Was ihr wollt

Aus Weltliteratur

Die Komödie Was ihr wollt (engl. Twelfth Night, or What You Will) wurde von William Shakespeare um das Jahr 1601 verfasst. Der erste Druck findet sich in der Folioausgabe von 1623, als Datum der Uraufführung, die in Middle Temple Hall stattgefunden haben dürfte, wird der Vorabend des Dreikönigsfests von 1601 oder 1602 angenommen.

Handlung

Viola hat ein Schiffsunglück vor der Küste Illyriens überlebt, bei dem ihr Zwillingsbruder Sebastian ums Leben gekommen zu sein scheint. Viola beschließt als Knabe verkleidet in die Dienste des Herzogs Orsino zu treten, der über Illyrien herrscht. Orsino ist unsterblich verliebt in die Gräfin Olivia, die aber aus Trauer um ihren verstorbenen Bruder sieben Jahre lang ihr Gesicht verschleiern und die Gesellschaft von Männern vermeiden will. Die als Mann verkleidete Viola, die sich jetzt Cesario nennt, gewinnt rasch die Gunst Orsinos und wird von ihm beauftragt, seine Liebesbotschaften an Olivia zu übermitteln. Olivia verliebt sich jedoch in den „jungen Mann“ Cesario, während Cesario/Viola Gefallen am Herzog gewonnen hat.

Auch Ritter Andreas Bleichenwang (im Original Andrew Aguecheek) würde Olivia gerne heiraten und findet Unterstützung bei Olivias Onkel Tobias Rülps (Toby Belch), der es auf das Geld seiner Nichte abgesehen hat, um seine Saufgelage zu finanzieren. Die nächtlichen Ausschweifungen der beiden werden jedoch von dem Verwalter Malvolio immer wieder gestört. Um sich an dem Widersacher zu rächen, beschließen Rülps und Bleichenwang zusammen mit der Zofe Mary und dem Narren Feste, Malvolio einen Streich zu spielen: Mary, deren Handschrift derjenigen Olivias gleicht, fälscht einen Brief der Gräfin an den Verwalter, der diesen glauben machen soll, Olivia habe ein Auge auf ihn geworfen. Malvolio fällt auf den Inhalt herein und handelt gemäß den Vorgaben des Briefes: er trägt gelbe Strümpfe mit überkreuzten Strumpfbändern, benimmt sich seltsam und lächelt die ganze Zeit. Wegen dieses Verhaltens erklären Tobias und Mary Malvolio für verrückt und sperren ihn in einen dunklen Raum. Der Eingesperrte wird obendrein gepeinigt, als sich Feste ihm als Geistlicher vorstellt und behauptet, der Raum sei voller Fenster und hell.

Die Ereignisse überschlagen sich, als Sebastian – der den Schiffbruch überlebt hat – auftaucht und für Cesario gehalten wird. Olivia trifft auf Sebastian, verwechselt ihn mit Orsinos Boten und heiratet ihn Hals über Kopf. Es kommt zum Showdown: Orsino droht, den vermeintlich untreuen Diener zu töten, was durch das Auftreten Violas jedoch verhindert wird. Am Ende wendet sich Vieles zum Guten: Sebastian bleibt bei Olivia, die Zwillinge erkennen einander, Orsino verspricht Viola zu heiraten, Bleichenwang zieht unverrichteter Dinge davon, Sir Toby heiratet das Kammermädchen Maria und Malvolio wird aus seiner Gefangenschaft entlassen.

Komik in „Was ihr wollt“

Ein wesentliches komisches Element dieser Komödie entsteht aus der Tatsache, dass zu Shakespeares Zeit ausnahmslos auch Frauenrollen auf der Bühne von Männern gespielt wurden. Die von Shakespeare entwickelten Konstellationen, nach denen dann letztlich ein Mann eine Frau spielt, die sich wiederum als Mann ausgibt, ziehen leitmotivisch viele Gags nach sich. Typischerweise ist dem Publikum dabei durch sein Vorwissen um die Entwicklung der Geschichte klar, welcher Charakter wer ist und als wer er sich ausgibt; die Figuren in Was ihr wollt hingegen verkennen die Identität ihrer Gegenüber oftmals – mit entsprechenden Folgen. Darüber hinausgehend bedient sich Shakespeare unter anderem unterschiedlicher Arten des Wortwitzes: Exemplarisch sei verwiesen auf Akt 1, Szene 5, in welcher der Narr Feste Olivia für verrückt erklärt, da diese um ihren Bruder trauert, gleichzeitig aber überzeugt ist, dass seine Seele nun im Himmel sei. Festes Äußerung Take away the fool (etwa: Bringt die Närrische fort) ist gleich darauf schon wieder eine bewusste Vertauschung von Rollen.

