Globale Produktion

Aus Klimawandel

Die regional unterschiedlichen und teils gegenläufigen Effekte von Temperaturerhöhung, Niederschlagsveränderungen, CO2-Erhöhung und weiterer Faktoren wie Extremereignissen, Krankheiten, Schädlingen etc. machen es sehr schwierig, zukünftige Wirkungen des Klimawandels auf die globale und regionale Nahrungsmittelproduktion einzuschätzen. Hinzu kommt, dass alle Entwicklungen von den gesellschaftlichen Szenarien abhängig sind, die den Klimaprojektionen zugrunde liegen.

Mit großer Wahrscheinlichkeit kann davon ausgegangen werden, dass die weltweite Nahrungsmittelproduktion ohne die Einwirkung des Klimawandels wie in den letzten Jahrzehnten auch im 21. Jahrhundert weiter steigen wird.[1] Nach Berechnungen von Getreidemodellen würde sich die Produktion der wichtigsten Getreidesorten Weizen, Reis, Mais und Sojabohnen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts von heute ca.2000 Millionen Tonnen pro Jahr auf 4000 Tonnen etwa verdoppeln. Die Zahl der Hungernden würde von gegenwärtig ca. 800 Millionen auf ca. 200 Millionen sinken, außer bei dem A2-Szenario, das von einer ökonomisch orientierten, regional uneinheitlichen Entwicklung der Weltgesellschaft ausgeht.

Durch den Klimawandel wird diese recht optimistische Perspektive allerdings relativiert. Die Entwicklung hängt unter den Bedingungen der globalen Erwärmung viel stärker von den einzelnen Szenarien ab, verläuft in den einzelnen Regionen deutlich unterschiedlicher und zeigt diese Differenzen um so stärker, je mehr sie sich dem Ende des Jahrhunderts nähert.

Im Allgemeinen nehmen die Getreideerträge in Entwicklungsländern ab und in den Industrieländern zu. Insbesondere das A1Fl-Szenario, das von einer ökonomisch orientierten und sich weitgehend einheitlich entwickelnden Welt ausgeht, zeigt Produktionsabnahmen in Afrika und Teilen Asiens von bis zu 30 %. Hier wirkt auch der CO2-"Düngungseffekt" nicht hinreichend ausgleichend. In den mittleren und höheren Breiten werden z.T. negative Wirkungen infolge der klimatischen Veränderungen durch den höheren CO2-Gehalt ausgeglichen. In Osteuropa und Russland würden die Erträge ohne den CO2-Effekt um ca. 10 % fallen.

Am stärksten unterscheiden sich die Wirkungen zwischen entwickelten und sich entwickelnden Ländern in der ökonomisch orientierten, heterogenen Welt des A2-Szenarios. In den entwickelten Ländern steigen die Erträge vor allem durch die zunehmenden Niederschläge und durch die direkten Effekte einer höheren CO2-Konzentration. In den Entwicklungsländern nehmen die Getreideerträge dramatisch ab wegen sinkender Niederschläge und steigender Temperaturen.

Die negativen Auswirkungen durch den Klimawandel schwächen die erwarteten Produktionssteigerungen in diesem Jahrhundert allerdings nur ab, sie kehren sie bei weitem nicht um, was bei der erwarteten Bevölkerungszunahme allerdings auch einer Katastrophe gleichkäme. Die Reduktion reicht von 20-30 Millionen Tonnen pro Jahr bis 2020 bis zu 70-80 Millionen Tonnen um 2080. Die Konsequenz wären etwa 40-70 Millionen unterernährter Menschen mehr als ohne den Klimawandel.[2]

Einzelnachweise

  1. Hierzu und zum Folgenden s. Parry, M.L., C. Rosenzweig, A. Iglesias, M. Livermore, and G. Fischer (2004): Effects of climate change on global food production under SRES emissions and socio-economic scenarios. Global Environ. Change, 14, 53-67
  2. IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group II: Impacts, Adaptation and Vulnerability, 5.8.1


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