Gletscher in Afrika: Unterschied zwischen den Versionen

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== Zukunft ==
== Zukunft ==
Nach Einschätzung des amerikanischen Gletscherforschers Thompson wird das Eis auf dem Kilimandscharo in ein oder zwei Jahrzehnten gänzlich verschwunden sein, wenn die gegenwärtigen Bedingungen anhalten.<ref name="Thompson 2009" /> G. Kaser meint ähnlich, dass bei der gegenwärtigen Gletscherabnahme  bis 2040 es kein Plateaueis auf dem Kibo mehr wird.<ref name="Kaser 2010" /> Eine etwas differenziertere Einschätzung geben Cullen et al. (2012): Vorausgesetzt der gegenwärtige Trend hält an, werden die Gletscher am westlichen Hang bis 2020 und das Eis auf dem Plateau und an den südlichen Hängen bis 20140 nicht mehr vorhanden sein. <ref name="Cullen 2012" />
Nach Einschätzung des amerikanischen Gletscherforschers Thompson wird das Eis auf dem Kilimandscharo in ein oder zwei Jahrzehnten gänzlich verschwunden sein, wenn die gegenwärtigen Bedingungen anhalten.<ref name="Thompson 2009" /> G. Kaser meint ähnlich, dass bei der gegenwärtigen Gletscherabnahme  bis 2040 es kein Plateaueis auf dem Kibo mehr geben wird.<ref name="Kaser 2010" /> Eine etwas differenziertere Einschätzung geben Cullen et al. (2012): Vorausgesetzt der gegenwärtige Trend hält an, werden die Gletscher am westlichen Hang bis 2020 und das Eis auf dem Plateau und an den südlichen Hängen bis 2040 nicht mehr vorhanden sein. <ref name="Cullen 2012" />


Allerdings hält Kaser auch das Gegenteil für möglich, wenn eine Serie von mehreren feuchten Jahreszeiten mit hohen Niederschlägen aufeinanderfolgen.<ref name="Kaser 2010" /> Anhaltend feuchtere Bedingungen würden dazu führen, dass das Plateaueis um mehrere Zehner von Metern wachsen würde. Höhere Niederschläge über Ostafrika könnten paradoxerweise sogar eine Folge des Klimawandels sein. Die Zunahme der Niederschläge in Ostafrika hängt mit Änderungen der Wassertemperatur im Indischen Ozean zusammen, durch die der absteigende Ast der [[Walker-Zirkulation]] über dem westlichen Indischen Ozean geschwächt wird.<ref>James, R., and R. Washington (2012): Changes in African temperature and precipitation associated with degrees of global warming, Climatic Change, DOI 10.1007/s10584-012-0581-7</ref>
Allerdings hält Kaser auch das Gegenteil für möglich, wenn eine Serie von mehreren feuchten Jahreszeiten mit hohen Niederschlägen aufeinanderfolgen.<ref name="Kaser 2010" /> Anhaltend feuchtere Bedingungen würden dazu führen, dass das Plateaueis um mehrere Zehner von Metern wachsen würde. Höhere Niederschläge über Ostafrika könnten paradoxerweise sogar eine Folge des Klimawandels sein. Die Zunahme der Niederschläge in Ostafrika hängt mit Änderungen der Wassertemperatur im Indischen Ozean zusammen, durch die der absteigende Ast der [[Walker-Zirkulation]] über dem westlichen Indischen Ozean geschwächt wird.<ref>James, R., and R. Washington (2012): Changes in African temperature and precipitation associated with degrees of global warming, Climatic Change, DOI 10.1007/s10584-012-0581-7</ref>

Version vom 9. Januar 2013, 16:49 Uhr

In Afrika gibt es Gletscher nur in den Tropen, und zwar auf dem Mount Kilimandscharo, dem Mount Kenia und dem Ruwenzori-Gebirge.

Das Nördliche Eisfeld auf dem Kilimandscharo am 28. Oktober 2012

Kilimandscharo

Eisbedeckung

Das Kilimandscharo–Massiv liegt etwa 350 km südlich des Äquators im Nordosten Tansanias. Der ehemalige Vulkan Kibo, auf dem auch die Gletscher liegen, ist der höchste Gipfel des Kilimandscharo und damit auch der höchste Berg Afrikas. Die Eisbedeckung des Kilimandscharo nimmt unter den tropischen Gletschern eine Sonderstellung ein. Sie besteht aus zwei unterschiedlichen Gletscherformen, einmal aus 20-40 m dicken Resten eines Plateaugletschers auf dem Kibo in 5700-5800 m Höhe und zum anderen aus einigen Hanggletschern, die bis ca. 5000 m hinabreichen. Die Plateaugletscher brechen in nahezu senkrechten Wänden von fast 40 m Höhe ab, die zumeist in Ost-West-Richtung verlaufen.[1]

