Anthropozän: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Begriff '''"Anthropozän"''' wurde 2002 von Nobelpreisträger für Chemie Paul Crutzen geprägt.<ref>Paul J. Crutzen (2002): Geology of mankind, Nature 415, 23</ref> Crutzen stellte in einem Nature-Artikel heraus, dass seit 200-300 Jahren der Mensch ganz entscheidend die natürliche Umwelt verändere, zunehmend nicht mehr nur lokal, sondern global. Als wichtigste Veränderung sieht Crutzen den Klimawandel durch die Erhöhung der atmosphärischen Konzentration von Treibhausgasen. Daneben erwähnt er das antarktische Ozonloch, die Nutzung von 30-50% der globalen Landoberfläche durch den Menschen, die Ausbeutung der Meere durch die Fischerei, Lanschaftsveränderungen durch Deichbauten, Flussumlenkungen u.a. Phänomene. Crutzen schlägt vor, das Anthropozän mit dem Beginn des Industriezeitalters am Ende des 18. Jahrhunderts beginnen zu lassen.
Der Begriff '''"Anthropozän"''' wurde 2002 von dem Nobelpreisträger für Chemie Paul Crutzen geprägt.<ref>Paul J. Crutzen (2002): Geology of mankind, Nature 415, 23</ref> Crutzen stellte in einem Nature-Artikel dar, dass seit 200-300 Jahren der Mensch ganz entscheidend die natürliche Umwelt verändere, zunehmend nicht mehr nur lokal, sondern global. Als wichtigste Veränderung sieht Crutzen den Klimawandel durch die Erhöhung der atmosphärischen Konzentration von Treibhausgasen. Daneben erwähnt er das antarktische Ozonloch, die Nutzung von 30-50% der globalen Landoberfläche durch den Menschen, die Ausbeutung der Meere durch die Fischerei, Lanschaftsveränderungen durch Deichbauten, Flussumlenkungen u.a. Phänomene. Crutzen schlägt vor, das Anthropozän mit dem Beginn des Industriezeitalters am Ende des 18. Jahrhunderts beginnen zu lassen.


Im Februar 2008 haben Wissenschaftler der Londoner Geologischen Gesellschaft Crutzens Vorschlag aufgegriffen und weiter ausgearbeitet.<ref>Jan Zalasiewicz et al. (2008): Are we now living in the Anthropocene?, GSA TODAY, 18/2, 4-8</ref> Sie heben hervor, dass das Holozän die stabilste Klimaphase in den letzten 400 000 Jahren war, mit Temperaturschwankungen innerhalb einer Amplitude von ca. 1 °C, und damit eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung der menschlichen Zivilisation darstellte. Inzwischen aber habe der Anstieg der Treibhausgas Kohlendioxid und Methan ein Niveau erreicht, das schon in diesem Jahrhundert zu einem Temperaturanstieg vergleichbar mit dem Paläozän/Eozän-Temperaturmaximum vor rund 50 Millionen Jahren führen könne. Der gegenwärtige CO<sub>2</sub>-Gehalt sei ähnlich wie im mittleren Pliozän, 4 Mill Jahre v.h., als allerdings der Meeresspiegel 10-20 m höher lag. Das Klima der Erde werde vielleicht zurückkehren in wärmere Phasen, wie sie zuletzt im Miozän oder Pliozän vorherrschten. Möglicherweise werde damit die Epoche des Quartärs zu Ende gehen.
Im Februar 2008 haben Wissenschaftler der Londoner Geologischen Gesellschaft Crutzens Vorschlag aufgegriffen und weiter ausgearbeitet.<ref>Jan Zalasiewicz et al. (2008): Are we now living in the Anthropocene?, GSA TODAY, 18/2, 4-8</ref> Sie heben hervor, dass das Holozän die stabilste Klimaphase in den letzten 400 000 Jahren war, mit Temperaturschwankungen innerhalb einer Amplitude von ca. 1 °C, und damit eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung der menschlichen Zivilisation darstellte. Inzwischen aber habe der Anstieg der Treibhausgas Kohlendioxid und Methan ein Niveau erreicht, das schon in diesem Jahrhundert zu einem Temperaturanstieg vergleichbar mit dem Paläozän/Eozän-Temperaturmaximum vor rund 50 Millionen Jahren führen könne. Der gegenwärtige CO<sub>2</sub>-Gehalt sei ähnlich wie im mittleren Pliozän, 4 Mill Jahre v.h., als allerdings der Meeresspiegel 10-20 m höher lag. Das Klima der Erde werde vielleicht zurückkehren in wärmere Phasen, wie sie zuletzt im Miozän oder Pliozän vorherrschten. Möglicherweise werde damit die Epoche des Quartärs zu Ende gehen. Die Autoren schlagen vor, das Anthropozän mit dem Jahr 1800 beginnen zu lassen.


