Klimaänderungen in China

Aus Klimawandel

Mit 9,5 Millionen km² ist China etwa so groß wie Europa bis zum Ural. Von Norden nach Süden und von Osten nach Westen erstreckt sich China jeweils über mehr als 4000 km. Dieses Gebiet von kontinentaler Ausdehnung lässt sich grob in drei Großräume einteilen:

  1. in die dicht besiedelten Ebenen mit den Deltas der großen Flüsse im Osten,
  2. in das Bergland mit seinen eingelagerten Becken in der Mitte und
  3. in das Hochgebirgsgebiet mit seinen Hochgebirgen und weiten Hochebenen im Westen.

Von den tropischen Gebieten im Südwesten bis zu den kalten Regionen im Norden finden sich in China nahezu alle Klimazonen, wobei zugleich der Gegensatz zwischen dem extrem trockenen westlichen Inneren und den feuchten Küstenzonen im Osten stark ausgeprägt ist. Während das Innere deutlich kontinentale Züge aufweist, steht der Osten unter dem Einfluss des ostasiatischen Monsunklimas.

Änderungen des mittleren Klimas

Abb. 1: Änderung der Jahresmitteltemperatur in China 1905-2001; gestrichelte Linie: Trend

Temperatur

Seit dem Mittelalter lassen sich in China sehr ähnliche Temperaturänderungen nachweisen wie im Mittel der Nordhalbkugel, mit einer mittelalterlichen Warmzeit zwischen 1000 und 1300, einer kleinen Eiszeit vom 14. bis zum 19. Jahrhundert und der modernen Warmphase im 20. Jahrhundert. Dabei scheint allerdings die Erwärmung im 20. Jahrhundert nicht merklich wärmer gewesen zu sein als die des Mittelalters. Die unsicherer Datenlage macht eine Beurteilung allerdings schwierig. Ähnlich wie das globale Klima hat sich auch das Klima in China im 20. Jahrhundert in zwei Phasen erwärmt, von den 1920er Jahren bis in die 1940er und seit den frühen 1980er Jahren bis zur Gegenwart. Die Erwärmung in der ersten Phase war allerdings deutlich stärker als die Temperaturzunahme im globalen Mittel zur selben Zeit. Die Maximaltemperatur dieser Phase lag zudem kaum unter der der 1990er Jahre.[1]

In den letzten fünf Jahrzehnten hat China eine starke Erwärmung erfahren. Im Mittel ist die Temperatur seit 1960 um 1,2 °C angestiegen, was deutlich über dem globalen Durchschnitt liegt. Diese Erwärmung hat dabei vor allem im Winter stattgefunden, in dem die Temperaturen mit 0,4 °C pro Jahrzehnt viermal so stark gestiegen sind wie im Sommer. Regional hat sich dabei der Norden stärker erwärmt als das südliche China. Die stärkste Temperaturzunahme haben die Innere Mongolei mit 0,4 °C und Nordostchina mit 0,36 °C pro Jahrzehnt erfahren. Dagegen hat es in Südwestchina nur eine Temperaturzunahme von 0,15 °C gegeben, was möglicherweise auf einen Abkühlungseffekt durch starke Aerosolkonzentration zurückzuführen ist.[2]

Modellberechnungen der Temperaturentwicklung im 20. Jahrhundert zeigen für die zweite Hälfte des Jahrhunderts einen deutlichen anthropogenen Einfluss. Nur wenn in die Modellsimulationen der Anstieg der Treibhausgase miteinbezogen wird, wird die beobachtete Entwicklung zutreffend wiedergegeben. Bezeichnend ist, dass seit den 1960er Jahren die Sonneneinstrahlung vor allem im östlichen China aufgrund der Aerosolbelastung deutlich abgenommen hat. Der Anstieg der Temperatur kann also durch die solare Strahlung nicht erklärt werden kann. Die Erwärmung in der ersten Jahrhunderthälfte muss dagegen weitgehend auf eine Zunahme der Sonneneinstrahlung zurückgeführt werden, da die Konzentration der Treibhausgase in dieser Zeit noch relativ schwach war.[1]

