https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/api.php?action=feedcontributions&user=Hiwi+Dbs4&feedformat=atomWeltliteratur - Benutzerbeiträge [de-formal]2024-03-29T11:30:39ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.39.6https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Die_tiefen_Fl%C3%BCsse&diff=4644Die tiefen Flüsse2013-08-07T08:13:30Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Die tiefen Flüsse''' (Los ríos profundos, 1958) ist der bekannteste Roman des peruanischen Autors [[José María Arguedas]].<br />
<br />
Der Roman beruht weitgehend auf autobiographischen Quellen. Ähnlich wie Arguedas selbst wächst Pedro, der kindlich-jugendliche Held des Romans, im Hochland der Anden auf. Wie der des Autors ist auch sein Vater Anwalt. Pedro zieht mit ihm durch die Dörfer und Städte der Andenprovinzen, wo sein Vater Kunden betreut. Er selbst erlebt auf diesen Reisen die großartige Natur der Andenlandschaft und vor allem die verfallenen Reste der alten indianischen Kultur. Dabei lernt er das Denken und die magische Beziehung der Indios zur Natur kennen und die kultisch-religiöse Poesie ihrer Vorstellungswelt bewundern. Während eines Aufenthaltes in Cuzco wird ihm die tiefgreifende Spaltung Perus in zwei gegensätzliche Kulturen und soziale Klassen bewusst: die christlichen, weißen, brutal über das Land herrschenden Großgrundbesitzer auf der einen und die unterdrückten, mit Gewalt unterworfenen Nachkommen der Inkas auf der anderen Seite.<br />
<br />
Nach dem Aufenthalt in Cuzco wird Pedro von seinem Vater in ein Colegio in der Kleinstadt Abancay gegeben. In diesem von Mönchen geleiteten Internat erlebt er die mittelalterlichen Erziehungsmethoden, die Brutalität und Verderbtheit seiner Mitschüler und die christlich verbrämte Menschenverachtung gegenüber den Indios, deren brutale Ausbeutung auf den Haciendas als göttliche Ordnung verbrämt wird. Pedro sucht die Nähe dieser Indios, die in den Indianervierteln von Abancay und wie die Tier in den Hütten der Hacienda hausen, deren Ländereien die Stadt umgebend. Und er lernt ihre Demut und Beharrlichkeit bewundern, mit denen sie trotz jahrhundertelanger Unterdrückung an ihren Gebräuchen, Liedern und Traditionen festhalten.<br />
<br />
Wegen Salzmangel kommt es in Abancay zu einem Aufstand. Die Frauen plündern die Salzlager, in denen die Stadtverwaltung das Salz gehortet hat, und verteilen es unter den Indios. Ernesto solidarisiert sich mit den Aufständischen. Doch dann tauchen Regierungstruppen auf, schlagen den Aufstand nieder und nehmen den Indios das Salz wieder weg.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Harthmuth, Sabine und Dieter Ingenschay: Lateinamerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts, Stuttgart 2001<br />
* Kindlers Literaturlexikon, Band 19, München 1974, S. 8193<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Roman, Lateinamerikanische Literatur, José María Arguedas, Peruanischer Schriftsteller, Autobiographie</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Lateinamerikanische Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Lu%C3%ADs_Vaz_de_Cam%C3%B5es&diff=4643Luís Vaz de Camões2013-08-07T08:10:51Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>[[Bild:Luís de Camões por François Gérard.jpg|thumb|240px|Luís de Camões]]<br />
'''Luís Vaz de Camões''' (* 1524/1525 vermutlich in Coimbra oder Lissabon; † 10. Juni 1580 in Lissabon) gilt als portugiesischer Nationaldichter. Er ist der Verfasser des Nationalepos ''Os Lusíadas'' (1572), ''Die Lusiaden''.<br />
<br />
== Biographie ==<br />
Der Geburtsort des Dichters ist nicht endgültig geklärt. Einen Teil seiner Jugend verbrachte er in jedem Fall in der Universitätsstadt Coimbra, wo sein Onkel Kanzler der Universität war. Anschließend ging Camões nach Lissabon, in die Stadt seines Vaters. Wahrscheinlich hatte Camões kein förmliches Studium absolviert, beherrschte aber dennoch die wichtigsten Sprachen seiner Zeit, Latein, Italienisch und Spanisch, und eine z.T. autodidaktisch erworbene umfangreiche klassisch humanistische Bildung. In Lissabon lebte er zwar in bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen, nahm aber dennoch am gesellschaftlichen Leben in den Palästen der Stadt teil. Camões geriet anscheinend des öfteren mit den Regeln der damaligen Gesellschaft in Konflikt, weshalb er mehrfach verbannt wurde und 1553 für einige Monate im Gefängnis landete. Möglicherweise waren außerhalb der Norm liegende Liebesaffären die Ursache für das eine, ein handgreiflicher Streit mit einem Diener des königlichen Palastes die für das andere. Bei seiner Verbannung nach Nordafrika soll er in der Schlacht bei Ceuta sein rechtes Auge verloren haben.<br />
<br />
Nach seinem Gefängnisaufenthalt ging Camões im Dienste des Königs João III. für 16 Jahre in die portugiesischen Kolonien Goa und Macao, wo auch sein Hauptwerk ''Os Lusíadas'' entstand, das seinen Ruhm bis heute begründet. Beruflich und wirtschaftlichen waren die Jahre auf dem indischen Subkontinent wenig erfolgreich. Auf der Rückfahrt nach Portugal wurde er Opfer eines Schiffbruchs und konnte nur das Epos retten. Bei dem Unglück verlor er seine 'geliebte Frau', vermutlich eine Chinesin, die er in Übersee kennengelernt hatte. Auch die anschließenden Jahre in Portugal verschafften ihm keinen Wohlstand. Nach der Veröffentlichung der ''Lusiaden'' erhielt er immerhin eine bescheidene Rente. Nach zeitgenössischen Aussagen starb er in Armut.<br />
<br />
== Werk ==<br />
===Lyrik===<br />
