Onkel Wanja

Aus Weltliteratur
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Onkel Wanja (russisch Дядя Ваня, Djadja Vanja) ist ein Drama von Anton Tschechow.

Entstehung und erste Aufführungen

Anton Tschechow schrieb sein Stück „Onkel Wanja“ um 1896. Er hat dazu seine bereits 1889 uraufgeführte Komödie "Der Waldschrat", die allerdings beim Publikum durchgefallen war, umgearbeitet. Die Hauptpersonen sind die gleichen geblieben, wobei der "Waldschrat", damals noch nicht Arzt, sondern Gutsbesitzer mit "medizinischer Ausbildung", das Vorbild des späteren Dr. Ástrow war. In der ursprünglichen Komödie erschießt sich Wanja im dritten Akt aus Verzweiflung über sein sinnlos gewordenes Leben, dafür wird glücklich am Ende die Liebe der engelhaften Sonja zu dem Waldschrat unter dem Jubel und den Bravo-Rufen der anderen Mitspieler erwidert.

Nachdem Tschechows Onkel Wanja ab 1897 zuerst schon in verschiedenen Provinztheatern gespielt worden war, fand schließlich die eigentliche Uraufführung in Moskau am 26. Oktober 1899 im Moskauer Künstlertheater statt. Stanislawski führte Regie und spielte selbst den Astrow nach den Anweisungen Tschechows: "Er soll elegant und sensibel auftreten, aber ohne echte Leidenschaft." Olga Knipper, Tschechows spätere Frau, spielte die Jélena.

Schon im März 1900 erbat sich Rainer Maria Rilke den Text, um ihn zu übersetzen, nachdem er zuvor schon Die Möwe ins Deutsche übertragen hatte. Diese Übersetzungen sind allerdings verschollen. 1902 entstanden dann unabhängig voneinander zwei weitere Übersetzung und 1903 fanden erste, allerdings weitgehend erfolglose deutschsprachige Aufführungen in München und 1904 weitere in Berlin statt. Erst 1926 konnte das Stück die Kritiker in Berlin begeistern.

Personen und Ort der Handlung

  • Alexander Wladímirowitsch Serebrjaków, Professor im Ruhestand
  • Jeléna Andréjewna, seine Frau, 27 Jahre alt
  • Sofja Alexándrowna (Sonja), seine Tochter aus erster Ehe
  • María Wassíljewna Wojnízkaja, Witwe eines Geheimrats, Mutter der ersten Frau des Professors
  • Iwán Petrówitsch Wojnízkij, ihr Sohn
  • Michaíl Lwówitsch Ástrow, Arzt
  • Iljá Iljítsch Telégin, verarmter Gutsbesitzer
  • Marína, die alte Kinderfrau (Njánjá)
  • Ein Knecht

Das Stück spielt auf dem Gut Serebrjakóws.

Inhalt

Iwán Petrówitsch Wojnízkij verwaltet seit Jahren dienstbeflissen das Gut seiner verstorbenen Schwester gemeinsam mit der deren Tochter Sonja, einem zwar noch jungen, aber nicht allzu hübschen Mädchen, das ihn liebevoll „Onkel Wanja“ nennt. Der Mann seiner Schwester, der mittlerweile in den Ruhestand getretene Professor Serebrjaków, hat sich in Begleitung seiner zweiten Frau, der jungen und sehr schönen Jeléna, um die ihn Wanja beneidet, auf das Gut seiner verstorbenen ersten Frau zurückgezogen. Sonja ist seine Tochter aus erster Ehe. Lieber würde Serebrjaków zwar in der Stadt leben, doch die Erträgnisse des Gutes reichen nicht hin, um das kostspielige Stadtleben noch weiter zu finanzieren. Serebrjaków hat bei den Frauen viel Erfolg, alle halten ihn für einen großen Gelehrten, selbst Wanjas Mutter María Wassíljewna schwärmt von ihm. Auch Wanja hat ihn einst verehrt und sich auf dem Gut abgerackert, um Serebrjakóws großzügigen Lebensstil zu finanzieren, doch mittlerweile hat er klar durchschaut, dass Serebrjaków nur ein hypochondrischer nichtsnutziger, aufgeblähter Scharlatan ist, der von der Kunst, über die er so ausschweifende akademische Abhandlungen schreibt, gar nichts versteht. Seit Serebrjaków auf dem Gut ist, hat sich hier eine allgemeine Trägheit breitgemacht. Sonja ist indessen in den Landarzt Ástrow verliebt, einen engagierten Naturschützer und Vegetarier, der leidenschaftlich Bäume pflanzt, um den Wald zu retten. Er ist hoffungslos überarbeitet und, von dem stumpfsinnigen Landleben verbittert, zum Trinker geworden. Er liebt Sonja nicht, sondern ist viel mehr von der schönen Jeléna fasziniert, die aber nicht den Mut aufbringt, sich von Serebrjaków zu trennen. Als Serebrjaków eröffnet, dass er das Gut verkaufen und das Geld in Aktien anlegen will, um sich ein besseres Leben zu finanzieren, ist Wanja so erbost, dass er aus seiner Lethargie erwacht und mit seiner Pistole zweimal auf Serebrjaków schießt. Doch verfehlt er sein Ziel und so machen sich wieder Hoffnungslosigkeit, Stumpfsinn und Trägheit breit wie ehedem. Serebrjaków reist mit seiner Gattin ab, auch Ástrow verlässt das Gut und Wanja stürzt sich verzweifelt wieder in seine Arbeit. Gemeinsam mit Sonja wird er weiterhin das Gut bewirtschaften und den Ertrag an Serebrjaków schicken. Nichts hat sich geändert, alles bleibt beim Alten. Sonja tröstet ihn mit dem Ausblick auf das Jenseits und versichert ihm: „Wir werden Ruhe finden!“

Literatur

  • Maria Deppermann (2003): Onkel Wanja, in: Bodo Zelinsky (Hrg.): Tschechows Dramen, Stuttgart 2003, S. 47-75

Weblinks

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