Decamerone

Aus Weltliteratur

Das Dekameron bzw. Il Decamerone von Giovanni Boccaccio besteht aus 100 Novellen nebst einer Rahmenhandlung. Entstanden ist das Werk wahrscheinlich zwischen 1350 und 1355. Der Titel Decamerone bedeutet in Anlehnung an das Griechische "zehn Tagewerk".

Inhalt

Der Erzähler berichtet zunächst über die Pest in Florenz im Jahre 1348, die auf die Bewohner der Stadt eine verheerende Wirkung hat. Sieben junge Frauen und drei junge Männer fliehen vor der Pest in ein abgelegenes Landhaus in den Hügeln von Florenz. Hier versuchen sich die Flüchtlinge nach Möglichkeit durch das Erzählen von Geschichten zu unterhalten. Dabei wird jeden Tag ein Königin bzw. eine König gewählt, welcher einen Themenkreis vorgibt. Zu diesem Themenkreis hat sich nun jeder der Anwesenden eine Geschichte auszudenken. Auf diese Weise entstehen in zehn Tagen zehn mal zehn, also 100 Erzählungen erzählt, die als Novellen bezeichnet werden. Im Mittelpunkt stehen dabei erotische Geschichten. Nach zehn Tagen kehrt die Gesellschaft in das noch immer von der Pest heimgesuchte Florenz zurück und geht auseinander.

Bedeutung

Die Erzählungen werden zum ersten Mal als "Novelle" bezeichnet und wurden damit Vorbild für eine ganze Gattung der europäischen Literaturgeschichte. Das Konzept der Rahmenhandlung und die innere Struktur der einzelnen Erzählungen blieben lange Zeit unübertroffenes Vorbild. Erst Cervantes mit den "Exemplarischen Novellen" (1613) und Goethe mit den "Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter" (1808) gelang es, vergleichbare Werke zu schaffen. Die Novelle, in der ein verliebter, aber armer Jüngling seiner Angebeteten seinen einzigen Besitz, einen Falken, als Essen serviert, diente im 19. Jahrhundert dem deutschen Nobelpreisträger Paul Heyse (1830-1940) als Grundlage für seine "Falkentheorie", in der er das Wesen der Novelle im allgemeinen zu fassen meinte.