Klimawandel und Gesundheit: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 4. August 2008, 14:26 Uhr

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Wirkungspfade von Klimaänderungen auf die Gesundheit des Menschen

Der anthropogene Klimawandel wirkt sich auch auf die menschliche Gesundheit aus. Die Veränderungen physikalischer Faktoren (z.B. der Temperatur, der Wetterabläufe, der Wasserverfügbarkeit oder der Höhe des Meeresspiegels) und daraus resultierende Veränderungen der Ökosysteme (z.B. veränderte Artenzusammensetzungen, veränderte Lebensräume verschiedener Arten) können weltweit positive oder negative Folgen für die menschliche Gesundheit haben. Dabei sind direkte und indirekte Auswirkungen möglich.

Bei den direkten Wirkungen handelt es sich um die unmittelbaren Folgen von Klima- und Wetteränderungen für den menschlichen Organismus. Steigende oder sinkende Durchschnittstemperaturen, vermehrte Hitze- oder Kältewellen können eine erhöhte Sterblichkeit und das häufugere Vorkommen von Krankheiten bewirken. Regelmäßiger auftretende klimawandelbedingte Extremereignisse (z.B. Dürren, Stürme, Sturmfluten, Überschwemmungen, Lawinenabgänge, Erdrutsche) stellen ebenfalls eine Bedrohung für viele Menschen dar.

Auf indirektem Wege wirkt sich der Klimawandel durch die Ausbreitung von Infektionskrankheiten auf den Menschen aus. Durch Klimaänderungen verändern sich auch die Verbreitungsgebiete verschiedener Krankheitsüberträger wie Stechmücken, Zecken und Nagetiere. Auch Zugvögel werden als zunehmend wichtige Krankheitsüberträger diskutiert. Auch eine klimawandelbedingte Erhöhung des Meeresspiegels, veränderte Produktionsbedingungen in der Landwirtschaft und Trinkwasserknappheit können negative Folgen für die menschliche Gesundheit haben. Der anthropogene Klimawandel fördert außerdem die stärkere Ausbreitung allergieauslösender Pollen und kann durch vermehrte Luftverschmutzung(z.B. in Form von Sommersmog-Situationen) zum häufigeren Vorkommen von Atemwegserkrankungen führen. In einigen Gebieten wird der anthropogene Klimawandel positive Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben. Insgesamt werden aber nach heutigem Wissensstand die negativen Folgen überwiegen.[1]


Direkte Auswirkungen des Klimawandels

Temperaturanstieg

Der anthropogene Klimawandel führt in den meisten Regionen der Erde zu einer Erwärmung der Durchschnittstemperaturen. Zahlreiche Studien belegen den Zusammenhang zwischen der täglichen Außentemperatur und der Zahl der Todesfälle. Für verschiedene Regionen der Erde gibt es gesundheitlich optimale Durchschnittstemperaturen, bei denen die Sterberate am geringsten ist (z.B. 16,5°C für Amsterdam, 20°C für New York). Wird diese im Zuge des Klimawandels um 1°C überschritten, steigt die allgemeine Sterberate um 1%.[2] Es wird weiterhin angenommen, dass mit einer Erhöhung der mittleren Temperaturen auch eine Intensivierung von Hitzewellen einhergeht. Vor allem bei extremer Kälte oder Hitze steigt die Sterberate erheblich. Die höchste Sterberate wird dabei eindeutig an ausgeprägten Hitzetagen erreicht. Extreme Hitze wirkt sich besonders in Städten stark aus, da sich dort so genannte Wärmeinseln bilden. Asphalt und Häuser strahlen nachts Wärme ab, die sie am Tag gespeichert haben, die relative Luftfeuchtigkeit ist niedrig und durch die dichte Bebauung sind die Windgeschwindigkeiten dort geringer. Daher kühlen Städte im Fall einer Hitzewelle auch nachts nicht ab und es kommt zur Überhitzung. So starben etwa 1987 in Griechenland während einer Hitzewelle innerhalb einer Woche 4000 Menschen mehr als im statistischen Durchschnitt, 2000 davon allein in Athen. Betroffen sind vorwiegend alte und kranke Menschen (z.B. mit Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen) sowie kleine Kinder. Einige Studien prognostizieren, dass erhöhte Sterberaten als Folge hoher Sommertemperaturen durch die verringerte Sterberate besonders bei Herzkranken Menschen durch mildere Winter mehr als ausgeglichen wird.[3] Derzeit lassen sich auf Grund zahlreicher Unsicherheiten (z.B. bezüglich des Anpassungsverhaltens durch Ventilatoren, Klimaanlagen o.Ä.) keine gesicherten Angaben darüber machen, ob die erhöhte Sterberate durch steigende Durchschnittstemperaturen und Intensivierung von Hitzewellen oder die verringerte Sterberate durch wärmere Winter überwiegt.

