Eisschilde: Unterschied zwischen den Versionen

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Im gegenwärtigen Klima gibt es auf der Erde nur die beiden Eisschilde auf Grönland und der Antarktis. Während der letzten [[Eiszeitalter|Kaltzeit]] lagen auch über große Teile Nordamerikas und Eurasiens mächtige Inlandeismassen, und das Eisvolumen während des letzten glazialen Maximums um 21000 Jahre v.h. war mehr als doppelt so groß wie heute. Die großen Eisschilde der Gegenwart bilden zusammen ein Volumen von 27,6 Millionen km<sup>3</sup> Eis, in denen eine so große Wassermenge gebunden ist, dass beim vollständigen Abtauen der globale Meeresspiegel um etwa 64 m steigen würde<ref>IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group I: The Science of Climate Change,  Table 4.1</ref>. Ihre Masse wird durch Schneefall gebildet (Akkumulation) und durch Schmelzen an der Oberfläche und an der Unterseite sowie den Abfluss Richtung Meer und das Kalben ins Meer wieder abgebaut (Ablation). Eisschilde reagieren auf klimatische Veränderungen in Zeiträumen von bis zu zehntausend Jahren. Gegenwärtige Prozesse können daher sowohl Folgen aktueller Klimaänderungen als auch Langzeitwirkungen des nacheiszeitlichen Klimawandels sein.
Im gegenwärtigen Klima gibt es auf der Erde nur die beiden Eisschilde auf Grönland und der Antarktis. Während der letzten [[Eiszeitalter|Kaltzeit]] lagen auch über große Teile Nordamerikas und Eurasiens mächtige Inlandeismassen, und das Eisvolumen während des letzten glazialen Maximums um 21000 Jahre v.h. war mehr als doppelt so groß wie heute. Die großen Eisschilde der Gegenwart bilden zusammen ein Volumen von 27,6 Millionen km<sup>3</sup> Eis, in denen eine so große Wassermenge gebunden ist, dass beim vollständigen Abtauen der globale Meeresspiegel um etwa 64 m steigen würde<ref>IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group I: The Science of Climate Change,  Table 4.1</ref>. Ihre Masse wird durch Schneefall gebildet (Akkumulation) und durch Schmelzen an der Oberfläche und an der Unterseite sowie den Abfluss Richtung Meer und das Kalben ins Meer wieder abgebaut (Ablation). Eisschilde reagieren auf klimatische Veränderungen in Zeiträumen von bis zu zehntausend Jahren. Gegenwärtige Prozesse können daher sowohl Folgen aktueller Klimaänderungen als auch Langzeitwirkungen des nacheiszeitlichen Klimawandels sein.


Jüngste Untersuchungen mit voneinander unabhängigen Techniken haben ergeben, dass der Massenverlust im Jahre 2006 sich auf 475 Gt/Jahr belief.<ref>Rignot, E., I. Velicogna, M. R. van den Broeke, A. Monaghan, and J. Lenaerts (2011), Acceleration
Jüngste Untersuchungen mit voneinander unabhängigen Techniken haben ergeben, dass der Massenverlust beider Eisschilde zusammen im Jahre 2006 sich auf 475 Gt pro Jahr belief.<ref>Rignot, E., I. Velicogna, M. R. van den Broeke, A. Monaghan, and J. Lenaerts (2011), Acceleration of the contribution of the Greenland and Antarctic ice sheets to sea level rise, Geophys. Res. Lett., 38, L05503, doi:10.1029/2011GL046583</ref> Das entspricht einem Meeresspiegelanstieg von 1,3 mm pro Jahr. Der Massenverlust hat sich dabei seit 1992 um 36,3 Gt pro Jahr beschleunigt. Die Zunahme des Massenverlusts ist damit dreimal stärker als die von Gletschern und Eiskappen. Falls dieser Trend anhält, wird der Meeresspiegelanstieg in den nächsten Jahrzehnten zunehmend von den großen Eisschilden dominiert werden.
of the contribution of the Greenland and Antarctic ice sheets to sea level rise, Geophys. Res. Lett., 38, L05503, doi:10.1029/2011GL046583</ref> Das entspricht einem Meeresspiegelanstieg von 1,3 mm pro Jahr. Der Massenverlust hat sich dabei seit 1992 um 36,3 Gt/Jahr beschleunigt. Die Zunahme des Massenverlusts ist damit dreimal stärker als die von Gletschern und Eiskappen. Falls dieser Trend anhält, wird der 'Meeresspiegelanstieg in den nächsten Jahrzehnten zunehmend von den großen Eisschilden dominiert werden.


