Jane Austen

Aus Weltliteratur
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Jane Austen (* 16. Dezember 1775 in Steventon, Hampshire; † 18. Juli 1817 in Winchester) war eine englische Schriftstellerin.

Jane Austen

Leben

Jane Austen wurde am 16. Dezember 1775 im Pfarrhaus des Ortes Steventon, Hampshire, geboren, wo ihr Vater als Geistlicher tätig war. Sie hatte sechs Brüder und eine ältere Schwester, der sie sehr nahe stand. Das einzige bekannte Portrait Jane Austens ist eine Farbzeichnung ihrer Schwester Cassandra (1773-1845), das sich heute in der Londoner National Portrait Gallery befindet. Ihre Brüder Francis und Charles gingen zur See, wo sie es bis zum Rang eines Admirals brachten. Nach dem Tod ihres Vaters 1805 zogen Jane, ihre Mutter und ihre Schwester zunächst mit ihrem Bruder Francis und seiner Frau nach Southampton, wo sie bis 1809 lebten. Danach stellte ihnen Janes Bruder Edward, der von einem reichen Onkel adoptiert worden war, auf seinem Anwesen in Chawton ein kleines Landhaus zur Verfügung. Heute ist dieses Haus ein kleines Museum. Jane heiratete nie; eine Verlobung mit dem jüngeren Harris Bigg-Wither löste sie auf. Als etablierte Romanautorin lebte sie in relativer Zurückgezogenheit und wurde schließlich schwer krank. Heute nimmt man an, dass sie an der Addison-Krankheit litt, deren Ursache damals noch unbekannt war, und für die es daher keine Behandlung gab. Sie reiste nach Winchester, um dort Heilung zu suchen, starb jedoch am 18. Juli 1817 ebenda und wurde in der örtlichen Kathedrale beigesetzt.

Ihre Werke, besonders Emma, werden oft als formal perfekt gelobt, während die moderne Rezeption immer neue Sichtweisen auf Jane Austens scharfe Kommentierung der Lage junger lediger Oberklassenfrauen im England des frühen 19. Jahrhunderts zu Tage fördert.

Die Veröffentlichung ihrer Romane entspricht nicht der Reihenfolge ihres Entstehens. Sie veröffentlichte zeitlebens anonym, die Bücher trugen stets die Verfasserangabe: „by a Lady“, auch wenn die Identität der Autorin mit der Zeit immer mehr zu einem offenen Geheimnis wurde. Die Rezeption ihrer Werke war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung recht gut; besonders Walter Scott lobte sie sehr. Seitdem hat die Anerkennung, die man ihrer Arbeit zollt, nur zugenommen; heute gilt sie als eine der größten englischen Romanautorinnen. Jane Austens Haupttalent war ihre scharfe Beobachtungsgabe, mit der sie die menschliche Natur und ihre soziale Interaktion aufs Korn nahm.

Werk

Das Frühwerk

Die drei Romane Northanger Abbey (dt.: Die Abtei von Northanger), Pride and Prejudice (dt.: Stolz und Vorurteil) und Sense and Sensibility (dt.: Verstand und Gefühl) entstanden (obwohl sie erst 15 bis 20 Jahre später bzw. postum veröffentlicht wurden), als Jane Austen zwischen 19 und 22 Jahre alt war. Sie werden vom damals in der Literatur sehr verbreiteten und beliebten „courtship plot“ bestimmt. Im Mittelpunkt stehen junge Damen aus dem gehobenen ländlichen Bürgertum, der Gentry, die nach verschiedenen Schwierigkeiten, Lernprozessen und Selbsteinsicht den Mann heiraten, den sie lieben. Eine gute Heirat war in der damaligen Zeit die einzige akzeptable Möglichkeit für eine der Gentry angehörende junge Frau, sich ihre respektable Stellung in der Gesellschaft zu sichern. Andernfalls war sie ihr Leben lang (ähnlich wie Jane Austen selbst) vom Wohlwollen und der Großzügigkeit wohlhabender Verwandter abhängig. Alle drei Romane behandeln den Zwiespalt der Protagonistinnen, diese gesellschaftlich auferlegte „Pflicht“ zu erfüllen und trotzdem eine emotional und menschlich befriedigende Ehe einzugehen. Wie in allen ihren Werken dient diese Rahmenhandlung der Autorin aber vor allem dazu, soziale, menschliche und gesellschaftliche Eigenarten aufzudecken, zu karikieren und zu kritisieren.

