Kleine Eiszeit

Aus Klimawandel
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Die kleine Eiszeit beschreibt den Zeitraum von etwa 1300 bis 1900, in dem auf der Nordhemisphäre, besonders im Vergleich zur mittelalterlichen Warmzeit, sehr niedrige Temperaturen überwiegen überwogen[1]. In diesem Zeitraum erreichten die Gletscher im Bezug auf die vorangegangenen und folgenden Jahrhunderte die größte Ausdehnung [16]. Informationen über die kleine Eiszeit erhält man aus Datenrekonstruktionen, die anhand von Proxydaten meteorologische Daten vergangener Zeiten aufbereiten.

Verlauf

Die genaue Datierung der kleinen Eiszeit ist unter Forschern zwar nicht einheitlich, es steht jedoch fest, dass etwa zwischen 1300 und 1900 n. Chr. insgesamt kühlere Umweltbedingungen herrschten [11] (siehe Abb.1-2), wobei einzelne Jahre, z.B. mit sehr heißen Sommern, von diesem allgemeinen Trend abweichen [16].

Den Beginn der kleinen Eiszeit stellt eine abrupte Abkühlung der Sommer im Zeitraum 1275-1300 dar, verbunden mit erhöhten Niederschlägen und - in den höheren Breiten und größeren Höhen - Eiswachstum [1, 3]. Die Temperaturen in Grönland waren dabei niedriger als der Durchschnitt der Nordhemisphäre [11]. Von 1430-1455 intensivierte sich der Kälteeinbruch weiter und die Temperaturen in ganz Europa nahmen weiter ab [1,11].[1] Grönland hingegen, war zu diesem Zeitpunkt und darüber hinaus wärmer als der Durchschnitt [11]. Der kälteste Abschnitt der kleinen Eiszeit wurde etwa um 1550 erreicht. Zu dieser Zeit begannen der Frühling später und der Winter früher, sodass die Vegetationsphase um etwa 14 Tage verkürzt war [4]. Bis in das 17. Jahrhundert hinein waren die Temperaturen sehr niedrig und auch auf der Südhemisphäre wurde es mit Ausnahme der Antarktis kälter, sodass dieses Jahrhundert als das kälteste der letzten 2000 Jahre betitelt wird [7].

Die Abkühlung war jedoch regional verschieden [2] (siehe Abb.3): In Teilen des nahen Ostens, dem zentralen Nordatlantik, Afrika, in Teilen der USA, im tropischen Eurasien und im extratropischen Pazifik war es sogar ähnlich warm wie heutzutage [5]. Die Unterschiede sind über den gesamten Zeitraum betrachtet jedoch verhältnismäßig klein, sodass insgesamt von einem räumlich homogenen Abkühlungstrend ausgegangen wird [7] (siehe Abb. 3). Der Zeitraum von 1580 bis 1720 war nördlich der Tropen etwa 1°C kälter als die Jahre 1880-1960[7] und der Zeitraum von 1550-1800 in Europa etwa 2,5°C kälter als heute [4]. Im Vergleich zur vorangegangenen mittelalterlichen Warmzeit nahm das globale Mittel der Temperatur um 0,16-0,24°C ab [5]. Gletscher und Eiskappen erreichten während dieser Zeit ihre größte Ausdehnung und viele Orte in Kanada wurden wieder eisbedeckt [1]. Das 16. und 17. Jahrhundert ist mit diesen Werten die Zeit maximaler Abkühlung [6].

Das neue Eis erhöhte zudem die Oberflächenalbedo der sommerlichen Nordhemisphäre, sodass über 300 Jahre gemittelt etwa 1,5 W/m² weniger gespeichert wurden [1]. In Europa führten die neuen Umweltbedingungen zu schlechteren Ernten und somit zu Hungersnöten. Sie trugen zudem sicherlich ihren Teil zur Verschlechterung der Gesundheitsbedingungen und der großen Zahl der Pestopfer bei: bis 1347 tötete die Pest etwa 40-60% der europäischen Bevölkerung [3]. Mit dem 14. Jahrhundert setzte außerdem eine lang anhaltende Inflation ein [15]. Neben einigen weiteren Kriegen in Europa fällt auch der Dreißigjährige Krieg in die Epoche der kleinen Eiszeit [3]. Mit den sinkenden Temperaturen wurden die Siedlungen auf Grönland aufgegeben [3].

Ab 1700 fand, außer in Grönland und Osteuropa, wieder eine leichte Erwärmung statt [11], die allerdings ab etwa 1810 wieder in eine Abkühlung umschlug [7]. Die schlechten Lebensumstände bewogen vom 17. bis zum 19. Jahrhundert viele Menschen nach Amerika auszuwandern [3].

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Miller, G. H., Geirsdóttir, Á., Zhong, Y., Larsen, D. J., Otto-Bliesner, B. L., Holland, M. M., Bailey, D. A., Refsnider, K. A., Lehman, S. J., Southon, J. R., Anderson, C., Björnsson, H., Thordarson, T. (2012): Abrupt onset of the Little Ice Age triggered by volcanism and sustained by sea-ice/ocean feedbacks.

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