Die Wahrscheinlichkeit scheint tatsächlich relativ hoch, dass die Veränderung der chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre durch den Menschen Folgen haben wird, die die Wiederkehr einer nächsten Eiszeit verhindern könnte. Das rapide Abschmelzen des arktischen [[Meereis|Meereises]] und das wahrscheinliche, wenn auch längerfristige Abschmelzen des [[Grönländischer Eisschild|Grönlandeises]] werden Bedingungen schaffen, die die geringfügigen Schwankungen der [[Erdbahnparameter]] möglicherweise verpuffen lassen. Außerdem ist damit zu rechnen, dass bis dahin die Konzentration der Treibhausgase wohl kaum auf vorindustrielle Niveaus zurückkehren wird.  
Die Wahrscheinlichkeit scheint tatsächlich relativ hoch, dass die Veränderung der chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre durch den Menschen Folgen haben wird, die die Wiederkehr einer nächsten Eiszeit verhindern könnte. Das rapide Abschmelzen des arktischen [[Meereis|Meereises]] und das wahrscheinliche, wenn auch längerfristige Abschmelzen des [[Grönländischer Eisschild|Grönlandeises]] werden Bedingungen schaffen, die die geringfügigen Schwankungen der [[Erdbahnparameter]] möglicherweise verpuffen lassen. Außerdem ist damit zu rechnen, dass bis dahin die Konzentration der Treibhausgase wohl kaum auf vorindustrielle Niveaus zurückkehren wird.  

Version vom 4. September 2008, 20:00 Uhr

Der Begriff "Anthropozän" wurde 2002 von dem Nobelpreisträger für Chemie Paul Crutzen geprägt.[1] Crutzen stellte in einem Nature-Artikel dar, dass seit 200-300 Jahren der Mensch ganz entscheidend die natürliche Umwelt verändere, zunehmend nicht mehr nur lokal, sondern global. Als wichtigste Veränderung sieht Crutzen den Klimawandel durch die Erhöhung der atmosphärischen Konzentration von Treibhausgasen. Daneben erwähnt er das antarktische Ozonloch, die Nutzung von 30-50% der globalen Landoberfläche durch den Menschen, die Ausbeutung der Meere durch die Fischerei, Lanschaftsveränderungen durch Deichbauten, Flussumlenkungen u.a. Phänomene. Crutzen schlägt vor, das Anthropozän mit dem Beginn des Industriezeitalters am Ende des 18. Jahrhunderts beginnen zu lassen.

Im Februar 2008 haben Wissenschaftler der Londoner Geologischen Gesellschaft Crutzens Vorschlag aufgegriffen und weiter ausgearbeitet.[2] Sie heben hervor, dass das Holozän die stabilste Klimaphase in den letzten 400 000 Jahren war, mit Temperaturschwankungen innerhalb einer Amplitude von ca. 1 °C, und damit eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung der menschlichen Zivilisation darstellte. Inzwischen aber habe der Anstieg der Treibhausgas Kohlendioxid und Methan ein Niveau erreicht, das schon in diesem Jahrhundert zu einem Temperaturanstieg vergleichbar mit dem Paläozän/Eozän-Temperaturmaximum vor rund 50 Millionen Jahren führen könne. Der gegenwärtige CO2-Gehalt sei ähnlich wie im mittleren Pliozän, 4 Mill Jahre v.h., als allerdings der Meeresspiegel 10-20 m höher lag. Das Klima der Erde werde vielleicht zurückkehren in wärmere Phasen, wie sie zuletzt im Miozän oder Pliozän vorherrschten. Möglicherweise werde damit die Epoche des Quartärs zu Ende gehen. Die Autoren schlagen vor, das Anthropozän mit dem Jahr 1800 beginnen zu lassen.

Die Wahrscheinlichkeit scheint tatsächlich relativ hoch, dass die Veränderung der chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre durch den Menschen Folgen haben wird, die die Wiederkehr einer nächsten Eiszeit verhindern könnte. Das rapide Abschmelzen des arktischen Meereises und das wahrscheinliche, wenn auch längerfristige Abschmelzen des Grönlandeises werden Bedingungen schaffen, die die geringfügigen Schwankungen der Erdbahnparameter möglicherweise verpuffen lassen. Außerdem ist damit zu rechnen, dass bis dahin die Konzentration der Treibhausgase wohl kaum auf vorindustrielle Niveaus zurückkehren wird.

Einzelnachweise

  1. Paul J. Crutzen (2002): Geology of mankind, Nature 415, 23
  2. Jan Zalasiewicz et al. (2008): Are we now living in the Anthropocene?, GSA TODAY, 18/2, 4-8

Literatur

  • Ehlers, Eckart (2008): Das Anthropozän. Die Erde im Zeitalter des Menschen, Darmstadt


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