Gletscher auf Island: Unterschied zwischen den Versionen

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Der starke Massenumsatz der isländischen Gletscher durch die starken Niederschläge im Winter und die hohen Abschmelzraten im Sommer, durch den sie zur Kategorie der sog. temperierten Gletscher gehören, macht sie gegenüber Temperaturänderungen sehr sensibel. Das gilt besonders für die Auslassgletscher des südöstlichen Vatnajökul. Die Gletscherbetten der Auslassgletscher des südöstlichen Vatnajökul liegen in dem wärmsten und feuchtesten Teil Islands und reichen bis auf 20-100 m über dem Meeresspiegel hinunter. Ihre Fläche beträgt 20-200 km<sup>2</sup>, ihre durchschnittliche Dicke 80-330 m. Im Laufe der Zeit haben die Auslassgletscher die weichen Sandflächen stark erodiert, so dass ihr Bett z.T. 100-300 m unter der Höhe der Gletscherenden liegt. Sie enden außerdem häufig in Seen, die das Abtauen verstärken und in jüngter Zeit an Zahl zunehmen. Abgesehen von Grönland tragen die isländischen Gletscher insgesamt am meisten zum Schmelzwasserabfluss in den Nordatlantik bei und bewirken einen Meeresspiegelanstieg von 0,03 mm/Jahr seit Mitte der 1990er Jahre.<ref name="Hannesdóttir 2015" />
Der starke Massenumsatz der isländischen Gletscher durch die starken Niederschläge im Winter und die hohen Abschmelzraten im Sommer, durch den sie zur Kategorie der sog. temperierten Gletscher gehören, macht sie gegenüber Temperaturänderungen sehr sensibel. Das gilt besonders für die Auslassgletscher des südöstlichen Vatnajökul. Die Gletscherbetten der Auslassgletscher des südöstlichen Vatnajökul liegen in dem wärmsten und feuchtesten Teil Islands und reichen bis auf 20-100 m über dem Meeresspiegel hinunter. Ihre Fläche beträgt 20-200 km<sup>2</sup>, ihre durchschnittliche Dicke 80-330 m. Im Laufe der Zeit haben die Auslassgletscher die weichen Sandflächen stark erodiert, so dass ihr Bett z.T. 100-300 m unter der Höhe der Gletscherenden liegt. Sie enden außerdem häufig in Seen, die das Abtauen verstärken und in jüngter Zeit an Zahl zunehmen. Abgesehen von Grönland tragen die isländischen Gletscher insgesamt am meisten zum Schmelzwasserabfluss in den Nordatlantik bei und bewirken einen Meeresspiegelanstieg von 0,03 mm/Jahr seit Mitte der 1990er Jahre.<ref name="Hannesdóttir 2015" />


Die Gletscher Islands liegen zu einem erheblichen Teil auf aktiven Vulkanen. Vulkanausbrüche und warme geothermische Zonen haben unter dem Eis der großen Gletscher eine eigene Landschaft geschaffen, mit subglazialen Seen und Schmelzwasserkanälen, die unter mehreren hundert Meter Eis liegen. In den Seen unter den Gletscher sammelt sich über einige Jahre hinweg das Schmelzwasser, bis es zu gewaltsamen Ausbrüchen der Wassermassen, sog. Jökulhlaups, kommt, die aber auch durch Vulkanausbrüchen unter dem Eis entstehen können. Einige Seen entwässern alle 2-3 Jahre durch Schmelzwasserausbrüche, die ein bis drei Wochen anhalten können.<ref name="Hannesdóttir 2013" />   
Die Gletscher Islands liegen zu einem erheblichen Teil auf aktiven Vulkanen. Vulkanausbrüche und warme geothermische Zonen haben unter dem Eis der großen Gletscher eine eigene Landschaft geschaffen, mit subglazialen Seen und Schmelzwasserkanälen, die unter mehreren hundert Meter Eis liegen. In den Seen unter den Gletschern sammelt sich über einige Jahre hinweg das Schmelzwasser, bis es zu gewaltsamen Ausbrüchen der Wassermassen, sog. Jökulhlaups, kommt, die aber auch durch Vulkanausbrüchen unter dem Eis entstehen können. Einige Seen entwässern alle 2-3 Jahre durch Schmelzwasserausbrüche, die ein bis drei Wochen anhalten können.<ref name="Hannesdóttir 2013" />   


Das Schmelzwasser wird vielfach in der Landwirtschaft, als Trinkwasser und für die Stromerzeugung genutzt. Die Gletscher sind zugleich ein wichtiger Anziehungspunkt für den Tourismus.<ref name="Adamic 2013" />  
Das Schmelzwasser wird vielfach in der Landwirtschaft, als Trinkwasser und für die Stromerzeugung genutzt. Die Gletscher sind zugleich ein wichtiger Anziehungspunkt für den Tourismus.<ref name="Adamic 2013" />


