Gletscher in Asien: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 7. Juni 2013, 13:45 Uhr

In Asien sind zwei große Gebiete mit Eisbedeckung zu unterscheiden:

  1. die Gletschergebiete in Sibirien,
  2. die Gletschergebiete in den Hochgebirgen der mittleren und niederen Breiten


Abb. 1: Gletscherlandschaft im Himalaya

Sibirien

Die Gletscher und Eiskappen Sibiriens finden sich vor allem auf den arktischen Inseln Nowaja Semlja, Sewernaja Semlja und Franz-Josef-Land sowie in den Gebirgszügen auf dem Festland vom Ural bis Kamtschatka. Auf den Inseln beträgt die gesamte Eisbedeckung ca. 56 000 km2, dagegen nur etwa 3 500 km2 in den sibirischen Gebirgen.[1] Das Eisvolumen auf den drei wichtigsten Inselgruppen Nowaja Semlja, Sewernaja Semlja und Franz-Josef-Land wird auf 15 000 bis 18 000 km3 geschätzt.[2] Über das Verhalten der Gletscher in den letzten Jahrzehnten liegen nur wenige, oft unterbrochene Untersuchungen vor, u.a. bedingt durch den Zusammenbruch der Sowjetunion.

Insgesamt haben sich die Gletscher in Sibirien im Vergleich zu denen in Zentralasien nur wenig verändert. Im Ural sind nach russischen Studien einige kleinere Gletscher ganz verschwunden. Auf Kamtschatka gab es Vorstöße wie Rückzüge von Gletscherzungen, wobei in der Küstenzone die Rückzüge überwiegen. Die Gletscherfläche der arktischen Inseln zeigt über die letzten 50 Jahre im Mittel nur eine Reduktion von etwa einem Prozent.[1] Eine jüngere Untersuchung über den Zeitraum 2004 bis 2009 konnte jedoch zeigen, dass die Gletscher auf Nowaja Semlja mit 7,1 Gigatonnen pro Jahr deutlich an Masse verloren haben. Auf Sewernaja Semlja und Franz-Josef-Land waren es nur 1,4 bzw. 0,6 Gigatonnen pro Jahr. Hintergrund waren Temperaturveränderungen im Sommer. So waren die Sommer auf der Insel Nowaja Semlja in den letzten Jahren besonders warm. Die Temperaturen lagen im Juni-August zwischen 2004 und 2009 um 0,5 °C über dem Mittel von 1980-2009. Auf Sewernaja Semlja und Franz-Josef-Land fiel die Erwärmung deutlich geringer aus. Über frühere Änderungen der Gletschermasse liegen keine Daten vor. Die meteorologischen Messungen von Temperatur und Niederschlag lassen jedoch vermuten, dass der Eisrückgang 1980-2004 ähnlich war wie 2004-2009.[2]

Zentralasien

Verbreitung der Gletscher

In Zentralasien finden sich Gletscher vor allem im Himalaya und den angrenzenden Gebirgszügen Karakorum, Tien Shan, Kunlun Shan und Pamir. Dieses auch als „Groß-Himalaya“ bezeichnete Gebiet umfasst oberhalb von 1000 m über dem Meeresspiegel eine Landfläche von 7 Mio km2 mit 116 000 km2 Gletscherfläche (von ca. 500 000 km2 weltweit). Wegen der Bedeutung für die Wasserversorgung großer Landstriche werden diese eisbedeckten Gebirge auch das „Wasserschloss Asiens“ genannt. Sie speisen zehn der größten Flüsse des Kontinents, u.a. Indus, Ganges, Bramaputra, Irrawaddy, Mekong, Yangtse, Gelber Fluss und Tarim, die wiederum Wasser für 1,3 Milliarden Menschen zur Verfügung stellen. Beim Ganges, Indus und Tarim liefern Schnee- und Eisschmelze sogar 70 % des Sommerabflusses.[3] Im Himalaya selbst [4] gibt es ca. 18 000 Gletscher mit einer Fläche von etwa. 35 000 km2. Die Gletscher verteilen sich auf zahlreiche Staaten.

