Klimaänderungen in Lateinamerika: Unterschied zwischen den Versionen

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Die wichtigste Quelle für natürliche Klimaschwankungen in Südamerika ist das ENSO-Phänomen. Während eines El Niño fällt weniger Niederschlag über dem tropischen Südamerika und mehr Niederschlag als normal über dem südöstlichen Teil des Kontinents und dem mittleren Chile. In den wüstenartigen Küstengebieten von Ecuador und Peru kann es auf dem Höhepunkt von El-Niño-Episoden zu starken Überflutungen kommen.
Die wichtigste Quelle für natürliche Klimaschwankungen in Südamerika ist das ENSO-Phänomen. Während eines El Niño fällt weniger Niederschlag über dem tropischen Südamerika und mehr Niederschlag als normal über dem südöstlichen Teil des Kontinents und dem mittleren Chile. In den wüstenartigen Küstengebieten von Ecuador und Peru kann es auf dem Höhepunkt von El-Niño-Episoden zu starken Überflutungen kommen.


== Einzelne Regionen ==
=== Klimaänderungen in einzelnen Regionen ===
===Amazonasgebiet===
====Westküste====
====Anden====
[[Bild:Temperatur-tropische-Anden.jpg|thumb|420px|Temperaturveränderung in den tropischen Anden (1°N–23°S) zwischen 1939 und 2006]]
In den höheren Lagen der tropischen Anden ist der Temperaturanstieg über das 20. Jahrhundert auf 1,1 °C geschätzt worden.<ref name="Rabatel 2012">Rabatel, A., et al. (2012): [http://www.the-cryosphere-discuss.net/6/2477/2012/tcd-6-2477-2012.html Review article of the current state of glaciers in the tropical Andes: a multi-century perspective on glacier evolution and climate change], The Cryosphere Discussion 6, 2477-2536</ref> Dabei haben sich vor allem die Minimumtemperaturen erhöht. Die kalten Nächte sind wärmer geworden, und die extrem kalten Nächte haben in der Anzahl abgenommen.<ref name="Vuille 2008">Vuille, M., et al. (2008): Climate change and tropical Andean glaciers: past, present and future, Earth-Science Reviews, 89, 79–96</ref> Neben der allgemeinen Erwärmung spielen [[ENSO|El-Niño- und La-Niña-Ereignisse]] mit beschleunigenden bzw. verzögernden Effekten eine Rolle.<ref name="Rabatel 2012" /> Während El-Niño-Jahren zeigen die tropischen Anden im Mittel im Sommer eine um 0,7-1,3 °C höhere Bodentemperatur als in La-Niña-Jahren.  Analysen des [[ENSO und der anthropogene Treibhauseffekt|Niño-3-Index]] zeigen, dass eine Erwärmung der Meeresoberflächentemperatur des östlichen tropischen Pazifik um 1 °C die Frostgrenze um 76 m anhebt.<ref name="Vuille 2008" />
 
Die Änderungen der Niederschläge sind weniger eindeutig. Nördlich von 11°S gibt es in Ecuador, Nord- und Mittel-Peru eine Niederschlagserhöhung, im südlichen Peru und entlang der peruanisch-bolivianischen Grenze dagegen eine Niederschlagsabnahme. Allgemein lässt sich sagen, dass die inneren [[Tropen]] feuchter und die äußeren Tropen ([[Subtropen]]) trockener werden. Dieser Trend kann durch eine Intensivierung der [[Hadley-Zelle|Hadley-Zirkulation]] erklärt werden. Einerseits wird der aufsteigende Ast der  Hadley-Zelle kräftiger, wodurch es zu mehr [[Konvektion|konvektiven]] Niederschlägen kommt. Andererseits verstärkt sich der absteigende Ast, wodurch Niederschlag und Wolkenbedeckung abnehmen. Dadurch werden die äquatornahen Tropen feuchter und die Subtropen wolkenärmer und trockener.  Auch bei den Niederschlägen spielen durch [[ENSO]] bedingte Schwankungen eine wichtige Rolle. In El-Niño-Jahren sind nicht nur die Temperaturen höher; auch der Himmel ist klarer, und es fallen weniger Niederschläge.<ref name="Vuille 2008" />
 