Camões Werk besteht hauptsächlich aus zahlreichen Gedichten und dem Epos ''Os Lusíadas''. Daneben verfasste er auch einige Dramen. In seinem lyrischen Werk versuchte er sich mit den großen lateinischen Vorbildern [[Vergil]], [[Horaz]] und [[Ovid]] zu messen. Seine Verse behandeln häufig den Liebesschmerz in der Anbetung unerreichbarer Damen. Andererseits schrieb er Gedichte, in denen er die barocke Wechselhaftigkeit des Schicksals und Vergänglichkeit des Lebens vor Augen führt. Berühmt dafür ist sein Gedicht ''Babel e Sião'', (1572; dt. ''An den Flüssen, die durch Babylon ziehen'' - nah dem ) das die Gefangenschaft der Juden in Babylon behandelt und in dem er einerseits die Vergänglichkeit alles Irdischen zeigt, aber auch deren Überwindung durch die Betrachtung des Absoluten. Trotz seiner Orientierung an der römischen Antike entwickelte Camões einen durchaus eigenständigen Stil, der eigenes Empfinden durch kraftvolle poetische Bilder auszudrücken imstande ist. <br />
<br />
===''Os Lusíadas'' (''Die Lusiaden'')===<br />
Das Epos feiert die historischen Leistungen der Lusitanier (der Portugiesen), vor allem ihre verwegenen Seefahrten und großen Entdeckungen. Im Mittelpunkt steht die Entdeckungsreise Vasco da Gamas um Afrika herum nach Indien. Während dieser Reise macht die Expedition Station bei verschiedenen Herrschern, denen Vasco und sein Bruder Paolo die großen Ereignisse der portugiesischen Geschichte berichten, bis hin zu den mythologischen Anfängen durch den Gründer Lusitaniens, den sagenhaften Luso. In der Tradition der Antike, vor allem der [[Aeneis]] [[Vergil]]s, aber auch der Epen [[Homer]]s, denen Camões nacheiferte, bestimmen die Götter die irdischen Geschicke. Venus und Jupiter begünstigen die Portugiesen bei ihren seefahrerischen Unternehmungen, Bacchus dagegen will die Entdeckung des Seewegs nach Indien verhindern. So geraten die Portugiesen durch Bacchus und dessen Verbündeten Neptun oft in Schwierigkeiten und werden immer wieder durch Venus daraus befreit. Am Ende werden sie auf einer paradiesischen Insel von Venus durch ein Liebesmahl belohnt. Und es wird ihr Ruhm verkündet, der europäischen Menschheit ein neues Weltbild gegeben zu haben. <br />
<br />
Anders als Vergil oder Homer möchte Camões in seinem Epos nicht die großen Taten einzelner Helden verkünden, sondern die eines ganzen Volkes. Das gelingt ihm jedoch nicht, da auch er die großen Einzelnen, Könige, Fürsten, Entdecker, rühmt, während das Volk selbst gar nicht vorkommt. Auch die Vermischung geschichtlicher und mythologischer Handlungsebenen, das durchgehende Eingreifen der antiken Götter in das irdische Geschehen, war nicht mehr zeitgemäß und wurde später von [[Voltaire]] als "absurd" verspottet. Hinzu kommen Widersprüchlichkeiten in Camões Haltung zum Krieg oder zu den Entdeckungsfahrten, die schon früh Kritik hervorriefen. Dennoch hat er mit den ''Lusiaden'' ein bedeutendes Nationalepos geschaffen, dessen Einfluss auf die portugiesische Sprache, in die zahlreiche Wendungen aus dem Werk als Sprichwörter eingegangen sind, bis heute anhält.<br />
<br />
== Wirkung ==<br />
In Portugal genießt Camões große Verehrung und wird gelegentlich als portugiesischer Homer gelobt. Sein Todestag, der 10. Juni, ist portugiesischer Nationalfeiertag. <br />
Auch der höchste portugiesische Literaturpreis, ''Prémio Camões'', der seit 1989 jährlich verliehen wird, wurde nach ihm benannt.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Kurt Scharf: Camões, Luís Vaz de; in Metzler Lexikon Weltliteratur Band 1, Stuttgart 2006, S. 241--243 <br />
* Os Lusíadas; Kindlers Literatur Lexikon, München 1974, 5853-5856<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Portugiesische Literatur, Portugiesischer Schriftsteller, Nationalepos, Die Lusiaden, Dichtung</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Portugiesische Literatur|Camões, Luís Vaz de]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Die_Fliegen&diff=4642Die Fliegen2013-08-07T08:07:38Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Die Fliegen''' (frz. Les Mouches) ist ein Drama in drei Akten von [[Jean-Paul Sartre]]. Es wurde am 3.6.1943 unter der deutschen Besatzung in Paris uraufgeführt. Mit Rückgriff auf den Stoff der antiken Atriden-Sage (vgl. die [[Orestie]] von [[Aischylos]], [[Elektra]] von [[Sophokles]]) behandelt Sartre in diesem Résistance-Drama die Situation Frankreichs während der deutschen Okkupation und die existenzialistischen Themen der Freiheit des Einzelnen und der Entscheidung.<br />
<br />
== Inhalt ==<br />
Nach längerer Abwesenheit kehrt Orest, der Sohn des Königs Agamemnon, in seine Heimatstadt Argos zurück. Hier herrschen inzwischen Ägisth, der Mörder seines Vaters, und dessen Geliebte, Orests Mutter Klytemnästra. Ägisth wollte auch den dreijährigen Orest ermorden lassen. Die beauftragten Mörder setzten ihn jedoch nur aus, und so konnte Orest überleben. Bei seiner Rückkehr nach Argos, bei der er von seinem langjährigen Lehrer begleitet wird, gibt er sich als ein Fremder aus und ist tief bedrückt von der Unfreiheit und der Unterwürfigkeit des Volkes von Argos. Überall in der Stadt und um den Königspalast plagen ekelhafte Fliegenschwärme die Menschen, als Symbol für die von Ägisth verordnete Reue und Gewissensqual nach der Ermordung des Königs Agamemnon. Unterstützt wird das erniedrigende Schreckensregime Ägisths von dem Gott Jupiter.<br />
<br />
Nur Elektra, Orests Schwester, leistet innerlich Widerstand gegen den Usurpator und sinnt auf Rache. Orest gibt sich daher der Schwester zu erkennen und beschließt, die Stadt von der Schreckensherrschaft zu befreien. Unter Mithilfe Elektras tötet er beide, Ägisth und seine eigene Mutter Klytemnästra. Bruder und Schwester fliehen daraufhin in einen Tempel. Elektra wird von Reue geplagt und flüchtet sich in den Schutz Jupiters. Orest jedoch steht zu seiner Tat und begreift sie als Ausdruck seiner individuellen Freiheit. Er geht, von den Fliegen begleitet, ins Exil.<br />
<br />
== Deutung ==<br />