Allgemeiner Gletscherrückzug

Eine Übersicht, die bestehende Untersuchungen auswertet, zeigt eine allgemeine Tendenz zum Rückzug der Gletscherzungen und zur Verringerung der Gletscherfläche.[4] So verloren die Gletscher in China seit der kleinen Eiszeit 20 % ihrer Fläche, wobei der Gletscherrückzug besonders in den letzten Jahrzehnten sich beschleunigt hat. Seit 1990 sind 95 % der chinesischen Hochgebirgsgletscher auf dem Rückzug und nur 5 % auf dem Vormarsch. Im Tien Shan ging die Gletscherfläche im 20. Jahrhundert um 25-35 % zurück und im Norden Afghanistans sogar um 50 Prozent. Im Karakorum, dem nordwestlichen Ausläufer des Himalayasystems, zeigt sich keine eindeutige Entwicklung. Bis 1995 verringerte sich hier die Länge der meisten Gletscher; danach rückten viele wieder vor. Auch im sich an das Karakorum nordwestliche anschließende Pamir-Gebirge gibt es nur geringe Veränderungen.[5]

Auswertungen von Satellitenbildern zeigen, dass die Gletscher sich je nach Region sehr unterschiedlich verhalten. So zeigten 58 % der untersuchten Gletscherfronten im Karakorum zwischen 2000 und 2008 entweder keine Veränderungen oder leichte Vorstöße. Im nördlichen Zentral-Himalaya und westlichen Himalaya zogen sich dagegen 79-86 % der Gletscherfronten relativ stark zurück. Im südlichen Zentral-Himalaya und im Hindukusch gab es nur mäßige Rückzüge. Für die fehlenden oder geringen Rückzüge im Karakorum und Hindukusch könnten stärkere Winterniederschläge verantwortlich sein. Auch etwas geringere Sommertemperaturen, die durch stärkere Bewölkung und Niederschläge verursacht wurden, kommen als Ursache in Frage. Ein anderer Faktor ist die Bedeckung mit Schutt, die den Gletscherrückzug bremst.[6] Aus Satellitendaten über ca. 7000 Gletschern auf dem tibetischen Plateau wurde eine Verringerung der Gletscherfläche von 13 300 km2 auf 12 100 km2 abgeleitet.[5]

Das indische Umweltministerium hat die Untersuchungen zu den indischen Himalaya-Gletschern gesichtet.[7] Danach zeigten die Gletscherfronten hier einen mittleren jährlichen Rückzug in den letzten 50 Jahren des 20. Jahrhunderts um 5 m. In den 1980er Jahren steigerte sich dieser Rückzug bei einigen Gletschern auf 25-30 m, nahm aber seit den 1990er Jahren bei etlichen wieder ab. Über nur wenige Gletscher gibt es Beobachtungsdaten von 100 Jahren und mehr, und zwar ausschließlich über das Verhalten am Gletscherende. In den einzelnen Zeiträumen zeigten manche Gletscher, wie etwa der Siachen und der Gangotri, ein durchaus unterschiedliches Verhalten.

Siachen- und Gangotri-Gletscher

Abb. 2: Rückzug des Gangotri-Gletschers 1780-2001. Nach 2001 hat sich der Rückzug stark verlangsamt.

Der Siachen-Gletscher liegt im südöstlichen Karakorum im indisch-pakistanischen Grenzgebiet.[7] Er ist mit einer Länge von 74 km der zweitlängste Gletscher außerhalb der Polargebiete (nach dem Fedtschenko-Gletscher im Pamir in Tadschikistan mit 77 km Länge) und der längste Gletscher Indiens. Zwischen 1862 und 1909 ist der Siachen um 700 m vorgestoßen, hat sich zwischen 1929 und 1958 um 400 m zurückgezogen und zeigte in den letzten 50 Jahren so gut wie keine Bewegung am Ende der Gletscherzunge. Das bisherige Verhalten lässt jedenfalls nicht den Schluss zu, dass der Gletscher in 50 Jahren oder so verschwunden sein wird.

Der Gangotri-Gletscher[7] ist 30 km lang und der größte Gletscher im Zentral-Himalaya. Er liegt westlich von Nepal und speist den Bhagirathi-Fluss, der wiederum einer der Hauptzuflüsse des Ganges ist. Der Gletscher zeigte bis zum Jahr 2000 einen starken Rückzug um im Mittel 20 m pro Jahr. Danach verlangsamte sich der Rückgang aber deutlich und ist zwischen 2007 und 2009 praktisch zum Stillstand gekommen.

Gletscherschmelze und Klimawandel

Gletscherrückgang

Vom indischen Umweltministerium wird der Gletscherrückgang im Himalaya nicht als alarmierend oder ungewöhnlich eingestuft.[7] Er sei nicht vergleichbar mit dem von einigen Gletschern in Alaska oder Grönland. Das Ministerium beurteilt auch die Frage nach den Ursachen des Gletscherrückzugs vorsichtig. Beobachtungen hätten gezeigt, dass sich selbst Gletscher in unmittelbarer Nachbarschaft, also unter gleichen klimatischen Bedingungen, nicht unbedingt gleich verhalten; manche rückten vor, andere zogen sich zurück. Gerade für die größeren Gletscher gilt, dass das Verhalten der Gletscherfront, und darauf stützen sich die meisten Beobachtungen, nicht eine Reaktion auf das gegenwärtige Klima sein muss.