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 22. Juli 2015, 18:18 Uhr

Klima

Obwohl Island nahe am Polarkreis liegt, besitzt es ein relativ mildes Klima. Dazu trägt nicht nur die Lage mitten im Nordatlantik bei, sondern auch der warme Irmingerstrom, eine Abzweigung des Golfstroms, der vor allem die Südostküste Islands begünstigt. Durch den ozeanischen Einfluss sind die jahreszeitlichen Temperaturschwankungen gering. Die Wintertemperaturen an der Südküste liegen im Mittel bei 0 °C, die Sommertemperaturen bei 11-14 °C und das Jahresmittel bei 5 °C.[1] Die wärmsten Sommertemperaturen können auch 20-25 °C erreichen.[2] Die Nordküste ist allerdings kälter, da sie unter dem Einfluss des kalten Ostgrönlandstroms steht, der manchmal Meereis bis an die Küsten treibt. Im zentralen Hochland sind die Temperaturen ebenfalls relativ gering, so dass sich Permafrost in Höhen über 550-600 m bildet.[3] Hier können im Winter auch -25 bis -35 °C erreicht werden.[2]

Durch die Lage in der Westwindzone ist Island vom Südwesten her von zahlreichen Teifdruckgebieten betroffen, deren Winde gegen den Urzeigersinn drehen und primär aus Osten und Südosten kommen. Dadurch fällt an der Süd- und Südostküste reichlich Regen und über den Gletschergebieten im Süden vor allem im Winter sehr viel Schnee.[4] Die mittleren Jahresniederschläge Islands betragen rund 1700 mm, bei allerdings starken regionalen Unterschieden.[1] So übersteigen die jährlichen Niederschläge an den höheren Hängen des Vatnajökull 4000-5000 mm und können sogar 7000 mm erreichen. Sie sind einer der Gründe, warum die größten Eiskappen im südlichen und zentralen Hochland liegen. Der Norden ist dagegen eher trocken mit Niederschlägen in großen Bereichen unter 800 mm/Jahr.[3] Nördlich des Vatnajökull herrschen sogar wüstenähnliche Bedingungen mit Niederschlägen bis zu 350-450 mm im Jahr.[2]

Gegenwärtige Vergletscherung

Gegenwärtig sind 10 % des Landes mit Eis bedeckt, das sich in Höhen zwischen 925 und 2000 m befindet.[1] In ihnen sind 3600 km3 Wasser gebunden, das beim Schmelzen der Gletscher den globalen Meeresspiegel um 1 cm ansteigen lassen würde.[3] Die größeren Gletschergebiete bestehen aus Eiskappen, die in Auslassgletschern enden. Der größte Gletscher ist mit 8100 km2 der im Südwesten liegende Vatnajökull (das isländische „jökull“ ist der Name für Gletscher), gefolgt von den nahezu gleichgroßen Langjökull (950 km2) und Hofsjökull (925 km2) im westlichen und mittleren Landesinnern.

Der starke Massenumsatz der isländischen Gletscher durch die starken Niederschläge im Winter und die hohen Abschmelzraten im Sommer, durch den sie zur Kategorie der sog. temperierten Gletscher gehören, macht sie gegenüber Temperaturänderungen sehr sensibel. Das gilt besonders für die Auslassgletscher des südöstlichen Vatnajökul. Die Gletscherbetten der Auslassgletscher des südöstlichen Vatnajökul liegen in dem wärmsten und feuchtesten Teil Islands und reichen bis auf 20-100 m über dem Meeresspiegel hinunter. Ihre Fläche beträgt 20-200 km2, ihre durchschnittliche Dicke 80-330 m. Im Laufe der Zeit haben die Auslassgletscher die weichen Sandflächen stark erodiert, so dass ihr Bett z.T. 100-300 m unter der Höhe der Gletscherenden liegt. Sie enden außerdem häufig in Seen, die das Abtauen verstärken und in jüngter Zeit an Zahl zunehmen. Abgesehen von Grönland tragen die isländischen Gletscher insgesamt am meisten zum Schmelzwasserabfluss in den Nordatlantik bei und bewirken einen Meeresspiegelanstieg von 0,03 mm/Jahr seit Mitte der 1990er Jahre.[4]

Die Gletscher Islands liegen zu einem erheblichen Teil auf aktiven Vulkanen. Vulkanausbrüche und warme geothermische Zonen haben unter dem Eis der großen Gletscher eine eigene Landschaft geschaffen, mit subglazialen Seen und Schmelzwasserkanälen, die unter mehreren hundert Meter Eis liegen. In den Seen unter den Gletschern sammelt sich über einige Jahre hinweg das Schmelzwasser, bis es zu gewaltsamen Ausbrüchen der Wassermassen, sog. Jökulhlaups, kommt, die aber auch durch Vulkanausbrüchen unter dem Eis entstehen können. Einige Seen entwässern alle 2-3 Jahre durch Schmelzwasserausbrüche, die ein bis drei Wochen anhalten können.[2]

Das Schmelzwasser wird vielfach in der Landwirtschaft, als Trinkwasser und für die Stromerzeugung genutzt. Die Gletscher sind zugleich ein wichtiger Anziehungspunkt für den Tourismus.[1]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Adamic, E. A. (2013): Iceland’s Glaciers: Responses to a Warming Climate
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Hannesdóttir, H., A. Zöhrer, H. Davids, S.I. Sigurgeirsdóttir, H. Skírnisdóttir & Þ. Árnason (2013): Vatnajökull National Park: Geology and Geodynamics
  3. 3,0 3,1 3,2 Björnsson, H., and Finnur Pálsson (2008): Icelandic glaciers, Jökull 58, 365-386
  4. 4,0 4,1 Hannesdóttir, H., H. Björnsson, F. Pálsson, G. Aðalgeirsdóttir, and Sv. Guðmundsson (2015): Changes in the southeast Vatnajökull ice cap, Iceland, between 1890 and 2010, The Cryosphere 9, 565–585

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