Landwirtschaft als Klimafaktor

Aus Klimawandel

Treibhausgase aus der Landwirtschaft

Die Landwirtschaft ist nicht nur Opfer des globalen Klimawandels, sondern auch Verursacher. Immerhin stammen 10-12 % der weltweiten anthropogenen Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft. Dabei handelt es sich weniger um CO2-Emissionen, deren Austausch mit der Atmosphäre nahezu ausgeglichen ist, als um Emissionen von Methan (CH4) und Lachgas (N2O). Der Anteil der Landwirtschaft an der gesamten Lachgas-Emission liegt sogar bei 60 % und der an den Methan-Emissionen bei 50 %. Lachgas entsteht hauptsächlich durch die künstliche Düngung und entweicht dem Boden. Die Hauptquelle für die Emission von Methan ist die Rinderzucht und der Reisanbau. Ohne Maßnahmen wird damit gerechnet, dass die Landwirtschaft ihre Emissionen bis 2030 bei N2O um 35-60 % und bei CH4 um ca. 60 % steigern wird.[1] Diese Zunahme wird vor allem durch die Emissionsentwicklung in den Entwicklungsländern bedingt sein, während sie in den Industrieländern etwa gleich bleibt.

Klimaschutz durch die Landwirtschaft?

Seit einigen Jahren werden die Möglichkeiten der Landwirtschaft diskutiert, durch den Anbau von nachwachsenden Rohstoffen zur Energiegewinnung zum Klimaschutz beizutragen. Das Stichwort heißt Bioenergie. Gemeint ist damit der Anbau und die Nutzung von Pflanzen und Pflanzenresten, die während ihres Wachstums ähnlich viel Kohlendioxid aus der Atmosphäre durch Photosynthese binden, wie sie bei ihrer Verbrennung wieder freigeben. So werden Biokraftstoffe wie Biodiesel aus Raps oder Bioethanol aus Mais gewonnen und als Ersatz für fossile Treibstoffe verwendet. Kritiker bezweifeln eine positive Klimabilanz und sehen den Anbau von Energiepflanzen in einer verhängnisvollen Konkurrenz mit der Nahrungsmittelproduktion.

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) hat zur Frage der Bioenergie aktuell eine Studie veröffentlicht, in der er eine nachhaltige Nutzung der Bioenergie empfiehlt.[2] Voraussetzung sei jedoch, dass weder die Ernährungssicherheit noch Natur- und Klimaschutzziele dadurch gefährdet werden.

Um den Bedarf an Nahrungsmitteln bis 2030 zu decken, muss angesichts der wachsenden Bevölkerung die globale Nahrungsmittelproduktion um 50 % gesteigert werden. Das wird einerseits durch Intensivierung geschehen, andererseits aber ist eine Ausweitung der Agrarflächen um schätzungsweise 13 % wohl nicht zu vermeiden. Der wachsende Anbau von Energiepflanzen wird in vielen Regionen der Welt daher in scharfe Konkurrenz zur Nahrungsmittelsicherung treten. Da Energiepflanzen meistens in Monokultur angebaut werden und möglicherweise auch natürliche Ökosysteme wie tropische Regenwälder verdrängen, gefährden sie zudem die biologische Vielfalt.

Bioenergie aus der Landwirtschaft muss außerdem keineswegs zu verminderten Treibhausgasemissionen führen. Entscheidend ist die vorherige Nutzung der bebauten Flächen und die spätere Verwendung der gewonnenen Energie. Werden die Flächen durch die Abholzung von tropischem Regenwald oder die Kultivierung von Mooren, Savannen und Grasland gewonnen, ist die Klimabilanz in jedem Falle negativ, d.h. die Emissionen durch die Beseitigung der natürlichen Vegetation sind größer als die Einsparungen durch pflanzliche Energienutzung. Auch die Verdrängung von anderen Agrarpflanzen durch Energiepflanzen ist in der Klimabilanz negativ. Wenn man die Emissionen aus Landnutzungsänderungen einbezieht, können durch Energierohstoffe deutlich mehr Emissionen entstehen als durch fossile Brennstoffe. Das ist besonders dann der Fall, wenn die Bioenergie als Kraftstoff für den Antrieb im Verkehr genutzt wird. Effektiver ist laut WBGU-Gutachten die Nutzung von mehrjährigen Pflanzen wie Zuckerrohr, Ölpalmen oder Jatropha auf Flächen, die vorher weder von Wald bestanden noch für die Produktion von Grundnahrungsmitteln genutzt wurden. Und sie ist dann besonders effektiv, wenn die Produkte für die Erzeugung von Strom genutzt werden. Eine noch bessere Klimabilanz würde dann erreicht, wenn Strom mit Abfallprodukten wie Holzabfälle, Gülle oder Stroh erzeugt wird.

Einzelnachweise

  1. IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group III: Mitigation of Climate Change, 8.3
  2. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (2008): Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung


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