Genji Monogatari

Aus Weltliteratur

Genji Monogatari (Die Geschichte vom Prinzen Genji) ist der erste psychologische Roman der japanischen Literaturgeschichte und wird im allgemeinen der Hofdame Murasaki Shikibu (ca. 978 – ca. 1014) zugeschrieben. Manchen Quellen zufolge – insbesondere solchen der japanischen Selbstdarstellung – handelt es sich sogar um den ersten Roman überhaupt, was jedoch nicht korrekt ist (vgl. den Wikipedia-Artikel Roman).

Handlung

Der Protagonist ist Genji, spätgeborener Sohn eines alternden Tennō und dessen Konkubine, den dieser zwar bevorzugt, aber nicht über seinen gesetzlichen Erben stellen kann. Er wird traditionsgemäß in die Familie der Minamoto (alias Genji) ausgegliedert, muss nicht arbeiten und verbringt seine Zeit mit den schönen Künsten wie Malen, Dichtung, Kalligrafie und militärischen Sportarten. Sehr früh beginnt er sich auch für das andere Geschlecht zu interessieren und kann aufgrund seiner gehobenen Stellung seine Gelüste befriedigen. Das Ergebnis sind viele Affären mit Frauen, oft ganz unterschiedlicher Art. Er trifft auf ein Mädchen, Murasaki, das ihn fasziniert, da sie die Nichte einer von ihm früher verehrten Hofdame und dieser ähnlich ist.

Nach der Abdankung des alten Tennō gibt es Auseinandersetzungen mit dem neuen Kaiser und vor allem dessen Mutter, die früher zugunsten von Genjis Mutter vernachlässigt wurde. Genji geht freiwillig in die Verbannung, kann aber später an den Hof zurückkehren. Auch fernab des Hofes hat er eine Beziehung und zeugt sein erstes Kind, kann jedoch seine Geliebte nicht mit zurück an den Hof nehmen.

Zurückgekehrt in die Hauptstadt und in seine vorherige gehobene Position, gehen die Frauenabenteuer weiter. Er nimmt Murasaki zu sich und erzieht sie wie sein eigenes Kind, kann aber auch bei ihr nicht der Versuchung widerstehen, sie zu seiner Geliebten zu machen. Er schafft es Zeit seines Lebens nicht, einer Dame treu zu bleiben, und beherbergt auch mehrere Damen gleichzeitig in seinem Haus, die oft wirtschaftlich von ihm abhängig sind.

Nach Murasakis Tod scheint Genji auch seinen Lebenswillen zu verlieren, wie und wann er stirbt wird in der Geschichte jedoch nicht erläutert. Im letzten Viertel, in den sogenannten „Uji-Kapiteln“ des Buchs, das nach Genjis Tod spielt, sind zwei seiner Söhne (von denen nur einer sein tatsächlicher Nachkomme ist) die Protagonisten. Ihre Geschichte endet jedoch sehr abrupt, ohne Abschluss.

Autorin

Seit Jahrhunderten sind sich die Gelehrten uneins darüber, ob wirklich alle 54 Kapitel des Genji Monogatari von der gleichen Autorin stammen. Manche glauben, dass die Kapitel ab 33 von Murasakis Tochter geschrieben wurden, andere vermuten einen Autorenwechsel nach dem Tod Genjis, also ab Kapitel 42. Ebenfalls unklar ist, ob die heute erhaltene Fassung vollständig ist, noch weitere Kapitel existierten oder die Autorin nie ein wirkliches Ende der Geschichte plante. Der einzige handfeste Anhaltspunkt ist ein genau datierbarer Tagebucheintrag in dem so genannten Sarashina Nikki, in dem die Autorin ihrer Freude darüber Ausdruck gibt, eine vollständige Kopie des Genji Monogatari erhalten zu haben.

Es fällt auf, dass die weibliche Hauptfigur des Buches genauso heißt wie die Autorin. Jedoch hat hier nicht die Autorin die Protagonistin nach sich benannt, sondern das Gegenteil ist der Fall: Der wahre Name der Verfasserin ist unbekannt; man weiß nur, dass sie Hofdame der Kaiserin war. Deshalb wurde sie von der Nachwelt Murasaki getauft.

Sprache

Obwohl die Sprache des Genji Monogatari sich weit weniger vom heutigen Japanisch unterscheidet als das Mittelhochdeutsch vom heutigen Deutsch, ist das Buch für einen heutigen Japaner nahezu unlesbar. Dies ist neben der komplexen, von Höflichkeitsformen durchdrungenen Grammatik des alten Japanisch auch darin begründet, dass sehr viele Dinge nur angedeutet werden, einschließlich der Personennamen. Tatsächlich ist fast keine der Personen im Buch benannt, da dies als unhöflich galt. Stattdessen werden die Personen durch ihren Rang (bei Männern), Verwandtschaftsbeziehungen oder Kleidung (bei Frauen) oder durch vorherige Äußerungen in der Konversation identifiziert, wodurch es sehr schwer wird, den Überblick zu behalten. Eine weitere Komplikation ist die in der Heian-Zeit übliche idiomatische Verwendung von bekannten Gedichten oder Variationen davon in der Konversation, die oft nur in Bruchstücken wiedergegeben sind. Wer die zitierten alten Gedichte (meist in der Tanka-Form) nicht kennt, kann somit oftmals nicht verstehen, was ein Sprecher aussagen will.

Für diese Probleme gibt es zwei verbreitete Lösungen: es werden einerseits Originaltexte mit ausführlichen Anmerkungen veröffentlicht, andererseits gibt es auch modernisierte Fassungen in denen dann unter anderem die Personen mit Namen versehen werden. Beispielsweise ist Genjis erste Ehefrau per Konvention als Aoi bekannt, nach dem Titel des Kapitels in dem sie stirbt.

Adaptionen

1951 wurde die Geschichte von Genji von Kozaburo Yoshimura verfilmt, mit Kazuo Hasegawa und Michiyo Kogure in den Hauptrollen. 1966 drehte Kon Ichikawa eine weitere moderne Verfilmung.

Es gibt auch eine Manga-Adaption des Stoffs mit dem Titel Asakiyumemishi, von Yamato Waki aus dem Jahre 1980. Diese erschien 1992 als Genji Monogatari in Deutschland, wurde aber nach drei Bänden eingestellt. Eine indirekte Adaption ist das Videospiel Genji, das 2005 für die Playstation 2 erschienen ist.


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