==Antarktischer Eisschild==
==Antarktischer Eisschild==

Version vom 22. März 2011, 10:31 Uhr

Schematische Darstellung des grönländischen und antarktischen Eisschildes

Übersicht

Im gegenwärtigen Klima gibt es auf der Erde nur die beiden Eisschilde auf Grönland und der Antarktis. Während der letzten Kaltzeit lagen auch über große Teile Nordamerikas und Eurasiens mächtige Inlandeismassen, und das Eisvolumen während des letzten glazialen Maximums um 21000 Jahre v.h. war mehr als doppelt so groß wie heute. Die großen Eisschilde der Gegenwart bilden zusammen ein Volumen von 27,6 Millionen km3 Eis, in denen eine so große Wassermenge gebunden ist, dass beim vollständigen Abtauen der globale Meeresspiegel um etwa 64 m steigen würde[1]. Ihre Masse wird durch Schneefall gebildet (Akkumulation) und durch Schmelzen an der Oberfläche und an der Unterseite sowie den Abfluss Richtung Meer und das Kalben ins Meer wieder abgebaut (Ablation). Eisschilde reagieren auf klimatische Veränderungen in Zeiträumen von bis zu zehntausend Jahren. Gegenwärtige Prozesse können daher sowohl Folgen aktueller Klimaänderungen als auch Langzeitwirkungen des nacheiszeitlichen Klimawandels sein.

Jüngste Untersuchungen mit voneinander unabhängigen Techniken haben ergeben, dass der Massenverlust beider Eisschilde zusammen im Jahre 2006 sich auf 475 Gt pro Jahr belief.[2] Das entspricht einem Meeresspiegelanstieg von 1,3 mm pro Jahr. Der Massenverlust hat sich dabei seit 1992 um 36,3 Gt pro Jahr beschleunigt. Die Zunahme des Massenverlusts ist damit dreimal stärker als die von Gletschern und Eiskappen. Falls dieser Trend anhält, wird der Meeresspiegelanstieg in den nächsten Jahrzehnten zunehmend von den großen Eisschilden dominiert werden.

Antarktischer Eisschild

Der antarktische Eisschild ruht auf einer kontinentalen Landmasse nahezu konzentrisch um den Südpol. Die klimatischen Verhältnisse über der Antarktis und dem umgebenden Ozean werden im wesentlichen durch den Eisschild selber bestimmt. Durch die kalten Bedingungen des antarktischen Klimas kommt es nur zu geringen Abschmelzvorgängen an der Eisoberfläche. Eisverluste geschehen primär durch das Kalben von Tafeleisbergen an der Schelfeisgrenze ins Meer, das durch Eisströme aus dem Innern angetrieben wird, und durch das Abschmelzen von Schelfeis an der Unterseite. Bis vor kurzem wurde angenommen, dass sich Eisströme grundsätzlich nur sehr langsam bewegen und ihre Geschwindigkeit nicht schnell ändern können. Neuere Beobachtungen haben gezeigt, dass die Geschwindigkeit der Eisströme sich verhältnismäßig schnell ändern kann, z.B. wenn das Schelfeis, in das sie münden, instabil wird.

Grönländischer Eisschild

Gegenüber der Antarktis ist das aufgrund der geographischen Lage um 10-15 oC wärmere Klima Grönlands eher fremdbestimmt und wird stark durch die nordamerikanische und eurasische Landmasse und vor allem den Nordatlantik beeinflusst. Einerseits sind daher die Niederschläge deutlich höher als über der Antarktis, andererseits gibt es im Sommer umfangreiche Schmelzvorgänge an der Oberfläche, die sich über nahezu die Hälfte des Eisschildes erstrecken und deren Wasser größtenteils ins Meer abfließt. Ein anderer Teil des Eises geht auch hier durch das Kalben ins Meer verloren. Während der antarktische Eisschild mit Ausnahme einiger Randgebiete wie der Westantarktischen Halbinsel nur sehr verzögert auf Klimaänderungen reagiert, zeigt der Eisschild auf Grönland deutlich stärker die Folgen des aktuellen Klimawandels.

Einzelnachweise

  1. IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group I: The Science of Climate Change, Table 4.1
  2. Rignot, E., I. Velicogna, M. R. van den Broeke, A. Monaghan, and J. Lenaerts (2011), Acceleration of the contribution of the Greenland and Antarctic ice sheets to sea level rise, Geophys. Res. Lett., 38, L05503, doi:10.1029/2011GL046583

Literatur

  • José L. Lozán / Hartmut Graßl / Hans-W. Hubberten / Peter Hupfer / Ludwig Karbe / Dieter Piepenburg (Hrsg.): Warnsignale aus den Polarregionen. Wissenschaftliche Auswertungen, Hamburg 2006

Weblinks


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