Die Intention des Stückes ist auf der einen Seite politisch motiviert und gegen die Naziherrschaft und das von diesen eingesetzte Vichy-Regime gerichtet. Zugleich wollte Sartre damit das französische Volk aufrütteln und von der nationalen Selbstverleugnung und Erniedrigung befreien. Auf der anderen Seite geht es in dem Stück um die existenzielle Freiheit des einzelnen Menschen und seine selbstbestimmte Entscheidung zur Tat. Elektra hatte von Rache an der Mutter und deren Geliebten nur geträumt, ist aber nicht in der Lage, die Tat selbst zu ertragen und als ihre persönliche freie Entscheidung zu verantworten. Daher unterwirft sie sich von Schuldgefühlen überwältigt am Ende der Macht Jupiters. Orest dagegen begreift seine Tat als ein Akt der Freiheit, mit dem er sich als Mensch von der irdischen und himmlischen Herrschschaft befreit, seinen eigenen Weg geht und sich selbst neu erfindet. Er ist so auch in der Lage, (in der Gestalt der Fliegen) die Schuld- und Erniedrigungsgefühle von den Menschen zu nehmen und ihnen eine autonome Zukunft zu verkünden. Das in Orest manifestierte Bild des sich in autonomer Entscheidung selbst erfinden Menschen steht in enger Beziehung zu den Gedanken Sartres in seinem philosophischen Hauptwerk ''Das Sein und das Nichts'' von 1943.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.doktus.de/dok/44981/sartre-jean-paul---die-fliegen.html?sidebar= Die Fliegen] Text, Anmerkungen Sartres und Bibliographie<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Französische Literatur, Jean-Paul Sartre, Résistance-Drama, Atriden-Sage</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Französische Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Le_Cl%C3%A9zio&diff=4641Le Clézio2013-08-07T08:04:24Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Jean-Marie Gustave Le Clézio''' (geb. 13.4.1940) ist ein französischer Schriftsteller, der - für viele überraschend - 2008 den Nobelpreis für Literatur erhielt.<br />
<br />
== Leben ==<br />
Jean-Marie Gustave Le Clézio wurde am 13. April 1940 in Nizza geboren. Der Vater ist ein britischer Arzt, die Mutter Französin - und so wuchs Le Clézio zweisprachig auf. Den Vater verschlug es während des 2. Weltkrieges nach Nigeria, wohin die übrige Familie, als Le Clézion acht Jahre alt war, nachzog. 1950 kehrte die Familie nach Nizza zurück. 1957 machte Le Clézio das Abitur und begann 1958 mit dem Englisch-Studium in Bristol, das er in London und später in Nizza fortsetzte, wo er 1963 sein Examen ablegte. Anschließend setzte er das Studium in Aix-en-Provence fort, wo er mit einer Magisterarbeit über "Die Einsamkeit im Œuvre von Henri Michaux" ein weiteres Examen ablegte. 1983 promovierte er an der Universität Perpignan mit einer Arbeit zur Frühgeschichte Mexikos.<br />
<br />
Zwischendurch arbeitete Le Clézio als Lektor in London, wo er die polnischstämmige Französin Rosalie Piquemal heiratete. Aus der Verbindung ging die Tochter Patricia hervor. Während seines Militärdienstes lehrte Le Clézio 1966/67 an Universitäten in Thailand und Mexiko. 1969 besuchte er die Embera-Indianer in Panama, bei denen - und bei den Waunana-Indianern - er in den folgenden vier Jahren mehrfach lebte. Bei längeren Aufenthalten in Mexiko und Zentralamerika zwischen 1970 und 1974 lernte er die Marokkanerin Jemia Jean kennen. Aus der 1975 geschlossenen zweiten Ehe Le Clézios geht die Tochter Anna hervor. In den 1990er Jahren leben Le Clézio und seine Frau mal in Albuquerque in Neumexiko, mal auf der Insel Mauritius und in Nizza.<br />
<br />
== Werk ==<br />
Le Clézio hat ein umfangreiches Prosawerk vorzuweisen. Die über dreißig Werke des Autors beinhalten Erzählungen, Romane, Essays, Novellen, anthropologische Reiseberichte, Kinderbücher, Übersetzungen indischer Mythologie. Der rastlos Reisende hat anscheinend auch rastlos geschrieben. Viele seiner Bücher handeln von der oft exotischen Welt seiner Aufenthalte rund um den Globus.<br />
<br />
Grob gesehen lässt sich Le Clézios Werk in zwei Phasen einteilen:<ref>Irmgard Scharold (2006): Le Clézio, Jean Marie Gustave, in: Axel Ruckaberle (Hg.): Metzler Lexikon Weltliteratur, Bd. 2, Stuttgart, S. 325-326</ref> in das Frühwerk bis Mitte der siebziger Jahre, in der Protest und Kritik an der modernen Zivilisation und der Konsumwelt dominieren, und in die Werke danach, in der die Gegenbilder jenseits der westlichen Zivilisation den Menschen in Harmonie mit sich und der Natur zeigen. <br />
<br />
Für sein Erstlingswerk ''Le Procès-verbal'' (1963; dt. ''Das Protokoll'', 1965) erhielt Le Clézio den renommierten Prix Renaudot. Hier steht Le Clézio noch ganz unter dem Einfluss des Existenzialismus und des ''nouveau roman''. Es folgen ''La fièvre'' (1965; ''Das Fieber'', 1971), ''Le déluge'' (1966; ''Die Sintflut'', 1968), ''La guerre'' (1970; ''Der Krieg'' 1972) u.a. Die Protagonisten dieser Werke verzweifeln an der Gegenwart, den großen Städten und ihrer Konsumwelt, versuchen ihr zu fliehen und landen z.B. wie der Held in ''Das Protokoll'' im Irrenhaus.<br />
<br />
Die Wende in Le Clézios Schaffen brachten seine Aufenthalte bei den Indianerstämmen in Panama. Hier lernte er eine Welt kennen, die ganz im Gegensatz zur westlichen Konsumwelt stand (der Essayband ''Haï'' von 1971 legt Zeugnis davon ab). Das Leiden an der Zivilisation wird abgelöst oder zumindest ergänzt durch die mystische Suche nach dem Anderen, das in nichteuropäischen Kulturen gefunden wird. Entsprechend rücken in den Mittelpunkt der Darstellung Menschen nichteuropäischer Völker, vor allem Frauen und Kinder. Beispielhaft dafür ist die Gestalt des Tuareg-Mädchens Lalla in Le Clézios Erfolgsroman ''Désert'' (1980; ''Wüste'', 1989), für den er von der Französischen Akademie preisgekrönt wurde. Lalla, die sich in Frankreich als Fotomodell durchzuschlagen versucht, wird als utopisches Gegenbild zur Hässlichkeit und Unmenschlichkeit der europäischen Gesellschaft entworfen. Schilderungen der verlorenen Kultur in der nordafrikanischen Wüste stehen im Gegensatz zur Darstellung Europas aus der Sicht unerwünschter Einwanderer.<br />
<br />