Das Nördliche Eisfeld auf dem Kilimandscharo am 28. Oktober 2012

Die gesamte Eisbedeckung wird in verschiedene Gletschergebiete aufgeteilt. Das größte Gebiet ist das Nördliche Eisfeld, ein Plateaugletscher, der aus zwei größeren Teilen besteht, die 2012 zum ersten Mal getrennt wurden.[2] Das Südliche Eisfeld, das zweitgrößte Gletschergebiet, besteht ebenfalls aus mehreren Teilen, die z.T. als Hanggletscher bis 5000 m herabreichen. Vom einst größeren Östlichen Eisfeld sind nur noch kleinere Reste vorhanden. Nahezu verschwunden sind auch die meisten früheren Hanggletscher auf der Südwestseite des Kibo. Daneben ist wegen seiner auffälligen Lage in der südwestlichen Caldera noch der Furtwängler-Gletscher erwähnenswert.

Veränderungen

Gletscherrückgang auf dem Kilimandscharo 1912 bis 2011; weitere Angaben: auf das Bild klicken

Die gesamte Eisfläche auf dem Kilimandscharo wurde für die Zeit um 1880 auf etwa 20 km2 geschätzt.[1] Im Jahre 1912 waren davon noch ca. 11,4 km2 übrig, die bis 2011 auf 1,76 km2 zurückgingen, ein Verlust von rund 85 %.[3] Relativ hat sich die Gletscherabnahme im Laufe der Zeit sichtlich beschleunigt. Zwischen 1912 und 1953 ist die Eisfläche um 1 % pro Jahr zurückgegangen, 1953-1989 um 1,4 % und zwischen 1989 und 2007 um 2,5 % pro Jahr.[4] Am stärksten ist mit 5 % jährlich im Zeitraum 2000-2007 die Fläche des kleineren Furtwängler-Gletschers zurückgegangen. Auch die Eisdicke zeigt in jüngster Zeit dramatische Veränderungen. So nahm die Eisdicke 2000-2007 im Nördlichen Eisfeld um 1,9 m, im Südlichen Eisfeld um 5,1 m und die des Furtwängler-Gletschers um 3 m ab. Dabei zeigen die oberen 65 cm deutliche Spuren von Schmelzprozessen und Gefrieren. Insgesamt nahm das Volumen des Kilimandscharo-Eises etwa je zur Hälfte sowohl durch den seitlichen Rückzug wie durch die Verringerung der Mächtigkeit ab.[5] Der amerikanische Gletscherforscher Lonnie Thompson hält es für möglich, dass das Eis in ein oder zwei Jahrzehnten gänzlich verschwunden sein wird, wenn die gegenwärtigen Bedingungen anhalten.[5]

Ursachen

Zu den Ursachen des Gletscherschwunds auf dem Kilimandscharo gibt es in der Forschung gegensätzliche Auffassungen über die Rolle des Klimawandels. Für den amerikanischen Gletscherforscher Lonnie Thompson ist wie bei den anderen tropischen Gletschern eindeutig der Klimawandel der entscheidende Faktor. Dagegen betont der österreichische Gletscherexperten Georg Kaser die Sonderstellung der Kilimandscharo-Gletscher, deren Rückgang für ihn nicht durch eine Temperaturzunahme erklärt werden könne.

Nach Thompson sind die schwindenden Gletscher auf dem Kilimandscharo “symbols of changing climate in Africa” (Symbole des Klimawandels in Afrika).[5] Die Ursachen dieses dramatischen Gletscherschwunds seien vor Ort sehr schwierig zu bestimmen, da es keine kontinuierlichen meteorologischen Beobachtungen gebe. Es lasse sich jedoch feststellen, dass der Eisverlust auf dem Kilimandscharo keine einmalige Besonderheit darstelle. Die tropischen Gletscher in den Anden und auf Neu-Guinea zeigten ein ähnliches Verhalten. Das spreche für eine gemeinsame Ursache, zu der als sekundäre Faktoren Niederschlagsschwankungen, Wolkenbedeckung oder Änderungen der Landbedeckung hinzukämen. Die wahrscheinlichste Ursache seien wärmere Lufttemperaturen, wie sie in der Region durchaus beobachtet wurden, und deren vertikale Verstärkung in großen tropischen Höhen durch den atmosphärischen Wasserdampf.