Tragik in „Was ihr wollt“

Wie viele der späteren Komödien Shakespeares enthält auch Was ihr wollt ganz und gar unkomische, ja tragische Elemente. Da wäre zum einen Olivias Verwalter, Malvolio (eine der wenigen Hauptfiguren Shakespeares aus der Mittelschicht): da er ehrgeizig ist, nach Höherem strebt und Ordnung und Disziplin wahren möchte (in der damaligen Zeit geradezu verwerflich bei einem Nicht-Adeligen), wird ihm von Maria und Sir Toby so übel mitgespielt, dass er am Ende des Stücks als gebrochener Mann gesehen werden kann (dies kommt besonders in der verfilmten Theateraufführung unter der Regie von Kenneth Branagh zur Geltung). Aber auch die Figuren Feste (der Hofnarr) und der Ritter Andreas Bleichenwang sind nicht frei von Tragik: Feste war sicherlich nie ein brillanter Komiker und hat zur Zeit des Stückes seine beste Zeit schon lange hinter sich – er muss am Ende Olivias Haushalt verlassen. Sir Andrew Bleichenwang mag zwar ein etwas spröder Zeitgenosse sein, aber hat er die kühle Zurückweisung Olivias verdient?

Illyrien in „Was ihr wollt“

Bei der Nennung von Illyrien als Ort des Geschehens (setting) wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht Bezug genommen auf die römische Provinz Illyrien im heutigen Dalmatien (zwischen Istrien (Kroatien) und Albanien); vielmehr steht Illyrien (im Original Illyria genannt) ähnlich einem Platzhalter für den Ort des Geschehens, zumal das Geschehen der Komödie ortsunabhängig konzipiert ist. Wichtig ist jedoch Illyriens Eigenschaft als für die Neuankömmlinge unbekannter Landstrich, denn dies ermöglicht erst die oben genannte Verwechslungskomik. Zu beachten ist auch das Wortspiel, das durch Illyria und Illusion entsteht. Illyria kann dadurch als ein Ort der Einbildung (Illusion) verstanden sein. Aber Shakespeare schließt das als Illyrien bekannte Gebiet auch nicht ganz aus. Der Landstrich seit den Illyrischen Kriegen im 3. Jahrhundert v. Chr. für seine Piraterie bekannt, macht die Unsicherheit Violas im ersten Akt, wenn sie auf des Kapitäns Antwort, wo sie sich befinden, bemerkt, was soll sie in Illyria (And what shall I do in Illyria), verständlich. Es ist nunmal kein Land für junge, unverheiratete Frauen. Nimmt man noch das Zeitalter Shakespeares als Bezugspunkt, dann war Illyrien damals durch Stadtstaaten (Ragusa heute Dubrovnik, Bucht von Kotor) und die Herrschaft der venezianischen Republik geprägt. Duke Orsino ist passenderweise ein Fürst eines nicht sehr bedeutenden Landstrichs. Auch von der Etymologie her fügen sich die vielen romanisierten Namen (Olivia, Cesario, Malvolio) in das Land Illyria ein.

Literatur

  • Engler, Balz: Twelfth Night, or What You Will, in: Interpretationen. Shakespeares Dramen, Stuttgart 2000 (Reclam), S. 273-287 (dt.)

Umsetzungen der Komödie in Film und Fernsehen

Es gibt eine Reihe von Filmen, welche sich der Inhalte der Komödie bedienen, darunter zwei aus jüngerer Zeit, die beide die Vorlage an modernere Zeiten anpassen. Die Regie des einen, im Jahr 1996 als Twelfth Night aufgeführt, lag bei Trevor Nunn, der die Geschehnisse in den 1920er Jahren spielen ließ. Hauptdrehort war das Herrenhaus Lanhydrock in Cornwall. Aus dem Casting gingen Helena Bonham Carter als Olivia, Mel Smith als Sir Toby, Richard E. Grant als Sir Andrew und Ben Kingsley als Feste hervor. Der andere erschien 2003 als Fernsehfilm von Tim Supple, der Was ihr wollt in die Gegenwart transponierte. In ihm wirkte David Troughton als Sir Toby mit. Das Filmcasting ergab eine ausgesprochen multiethnische Besetzung der Rollen. Der neuste Film, der auf Shakespeares 'Was ihr wollt' basiert, heißt She’s the Man – Voll mein Typ! und ist bei uns Herbst 2006 in den Kinos erschienen.

Im Jahre 1958 produzierte der SFB unter der Regie von Ludwig Berger ein Fernsehspiel unter dem Titel Was ihr wollt, in dem eine ganze Reihe von Stars der damaligen Zeit mitwirkten, wie Joachim Hansen als Orsino, Fritz Tillmann als Junker Tobias, Wolfgang Gruner als Junker Andreas, Theo Lingen als Malvolio und Ursula Lillig als Viola.

Im Sommer 2007 wurde das Stück erstmals in Form eines Musicals, geschrieben von Heinz Rudolf Kunze und Heiner Lürig, in Hannover unter dem Titel Kleider machen Liebe oder: Was ihr wollt aufgeführt.

Weblinks

  • Was ihr wollt Digitalisierter Volltext in der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel bei Zeno.org


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