Gletscher in Südamerika: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Klimawandel
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 10: Zeile 10:
Das '''Nordpatagonische Eisfeld''' liegt im Bereich der Westwinddrift mit reichlichen Niederschlägen, die jedoch von Westen nach Osten abnehmen. Die höheren Niederschläge im Westen haben zur Folge, dass hier die größeren Gletscherlängen zu finden sind. Die meisten Gletscher kalben in Süßwasserseen. In den letzten 60 Jahren wurde hier ein allgemeiner Gletscherrückzug beobachtet, wobei die Gletscher auf der Westseite stärker abschmolzen als auf der Ostseite. Nach 1990 hat die Gletscherschmelze noch zugenommen. Einzelne Gletscher wie Sa Rafael und Cachet haben zwischen 1945 und 2005 mehr als 5 km an Länge verloren. Es wurde kein Gletscher beobachtet, der gewachsen ist oder stagniert hat.<ref name="Lopez 2010" />
Das '''Nordpatagonische Eisfeld''' liegt im Bereich der Westwinddrift mit reichlichen Niederschlägen, die jedoch von Westen nach Osten abnehmen. Die höheren Niederschläge im Westen haben zur Folge, dass hier die größeren Gletscherlängen zu finden sind. Die meisten Gletscher kalben in Süßwasserseen. In den letzten 60 Jahren wurde hier ein allgemeiner Gletscherrückzug beobachtet, wobei die Gletscher auf der Westseite stärker abschmolzen als auf der Ostseite. Nach 1990 hat die Gletscherschmelze noch zugenommen. Einzelne Gletscher wie Sa Rafael und Cachet haben zwischen 1945 und 2005 mehr als 5 km an Länge verloren. Es wurde kein Gletscher beobachtet, der gewachsen ist oder stagniert hat.<ref name="Lopez 2010" />


Im '''Südpatagonischen Eisfeld''' findet sich mit dem 1265 km<sup>2</sup> großen Brüggen-Gletscher (auch Pio-XI-Gletscher) der größte Gletscher Südamerikas und außerhalb der Antarktis sogar der Südhalbkugel. Die meisten der auf der Ostseite der Anden liegenden Gletscher kalben in Süßwasserseen, die auf der Westseite dagegen in Fjorde. Auch die Gletscher im Südpatagonischen Eisfeld zogen sich insgesamt zurück. So verringerte sich die Eisfläche zwischen 1945 und 1986 um 220 km<sup>2</sup>. Die bei weitem höchste Abschmelzrate zeigte der Uppsala-Gletscher mit fast 1 km<sup>2</sup> pro Jahr zwischen 1986 und 2001. Andere Gletscher wie der O’Higgins und der Jorge Montt verloren 1945-2005 mit 11,6 km bzw. 10,5 km stark an Länge. Eine Ausnahme stellt  jedoch der Brüggen-Gletscher dar. Er ist zwischen den 1945 und den 1976 um 8 km vorgestoßen, hat sich seitdem aber kaum verändert. Der Grund könnte die Mündung in einen See sein, auf dem sich das schwimmende Gletschereis leichter ausbreiten konnte.<ref name="Lopez 2010" />   
Im '''Südpatagonischen Eisfeld''' findet sich mit dem 1265 km<sup>2</sup> großen Brüggen-Gletscher (auch Pio-XI-Gletscher) der größte Gletscher Südamerikas und außerhalb der Antarktis sogar der Südhalbkugel. Die meisten der auf der Ostseite der Anden liegenden Gletscher kalben in Süßwasserseen, die auf der Westseite dagegen in Fjorde. Auch die Gletscher im Südpatagonischen Eisfeld zogen sich insgesamt zurück. So verringerte sich die Eisfläche zwischen 1945 und 1986 um 220 km<sup>2</sup>. Die bei weitem höchste Abschmelzrate zeigte der Uppsala-Gletscher mit fast 1 km<sup>2</sup> pro Jahr zwischen 1986 und 2001. Andere Gletscher wie der O’Higgins und der Jorge Montt verloren 1945-2005 mit 11,6 km bzw. 10,5 km stark an Länge. Eine Ausnahme stellt  jedoch der Brüggen-Gletscher dar. Er ist zwischen den 1945 und den 1976 um 8 km vorgestoßen, hat sich seitdem aber kaum verändert.<ref name="Lopez 2010" /> Der Grund könnte die Mündung in einen See sein, auf dem sich das schwimmende Gletschereis leichter ausbreiten konnte.<ref>U.S. Geological Survey (1999): [http://pubs.usgs.gov/pp/p1386i/chile-arg/wet/historic.html Historic Fluctuations of Outlet Glaciers from the Patagonian Ice Fields]</ref>   