Nur in seltenen Fällen wie beim Gangotri kann man überhaupt Klimadaten für einen Vergleich heranziehen. Gerade das Zungenende des Gangotri zeigt dabei in den letzten Jahren keinen Zusammenhang mit den Temperatur- und Niederschlagsänderungen. Nach Einschätzung indischer Experten könnte das Verhalten von Gletschern wie dem Gangotri oder dem Siachen auch auf klimatische Verhältnisse vor 6000 bzw. 15000 Jahren zurückgehen. Bis sich Veränderungen im Nährgebiet in der Gletscherzunge bemerkbar machten, könnten bei Gletschern von 30 oder 70 km Länge einige Tausend Jahre vergehen.

Massenbilanz und Gletscherfläche

Abb. 3: Änderung der spezifischen Massenbilanz (103 kg/m2) in verschiedenen Regionen der Welt

Anders ist allerdings eine Massenabnahme der Gletscher zu beurteilen. Massenbilanzen zu den Himalaya-Gletschern gibt es zwar schon seit einigen Jahrzehnten, aber eher vereinzelt und mit deutlichen Unterbrechungen vor allem in den 1980er und 1990er Jahren.[8] Eine Gesamtbilanz ergibt eine Abnahme der Gletschermasse in den Hochgebirgsregionen Asiens seit den 1960er Jahren (Abb. 3). Im Vergleich zu anderen Gletschergebieten der Welt liegt die Abnahme der Gletschermasse eher im Mittelfeld und reicht nicht an die von Patagonien und Alaska heran.

Alle beobachteten Gletscher im indischen Himalaya zeigen während der letzten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts eine kumulative negative Massenbilanz. Die Abnahme der Gletschermasse ist am höchsten im Nordwesten Indiens (Jammu und Kaschmir) und am geringsten im Nordosten (Sikkim).[7] In Himachal Pradesh, West-Himalaya, wurde eine jährliche Abnahme der Eisdicke von 80 cm Wasseräquivalente jährlich zwischen 1999 und 2004 beobachtet.[4] Auch im Hochland von Tibet wurde an dem 6050 m hoch gelegenen Naimona’nyi-Gletscher eine Abnahme der Gletscherdicke gemessen, wie sie sonst in dieser Höhe nur vom Kilimandscharo bekannt ist.[9] Neuere Untersuchungen zeigen von 15 Gletschern im Hochland von Tibet eine deutliche negative Massenbilanz.[5]

Die Abnahme der Massenbilanz weist auf Einwirkungen gegenwärtiger Klimaänderungen hin. So wurde über dem Hochland von Tibet eine zunehmende Erwärmung in höheren Lagen beobachtet, wobei die Erwärmung auch mit der Höhe zunimmt. Am stärksten ist die Erwärmung zwischen 4800 und 6200 m Höhe, in der auch die Ablation zahlreicher Gletscher stattfindet. Eine andere Ursache wird darin gesehen, dass sich die atmosphärischen Zirkulationsmuster über dem Himalaya, durch die die Niederschläge beeinflusst werden, geändert haben. Die Himalaya-Region wird im Süden und Osten durch den Indischen bzw. Ostasiatischen Monsun bestimmt, im Nordwesten (Pamir) dagegen durch die Westwinddrift. Die Niederschläge durch den Indischen Monsun sind jedoch rückläufig, während die sich verstärkenden Westwinde mehr Niederschläge gebracht haben. Dadurch nahmen die Gletscher im Einflussbereich des Indischen Monsuns ab, während sie im Pamir, das unter dem Einfluss der Westwinde steht, nur geringe Veränderungen zeigen.[5]

Abb. 4: Dunstschicht über Indien und Bangladesch im Dezember 2008. Die Dunstwolken sind primär auf städtische und industrielle Luftverschmutzung zurückzuführen

