Jeanne oder Die Lerche

Aus Weltliteratur
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Jeanne oder Die Lerche ist ein Theaterstück von Jean Anouilh.

Entstehung

In seiner erfolgreichsten Schaffenszeit – zwischen 1946 und 1946 (Fehler: beide Jahreszahlen ident - bitte korrigieren!) war es schon fast Usus, die Pariser Theatersaison mit einem neuen Stück Anouilhs zu eröffnen - wendet sich der Dramatiker 1953 dem französischen Nationalstoff der Jeanne d’Arc zu. Wie Bertolt Brecht in seinem auf einem Hörspiel Anna Seghers basierenden Der Prozess der Jeanne d’Arc zu Rouen 1431 nimmt Anouilh die Gerichtsverhandlung gegen Johanna von Orleans zum Ausgangspunkt seines Dramas. Doch wo Brecht geradezu dokumentarisch arbeitet, lässt Anouilh ein burleskes Spiel seinen Lauf nehmen, das immer wieder zu erkennen gibt, dass man sich im Theater befindet.

Handlung

Im Rahmen der Gerichtsverhandlung werden einzelne Etappen des Lebens Jeannes nachgespielt – das Verlassen der Eltern, das Treffen mit Baudricourt, die Begegnung mit Dauphin und – später – König Charles. Die Bearbeitung G. B. Shaws des Johanna-Stoffes, „Die heilige Johanna“ hat deutliche Spuren in Anouilhs Variante hinterlassen, bei der Auswahl der Einzelszenen wie auch deren Ausgestaltung und bei der Anlage der Charaktere. So ist bspw. der Gerichtsvorsitzende Cauchon wie bei Shaw im Grunde seines Herzens ein gütiger Mann, der versucht Jeannes Leben zu retten und auch die Figur des englischen Adeligen Warwick offenbart deutliche Parallelen. Im Gegensatz zu Shaw ist die Jeanne Anouilhs aber keine vor Selbstbewusstsein strotzende, beinahe unerschütterliche Frau, sondern ein besonders dem Menschlichen zugewandtes Mädchen, dem Egoismus fremd ist und die das kriegerische Töten abschreckt. Ein bemerkenswerter Bruch mit dem so angelegten Charakter ist dann auch der Widerruf des Geständnisses, den Jeanne nur begeht weil sie sich vor dem Altern und dem Abrutschen in die Mittelmäßigkeit fürchtet. Hierbei erinnert Jeanne starkt an Anouilhs Antigone, deren Wahl des Todes allerdings von Anfang an in ihrem Charakter angelegt ist. Die zum Teil frappierenden Ähnlichkeiten mit „Antigone“ (so ist z. Bsp. die Figur des Cauchons nahezu deckungsgleich mit dem Kreon in „Antigone“) hat dem Stück einige Kritik eingebracht.

Literatur

  • Volker Canaris, Jean Anouilh, Velber bei Hannover 1968
  • Ulrich Fischer, Der Fortschritt im Jeanne d’Arc-Drama des 20. Jahrhunderts, Frankfurt am Main 1982.


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