Meeresspiegelanstieg Bangladesch (einfach)

Aus Klimawandel
Version vom 18. Mai 2008, 15:08 Uhr von Dieter Kasang (Diskussion | Beiträge)
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Das Ganges-Brahmaputra-Megna-Delta: Bei einem Meeresspiegelanstieg von 1 m würden die blau-grünen Flächen weitgehend verloren gehen. Die gelbe und rote Linie zeigen das Eindringen von Meerwasser in den letzten Jahrzehnten.

Bangladesch ist eines der ärmsten Länder der Welt. An der weltweiten Emission von Treibhausgasen ist Bangladesch mit nur 0,06% beteiligt. Es ist dennoch einer der am meisten durch die Folgen der globalen Erwärmung gefährdetsten Staaten. Etwa 10% des Staatsgebietes liegen nur 1 m über dem mittleren Meeresniveau und ein Drittel unter dem Gezeitenhub. Außer im Nordosten und Südosten hat das Land eine sehr niedrige und flache Topographie und wird weitgehend von dem von zahllosen Flüssen und Kanälen durchzogenen Ganges-Bramaputra-Delta eingenommen. Die Küstenzone umfasst etwa 47 000 km2, was einem Drittel des Staatsgebietes entspricht. Von der Küstenzone, die einen Streifen von 30 bis 195 km vom Meer umfasst, liegen 62% unter 3 m und 86% unter 5 m über dem Meeresspiegel. Hier leben 35 Millionen Menschen bzw. 28% der Bevölkerung Bangladeschs. Die Bevölkerungsdichte beträgt mit 743 Einwohnern pro km2 mehr als das Dreifache der Einwohnerdichte Deutschlands.

Die besondere geographische Lage zwischen dem Himalaya im Norden und dem Golf von Bengalen im Süden ist nicht nur für den Leben spendenden Monsunregen verantwortlich, sondern auch für zahlreiche Naturkatastrophen. In Bangladesch sind Sturmfluten von 5 und mehr Metern Höhe keine Seltenheit. Die Gründe liegen in dem flachen Wasser im nördlichen Golf von Bengalen, in der Abgeschlossenheit des Golfs nach Norden und in den hoch auflaufenden Gezeiten. Vor allem der mittlere Teil der Küstenzone, der durch das Ästuar der drei großen Ströme Ganges, Brahmaputra und Megna gebildet wird, hat in den letzten Jahrzehnten wohl die schlimmsten Katastrophen durch Taifune und Sturmfluten in der Welt erlebt.[1] So forderte etwa 1999 eine durch einen Taifun ausgelöste Sturmflut 138 000 Todesopfer.

Direkte und indirekte Folgen des Meeresspiegelanstiegs bis 2100 für Bangladesch

Ein Meeresspiegelanstieg würde bisherige Landgebiete in Teile des Ozeans verwandeln und hier die Wellenhöhen während einer Sturmflut noch höher auflaufen lassen. Der Anstieg des Meeresspiegels würde außerdem das Wassers der großen Ströme, die in den Golf von Bengalen münden, aufstauen, wodurch weitere Überflutungen im Landesinnern verursacht würden. Bei einem Meeresspiegelanstieg von 1 m würden fast 30 000 km2 (nach anderen Berechnungen etwa 14 000 km2) Land überflutet werden, und fast 15 Millionen Menschen würden heimatlos und zu Umweltflüchtlingen im eigenen Land. Die Mangrovenwälder der Sundarbans im Südwesten der Küstenzone, die größten zusammenhängenden Mangrovenwälder der Welt, die die Lebensgrundlage für die Subsistenzwirtschaft (vor allem Fischfang) von 10 Millionen Menschen bieten, würden ganz verloren gehen.

Ein besonderes Problem stellt das Eindringen von salzhaltigem Meerwasser dar, das sich schon gegenwärtig bemerkbar macht. Eine Untersuchung über den Zeitraum von 1967 bis 1997 zeigt eine zunehmende Versalzung des Bodens auf breiter Front. Durch den weiteren Meeresspiegelanstieg würde die Versalzung noch weiter ins Inland vordringen. Die Versalzung der Böden und der Gewässer hätten weit reichende Folgen für die Landwirtschaft und die Gesundheit der Bevölkerung. Einerseits würde, wie schon heute zu beobachten, das Shrimp-Farming davon profitieren, da Shrimps in Gewässern mit 0,5 bis 2,5 % Salzgehalt optimal gedeihen. Andererseits würden durch die Bodenversalzung und die Umwandlung in Shrimp-Teiche große Flächen für den Reisanbau verloren gehen. Eine weitere Folge wäre die verstärkte Ausbreitung von Cholera und anderen Krankheiten, da eine warme und feuchte Umgebung mit mäßig hohem Salzgehalt die entsprechenden Krankheitserreger begünstigen.

Einzelnachweise

  1. Ali, A. (1999): Climate change impacts and adaption assessment in Bangladesh, Climate Research 12, 109-116