Alberto Moravia

Aus Weltliteratur
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Alberto Moravia (* 28. November 1907 in Rom; † 26. September 1990 in Rom; eigentlich Alberto Pincherle) war ein italienischer Schriftsteller.

Leben und Werk

Alberto Pincherle wurde als Sohn einer jüdisch-katholischen Familie geboren. Der Vater war Architekt und Maler. Im Alter von neun Jahren erkrankte der kleine Alberto an Tuberkulose und verbrachte zwischen 1916 und 1925 seine meiste Zeit in Sanatorien. In dieser Zeit las er viel; die Bücher von Giacomo Leopardi und Carlo Goldoni, J.N. Arthur Rimbaud und Molière, Giovanni Boccaccio und Alessandro Manzoni, William Shakespeare und Charles Dickens, Nikolai Gogol und besonders Dostojewski wurden zu seinen wichtigsten Begleitern. Nach seiner Entlassung aus dem Sanatorium begann er 1925 mit den aufzeichnungen seines Debüt-Romans Die Gleichgültigen. Das Buch schildert das ereignisarme Leben der verwitweten Mariagrazia, ihrem Liebhaber Leo und ihren beiden gerade erwachsen gewordenen Kinder. Die beiden großen Themen, die alle nachfolgenden Werke bestimmen – die Macht von Sexus und Geld – sind hier schon angelegt. Die Teilnahmslosigkeit und Lethargie der Hauptpersonen bestimmen den Ton und die Stimmung des Buches. Dieser Roman war einer der ersten existenzialistischen Romane.

In den 1930er Jahren arbeitete er als Auslandskorrespondent für italienische Tageszeitungen. Aufgrund dieser Arbeit bereiste er Polen, die Republik China, Mexiko und die USA. Seine journalistischen Arbeiten brachten ihn jedoch bereits in Konflikt mit dem faschistischen Regime unter Benito Mussolini sowie dem Vatikan. Dies führte dazu, dass er seine Arbeit verlor. Er zog sich daraufhin nach Capri zurück, wo er zwischen 1941 und 1943 lebte. Hier begann er seine schriftstellerische Arbeit wieder aufzunehmen und rächte sich an dem Regime mit einer Satire über den Faschismus: La mascherata.

Durch die Besetzung Roms durch die Deutschen gerieten viele, darunter auch Moravia, in Lebensgefahr und flüchteten in die Berge von Ciociaria. Versteckt unter einfachen Menschen lebend, schrieb er an seinen nächsten Romanen bis der Krieg beendet war. Bald nach der Befreiung Italiens durch die Amerikaner erschien mit Agostino Moravias vielleicht schönster Roman. Sprachlich schlicht und einfach, aber mit großer Eindringlichkeit zeichnet er hier das Psychogramm eines dreizehnjährigen Jungen, der mit seiner geliebten Mutter die Ferien am Meer verbringt.

Nach dem Krieg nahm er die Arbeit als Journalist wieder auf, vor allem schrieb er Kinokritiken. 1947 erscheint Die Römerin. Erstmals steht nun das Leben einer einfachen Frau aus der römischen Unterschicht im Mittelpunkt. Adriana wird schon als junges Mädchen von ihrer Mutter als Modell an zweitklassige Maler verkauft. Adriana rebelliert jedoch nicht gegen ihr Schicksal. Die Themen dieses Romans – Sex, Selbstmord, Wertverlust – erregen Anstoß bei der katholischen Kirche. Sie setzt das Werk 1952 wegen Obszönität auf den Index. 1954 und 1959 legt Moravia die beiden Bände seiner römischen Erzählungen vor. Hier ist Moravia auf der Höhe seiner Erzählkunst: Pfiffige Gauner und notorische Pechvögel, Taschen- und Tagediebe, Kellner, Taxifahrer, Vorstadtmusiker und Filmstatisten, Hausmädchen, Blumenverkäuferinnen und Gelegenheitsprostituierte berichten von ihren vielfältigen Abenteuern. So ergibt sich ein Mosaik des römischen Lebens und Moravia führt uns die niemals schmerzfreie Kunst des Überlebens nicht als Drama, sondern als Komödie vor. Mit La noia (Die Langeweile) schafft Moravia noch 1960 noch einmal einen Welterfolg. Er variiert hier noch einmal das Thema der Gleichgültigkeit aus seinem ersten Roman. Doch Sexualität gibt es hier nicht mehr als Kommunikation zwischen zwei Menschen, sondern wird auf eine beziehungslose Triebhaftigkeit reduziert.

Nach der Trennung von seiner Frau 1962 lebte er lange Zeit mit der Schriftstellerin Dacia Maraini zusammen. 1986 sorgte seine Heirat mit der um siebenundvierzig Jahre jüngeren Carmen Llera für Aufsehen. Seine Romane waren wie der italienische Film der Nachkriegszeit geprägt vom Neorealismus. Er konnte nun wieder die Welt bereisen, doch sein Wohnsitz und seine stärkste Inspiration wurde Rom. Neben starken Frauenfiguren sollte die italienische Hauptstadt die Atmosphäre seiner Romane prägen. Aber auch im demokratischen Italien eckte Moravia immer wieder an. Vor allem der Vatikan, der seine Bücher auf den Index setzte, lehnte ihn wegen seiner ausführlichen sexuellen Beschreibungen ab.

Moravia starb am 26.September 1990 in seiner römischen Wohnung am Tiberufer an einem Herzversagen.

Bedeutung und Wirkung

Die Romane und Erzählungen von Moravia wurden schon früh von italienischen Regisseuren verfilmt, darunter Luigi Zampa (Die freudlose Straße), Vittorio de Sica (Und dennoch leben sie) und Bernardo Bertolucci (Der große Irrtum). Doris Dörrie kümmerte sich um eine deutsche Neuverfilmung von Ich und er (1987). In Frankreich entstand der zum Klassiker avancierte Spielfilm Die Verachtung unter der Regie von Jean-Luc Godard (1963).

Werke

  • Die Römerin (1947)
  • Die Verachtung (1954)
  • Der Konformist (1970)

Unterricht

Literatur

Weblinks

Alberto Moravia Linksammlung auf dem Hamburger Bildungsserver


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