Ein Vergleich des Gletscherschwunds mit Änderungen des regionalen Klimas ist jedoch meistens nicht möglich, da Temperaturdaten nicht in ausreichendem Maße verfügbar sind. Aus Satellitenbeobachtungen kann man jedoch schließen, dass die Temperaturzunahme im Himalaya in den letzten Jahrzehnten deutlich über dem globalen Mittel lag. Die Ursachen für die klimatischen Veränderungen sind jedoch komplex. Einerseits liegen sie in der globalen Zunahme der CO2-Konzentration und in der üblichen Rückkopplung über schnee- und eisbedeckten Gebieten. Andererseits spielen aber auch Aerosole wie Ruß und Staub eine Rolle, die Sonnenstrahlen absorbieren und zur Erwärmung der mittleren und oberen Troposphäre führen, in die die Berge des Himalaya hineinragen. Besonders über Nordindien und den Hügeln am Fuße des Himalaya ist es zu einer relativ starken Konzentration solcher Aerosole durch menschliche Aktivitäten gekommen. Ruß- und Staubablagerungen auf Eis- und Schneeflächen kommen außerdem als direkte Ursache der Gletscherschmelze in Frage.[4]

Projektionen

Es gibt keine seriösen Berechnungen der Gletscherentwicklung im Himalaya für die kommenden Jahrzehnte. Die gegenwärtigen globalen Klimamodelle besitzen noch eine zu grobe Auflösung, um Klimaänderungen in dem komplexen Relief von Hochgebirgen adäquat darzustellen. Der IPCC prognostiziert im Bericht der Arbeitsgruppe I nach dem A1B-Szenario für Zentralasien eine Temperaturerhöhung von 3,7 °C, für Tibet von 3,8 °C. Die höheren Werte gegenüber dem globalen Mittel sind primär durch die Schnee- und Eisalbedo-Rückkopplung bedingt. Die Niederschläge werden sich um 4 % im Winter erhöhen und um 13 % im Sommer abnehmen. Der Niederschlag wird dabei tendenziell häufiger als Regen denn als Schnee fallen. Die Schneegrenze wird sich bei jedem Grad Erwärmung um 150 m nach oben verschieben.[10] Das sind jedoch grobe Abschätzungen, die nichts über die Veränderungen in einzelnen Tälern und Gebirgszügen aussagen.

In der Arbeitsgruppe II, die sich mit den Folgen des Klimawandels beschäftigt, hat der IPCC die kühne Prognose gewagt, dass bis zum Jahre 2035 etwa 80 % der Himalaya-Gletscher abgeschmolzen sein werden. Diese Aussage ist stark in die Kritik geraten und vom IPCC inzwischen als falsch bedauert worden (s.u.).[11]

Himalaya-Gletscher im IPCC-Bericht 2007

Im Asien-Teil der Arbeitsgruppe II des IPCC, die sich mit den Folgen des Klimawandels beschäftigt, schreiben die Autoren:

Glaciers in the Himalaya are receding faster than in any other part of the world and, if the present rate continues, the likelihood of them disappearing by the year 2035 and perhaps sooner is very high if the Earth keeps warming at the current rate. Its total area will likely shrink from the present 500,000 to 100,000 km2 by the year 2035 (WWF, 2005).[12]
(Die Gletscher im Himalaya ziehen sich schneller zurück als in jedem anderen Teil der Welt, und die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass sie bis zum Jahre 2035 oder vielleicht sogar früher verschwunden sein werden, wenn die gegenwärtige Veränderungsrate anhält und die Erde sich weiter wie bisher erwärmt. Seine(!) gesamte Fläche wird wahrscheinlich von gegenwärtig 500 000 auf 100 000 km2 bis zum Jahre 2035 schrumpfen (WWF, 2005).)

In dieser Aussage stecken gleich drei Fehler:

  1. Der Himalaya ist nicht die Region, in der die Gletscher gegenwärtig am schnellsten abschmelzen (s. Abb. 3).
  2. Die Gesamtfläche der Himalaya-Gletscher beträgt nicht 500 000 km2 (das ist etwa die Gesamtfläche aller Gletscher der Erde), sondern ca 35 000 km2.
  3. Die Behauptung, dass die Gletscher des Himalaya bis zum Jahre 2035 weitgehend abgeschmolzen sein werden, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage.

Quellen:
Der IPCC-Bericht gibt als Quelle eine Studie des WWF aus dem Jahre 2005 an. Hier findet sich auf S. 29 der Satz:

"In 1999, a report by the Working Group on Himalyan Glaciology (WGHG) of the International Comission for Snow and Ice (ICSI) stated: 'glaciers in the Himalayas are receding faster than in any other part of the world and, if the present rate continues, the likelihood of them disappearing by the year 2035 is very high.'"[13]

Hier gibt es allerdings nicht die Flächenangaben des IPCC-Textes. Die in dem WWF-Text genannte Quelle wird nicht näher spezifiziert. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um die Studie des indischen Glaziologen Syed I Hasnain aus dem Jahre 1999.[14] Allerdings gibt es hier keine Textstelle, auf die sich der WWF hätte stützen können.