Niederschlag

Die Niederschläge zeigen seit 1960, aber auch über die letzten 100 Jahre im nationalen Mittel keine langfristigen Änderungen. Regional gibt es jedoch einige ausgeprägte Trends. Die trockeneren Regionen im nördlichen und nordöstlichen China erhielten im Sommer und Herbst zunehmend weniger Niederschläge und zeigen seit 1960 eine Abnahme um 12 %. In Nordwest- und Südchina fiel dagegen zunehmend mehr Niederschlag, mit einer stärkeren Zunahme im Winter im Vergleich zum Sommer. Im Nordwesten sind mit 16 % pro Jahrzehnt die Winterniederschläge besonders stark angestiegen. Von den großen Flussbecken erhielt das im trockeneren Norden gelegene Becken des Gelben Flusses in den letzten 100 Jahren 50-120 mm weniger Jahresniederschlag, während das Yangtse-Becken vor allem im Sommer deutlich feuchter wurde. Die Abflussmengen des Gelben Flusses gehen daher zurück, verstärkt außerdem noch durch die zunehmende Wasserentnahme durch eine wachsende Bevölkerung und Wirtschaftsentwicklung. Am Yangtse dagegen steigt das Risiko von Überschwemmungen durch die sommerlichen Monsunregenfälle[2][1]

Änderungen der Extreme

Hitzetage und Hitzewellen

Mit Ausnahme des Hochlands von Tibet kommen Hitzetage, definiert durch eine Maximaltemperatur von über 35 °C, in ganz China vor. Schwerpunkte sind der Nordwesten und der Südosten. Auch Hitzewellen, d.h. Perioden mit mindestens 3-5 Hitzetagen, ereignen sich vor allem in diesen beiden Gebieten. In demselben Jahr 2003, als Europa von einer bis dahin nicht gekannten Hitzewelle heimgesucht wurde, litt auch China in vielen Teilen zwischen Juli und Anfang September unter extrem hohen Temperaturen mit weit verbreiteten über 38 °C und mit über 40 °C vom 1. Juli bis 10. August am unteren Jangtse. 2006 ereignete sich erneut eine Hitzewelle, bei der die Höchsttemperatur in Zentral-China sogar bei 43,4 °C lag. Mit Ausnahme eines Gebietes am unteren Gelben Fluss (Huang He) haben Hitzetage und Hitzewellen in den letzten Jahrzehnten signifikant zugenommen. Im Nordwesten, in der Provinz Xinjiang, z.B. gab es 1961-1994 10,4 Hitzetage pro Jahr, in der Periode 1996-2007 dagegen 16,9 Hitzetage. Auch in der südöstlichen Küstenregion nahm die Zahl der Hitzetage pro Jahr deutlich zu.[3]

Als Ursache für die Zunahme von Hitzetagen und Hitzewellen kommt zum einen die allgemeine Erwärmung der letzten Jahrzehnte in Frage. Die Temperaturzunahme von 1,2 °C in den letzten ca. 50 Jahren hat in China zu einer Abnahme der leichten Regenfälle geführt. Dadurch wurde die Entstehung von hohen Temperaturen begünstigt, die sich vor allem an klaren Tagen mit hoher Sonneneinstrahlung bilden. Auch Änderungen großräumiger Zirkulationsmuster kommen als Erklärung in Frage. So haben sich im Nordwesten Chinas verstärkt stabile kontinentale Hochs ausgebildet. Und der Osten stand zunehmend unter dem Einfluss des sich nach Westen ausdehnenden nordwestpazifischen subtropischen Sommerhochdruckgebietes, das mit dem atlantischen Azorenhoch vergleichbar ist. Inwieweit sich hier die globale Erwärmung ausgewirkt hat, muss offen bleiben. Möglicherweise handelt es sich bei der Zunahme von Hitzetagen seit Mitte der 1990er Jahre auch um eine natürliche Dekadenschwankung, zumal der Erwärmungstrend weltweit und in China schon in den 1980er Jahren eingesetzt hat.[3]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Ding, Y. H. et al. (2007): Detection, causes and projection of climate change over China: an overview of recent progress, Advances in Atmospheric Sciences 24, 954–971
  2. 2,0 2,1 Piao, S., (2010): The impacts of climate change on water resources and agriculture in China, Nature 462, 43-51
  3. 3,0 3,1 Ding, T., et al. (2009): Changes in hot days and heat waves in China during 1961-2007International Journal of climatology, Doi: 10.1002/joc.1989


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