Georg Kaser weist auf die Besonderheit des Plateaueises mit seinen nahezu senkrecht abbrechenden Wänden von fast 40 m Höhe hin, die zumeist in Ost-West-Richtung verlaufen. Diese Wände sind nach Kaser im Sommer und Winter, wenn die Sonne den Äquator Richtung Wendekreise deutlich überschritten hat, der Sonnenstrahlung besonders stark ausgesetzt, zumal dann auch Trockenheit mit geringer Wolkenbedeckung herrscht. Dadurch kann es zu starker Sublimation kommen, und die Gletscher verkleinern sich von den Rändern her. Im Frühling und Herbst dagegen steht die Sonne senkrecht über dem Kilimandscharo und erreicht die senkrechten Gletscherwände kaum. Außerdem herrscht zu dieser Zeit eine relativ starke Bewölkung.[1]

Voraussetzung für eine anhaltende Verkleinerung der Gletscher von den Seiten her ist nach Kaser eine längere Trockenphase. Diese habe es seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis heute gegeben. Im späten 19. Jh. seien die Niederschläge über dem Kibo um 160-240 mm höher als heute gewesen. Dann hätten Änderungen der Meeresoberflächentemperaturen des Indischen Ozeans dazu geführt, dass die Ostwinde vom Ozean her und damit der Feuchtigkeitstransport nach Ostafrika abgenommen hätten. Die trockenere Atmosphäre hat dann die Gletscherwände verstärkt der Sonneneinstrahlung ausgesetzt und ihr kontinuierliches zurückweichen durch Sublimation bewirkt.[6] Die Abnahme der Gletscherdicke wird von Kaser als gering eingeschätzt.

„Die Prozesse“, so Kaser, „die den Eisverlust auf dem Kilimandscharo verursachen, sind weitgehend unabhängig von der Temperatur und somit von der globalen Erwärmung.“[1] Die Lufttemperaturen würden die Null-Grad-Grenze nicht überschreiten und schwanken zwischen -3 bis -2 °C mittags bis -9 °C kurz vor Sonnenaufgang. Wenn die Eiskanten im Schatten liegen, werden sogar -7 bis -15 °C erreicht. Schmelzvorgänge sind damit so gut wie ausgeschlossen. Eine Eisabnahme ist nur durch Sublimation infolge direkter Sonneneinstrahlung möglich.[6] Ein indirekter Zusammenhang mit der globalen Erwärmung sei dennoch denkbar, da die Niederschläge über dem Kilimandscharo wie über ganz Ostafrika einen Zusammenhang mit den Meeresoberflächentemperaturen des Indischen Ozeans zeigten.[1]

Zukunft

Nach Einschätzung des amerikanischen Gletscherforschers Thompson wird das Eis auf dem Kilimandscharo in ein oder zwei Jahrzehnten gänzlich verschwunden sein, wenn die gegenwärtigen Bedingungen anhalten.[5] G. Kaser meint ähnlich, dass bei der gegenwärtigen Gletscherabnahme bis 2040 es kein Plateaueis auf dem Kibo mehr geben wird.[6] Eine etwas differenziertere Einschätzung geben Cullen et al. (2012): Vorausgesetzt der gegenwärtige Trend hält an, werden die Gletscher am westlichen Hang bis 2020 und das Eis auf dem Plateau und an den südlichen Hängen bis 2040 nicht mehr vorhanden sein. [3]

Allerdings hält Kaser auch das Gegenteil für möglich, wenn eine Serie von mehreren feuchten Jahreszeiten mit hohen Niederschlägen aufeinanderfolgen.[6] Anhaltend feuchtere Bedingungen würden dazu führen, dass das Plateaueis um mehrere Zehner von Metern wachsen würde. Höhere Niederschläge über Ostafrika könnten paradoxerweise sogar eine Folge des Klimawandels sein. Die Zunahme der Niederschläge in Ostafrika hängt mit Änderungen der Wassertemperatur im Indischen Ozean zusammen, durch die der absteigende Ast der Walker-Zirkulation über dem westlichen Indischen Ozean geschwächt wird.[7]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Kaser, G. (2008): Gletscherschwund am Kilimandscharo, Spektrum der Wissenschaft, Januar 2008, 62-69
  2. NASA Earth Observatory: Kilimanjaro’s Shrinking Ice Fields; Foto vom Gletscherdurchbruch
  3. 3,0 3,1 Cullen, N. J., et al. (2012): A century of ice retreat on Kilimanjaro: the mapping reloaded, The Cryosphere Discussion 6, 4233-4265
  4. Thompson, L:G., et al. (2012): Tropical glaciers, recorders and indicators of climate change, are disappearing globally, Annals of Glaciology 52, 23-34
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 Thompson, L.G., H.H. Brecher, E. Mosley-Thompson, D.R. Hardy, and B.G. Mark (2009): Glacier loss on Kilimanjaro continues unabated. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America 106, 19770-19775, doi:10.1073/pnas.0906029106
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 Kaser, G., et al. (2010): Is the decline of ice on Kilimanjaro unprecedented in the Holocene?, Holocene 20, 1079–1091, doi:10.1177/0959683610369498
  7. James, R., and R. Washington (2012): Changes in African temperature and precipitation associated with degrees of global warming, Climatic Change, DOI 10.1007/s10584-012-0581-7

Weblinks

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