====Amazonasgebiet====
* Hauptartikel: [[Klimaänderungen im Amazonasgebiet]]
* Hauptartikel: [[Klimaänderungen im Amazonasgebiet]]



Version vom 5. April 2014, 16:20 Uhr

Satelliten-Aufnahme von Südamerika

Südamerika

Mittlere Klimabedingungen

Aufgrund der großen meridionalen Ausdehnung von 12 °N bis 56 °S finden sich in Südamerika von den Tropen über die Subtropen bis zur gemäßigten Zone nahezu alle Klimazonen.[1] Über Tropen und Subtropen in Südamerika bestimmt die Hadley-Zirkulation mit aufsteigender Luft und starken Niederschlägen entlang der Innertropischen Konvergenz und absteigenden Luftmassen in den Subtropen weitgehend den Jahreszyklus von Niederschlag und Trockenheit. Im Süd-Winter (Juni, Juli, August) fallen die Hauptniederschläge nördlich des Äquators. Im Innern des Kontinents einschließlich des südlichen Amazonasgebietes ist es trocken. Im Süd-Sommer (Dezember, Januar, Februar) zieht sich ein Band starker Niederschläge von der südlichen Hälfte des Amazonas-Beckens bis ins nördliche Argentinien. Über dem Chaco bildet sich gleichzeitig ein starkes Tief aus, das die Ostwinde über dem Amazonasbecken nach Süden zieht, wodurch große Mengen an Feuchtigkeit bis nach 35 °S transportiert werden. Ostwinde vom Atlantik her dringen bis in die zentralen Anden vor und sorgen für Niederschläge über dem Altiplano.

Quer zu den zonal verlaufenden Klimazonen erstreckt sich auf nahezu der gesamten Lände des Kontinents der Gebirgszug der Anden. In den Tropen und Subtropen trennen die Anden südlich des Äquators niederschlagsreiche Gebiete im Osten, wo vom Atlantik her Passate feuchte Luftmassen in den Kontinent transportieren, von trockenen Gebieten in den schmalen Küstenstreifen im Westen. Südlich davon, im südlichen Chile und Patagonien, liegen in der Westwindzone die trockeneren Gebiete im Osten und die feuchten im Westen der Anden. Im Innern des Kontinents ist das Amazonasbecken zwischen 10 °N und 25 °S eine Region mit starken konvektiven Niederschlägen, die den größten Regenwald der Welt mit Feuchtigkeit versorgen.

Temperaturunterschiede zwischen pazifischer Küste, Landesinnern und atlantischer Küste im tropischen und subtropischen Südamerika.

Bei den Temperaturen gibt es einerseits Unterschiede von ca. 20 °C entsprechend den Klimazonen zwischen den äquatorialen Gebieten und dem Süden des Kontinents sowie ähnliche unterschiede zwischen den Tiefländern und den Hochebenen des Altiplano. Andererseits gibt es durch die ozeanischen Randbedingungen und getrennt durch die Gebirgskette der Anden eine West-Ost-Asymmetrie mit kühleren Verhältnissen über dem subtropischen Pazifik und den angrenzenden Küstengebieten und wärmeren Bedingungen östlich der Anden wie etwa im Amazonasgebiet. Bei 20 °S etwa ist die pazifische Küste um 6 °C kühler als die bolivianischen Tieflandgebiete östlich der Anden und 4 °C kühler als die atlantische Küste. Grund ist das kalte Auftriebswasser vor den Küsten von Nordchile und Peru, das durch den Humboldtstrom angetrieben wird.

Südlich von 40 °S bestimmen Westwinde das ganze Jahr über das Wetter. Sie reichen in große Höhen und besitzen als Jetstream in der oberen Troposphäre ihre größte Geschwindigkeit. Die nach Osten ziehenden Tiefdruckgebiete regnen sich westlich der Anden ab, während es in dem östlich der Anden gelegenen Patagonien ausgesprochen trocken ist. Das Regengebiet im Westen reicht im Süd-Winter bis 30 °S in Zentral-Chile und im S-Sommer bis 40 °S.