Extremereignisse

Als eine wichtige Folge des anthropogneen Treibhauseffekts wird die Zunahme extremer Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Dürren und Stürme angenommen. Extremereignisse haben einerseits durch direkte Einwirkungen, andererseits aber auch indirekt weitreichende Konsequenzen für das menschliche Leben und die menschliche Gesundheit. Überschwemmungen fordern nicht nur in vielen Fällen zahlreiche Tote und Verletzte, so in China 1996 mit über 3000 Toten und 363800 Verletzten oder in Mitteleuropa 1997 mit über 100 Toten bei der Oder-Überschwemmung, sondern begünstigen auch den Ausbruch verschiedener Krankheit wie Cholera oder Durchfallerkrankungen durch verunreinigtes Wasser.[4] In Ostafrika wurden in Perioden heftiger Regenfälle, z.B. auch während des El Nino 1997/98, ein vermehrtes Auftreten des Rift Valley Fiebers festgestellt.[5] Hinzu kommen seelische Folgen bei den betroffenen Menschen, die bis zu gesteigertem Alkoholismus und Selbstmord reichen können. So hatte die Oder-Flut von 1997 in Polen in den folgenden beiden Monaten 50 Selbstmordfälle zur Folge.[6]

Stratosphärische Ozonabnahme

starker Sonnenbrand

Zwischen 15 und 30 km Höhe befindet sich die stratosphärische Ozonschicht. Diese absorbiert einen Großteil der energiereichen ultravioletten Strahlung, die von der Sonne ausgeht. Die UV-C-Strahlung wird durch die Ozonschicht und darüber befindlichen Sauerstoff komplett absorbiert. 97-99% der UV-B-Strahlung werden durch die Ozonschicht von der Erdoberfläche abgehalten. Besonders UV-B- und UV-C-Strahlung sind für irdische Landlebewesen gefährlich. Sie schädigen lebende Zellen und zerstören die darin befindliche DNA. Die UV-A-Strahlung erreicht nur leicht abgeschwächt die Erdoberfläche, ist aber wesentlich ungefährlicher. Bei Menschen sind vor allem Haut und Augen empfindlich. Wird die Haut mit ultraviolettem Licht bestrahlt, beispielsweise während eines Sonnenbades, bildet sie zunächst schützende Pigmente. Bei übermäßiger Bestrahlung kommt es zu akuten Schäden in Form von Hautrötungen oder sogar zum Absterben des Gewebes. Ist die Haut häufig starker UV-Bestrahlung ausgesetzt kann es zu Langzeitschäden wie Faltenbildung oder im schwersten Fall zur Bildung von Hautkrebs kommen. Derzeit erkranken in Deutschland jährlich 12 Menschen an der agressivsten Form des Hautkrebs, dem malignen Melanom. Bei 20% der Betroffenen führt die Erkrankung zum Tod. Eine Abnahme des stratosphärischen Ozons stellt somit eine Gefahr für irdische Lebewesen und somit auch für die menschliche Gesundheit dar. Der Abbau von stratosphärischem Ozon wird neben weiteren Faktoren (siehe Stratosphärisches Ozon) auch durch den anthropogenen Klimawandel begünstigt (siehe Ozonveränderungen und Klimawandel).

Indirekte Auswirkungen des Klimawandels

Verbreitung von Krankheitsüberträgern

Anopheles gambiae beim Stich

Die klimawandelbedingte Verbreitung verschiedener Krankheitsüberträger, auch Vektoren genannt, stellt eine Gefahr für die Gesundheit vieler Menschen dar. Vor allem viele Gliederfüßer (z.B. viele Mosquito-Arten) und Nagetiere (z.B. Wanderratten), aber auch Zugvögel kommen als Vektoren in Frage. Gliederfüßer sind wechselwarm und somit von der Temperatur, aber auch anderen klimabedingten Umweltfaktoren wie Oberflächenwasser, Feuchtigkeit, Wind, Bodenfeuchte, Waldverbreitung usw abhängig. Insekten benötigen z.B. Wasser zur Eiablage, und viele von ihnen werden durch Luftbewegungen weit verbreitet. Andererseits zeichnen sich viele Vektor-Organismen durch hohe Reproduktionsraten aus. Dadurch sind sie in der Lage, sich schnell an neue Umweltbedingungen anzupassen. Es wird erwartet, daß eine Erhöhung von Temperatur und Feuchtigkeit die Lebensbedingungen der meisten Krankheitsüberträger verbessert und damit die regionale Verbreitung und das saisonale Vorkommen vieler vektorbedingten Krankheiten begünstigt. Für die Übertragung vieler Vektor-Krankheiten liegt die Temperaturgrenze bei 14-18 °C im unteren und bei 35-40 °C im oberen Bereich. Eine Erwärmung im unteren Grenzbereich kann deutliche und nicht lineare Folgen für die äußere Brutperiode haben und damit für die Krankheitsübertragung. Am günstigsten sind Temperaturen um 30-32 °C. Viele Mosquito-Arten wie Anopheles gambiae, Aedes aegypti u.a., die für die Übertragungen der meisten Vektorkrankheiten verantwortlich sind, reagieren sehr empfindlich auf Veränderungen ihrer Umwelt. Wenn sich die Temperatur von Gewässern erhöht, reifen die darin befindlichen Larven schneller, wodurch mehr Nachwuchs produziert wird. In einem wärmeren Klima saugen weibliche Mosquitos das Blut schneller und steigern damit die Übertragungsintensität. Außerdem verkürzt sich die Inkubationszeit der Malariaparasiten und Viren in den Mosquitos, wenn die Temperatur steigt. Eine Erwärmung über 34 °C hat dagegen im allgemeinen negative Folgen für das Überleben von Vektoren und Parasiten. Auch Niederschlagsveränderungen besitzen einen Einfluss auf das Verhalten der Vektoren. Zunehmende Niederschläge können die Anzahl und Qualität der Brutplätze für Vektoren steigern, abnehmende Niederschläge erschweren dagegen deren Überleben.