Es ist daher der Verdacht aufgekommen, dass sowohl der WWF wie der IPCC den Text des Artikels eines Online-Portals der indischen Regierung, des India Environment Portal (IEP), von 1999 wiedergeben. Der Autor dieses Artikels schreibt:

"Glaciers in the Himalaya are receding faster than in any other part of the world and, if the present rate continues, the likelihood of them disappearing by the year 2035 is very high," says the International Commission for Snow and Ice ( icsi ) in its recent study on Asian glaciers. (...) "The glacier will be decaying at rapid, catastrophic rates. Its total area will shrink from the present 500,000 to 100,000 square km by the year 2035," says former icsi president V M Kotlyakov in the report Variations of snow and ice in the past and present on a global and regional scale."[15]

In der erwähnten Studie des russischen Glaziologen Kotlyakov von 1996 steht auf S. 66 allerdings folgendes:

The extrapolar glaciation of the Earth will be decaying at rapid, catastrophic rates — its total area will shrink from 500,000 to 100,000 km² by the year 2350. Glaciers will survive only in the mountains of inner Alaska, on some Arctic archipelagos, within Patagonian ice sheets, in the Karakoram Mountains, in the Himalayas, in some regions of Tibet and on the highest mountain peaks in the temperature latitudes.[16]

Kotlyakov ist also wahrscheinlich die ursprüngliche Quelle. Der IEP-Artikel hat die Flächenangaben Kotlyakovs für alle Gletscher auf der Erde fälschlich auf die Himalaya-Gletscher bezogen und aus dem Jahr 2350 das Jahr 2035 gemacht. Von dem IEP-Artikel haben dann die IWF-Studie wie der IPCC abgeschrieben. Dafür, dass der IPCC den 2. Satz des obigen Zitats direkt aus dem IEP-Artikel kopiert hat, spricht auch das "Its" am Beginn des Satzes, das sich auf kein Nomen im Singular in dem vorhergehenden Satz bezieht (dort ist von "Glaciers" die Rede) und eigentlich einen grammatischen Fehler darstellt.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 UNEP and WGMS. (2008): Global glacier changes: facts and figures. United Nations Environment Programme and World Glacier Monitoring Service.
  2. 2,0 2,1 Moholt, G., et al. (2012): Recent mass changes of glaciers in the Russian High Arctic, Geophysical Research Letters 39, doi:10.1029/2012GL051466
  3. Xu, J. et al. (2009): The Melting Himalayas: Cascading Effects of Climate Change on Water, Biodiversity, and Livelihoods, Conservation Biology 23, 520-530
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 UNEP (2009): Recent Trends in Melting Glaciers, Tropospheric Temperatures over the Himalayas and Summer Monsoon Rainfall over India
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 Yao, T., et al. (2012): Different glacier status with atmospheric circulations in Tibetan Plateau and surroundings, Nature climate change, DOI: 10.1038/NCLIMATE1580
  6. Scherler, D., B. Bookhagen, M.R. Strecker (2011): Spatially variable response of Himalayan glaciers to climate change affected by debris cover, Nature Geoscience 4, 156-159
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 7,4 Raina, V. K. (2009). Himalayan glaciers - a state-of-art review of glacial studies, glacial retreat and climate change. MoEF Discussion Paper. G.B. Pant Institute of Himalayan Environment & Development online:
  8. Zemp, M. (2009): Six decades of glacier mass-blance observations: a review of the worldwide monitoring network, Annals of Glaciology 50, 101-111
  9. Kehrwald N.M. (2008): Mass loss on Himalayan glacier endangers water resources, Geophysical Research Letters, Vol 35, doi:10.1029/ 2008GL035556
  10. IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group I: The Science of Climate Change, 11.4.3
  11. IPCC-Statement
  12. IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group II: Impacts, Adaptation and Vulnerability,10.6.2
  13. WWF (2005): An Overview of Glaciers, Glacier Retreat, and Subsequent Impacts in Nepal, India and China
  14. Hasnain. S.I. (1999): Report on Himalayan Glaciology
  15. India Environment Portal: Glaciers beating retreat
  16. V.M. Kotlyakov (1996): Variations of Snow and Ice in the past and at present on a Global and Regional Scale

Weblinks

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