Auch das '''Eisfeld der Cordillera Darwin''' liegt im Westwind-Bereich und weist eine Niederschlagsabnahme in West-Ost-Richtung auf. Das vergletscherte Gebiet erstreckt sich von 2500 m Höhe bis hinunter auf Meeresniveau, wo mehrere Gletscherzungen in Fjorde kalben. Hier zeigen die Gletscher auf der Südseite der Kordillere entweder Stillstand oder leichtes Vorrücken, während sie auf der Nordseite kontinuierlich zurückgewichen sind. Von insgesamt 25 Gletschern zogen zwischen 1945 und 2005 sich 20 zurück, während 5 unverändert geblieben sind. Den größten Rückzug zeigte der Marinelli-Gletscher mit 12,2 km, der damit 38 % seiner Fläche verlor.<ref name="Lopez 2010" />
Auch das '''Eisfeld der Cordillera Darwin''' liegt im Westwind-Bereich und weist eine Niederschlagsabnahme in West-Ost-Richtung auf. Das vergletscherte Gebiet erstreckt sich von 2500 m Höhe bis hinunter auf Meeresniveau, wo mehrere Gletscherzungen in Fjorde kalben. Hier zeigen die Gletscher auf der Südseite der Kordillere entweder Stillstand oder leichtes Vorrücken, während sie auf der Nordseite kontinuierlich zurückgewichen sind. Von insgesamt 25 Gletschern zogen zwischen 1945 und 2005 sich 20 zurück, während 5 unverändert geblieben sind. Den größten Rückzug zeigte der Marinelli-Gletscher mit 12,2 km, der damit 38 % seiner Fläche verlor.<ref name="Lopez 2010" />

Version vom 3. August 2012, 11:25 Uhr

NASA-Satellitenbild der Anden

Lage und Klima

Die südamerikanischen Gebirgsgletscher liegen alle in den Anden. Dieser Gebirgszug erstreckt sich über 7000 km von Norden nach Süden am Westrand des südamerikanischen Kontinents. Entsprechend liegen die Gletscher in ganz unterschiedlichen klimatischen Zonen. Im nördlichen Teil der Anden (12° N bis 23,5° S) ist das Klima durch die tropischen Zirkulationsmuster bestimmt, mit einem im Norden feuchten und nach Süden hin immer trockenerem Klima. Südlich von 23° S verliert sich der tropische Einfluss und die Lage zum Pazifik mit kaltem Küstenstrom und extremer Trockenheit dominiert. Das Gebiet südlich von 31° S befindet sich dann unter dem Einfluss der Westwindzone. Entsprechend den klimatischen Bedingungen liegen die Gletscher in der tropischen Zone sehr hoch und erhalten in den immerfeuchten Tropen das ganze Jahr über Niederschläge für die Akkumulation. Weiter südlich nehmen die Niederschläge ab bis hin zu so trockenen Gebieten, dass sich aufgrund der extremen Trockenheit auf einer Länge von 900 km (18°-23° S) keine Gletscher bilden können. Südlich davon nimmt der Einfluss der Westwinde allmählich zu und die Temperaturen ab. Dadurch kommt es wieder zur Gletscherbildung, zunächst in 2000-5000 m Höhe, dann in Patagonien auch deutlich darunter bis hin zu Gletscherzungen in Südpatagonien und auf Feuerland, die teilweise in pazifische Fjorde kalben.[1]

Gletschergebiete in Patagonien und auf Feuerland

Patagonien und Feuerland

Die größten Gletschergebiete finden sich in den südlichen Anden, und zwar in Patagonien und auf Feuerland. Das Nordpatagonische Eisfeld bedeckt eine Fläche von 4197 km2, das Südpatagonische Eisfeld erstreckt sich über 13000 km2 und das Eisfeld der Cordillera Darwin über 2300 km2. Das Gebiet ist insgesamt durch starke Westwinde bestimmt, die auch den Hauptniederschlag bringen. Die Andenkette variiert das Klima und sorgt für einen starken Niederschlagsabfall von West nach Ost und Trockenheit und hohe Temperaturren auf der Ostseite der Eisfelder. Während auf der Westseite der marine Einfluss und starke Westwinde für Niederschläge bis zu 7000 mm pro Jahr sorgen, fallen auf der Ostseite teilweise nur 300 mm/Jahr. Die Temperaturen sind im 20. Jahrhundert um etwa 1 °C gestiegen. Die Niederschläge haben in den letzten Jahrzehnten im mittleren Patagonien etwas zugenommen, sich auf Feuerland aber kaum verändert.[2]

Patagonien weist weltweit den höchsten spezifischen Massenverlust von Gletschereis pro m2 auf. Die kumulierten Verluste seit 1960 belaufen sich auf eine Eisdicke von 40 m über alle Gletscher gemittelt.[3]

