Klimasensitivität

Aus Klimawandel
Version vom 19. August 2014, 16:50 Uhr von Dieter Kasang (Diskussion | Beiträge)
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Was ist die Klimasensitivität?

Die Klimasensitivität ist ein Maß dafür, wie sensibel die global gemittelte bodennahe Lufttemperatur auf der Erde auf Änderungen der Kohlendioxid-Konzentration reagiert. Sie wird daher in °C angegeben und steht für die Temperaturänderung, die die Erde bei einer Verdoppelung des CO2-Gehalts erfahren würde. Dabei wird angenommen, dass sich das Klima vor und nach der Änderung im Gleichgewicht befindet; man betrachtet also einen Anfangs- und Endzustand ohne die allmähliche Erwärmung dazwischen. Betrachtet man dagegen die Änderung des Klimas bis zu einem bestimmten (z.B. dem aktuellen) Zeitpunkt, spricht man auch von der „effektiven Klimasensitivität“.

Wie groß ist die Klimasensitivität?

Das Gedankenexperiment der plötzlichen CO2-Verdopplung hat natürlich keine Entsprechung in der Realität, sondern liefert eine einfache Kennzahl zur Beschreibung der Empfindlichkeit der Erde gegenüber Kohlendioxid und anderen das Klima beeinflussenden Faktoren (die meist - mit Einschränkungen - in CO2-Äquivalente umgerechnet werden können).

Diese Zahl zu kennen ist also der Schlüssel zu einer verlässlichen Vorhersage des Klimas. Sie ist allerdings kein vorgegebener Wert in globalen Klimamodellen, sondern Resultat vieler verschiedener Rückkopplungseffekte, wie z.B. der Wasserdampf-Rückkopplung (je wärmer es wird, desto mehr erwärmender Wasserdampf befindet sich auch in der Luft; vgl. Wasserkreislauf und Klima) und der Eis-Albedo-Rückkopplung. Insbesondere die Veränderung der Bewölkung und deren Rückwirkung auf die globale Erwärmung ist schwer abschätzbar und vergrößert die Unsicherheitsspanne. Da frühere Modelle nur die Atmosphäre beinhalteten, beinhaltet die Klimasensitivität im engeren Sinne übrigens nur Rückkopplungen in der Atmosphäre. Die Unsicherheiten des sich ändernden Kohlenstoffkreislaufs (z.B. die zusätzlichen Emissionen aus Pflanzen und Böden) werden nicht dazu gerechnet, obwohl sie natürlich ebenfalls zu Klimaänderungen beitragen werden.

Auch aus Beobachtungen ist die Klimasensitivität schwer abschätzbar, da die Klimaantriebe (also die Ursachen von Klimaänderungen) und die Klimaänderungen selbst zu ungenau bekannt sind, und da das Klima sich in Wahrheit nicht im Gleichgewicht befindet, sondern immer dem Antrieb hinterher hinkt.

Der Wert der Klimasensitivität liegt nach heutigen Erkenntnissen zwischen 2 und 4,5 °C. Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) bezeichnet diese Spanne in seinem 2007 erschienenen Vierten Sachstandsbericht als „wahrscheinlich“, der beste mittlere Schätzwert liege bei 3 °C; eine Sensititvät von unter 1,5 °C sei „sehr unwahrscheinlich“.[1]

In einzelnen Studien wurde als Wert für die Klimasensitivität ein Bereich zwischen 1,5 und 4,5 °C ermittelt, um die sich die Erde mit 95%iger Wahrscheinlichkeit bei einer solchen Verdoppelung erwärmen wird.[2] Eine 2007 in der Zeitschrift Nature erschienene geologische Studie untersucht die Klimasensitivität über die letzten 420 Millionen Jahre und ergibt 1,5 °C als unteren und 6,2 °C als oberen Grenzwert sowie 2,8 °C als beste Schätzung.[3]

Die mangelnde Kenntnis der Klimasensitivität macht es schwierig, Ergebnisse von Klimamodellen zu vergleichen, da jedes Modell eine andere Klimasensitivität aufweist. Daher ist es von Vorteil, nicht die Temperaturänderungen, sondern als Vorstufe davon die Änderung der Strahlungsbilanz direkt zu vergleichen. Das hierzu entwickelte Konzept ist das des Strahlungsantriebs. Der Umrechnungsfaktor zwischen dem Strahlungsantrieb und der Temperaturänderung auf der Erde nennt sich Klimasensitivitäts-Parameter und wird in K/(W/m2 (also Kelvin pro Watt/m2) angegeben.

Einzelnachweise

  1. Intergovernmental Panel on Climate Change (2007): IPCC Fourth Assessment Report - Working Group I Report "The Physical Science Basis"
  2. Annan, J.D. und J.C. Hargreaves (2006): Using multiple observationally-based constraints to estimate climate sensitivity, Entwurf vom 30. Januar (PDF)
  3. Royer, Dana L., Robert A. Berner und Jeffrey Park (2007): Climate sensitivity constrained by CO2 concentrations over the past 420 million years, in: Nature, Vol. 446, 29. März, (PDF)


Weblinks


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