In den letzten Werken hat sich Le Clézio zunehmend der Welt der Kindheit und der Geschichte der eigenen Familie zugewandt. In dem Roman ''Révolutions'' (2003; ''Revolutionen'', 2006) spürt er seiner eigenen Kindheit und Jugend in Nizza, London und Mexiko nach. Gleichzeitig wird die eigene Familiengeschichte erkundet, bis zurück zum Schicksal der bretonischen Vorfahren während der Französischen Revolution und deren Flucht nach Mauritius. 2004 erschien der Roman L´Africain (Der Afrikaner, 2007), die Geschichte von Le Clézios Vater, der über viele Jahre als Arzt in Nigeria tätig war.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references/><br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.hamburger-bildungsserver.de/index.phtml?site=faecher.deutsch.clezio Jean-Marie Gustave Le Clézio] Linksammlung auf dem Hamburger Bildungsserver<br />
* [http://nobelprize.org/nobel_prizes/literature/laureates/2008/press_ty.pdf Der Nobelpreis in Literatur des Jahres 2008] Pressemitteilung der Svenska Akademien mit Biographie und Werkübersicht<br />
* [http://www.marabout.de/LeClezio/leclezio.htm Jean-Marie Gustave Le Clézio] Tabellarische Biographie auf der Marabout-Seite<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Literaturnobelpreis, Französische Literatur, Französischer Schriftsteller, Prosa, nouveau roman</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Französische Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Ein_Traumspiel&diff=4640Ein Traumspiel2013-07-31T19:18:36Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Ein Traumspiel''' (schwedisch ''Ett drömspel'') ist ein Drama von [[August Strindberg]]; es erschien 1902. <br />
<br />
== Inhalt ==<br />
Erst 1906 hat Strindberg das Drama mit einem Vorspiel versehen, in dem die Tochter des Gottes Indra ihren Vater darum bittet, auf die Erde gehen und den Menschen helfen zu dürfen. Von Mitleid getrieben begibt sie sich unter die Menschen und versucht, deren Leid zu ergründen und zu lindern. Sie durchläuft verschiedene Stationen des menschlichen Lebens und Leidens. Zunächst lernt Agnes, wie die Tochter Indras auf Erden heißt, einen Offizier kennen, der hoffnungslos auf seine große Liebe, die Sängerin Viktoria, wartet. Agnes wird Schauspielerin und heiratet einen armen Advokaten, der am Leben zutiefst verzweifelt. Doch die Ehe endet im Unglück. Ein Dichter überreicht ihr eine Bittschrift "an den Herrscher der Welt". Agnes trifft im Theaterkorridor auf eine geheimnisvolle Tür, hinter der sie die Lösung "des Welträtsels" zu finden glaubt. Doch hinter der Tür ist - nichts. Der Dichter begreift, dass das Leben nur ein Traum ist, und Agnes erkennt: "Es ist schade um die Menschen!" Noch immer voller Mitleid mit den Menschen kehrt sie in den Himmel zurück.<br />
<br />
== Interpretation ==<br />
Bemerkenswert ist die Struktur des Dramas, mit dem Strindberg das expressionistische Stationendrama vorweggenommen hat. In der Vorbemerkung vergleicht Strindberg den Aufbau seines Dramas mit dem eines Traumes: <br />
:''Der Verfasser hat in diesem Traumspiel ...das zusammenhanglose und scheinbar logische Muster des Traumes nachzuschaffen versucht. Alles kann geschehen, alles ist möglich und wahrscheinlich. Zeit und Raum existieren nicht; vor dem belanglosen Hintergrund der Wirklichkeit spinnt die Einbildungskraft ihre Fäden und webt an neuen Mustern: eine Mischung von Erinnerung, Erlebtem, frei Erfundenem, Ungereimtheiten und Improvisationen.''<br />
Strindberg verzichtet auf eine dramatische Handlung, die im klassischen Drama menschliche Schicksale begründet und motiviert. Wie beliebig aufeinanderfolgende Traumbilder folgen die Stationen von Indras Tochter durch die Welt des Menschen aufeinander und verweisen damit auf die Zusammenhanglosigkeit und den fehlenden Sinn des menschlichen Lebens. Das Leiden und die Hoffnungslosigkeit der Menschen wird nicht erklärt, weder aus dem sozialen Milieu wie im naturalistischen Drama, noch aus Innern des Menschen wie in der Klassik. Sie entstehen aus dem Nichts und könnten theoretisch nur von einem Gott behoben werden.<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Skandinavien, Drama, August Strindberg, Expressionistisches Stationendrama</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Skandinavische Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Juan_Ram%C3%B3n_Jim%C3%A9nez&diff=4639Juan Ramón Jiménez2013-07-31T19:16:11Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Juan Ramón Jiménez''' (23.12.1881 - 29.5.1958) ist ein spanischer Lyriker und Essayist, der 1956 den Literaturnobelpreis erhielt.<br />
<br />
== Biographie ==<br />
Juan Ramón Jiménez wurde am 23.12.1881 als Sohn eines Weinhändlers in der Provinz Huelva in Andalusien geboren. Seit seinem 10. Lebensjahr besuchte er das Jesuitenkolleg von El Puerto de Santa Maria bei Cádiz. Die Einsamkeit in dem Kolleg verstärkte seine angeborene Neigung zu Depressionen. 1896 begann er ein Jurastudium in Sevilla, das er aber schon nach zwei Monaten abbrach. Er widmete sich stattdessen zunächst der Malerei und dann ganz der Poesie. 1910 ging er in seinen Geburtsort zurück, und nach dem Tod seines Vaters zwei Jahre später zog er nach Madrid. Hier begegnete er zahlreichen Künstlern der Zeit, dem Maler Salvador Dalí, dem Dichter [[Federico García Lorca]], dem Philosophen José Ortega y Gasset u.a. Und er lernte hier Zenobia Camprubí, die Tochter einer Nordamerikanerin und eines spanischen Ingenieurs, der in Puerto Rico lebte, kennen, die wenig später seine Frau wurde. Für die Hochzeit reisten beide 1916 in die Vereinigten Staaten, eine Reise, die für Jiménez' Schaffen einen wichtigen Wendepunkt bedeutete. Vor dem Spanischen Bürgerkrieg floh das Ehepaar ebenfalls in die USA, lebte dann aber in verschiedenen Ländern Lateinamerikas und ließ sich ab 1951 endgültig in San Juan de Puerto Rico nieder, wo Juan Ramón Jiménez nur eineinhalb Jahre nach dem Tod seiner Frau starb. Den Nobelpreis am 10. Dezember 1956 in Stockholm nahm Jiménez nicht selbst entgegen, da er um seine gerade verstorbene Frau trauerte.<br />
<br />
== Werk ==<br />