Vermehrter Flug allergieauslösender Pollen

Trinkwasserknappheit

Die Verfügbarkeit von sauberem Trinkwasser ist für die menschliche Gesundheit sehr wichtig. Schlecht oder garnicht aufbereitetes Wasser kann vor allem in warmen Regionen der Erde ein breites Spektrum an Bakterien, Viren und Protozoen enthalten, die zu Durchfällen (z.B. bei der Cholera) oder anderen Erkrankungen führen können. Durch keimbelastetes Wasser können sogar Epedemien auftreten. Besonders gefährdet sind dabei Entwicklungsländer, in denen eine funktionierende Infrastruktur und somit auch die Trinkwasserversorgung und sanitäre Einrichtungen nicht selbstverständlich sind. Derzeit haben schätzungsweise eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Jährlich sterben ca. 4 Millionen Menschen an den Folgen unzureichender Trinkwasserhygiene und dem Defizit an sanitären Einrichtungen. Durch den klimawandelbedingten Temperaturanstieg und Veränderungen im globalen Wasserhaushalt kann es somit vor allem in Entwicklungsländern zu einer verstärkten gesundheitlichen Bedrohung der Menschen kommen. Auch der mit dem Klimawandel einhergehende Meeresspiegelanstieg kann durch Versalzung des Grundwassers und Überflutung von Mülldeponien zu einer weiteren Verknappung von sauberem Wasser führen.

Nahrungsknappheit

Eine ausreichende und gesunde Ernährung ist eine wesentliche Grundlage der menschlichen Gesundheit. Unterernährung ist eine Hauptursache der Kindersterblichkeit sowie der körperlichen und geistigen Unterentwicklung in der Kindheit und der Schwächung der kindlichen Immunabwehr. Der globale Klimawandel wird in vielen Regionen Temperatur und Niederschlag verändern. Dadurch wird das Wachstum zahlreicher Kulturpflanzen deutlich beeinflusst. In einigen Regionen, vor allem in den mittleren und hohen Breiten, wird es zu Erntegewinnen, in den niederen Breiten dagegen zu Ernteverlusten kommen. Der Klimawandel wird die Landwirtschaft ausserdem durch häufigere und stärkere Extremereignisse und durch seinen Einfluß auf Pflanzenkrankheiten beeinträchtigen. Dadurch wird vor allem die Ernährungssicherheit in den armen Ländern der semiariden und feuchten Tropen bedroht, die heute schon gegen Überbevölkerung und Unterernährung kämpfen und künftig kaum zusätzliche Ressourcen für Anpassungsmaßnahmen aufbringen können. Bereits in den späten 1990er Jahren lebten nach Schätzungen der FAO (UN Food and Agricultural Organization) weltweit 790 Millionen Menschen ohne ausreichende Nahrung, vor allem in Afrika.[7]

Zunahme der Luftverschmutzung

Meeresspiegelanstieg

sozio-ökonomische Auswirkungen

Einzelnachweise

  1. McMichael, A. and A. Githeko: Human Health, IPCC WG2, Ex.Summary
  2. Martens, W.J.M. (1997): Climate change, thermal stress and motality, Social Science and Medicin, 46, 331-344
  3. Martens, W.J.M. (1997): Climate change, thermal stress and motality, Social Science and Medicin, 46, 331-344
  4. McMichael, A. and A. Githeko (2001): Human Health, in: IPCC WG II, 9.5.1.
  5. Epstein, P.R. (1999): Enhanced: Climate and Health, Science, 285, 347-348
  6. Kundzewicz, Z.W. and M.L. Parry (2001): Europe, in: IPCC WG II, 13.2.5.5.
  7. McMichael, A. and A. Githeko (2001): Human Health, IPCC, WG II, TAR, 9.9.

Siehe auch


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