Nostromo

Aus Weltliteratur
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Nostromo ist ein im Jahre 1904 erschienener komplexer politischer Roman des englischsprachigen Schriftstellers Joseph Conrad.

Handlung

Schauplatz des Romans ist die fiktive Republik Costaguana. Sie steht für ein Klischee Südamerikas, in dessen Geschichte Bürgerkriege und Diktaturen ständig wechseln. Die Romanfigur Decoud sagt über diese Republik „mit einem Simon Bolivar zugeschriebenen Zitat“ (Wolter), sie sei „nicht zu regieren. Wer für seine Befreiung tätig war, hat das Meer gepflügt“.

Als Vorbild für die Stadt Sulaco, die als Hafenstadt eine besondere Rolle in dem Roman spielt, diente Conrad die Hafenstadt Cartagena in Kolumbien, die er auf seinen ersten Fahrten als Schiffsmaat auf französischen Schiffen in die Karibik und nach Südamerika flüchtig kennen lernte.

Das Material für die Gestaltung der Schauplätze des Romans erhielt Conrad vor allem durch die persönliche Beratung und die Bücher seines Freundes Cunninghame Graham, der in Südamerika an verschiedenen Revolutionen teilgenommen hatte.

In diesem politischen angelegten Roman Nostromo entwirft Conrad einen sehr komplexen Ausblick auf die Historie dieser fiktiven Republik.

Sulaco, die Westprovinz dieser Republik, besitzt am Golfo Placido eine sehr profitable Silbermine. Diese wird zum Gegenstand materieller Interessen im In- und Ausland. Durch eine separatistischen Revolution wird Sulaco vom den anderen Landesteilen Costaguanas getrennt. Ziel der Revolution war es gleichfalls, einen Putsch durch eine von Populisten geführte Aufstandsbewegung zu entgehen.

Die Bevölkerung der Republik ist in Schichten getrennt. Die Unterklasse wird von bäuerlichen Mestizen und Indios gebildet. Aus dieser Klasse werden sowohl die Minienarbeiter als auch die Soldaten für die jeweiligen Armeen durch Zwang rekrutiert. Zur Oberschicht gehören die aus Spanien kommenden, landaristokratischen „Blancos“. Sie sehen sich als die „Alteingesessenen“ des Landes. Eine dritte Schicht bilden die Zuwanderer, die als Ausländer angesehen werden. Dazu zählen vor allem Briten und Italiener. Von ihnen ist der Ausbau des Hafens, der Eisenbahn und nicht zuletzt der Silbermine abhängig. Besonders für die Italiener wird Costaguana nach dem Scheitern der europäischen Volksrevolutionen 1848 rasch zunehmend zum wichtigen Exilland und Ort einer Diaspora. Die Gruppe der Exil-Italiener wird in dem Roman durch die Familie des alten Giorgio Viola, einem Anhänger Garibaldis symbolisiert.

Die Titelfigur, der Seemann Nostromo, ist ein in Sulaco gestrandeter Italiener. Die Violas nehmen Nostromo wie einen Adoptivsohn auf. Er ist der Vorarbeiter der Schauerleute am Hafen und wird Capataz de Carcadores genannt. Dargestellt wird er als „ein stolzer Prachtkerl und Gewaltmensch; ein Mann des Volkes, der im Dienst seiner Herren, der adligen Blancos und reichen Europäer in Sulaco, über seine Carcadores herrscht“ (Wolter). Nostromo arbeitet für „seinen Boss“ Kapitän Mitchell. Mitchell leitet die örtliche Niederlassung einer englischen Schiffsgesellschaft, der O.S.N. Company. O.S.N. ist die Betreiberin des Hafens von Sulaco. Für Mitchell ist Nostromo "einer jener unbezahlbaren Untergebenen, die zu besitzen ein begründeter Anlass zur Prahlerei ist". Mitchell bezeichnet Nostromo als „eine Art Universalfaktotum“, das er bereitwillig an Verbündete „ausleiht“. Wolter: „Die Herr-Knecht-Dialektik dieser Figur wird noch unterstrichen durch Conrads ironisches Wortspiel mit ihrem Namen: Nostromo verweist in der Bedeutung Schiffsmaat auf seinen früheren Beruf und ist zugleich als auf seinen Chef Mitchell zurückzuführende Verballhornung des italienischen Nostro Uomo („Unser Mann“), eine Anspielung auf seine Nützlichkeit für die Mächtigen.“

Deutung

Literatur

Weblinks

Nostromo Text in deutscher Übersetzung im Projekt Gutenberg


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