Das Werk von Juan Ramón Jiménez lässt sich in zwei Phasen einteilen. Seine ersten Gedichtbände ''Almas de violeta'' (Violette Seelen) von 1900, ''Baladas de primavera'' (Balladen des Frühlings) von 1907 u.a. standen ganz im Zeichen des Modernismus. Ihre Sprache war durch Musikalität und Klangmalerei bestimmt und beschrieb die Seelenzustände des lyrischen Ich. Die Hochzeitsreise in die Vereinigten Staaten brachte die Abkehr vom Modernismus. Jiménez' stilistisches Ideal wurde die "nackte Poesie" mit ihrer klaren und schlichten Sprache, die die Symbolüberladung des Modernismus zu vermeiden trachtete und die Dinge direkt beim Namen zu nennen suchte. Dieser neue Stil manifestierte sich sehr deutlich in dem ''Diario de un poeta recién casado'' (Tagebuch eines jungverheirateten Dichters) von 1917, in dem Jiménez seine Amerika-Reise verarbeitete. <br />
<br />
Internatinal erfolgreich wurde Jiménez mit seiner "andalusischen Elegie" ''Platero y yo'' (''Platero und ich'') von 1917. Die eingängige Sprache und die einfache Geschichte, die an die Struktur von Märchen und Fabeln erinnert, sicherten den großen Erfolg dieser Prosadichtung bei den Lesern und die Übersetzung in zahlreiche Sprachen. Sie gilt als das ausschlaggebende Werk für die Verleihung des Literaturnobelpreises. Auf seinen Reisen in Lateinamerika erstaunte Jiménez die Volkstümlichkeit seines Werkes, das es als Bilder- und Lesebuch zur verbreiteten Schullektüre gebracht hatte. In 138 Abschnitten lyrischer Prosa wird in ''Platero y yo'' die Reise des Erzählers mit seinem Esel Platero über ein Jahr durch die andalusischen Heimat des Autors dargestellt. Traurigkeit und Melancholie bestimmen die Grundstimmung des Buches. Es schildert mit liebevoller Hinwendung die Landschaft mit ihren Quellen und Wiesen, Äckern, Bergen und Brücken. Höhepunkt sind die Darstellungen der Feste in dem ländlich-kleinstädtischen Milieu und die Hinwendung zu den oft traurigen Schicksalen von Kindern. Gedanklich ist es durchzogen von einer direkten Hinwendung zum Ding und einer pantheistischen Naturmystik.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Martin Diz Vidal: Jiménez, Juan Ramón, in: Metzler Lexikon Weltliteratur, Bd. 2, Stuttgart Weimar 2006, S. 312-313<br />
* Platero y y, in: Kindlers Literaturlexikon, Bd. 17, München 1974, S. 7559-7560<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.dieterwunderlich.de/Jimenez_Platero.htm Juan Ramón Jiménez: Platero und ich] Dieter Wunderlich: Buchtipps & Filmtipps<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Spanische Literatur, Lyrik, Essay, Literaturnobelpreis, Spanien, Platero und ich</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Spanische Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Exemplarische_Novellen&diff=4638Exemplarische Novellen2013-07-31T19:13:47Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>Die '''Exemplarischen Novellen''' (span. Novelas Ejemplares) sind eine Sammlung von zwölf Novellen von [[Miguel de Cervantes]], die 1613 erschienen sind.<br />
<br />
Im Vorwort betont Cervantes, er sei der erste, der Novellen in spanischer Sprache geschrieben habe. Alle anderen auf Spanisch erschienenen Novellen seien "allesamt Übersetzungen aus fremden Sprachen, während diese hier meine eigenen sind, nicht nachgeahmt und nicht gestohlen. Mein Geist hat sie gezeugt, meine Feder sie zur Welt gebracht." Cervantes distanziert sich damit vehement von der Nachahmung klassischer Vorbilder, wie sie in der spanischen Novellistik seiner Zeit, die die Werke der italienischen Novellisten [[Giovanni Boccaccio|Boccacio]], Bandello oder Cintios nachahmten, üblich war, und betont die originäre schöpferische Leistung des dichterischen Genies. <br />
<br />
Die Bezeichnung als "exemplarische" Novellen im titel bezieht sich auf Cervantes Absicht, nicht nur zu unterhalten, sondern auch zu belehren. Die Novellen sollten als Exempel, die entweder abschrecken oder zur Nachahmung aufrufen, geeignet sein. Allerdings sind Cervantes Novellen meist so interessant und lebendig erzählt, dass die belehrende Absicht in den Hintergrund tritt.<br />
<br />
Die zwölf Novellen gliedern sich in zwei Gruppen. Bei der einen geht es um handlungsreiche, z.T. märchenhafte Geschichten, die sich um Liebesverwicklungen drehen, die meist ein glückliches Ende finden. Hierzu gehören die Novellen: Der edelmütige Liebhaber, Die englische Spanierin, Die Stimme des Blutes, Die beiden Nebenbuhlerinnen und Das Fräulein Cornelia.<br />
<br />
In der zweiten Gruppe geht es um die realistische und satirische Darstellung des spanischen Volkes: Das Zigeunermädchen, [[La ilustra fregona|Die vornehme Küchenmagd]], Der Eifersüchtige von Extremadura, Die trügerische Heirat, Der Lizenziat Vidriera, Riconet und Cortadillo, Zwiegespräch der Hunde.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Novelas Ejemplares, Artikel in Kindlers Literaturlexikon, Bd. 16, München 1974, S. 6820 f.<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Miguel de Cervantes, Spanische Novellistik, Spanische Literatur, Spanien, Satire, Realismus</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Spanische Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Mateo_Alem%C3%A1n&diff=4637Mateo Alemán2013-07-31T19:10:28Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>[[Bild:Mateo Alemán.jpg|thumb|200px|Mateo Alemán]]<br />
'''Mateo Alemán''' (1547-1613) war ein spanischer Schriftsteller des sog. "Goldenen Zeitalters" der spanischen Literatur (16. und 17. Jahrhundert), dem auch [[Miguel de Cervantes]], [[Pedro Calderón de la Barca]] und [[Lope de Vega]] angehörten. Er ist literaturgeschichtlich neben dem unbekannten Verfasser des ''Lazarillo des Tormes'' vor allem als Begründer des Schelmen- oder Pikaroromans (nach span. picaro = der Schelm) bekannt und war somit ein Vorläufer von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (''Der abenteuerliche Simplicissimus'', 1668) und Günter Grass (''Die Blechtrommel'', 1959).<br />
<br />
== Leben ==<br />