Das Nordpatagonische Eisfeld liegt im Bereich der Westwinddrift mit reichlichen Niederschlägen, die jedoch von Westen nach Osten abnehmen. Die höheren Niederschläge im Westen haben zur Folge, dass hier die größeren Gletscherlängen zu finden sind. Die meisten Gletscher kalben in Süßwasserseen. In den letzten 60 Jahren wurde hier ein allgemeiner Gletscherrückzug beobachtet, wobei die Gletscher auf der Westseite stärker abschmolzen als auf der Ostseite. Nach 1990 hat die Gletscherschmelze noch zugenommen. Einzelne Gletscher wie Sa Rafael und Cachet haben zwischen 1945 und 2005 mehr als 5 km an Länge verloren. Es wurde kein Gletscher beobachtet, der gewachsen ist oder stagniert hat.[2]

Im Südpatagonischen Eisfeld findet sich mit dem 1265 km2 großen Brüggen-Gletscher (auch Pio-XI-Gletscher) der größte Gletscher Südamerikas und außerhalb der Antarktis sogar der Südhalbkugel. Die meisten der auf der Ostseite der Anden liegenden Gletscher kalben in Süßwasserseen, die auf der Westseite dagegen in Fjorde. Auch die Gletscher im Südpatagonischen Eisfeld zogen sich insgesamt zurück. So verringerte sich die Eisfläche zwischen 1945 und 1986 um 220 km2. Die bei weitem höchste Abschmelzrate zeigte der Uppsala-Gletscher mit fast 1 km2 pro Jahr zwischen 1986 und 2001. Andere Gletscher wie der O’Higgins und der Jorge Montt verloren 1945-2005 mit 11,6 km bzw. 10,5 km stark an Länge. Eine Ausnahme stellt jedoch der Brüggen-Gletscher dar. Er ist zwischen den 1945 und den 1976 um 8 km vorgestoßen, hat sich seitdem aber kaum verändert.[2] Der Grund könnte die Mündung in einen See sein, auf dem sich das schwimmende Gletschereis leichter ausbreiten konnte.[4]

Auch das Eisfeld der Cordillera Darwin liegt im Westwind-Bereich und weist eine Niederschlagsabnahme in West-Ost-Richtung auf. Das vergletscherte Gebiet erstreckt sich von 2500 m Höhe bis hinunter auf Meeresniveau, wo mehrere Gletscherzungen in Fjorde kalben. Hier zeigen die Gletscher auf der Südseite der Kordillere entweder Stillstand oder leichtes Vorrücken, während sie auf der Nordseite kontinuierlich zurückgewichen sind. Von insgesamt 25 Gletschern zogen zwischen 1945 und 2005 sich 20 zurück, während 5 unverändert geblieben sind. Den größten Rückzug zeigte der Marinelli-Gletscher mit 12,2 km, der damit 38 % seiner Fläche verlor.[2]

Als Grund für den insgesamt starken Gletscherrückgang in Patagonien und auf Feuerland wird die Erwärmung der Atmosphäre um ca. 1 °C in den letzten 100 Jahren angenommen. Einzelne Gletscher reagieren jedoch unterschiedlich auf die klimatischen Veränderungen. So zeigen Gletscher, die auf Land münden ein weitgehend lineares Abschmelzen. Die meisten der in Süßwasserseen oder Fjorde kalbenden Gletscher weisen dagegen Phasen mit abruptem Abschmelzen und solche mit anschließender Stagnation auf. Dabei spielt auch die Geometrie der Fjorde eine Rolle. Bei flacheren Fjorden erfolgt das Abschmelzen eher allmählich. Bei einem tief nach unten abfallendem Fjordboden wird das Kalben der Gletscher beschleunigt. Letzteres trifft etwa für den Marinelli-Gletscher im Eisfeld der Cordillera Darwin zu.[2]

Einzelnachweise

  1. E.A. Sagredo, and T.V. Lowell (2012): Climatology of Andean glaciers: A framework to understand glacier response to climate change, Global and Planetary Change 86–87, 101–109
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Lopez, P., et al. (2010): A regional view of fluctuations in glacier length in southern South America, Global and Planetary Change 71, 85–108
  3. IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group I: The Science of Climate Change, 4.5
  4. U.S. Geological Survey (1999): Historic Fluctuations of Outlet Glaciers from the Patagonian Ice Fields


Lizenzhinweis

Dieser Artikel ist ein Originalartikel des Klima-Wiki und steht unter der Creative Commons Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland. Informationen zum Lizenzstatus eingebundener Mediendateien (etwa Bilder oder Videos) können in den meisten Fällen durch Anklicken dieser Mediendateien abgerufen werden und sind andernfalls über Dieter Kasang zu erfragen.