Natürliche Klimaschwankungen

Klimaschwankungen in Südamerika werden von unterschiedlichen großräumigen Systemen beeinflusst.[1] Eine starke Wirkung auf das Klima des Kontinents hat das pazifische ENSO-Phänomen, mit direkten Effekten auf die Küstengebiete Ecuadors, Perus und des nördlichen Chile sowie mit indirekten Auswirkungen bis in mittlere Breiten und, jenseits der Anden, bis Nordost-Brasilien. Ein weiterer Einflussfaktor, der ENSO-ähnlich wirkt, ist die Pazifische Dekaden Oszillation (PDO), bei der es um Schwankungen der Temperatur des Oberflächenwassers im Nordpazifik vor der nordamerikanischen Westküste geht. Aber auch die Meeresoberflächentemperaturen des tropischen Atlantiks spielen eine Rolle für Dürren im Nordosten Brasiliens und des Amazonas-Gebietes. Selbst die Nordatlantische Oszillation (NAO) im Nordatlantik wirkt sich auf Klimaschwankungen in Südamerika aus.

Die wichtigste Quelle für natürliche Klimaschwankungen in Südamerika ist das ENSO-Phänomen. Während eines El Niño fällt weniger Niederschlag über dem tropischen Südamerika und mehr Niederschlag als normal über dem südöstlichen Teil des Kontinents und dem mittleren Chile. In den wüstenartigen Küstengebieten von Ecuador und Peru kann es auf dem Höhepunkt von El-Niño-Episoden zu starken Überflutungen kommen.

Klimaänderungen in einzelnen Regionen

Westküste

Anden

Temperaturveränderung in den tropischen Anden (1°N–23°S) zwischen 1939 und 2006

In den höheren Lagen der tropischen Anden ist der Temperaturanstieg über das 20. Jahrhundert auf 1,1 °C geschätzt worden.[2] Dabei haben sich vor allem die Minimumtemperaturen erhöht. Die kalten Nächte sind wärmer geworden, und die extrem kalten Nächte haben in der Anzahl abgenommen.[3] Neben der allgemeinen Erwärmung spielen El-Niño- und La-Niña-Ereignisse mit beschleunigenden bzw. verzögernden Effekten eine Rolle.[2] Während El-Niño-Jahren zeigen die tropischen Anden im Mittel im Sommer eine um 0,7-1,3 °C höhere Bodentemperatur als in La-Niña-Jahren. Analysen des Niño-3-Index zeigen, dass eine Erwärmung der Meeresoberflächentemperatur des östlichen tropischen Pazifik um 1 °C die Frostgrenze um 76 m anhebt.[3]

Die Änderungen der Niederschläge sind weniger eindeutig. Nördlich von 11°S gibt es in Ecuador, Nord- und Mittel-Peru eine Niederschlagserhöhung, im südlichen Peru und entlang der peruanisch-bolivianischen Grenze dagegen eine Niederschlagsabnahme. Allgemein lässt sich sagen, dass die inneren Tropen feuchter und die äußeren Tropen (Subtropen) trockener werden. Dieser Trend kann durch eine Intensivierung der Hadley-Zirkulation erklärt werden. Einerseits wird der aufsteigende Ast der Hadley-Zelle kräftiger, wodurch es zu mehr konvektiven Niederschlägen kommt. Andererseits verstärkt sich der absteigende Ast, wodurch Niederschlag und Wolkenbedeckung abnehmen. Dadurch werden die äquatornahen Tropen feuchter und die Subtropen wolkenärmer und trockener. Auch bei den Niederschlägen spielen durch ENSO bedingte Schwankungen eine wichtige Rolle. In El-Niño-Jahren sind nicht nur die Temperaturen höher; auch der Himmel ist klarer, und es fallen weniger Niederschläge.[3]

Amazonasgebiet

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Die Darstellung stützt sich im wesentlichen auf: Garreaud, R.D., et al. (2009): Present-day South American climate, Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 281, 180–195
  2. 2,0 2,1 Rabatel, A., et al. (2012): Review article of the current state of glaciers in the tropical Andes: a multi-century perspective on glacier evolution and climate change, The Cryosphere Discussion 6, 2477-2536
  3. 3,0 3,1 3,2 Vuille, M., et al. (2008): Climate change and tropical Andean glaciers: past, present and future, Earth-Science Reviews, 89, 79–96


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