Meeresspiegelanstieg in Afrika

Aus Klimawandel

In Afrika sind besonders das Nildelta in Ägypten mit den beiden großen Städten Alexandria und Port Said gefährdet. Das Afrika südlich der Sahara ist zwar von allen Großregionen der Dritten Welt am wenigsten durch einen Meeresspiegelanstieg betroffen[1]; dennoch gibt es einige wichtige Ausnahmen. So sind Teile der Küste Westafrikas und am Golf von Guinea, z.B. in Gambia, Gabun und Nigeria, bei einem Meeresspiegelanstieg von 0,5 m und mehr bedroht. Weitere Brennpunkte sind die Küsten von Mosambik, Kenia und Somalia.

Nildelta

Das Nildelta stellt das Mündungsdelta des afrikanischen Nils dar.

Das rund 24 000 km2 große Nildelta nimmt zwar nur 2,3 % der Fläche Ägyptens ein, umfasst aber 46 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche und 50 % der Bevölkerung des Landes und ist damit der wichtigste Wirtschaftsraum Ägyptens.[2] In ihm liegen die Millionenstadt Alexandria und die Halbmillionenstadt Port Said besonders exponiert. Anthropogene Eingriffe haben hier seit Jahrtausenden den Naturraum verändert, in jüngster Zeit durch den Bau des Assuanstaudamms am Oberlauf des Nils und die zunehmende Grundwasserentnahme vor Ort. Grundwasserentnahmen, aber auch Bautätigkeiten führen zur Bodenabsenkung, die kaum ausgeglichen werden, da der Assuandamm die Sedimentfracht des Flusses weitgehend im Oberlauf zurückhält. Vom Mittelmeer ist das unter NN liegende Nildelta nur durch einen schmalen Sandgürtel geschützt. Bei einer Zerstörung dieses Sandgürtels durch einen Meeresspiegelanstieg würden wertvolle landwirtschaftliche Nutzflächen überflutet, Grundwasserreservoire versalzen und ökonomisch wichtige Einrichtungen zerstört. Schon bei einem Meeresspiegelanstieg um 50 cm würde die Versalzung des Grundwassers um 9 km landeinwärts vordringen.[3] Bei einem Anstieg von 1 m wären 10 % der Bevölkerung und 12,5 % der Agrarfläche Ägyptens betroffen, bei einem Anstieg von 5 m 20 % bzw. 35 %.[4] Die Folgen für die Menschen des Nildeltas wären der Verlust von Arbeitsplätzen und Umsiedlungen im größeren Stil.

Alexandria ist mit über 4 Millionen Einwohnern nach Kairo die zweitgrößte Stadt Ägyptens, besitzt den größten Hafen des Landes und steht für 40 % der Industrieanlagen. Es wird zum offenen Meer hin durch einen 63 km langen Strand abgeschlossen und ist auf einer niedrigen Küstenebene erbaut, die in einigen Bereichen unterhalb des Meeresspiegels liegt, die heute von Natur aus oder durch künstliche Dämme geschützt sind. In den unter NN liegenden Gebieten leben heute 45 % der Bevölkerung der Stadt und liegen 54 % der Industrieanlagen und 45 % der Dienstleistungseinrichtungen. Falls keine Schutzmaßnahmen ergriffen werden, würden bei einem Meeresspiegelanstieg um 50 cm 67 % der heutigen Bevölkerung Alexandrias in Gebieten leben, die dann überschwemmt sein würden. Und 66 % der Industrieanlagen sowie 76 % der Serviceeinrichtungen würden sich in solchen Zonen befinden, wodurch mit einem großen Verlust an Arbeitsplätzen gerechnet werden muss.[5]

Afrika südlich der Sahara

Südlich der Sahara sind vor allem Gambia und Mauretanien durch einen Meeresspiegelanstieg gefährdet, aber auch Guinea-Bissau. Nach Einschätzung der Weltbank wären bei einem Anstieg von 1 m in Gambia 3 %, in Mauretanien 8 % der Bevölkerung betroffen, bei einem Anstieg um 5 m allerdings 22 % bzw. 21 % (s. Abb. 18). Bei einem 5m-Anstieg sind die Feuchtgebiete in Gambia und Senegal stark gefährdet und neben der landwirtschaftlichen Nutzfläche von Gambia und Mauretanien auch die von Guinea-Bissau.[6]

Von den Großstädten südlich der Sahara ist besonders Lagos in Nigeria vom Meeresspiegelanstieg betroffen. Ein Großteil seiner geschätzten 15 Millionen Einwohner lebt nur wenige Meter über dem Meeresspiegel. Insbesondere die Wirtschaftsstandorte Victoria Island und Lagos Island, aber auch die neue Expansionsachse entlang der Lekki-Halbinsel, sind bereits jetzt von starker Küstenerosion betroffen. Teile der Inseln liegen bereits jetzt unter dem Meeressiegel, ein Resultat der unkontrollierten Förderung von Grundwasser von tausenden von privaten Bohrlöchern. Zahlreiche Stadtteile von Lagos sind in ehemaligen Feuchtgebieten durch Aufschwemmung entstanden. Sie werden bei einem nur geringen Meeresspiegelanstieg in Mitleidenschaft gezogen werden. Bisher hat die Stadtplanung darauf keine Antworten geliefert.

Einzelnachweise

  1. Dasgupta, S., B. Laplante, C. Meisner, D. Wheeler, J. Yan (2007): The impact of sea level rise on developing countries : a comparative analysis (im Internet zugänglicher Weltbank-Report)
  2. El Raey, K. Dewidar and M. El Hattab (1999): Adaption to the impacts of sea level rise in Egypt, Climate Research 12, 117-128
  3. Brooks, N., Nicholls, R. und Hall, J. M. (2006): Sea Level Rise: Coastal Impacts and Responses. Externe Expertise für das WBGU-Sondergutachten "Die Zukunft der Meere - zu warm, zu hoch, zu sauer". Internet: http://www.wbgu.de/wbgu_sn2006_ex03.pdf. Berlin:WBGU
  4. Dasgupta, S., B. Laplante, C. Meisner, D. Wheeler, J. Yan (2007): The impact of sea level rise on developing countries : a comparative analysis (im Internet zugänglicher Weltbank-Report)
  5. El Raey, K. Dewidar and M. El Hattab (1999): Adaption to the impacts of sea level rise in Egypt, Climate Research 12, 117-128
  6. Dasgupta, S., B. Laplante, C. Meisner, D. Wheeler, J. Yan (2007): The impact of sea level rise on developing countries : a comparative analysis (im Internet zugänglicher Weltbank-Report)

Siehe auch

Weblinks


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