Viel ist über Mateo Alemáns Leben nicht bekannt. Er wurde in Sevilla geboren und studierte dort und in Salamanca Medizin. 1568 hatte er eine Stelle beim königlichen Schatzwesen. Durch diese Arbeit geriet er in einen Rechtsstreit und musste für eine gewisse Zeit ins Gefängnis. Später wanderte er nach Mexiko aus und starb dort nach einigen Jahren<br />
<br />
== Werk ==<br />
Mateo Alemáns bekanntestes Werk ist der ''Guzman von Alfarache'', dessen 1. Teil 1599 und 2.Teil 1604 erschien. Vorbild für den ''Guzman von Alfarache'' ist der 1554 erschienene ''Lazarillo des Tormes'', dessen Verfasser unbekannt ist. Von diesem Vorbild übernimmt Alemán die Ich-Perspektive und die episodenhafte Handlungsstruktur. Die Lebensgeschichte des Guzman wird aus der späteren Perspektive wie eine Art Beichte eines verbrecherischen Lebens erzählt. Guzman kennt seine wirkliche Herkunft nicht und begibt sich eines Tages als naiver Jüngling in die große Welt. Hier begegnet er nur Menschen, die ihn betrügen, belügen und bestehlen. Er passt sich den Verhältnissen jedoch rasch an und wird selbst zu einem gerissenen Betrüger und Dieb. Dabei bringt er es zu einem gewissen Reichtum, kann sich einen Diener leisten und reist in der Welt herum, von Toledo nach Genua und nach Rom und wieder zurück nach Spanien. In Madrid heiratet er und wird Kaufmann. Jetzt kann er andere als Ehrenmann betrügen. Die Geschäfte laufen jedoch schlecht, seine Frau stirbt und Guzman verarmt. Er wird erfolgreicher Student der Theologie und heiratet zum zweiten Mal eine Wirtstochter, die ihm jedoch bald mit einem Kapitän davonläuft. Guzman besinnt sich wieder auf's Gaunerleben, wird jedoch eines Tages erwischt und landet zur Strafe auf einer Galeere. Die bitteren Erfahrungen als Galeerensklave bewirken endlich den Entschluss, ein besserer Mensch zu werden. <br />
<br />
Anders als der ''Lazarillo des Tormes'' ist Alemáns ''Guzman von Alfarache'' nicht primär durch die Gesellschaftssatire geprägt. Die Intention des Romans ist es vielmehr, den Leser zu belehren und ihn am Beispiel des verfehlten Lebens des Erzählers vor einem falschen Lebensweg zu warnen. Dennoch ist auch die Kritik an der durch den Klerus geprägten damaligen Gesellschaft scharf und durch einen unerbittlichen Zynismus bestimmt.<br />
<br />
== Rezeption ==<br />
Alemáns ''Guzman von Alfarache'' hatte in Spanien einen außergewöhnlichen Erfolg und wurde schnell in fast alle europäischen Sprachen übersetzt. In Deutschland diente die freie Übersetzung von Aegidius Albertinus von 1615 Grimmelshausen als Anregung für seinen Roman ''Der abenteuerliche Simplicissimus'' (1668).<br />
<br />
Ein modernes literarisches Denkmal setzte Fritz Rudolf Fries Mateo Alemán in seinem Roman ''Die Nonnen von Bratislava'' (1994), in dem er Alemáns Schwierigkeiten mit der Inquisition mit dem Verhältnis eines ehemaligen DDR-Romanisten zur Stasi in Beziehung setzt.<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Spanische Literatur, Spanien, Schelmenroman, Guzman von Alfarache, Goldenes Zeitalter</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Spanische Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Julius_Fu%C4%8D%C3%ADk&diff=4636Julius Fučík2013-07-31T19:07:26Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Julius Fučík – ein tschechischer Reporter'''<br />
<br />
Julius Fučík ist weltweit bekannt für sein Werk „Reportage unter dem Strang geschrieben“. Dabei war es weder das erste, noch sein einziges Buch – eigentlich gar nicht sein Buch. Es wurde erst nach seinem Tod von seiner Frau Gusta Fučíkova basierend auf den wiedergefundenen Aufzeichnungen aus Fučíks Haftzeit rekonstruiert und herausgegeben. <br />
<br />
== Biographie ==<br />
<br />
Geboren am 23.Februar 1903 in Prag-Smichov war Fučík zu Lebzeiten ein populärer linker Journalist, der sich durch Theater- und Literaturkritiken sowie durch Reportagen über die Sowjetunion einen Namen gemacht hatte. <br />
<br />
Über sein literarisches Schaffen formulierte er selber: "Ich habe zahlreiche kulturelle und politische Artikel geschrieben, Reportagen, Literatur- und Theaterstudien und Referate. Viele von ihnen gehören dem Tag und sind mit dem Tag gestorben. Lasst sie liegen. Einige jedoch gehören dem Leben."<br />
In den dreißiger Jahren bereiste er zweimal für längere Zeit im Auftrag der tschechischen Zeitung „Tvorba“ die Sowjetunion und berichtete vom sozialistischen Aufbau. Fučíks Augenmerk lag dabei weniger auf den propagandistisch präsentierten Ergebnissen als vielmehr auf den Menschen, denjenigen, die einen Sozialismus errichten wollten, denen er in Monaten seines Aufenthaltes nähergekommen war. <br />
Da er selber sozialistische Positionen vertrat, geriet er in den 30er Jahren mehrfach in Konflikt mit der konservativen Regierung in Prag, die Teile seiner Arbeiten auf den Index setzte. Er verstand sich dennoch als Tscheche, der aus nationaler Verantwortung mit seinen journalistischen Möglichkeiten zur Mobilisierung der tschechischen Bevölkerung beitrug, als 1938 die Bedrohung durch den deutschen Faschismus zunahm. <br />
<br />
Nach dem Einmarsch der Nazitruppen im Frühjahr 1939 ging Fučík in den Untergrund, um wenig später als Prof. Horak wieder nach Prag zurückzukehren. Dort schrieb er für die Untergrundzeitung der kommunistischen Partei, dem „Rude Pravo“, und arbeitete im antifaschistischen Widerstand. Seine Verhaftung erfolgte mehr durch Zufall. Als die Gestapo jedoch realisierte, wen sie in ihren Fängen hatten, begann eine lange Zeit der Verhöre im Prager Gestapo-Gefängnis Pankrac. In dieser Zeit fand Julius Fučík mit Unterstützung zweier tschechischen Aufseher eine Möglichkeit, Aufzeichnungen zu machen und sie unentdeckt aus der Haftanstalt schmuggeln zu lassen. <br />
<br />
Oft ist spekuliert worden, ob diese Aufzeichnungen der Gestapo als Informationen gedient hätten. Alle bekannten Dokumente belegen jedoch, dass Fučíks Texte tatsächlich niemals in den Händen der Gestapo waren. Sie wurden von einer Verwandten des tschechischen Aufsehers Adolf Kolinsky versteckt. Es wäre nicht nachvollziehbar, warum die Gestapo ihre Verhöre und andere Repressalien hätte fortsetzen sollen, wenn sie bereits auf diesem Wege die gewünschten Informationen erhalten hätte.<br />
