstört. Auch die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Bränden wird sich dann deutlich erhöhen. Eine weitere Besiedlung des Amazonas-Regenwaldes wird unweigerlich zu einer weiteren Fragmentierung des geschlossenen Waldbestandes führen und damit zu höherer Brandgefahr.[2]

Eine weitere Gefahr wird für die nächsten Jahrzehnte im Klimawandel gesehen. Projektionen von Klimamodellen lassen ein deutlich wärmeres und trockeneres Klima für die Zukunft erwarten, so dass der Regenwald des Amazonasgebietes in den nächsten Jahrzehnten wesentlich gefährdeter durch Waldbrände werden könnte. Einzelne Modellberechnungen gehen von einem hohen Temperaturanstieg von bis zu 9 °C und einer Abnahme der jährlichen Niederschläge um 64 % bis 2100 im Amazonasgebiet aus. Zunehmende Dürren, vor allem verursacht durch häufigere El-Niño-Verhältnisse, würden den Regenwald stark dezimieren. Und der trockene Wald werde eine leichte Beute von Bränden werden. Eine Reduktion des Waldbestandes um 50 % bis 2100 wird hiernach für möglich gehalten.[3]

Solche Modellrechnungen sind jedoch mit großen Unsicherheiten behaftet. So zeigte sich, dass sie die aktuellen Niederschläge weit unter- und die Länge von Trockenzeiten überschätzten. Vor allem aber geben die Modelle die Trockenresistenz der Bäume nicht zutreffend wieder. Ausgewachsene Bäume im Amazonasgebiet beziehen ihr Wasser aus bis zu 10 m Tiefe. Wie die extreme Dürre im Jahre 2005 zeigte, sind solche Bäume in der Lage, auch längere Niederschlagsdefizite durch Grundwasseraufnahme auszugleichen. Bei einer Häufung von Dürren im Gefolge des Klimawandels und einer zunehmenden Fragmentierung der geschlossenen Walddecke durch menschliche Eingriffe ist dennoch mit einer erhöhten Waldbrandgefahr zu rechnen.[2] Ob dabei eine Verstärkung El-Niño-artiger Zustände eine Rolle spielen wird, ist nach heutigem Stand der Forschung keineswegs ausgemacht.[4][5]

Einzelnachweise

  1. IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group II: Impacts, Adaptation and Vulnerability, Box 13.1.
  2. 2,0 2,1 Cochrane, M.A., C.P. Barber (2009): Climate change, human land use and future fires in the Amazon. Global Change Biology 15, 601–612
  3. Cox PM, Betts RA, Collins M, Harris PP, Huntingford C, Jones CD (2004): Amazonian forest dieback under climate-carbon cycle projections for the 21st century. Theoretical and Applied Climatology, 78, 137–156 – nach Cochrane, M.A., C.P. Barber (2009): Climate change, human land use and future fires in the Amazon. Global Change Biology 15, 601–612
  4. Vecchi, G. A. & Wittenberg, A. T.(2010): El Niño and our future climate: Where do we stand? Wiley Interdisciplinary Reviews: Climate Change 1, 260-270
  5. IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group I: The Science of Climate Change, 10.3.5.4


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