Das Spätwerk

Die drei Romane Mansfield Park, Emma und Persuasion (dt.: Überredung) wurden alle unmittelbar nach ihrer Entstehung veröffentlicht, sie markieren das „reife“ Werk Jane Austens. Persuasion erschien postum, da Jane Austen wenige Monate nach Vollendung des Romans verstarb. Auch in diesen drei Werken steht immer eine junge Frau im Mittelpunkt der jeweiligen Handlung, die auch stets wieder mit der Hochzeit der Protagonistin endet. Die Heldinnen und die Situationen, in denen sie sich befinden, unterscheiden sich jedoch in großem Maß von denen der drei früheren Werke. Fanny Price aus Mansfield Park ist eine Nichte des Hausherrn, die in seine Familie aufgenommen wird und dort aufwächst. In dieser Hinsicht ist sie die abhängigste aller Austen-Heldinnen und bis heute eine der kontroversesten. In Mansfield Park finden sich für Jane Austen ungewöhnliche über reine bürgerliche Gesellschaftskritik hinausreichende politische Anklänge, als Fanny Price ihren Onkel auf die Herkunft seines Reichtums, nämlich den Sklavenhandel, anspricht und die versammelte Familie im „tödlichen Schweigen“ verstummt. Die gleichnamige Hauptfigur in Emma ist die erste junge Frau in Jane Austens Romanen, die nicht aus finanziellen Gründen auf eine gute Heirat angewiesen ist. Sie ist eine reiche, unabhängige Erbin, die sich in die privaten Angelegenheiten ihrer Mitmenschen einmischt und erst ganz zum Schluss erkennt, dass sie sich in all ihren Mutmaßungen über die Herzensangelegenheiten anderer getäuscht hat, auch in ihren eigenen. In Persuasion variiert Jane Austen die Ausgangssituation. Anne Elliot ist eine (ähnlich wie Emma gutsituierte) Endzwanzigerin, die sich vor Jahren unter dem Einfluss ihrer Familie und ihrer Freundin gegen den Mann entschied, den sie liebt. Im Verlauf der Handlung treffen sie wieder aufeinander und entdecken und offenbaren nach und nach ihre gegenseitigen, unveränderten Gefühle füreinander. Jane Austen verdichtet die Handlung gegenüber den ersten drei Romanen. Das Geschehen wird fast ausschließlich aus dem Blickwinkel der Heldin geschildert, in Emma soweit, dass der Leser Highbury, den Wohnort Emmas, nie verlässt.

Werke

Bedeutung und Wirkung

Die Romane Jane Austens haben bis heute nichts von ihrem Reiz eingebüßt. Das kann als Zeichen dafür verstanden werden, dass ihre Bedeutung weit über die der „romantischen Liebesgeschichte“ hinausgeht. In der englischen, vor allem britischen Kultur ist sie ähnlich tief verwurzelt wie beispielsweise William Shakespeare. Auch in ihrer sprachlichen Virtuosität ist sie wiederholt mit ihm verglichen worden.

Sie hat öffentliches Lob von anderen Literaten erhalten (z. B. Robert Louis Stevenson, Virginia Woolf, Walter Scott und Rudyard Kipling, der sogar eine Kurzgeschichte mit dem Titel „The Janeites“ schrieb) und auch Missbilligung (z. B. von Charlotte Bronte und Mark Twain). Schon zu ihren Lebzeiten erschienen deutsche und französische Übersetzungen einiger ihrer Werke.

Thematisch orientierte sie sich anfangs an der Tradition des zu ihrer Zeit sehr populären Sittenromans (z. B. von Fanny Burney). Austen hob dieses Genre jedoch weit über die damaligen Grenzen heraus. Ihr literarischer und sprachlicher Stil ist beinahe von Beginn an als zukunftsweisend eingestuft worden. Der erste, der dies öffentlich würdigte, war Walter Scott, der anlässlich der Veröffentlichung von Emma 1816 ein vierseitiges Essay für eine Literaturzeitschrift verfasste, in der damaligen Zeit eine außerordentliche Anerkennung.

Er hob besonders die Genauigkeit der Beobachtung, die sprachliche Eleganz und die vollkommene Beherrschung der Mittel in ihren Werken hervor. Ein Niveau, das die deutsche Romankunst erst Jahrzehnte später mit Theodor Fontane und dem Eintritt des Realismus erreichte.

Jane Austen starb zu dem Zeitpunkt, als sich ihre wachsende Popularität immer deutlicher abzuzeichnen begann.

Mit dem Beginn des Viktorianischen Zeitalters geriet sie zunehmend aus der Mode. Selbst ihre Verwandten bemühten sich, ihr Bild dem Zeitgeschmack anzupassen, was sicherlich ein Grund für die bis heute äußerst gegensätzlichen Ansichten und Ansätze der Literaturkritik zu ihrem Werk ist.

In den 1990er Jahren erlebte die Popularität von Jane Austens Werk einen Höhepunkt, nicht zuletzt durch die in England und darüber hinaus sehr beliebten Fernsehadaptionen ihrer Romane und einiger aufwändiger Kinoproduktionen (eine Auswahl der Verfilmungen ist im Anschluss aufgeführt).

Zahlreiche Autoren (z. B. Joan Aiken) veröffentlichten in jüngster Zeit von Jane Austens Romanen inspirierte Werke. Am bekanntesten in dieser Reihe ist Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück von Helen Fielding, das Motive aus Pride and Prejudice übernimmt, insbesondere die Charaktere der beiden männlichen Protagonisten. Konsequenterweise wurde für die Verfilmung von Bridget Jones Colin Firth als Mark Darcy besetzt, der schon in der BBC-Serie zu Pride and Prejudice Mr. Darcy gespielt hatte. Der Film Clueless – Was sonst! mit Alicia Silverstone überträgt die Handlung von Emma in das Beverly Hills der Gegenwart.

Literatur

Weblinks

Jane Austen Linksammlung auf dem Hamburger Bildungsserver


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