<br />
Die Aufzeichnungen brechen mit dem 9.Juni 1943 mit Hinweis auf die bevorstehende Verlegung aus dem Pankrac ab. Von da an führte Fučíks Weg über Bautzen nach Berlin, wo der „Volksgerichtshof“ ihn wegen Hochverrates zum Tode verurteilte. Seine Hinrichtung erfolgte am 9.September 1943 im Zusammenhang mit einer Mordaktion gegen zahlreiche ausländische Häftlinge in Plötzensee. Gusta Fučíkova, die zu diesem Zeitpunkt im KZ Ravensbrück interniert war, bekam erst nach Kriegsende Gewissheit über das Schicksal ihres Mannes. <br />
<br />
Als sie nach Prag zurückgekehrt von den Aufzeichnungen ihres Mannes Kenntnis bekam, setzte sie alles daran sie zu veröffentlichen. Die Resonanz war so erstaunlich, dass der Text schon bald in deutscher Sprache (im Wiener Globus-Verlag) und später in über neunzig Sprachen der Welt übersetzt und verbreitete wurde. Erst im Jahre 2000 erschien in Deutschland die erste vollständige Übersetzung der Aufzeichnungen von Julius Fučík in der „Bibliothek des Widerstands“ im Pahl – Rugenstein – Verlag, Bonn.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Fu%C4%8D%C3%ADk_%28Autor%29 Julius Fučík] Wikipedia-Seite über Julius Fučík<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Tschechische Literatur, Tschechien, Prag, Journalist, Widerstand, Nationalsozialismus</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Tschechische Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Licht_im_August&diff=4635Licht im August2013-07-31T19:03:44Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Licht im August''' ist vielleicht der bekannteste Roman von [[William Faulkner]]. <br />
<br />
== Inhalt ==<br />
<br />
Der Roman beginnt mit der Geschichte von Lena Groove, einer jungen verwaisten Frau, die sich auf die Suche nach Lucas Burch, dem Vater ihres ungeborenen Kindes, macht. Bei dieser Suche landet sie in der Stadt Jefferson, in der sie Lucas Burch vermutet. Hier schließt sich die Geschichte von Joe Christmas an, der seine neurotische Geliebte Joanna Burden getötet hat. Eine Woche ist Joe auf der Flucht, wird dann verhaftet und bei einem Fluchtversuch erschossen. <br />
<br />
In zahlreichen Rückblenden wird über Joes Leben berichtet. Joe lebt als Kind in einem Waisenhaus, wo er als Fünfjähriger Zeuge sexueller Szenen zwischen den Angestellten wird. Später wird er von einem Farmerehepaar adoptiert, unter deren Herrschsucht bzw. übertriebener Fürsorglichkeit er zu leiden hat. Mit siebzehn geht Joe eine sexuelle Beziehung mit einer jungen Serviererin ein. Joes Stiefvater versucht die Beziehung zu hintertreiben, und es kommt zwischen beiden zum Handgemenge. Anschließend plant Joe mit der Serviererin zu fliehen, die ihn aber abweist, so dass Joe alleine das Haus seiner Stiefeltern verlässt. Fünfzehn Jahre lang treibt er sich als Landstreicher in den Staaten herum und hält sich mit Gelegenheitsarbeiten und kleinen Diebstählen über Wasser. So landet Joe schließlich in Jefferson, wo er zunächst im Haus der Burdens Essen stiehlt. Miss Burden, die ihn dabei erwischt, verrät ihn aber nicht, sondern lässt ihn in einer Kammer wohnen und geht eine sexuelle Beziehung mit ihm ein. <br />
<br />
Joe arbeitet zunächst in einer Hobelwerkstatt, wo er Joe Brown kennen lernt. Es kommen Gerüchte auf, wonach die beiden eine Whisky-Destillerie und einen verbotenen Alkoholhandel betreiben. Bei ihrer Ankunft in Jefferson wird Lena von Byron Bunch, einem anderen Arbeiter, zunächst vorgetäuscht, Joe Christmas sei der gesuchte Vater ihres Kindes. Gleichzeitig geht das Haus von Joanna Burden in Flammen auf und Joanna wird ermordet aufgefunden. Byron Bunch überbringt die Nachricht dem Pfarrer Hightower, der in Jefferson ausgegrenzt wird, weil seiner tödlich verunglückten Frau eine Beziehung zu einem fremden Mann nachgesagt wird. Dem Sheriff berichtet Bunch anschließend von der Beziehung zwischen Joanna und Joe Christmas und behauptet, Joe sei ein Halbschwarzer. Vor allem die letztere Behauptung lässt den Sheriff eine regelrechte Jagd auf den flüchtigen Joe Christmas veranstalten. <br />
<br />
Während der Fahndung nach Joe tauchen dessen Großeltern auf, Doc and Mrs. Hines. Sie berichten in Jefferson dem Pfarrer, dass Joe das Kind ihrer Tochter Milly mit einem Schwarzen sei. Doc Hines habe den Mann getötet, seine Tochter sei bei der Geburt Joes gestorben. Sie hätten nicht gewusst, dass Joe noch am Leben sei. Der Pfarrer weigert sich, durch ein falsches Alibi Joe zu retten. Indessen ist die schwangere Lena niedergekommen. Auch Lucas Burch ist wieder aufgetaucht und wird zu Lena und dem Baby geführt. Zwar verspricht er, für beide zu sorgen, macht sich jedoch wieder aus dem Staub. Während Byrons versucht, die Flucht zu verhindern, hört er vom Tod Joes. Joe sei auf der Flucht von dem Rassenfanatiker Percy Grimm angeschossen und kastriert worden. Am Ende ist Lena wieder auf der Straße, diesmal mit ihrem Baby und mit Byron Bunch, der sie heiraten möchte, obwohl sie schon wieder nach Lucas Burch auf der Suche ist.<br />
<br />
== Interpretation ==<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, William Faulkner, Roman, Nordamerikanische Literatur, Nordamerika</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Nordamerikanische Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Kenzabur%C5%8D_%C5%8Ce&diff=4634Kenzaburō Ōe2013-07-31T19:02:02Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>[[Bild:Kenzaburo_Oe.jpg|thumb|200px|Kenzaburō Ōe in China 2005]]<br />
<br />
'''Kenzaburō Ōe''' (* 31. Januar 1935) ist ein japanischer Schriftsteller. Er erhielt 1994 den Nobelpreis für Literatur. Sein umfangreiches Gesamtwerk umfasst zahlreiche Romane mit stark biographischen Bezügen, Essays und Briefe an berühmte Schriftstellerkollegen in der ganzen Welt.<br />
<br />
== Biographie ==<br />
