Ein Traumspiel

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Ein Traumspiel (schwedisch Ett drömspel) ist ein Drama von August Strindberg; es erschien 1902.

Inhalt

Erst 1906 hat Strindberg das Drama mit einem Vorspiel versehen, in dem die Tochter des Gottes Indra ihren Vater darum bittet, auf die Erde gehen und den Menschen helfen zu dürfen. Von Mitleid getrieben begibt sie sich unter die Menschen und versucht, deren Leid zu ergründen und zu lindern. Sie durchläuft verschiedene Stationen des menschlichen Lebens und Leidens. Zunächst lernt Agnes, wie die Tochter Indras auf Erden heißt, einen Offizier kennen, der hoffnungslos auf seine große Liebe, die Sängerin Viktoria, wartet. Agnes wird Schauspielerin und heiratet einen armen Advokaten, der am Leben zutiefst verzweifelt. Doch die Ehe endet im Unglück. Ein Dichter überreicht ihr eine Bittschrift "an den Herrscher der Welt". Agnes trifft im Theaterkorridor auf eine geheimnisvolle Tür, hinter der sie die Lösung "des Welträtsels" zu finden glaubt. Doch hinter der Tür ist - nichts. Der Dichter begreift, dass das Leben nur ein Traum ist, und Agnes erkennt: "Es ist schade um die Menschen!" Noch immer voller Mitleid mit den Menschen kehrt sie in den Himmel zurück.

Interpretation

Bemerkenswert ist die Struktur des Dramas, mit dem Strindberg das expressionistische Stationendrama vorweggenommen hat. In der Vorbemerkung vergleicht Strindberg den Aufbau seines Dramas mit dem eines Traumes:

Der Verfasser hat in diesem Traumspiel ...das zusammenhanglose und scheinbar logische Muster des Traumes nachzuschaffen versucht. Alles kann geschehen, alles ist möglich und wahrscheinlich. Zeit und Raum existieren nicht; vor dem belanglosen Hintergrund der Wirklichkeit spinnt die Einbildungskraft ihre Fäden und webt an neuen Mustern: eine Mischung von Erinnerung, Erlebtem, frei Erfundenem, Ungereimtheiten und Improvisationen.

Strindberg verzichtet auf eine dramatische Handlung, die im klassischen Drama menschliche Schicksale begründet und motiviert. Wie beliebig aufeinanderfolgende Traumbilder folgen die Stationen von Indras Tochter durch die Welt des Menschen aufeinander und verweisen damit auf die Zusammenhanglosigkeit und den fehlenden Sinn des menschlichen Lebens. Das Leiden und die Hoffnungslosigkeit der Menschen wird nicht erklärt, weder aus dem sozialen Milieu wie im naturalistischen Drama, noch aus Innern des Menschen wie in der Klassik. Sie entstehen aus dem Nichts und könnten theoretisch nur von einem Gott behoben werden.


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