Kenzaburō Ōe wurde in dem Dorf Ōse auf der japanischen Insel Shikoku geboren. Er war das dritte von sieben Kindern einer alteingesessenen Großgrundbesitzerfamilie. Das Ende des Zweiten Weltkrieges, die Atombombenabwürfe auf Japan und dessen Kapitulation sind einschneidende Erlebnisse seiner Kindheit. Die Besetzung Japans durch die Amerikaner und die zunehmende Verwestlichung des Landes lösen auch die traditionelle und abgeschottete Lebensweise auf Shikoku auf. Mit 18 Jahren verlässt Kenzaburō Ōe sein Heimatdorf und geht nach Tokio, um dort auf Anraten seiner Mutter französische Literatur zu studieren. Er beendet das Studium mit einer Dissertation über [[Jean-Paul Sartre]], dessen Denken und Werk ihn zeitlebens stark beeinflussen sollten. Schon als Student begann Kenzaburō Ōe zu schreiben und erzielte mit seiner Erzählung ''Der Fang'' (Shiiku, 1958) einen ersten großen Erfolg.<br />
<br />
Eine zentrale Erfahrung in Kenzaburō Ōes Leben ist das Zusammenleben mit seinem 1963 geborenen geistig behinderten Sohn Hikari, dem aufgrund eines Gehirndefekts das Sprachvermögen fehlt, der es jedoch zu einem in Japan recht bekannten Komponisten gebracht hat. Der innere Kampf um die Akzeptanz seines Kindes bestimmte auch das Werk des Schriftstellers und bildet das zentrale Motiv in seinem berühmtesten Roman ''Eine persönliche Erfahrung'' (Kojintekina taiken, 1964). Für Kenzaburō Ōe selbst wurde der behinderte Sohn zum wichtigsten Menschen in seinem Leben. In sein Werk sind aber auch das problematische Verhältnis zu seinem früh verstorbenen Vater, die kritische Beziehung zu seiner Frau, der Selbstmord seines Schwagers u.a. biographische Erfahrungen eingegangen. Der Nobelpreis 1994 bedeutete noch einmal eine Wende in Kenzaburō Ōes Leben, der sich vom Schreiben kurz zuvor abwenden wollte, dann aber doch weitere Romane, Erzählungen und Essays schrieb. Von Kenzaburō Ōes Beziehung zu Deutschland zeugen ein umfangreicher Briefwechsel mit Günter Grass und eine Gastprofessur an der Freien Universität Berlin im Wintersemester 1999/2000.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Irmela Hijiya-Kischnereit: Ōe Kenzaburō, in: Axel Ruckaberle (Hg.): Metzler Lexikon Weltliteratur, Stuttgart/Weimar 2006, 33-35<br />
* Katharina Maier: Die großen Literaten der Welt. Amerika und Asien, Wiesbaden 2007 (über Ōe Kenzaburō S. 221-224)<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Japanische Literatur, Asien, Japanischer Schriftsteller, Literaturnobelpreis</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Japanische Literatur|Bashō, Matsuo]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Kenzabur%C5%8D_%C5%8Ce&diff=4633Kenzaburō Ōe2013-07-31T19:00:18Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>[[Bild:Kenzaburo_Oe.jpg|thumb|200px|Kenzaburō Ōe in China 2005]]<br />
<br />
'''Kenzaburō Ōe''' (* 31. Januar 1935) ist ein japanischer Schriftsteller. Er erhielt 1994 den Nobelpreis für Literatur. Sein umfangreiches Gesamtwerk umfasst zahlreiche Romane mit stark biographischen Bezügen, Essays und Briefe an berühmte Schriftstellerkollegen in der ganzen Welt.<br />
<br />
== Biographie ==<br />
Kenzaburō Ōe wurde in dem Dorf Ōse auf der japanischen Insel Shikoku geboren. Er war das dritte von sieben Kindern einer alteingesessenen Großgrundbesitzerfamilie. Das Ende des Zweiten Weltkrieges, die Atombombenabwürfe auf Japan und dessen Kapitulation sind einschneidende Erlebnisse seiner Kindheit. Die Besetzung Japans durch die Amerikaner und die zunehmende Verwestlichung des Landes lösen auch die traditionelle und abgeschottete Lebensweise auf Shikoku auf. Mit 18 Jahren verlässt Kenzaburō Ōe sein Heimatdorf und geht nach Tokio, um dort auf Anraten seiner Mutter französische Literatur zu studieren. Er beendet das Studium mit einer Dissertation über [[Jean-Paul Sartre]], dessen Denken und Werk ihn zeitlebens stark beeinflussen sollten. Schon als Student begann Kenzaburō Ōe zu schreiben und erzielte mit seiner Erzählung ''Der Fang'' (Shiiku, 1958) einen ersten großen Erfolg.<br />
<br />
Eine zentrale Erfahrung in Kenzaburō Ōes Leben ist das Zusammenleben mit seinem 1963 geborenen geistig behinderten Sohn Hikari, dem aufgrund eines Gehirndefekts das Sprachvermögen fehlt, der es jedoch zu einem in Japan recht bekannten Komponisten gebracht hat. Der innere Kampf um die Akzeptanz seines Kindes bestimmte auch das Werk des Schriftstellers und bildet das zentrale Motiv in seinem berühmtesten Roman ''Eine persönliche Erfahrung'' (Kojintekina taiken, 1964). Für Kenzaburō Ōe selbst wurde der behinderte Sohn zum wichtigsten Menschen in seinem Leben. In sein Werk sind aber auch das problematische Verhältnis zu seinem früh verstorbenen Vater, die kritische Beziehung zu seiner Frau, der Selbstmord seines Schwagers u.a. biographische Erfahrungen eingegangen. Der Nobelpreis 1994 bedeutete noch einmal eine Wende in Kenzaburō Ōes Leben, der sich vom Schreiben kurz zuvor abwenden wollte, dann aber doch weitere Romane, Erzählungen und Essays schrieb. Von Kenzaburō Ōes Beziehung zu Deutschland zeugen ein umfangreicher Briefwechsel mit Günter Grass und eine Gastprofessur an der Freien Universität Berlin im Wintersemester 1999/2000.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Irmela Hijiya-Kischnereit: Ōe Kenzaburō, in: Axel Ruckaberle (Hg.): Metzler Lexikon Weltliteratur, Stuttgart/Weimar 2006, 33-35<br />
* Katharina Maier: Die großen Literaten der Welt. Amerika und Asien, Wiesbaden 2007 (über Ōe Kenzaburō S. 221-224)<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>Japanische Literatur, Asien, Japanischer Schriftsteller, Literaturnobelpreis</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Japanische Literatur|Bashō, Matsuo]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Matsuo_Bash%C5%8D&diff=4632Matsuo Bashō2013-07-31T18:57:32Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>[[Bild:Basho_by_Buson.jpg|thumb|200px|Matsuo Bashō auf Wanderung]]<br />
<br />
'''Matsuo Bashō''' (* 1644 in Ueno; † 28. November 1694 in Osaka), eigentlich Matsuo Munefusa, war ein japanischer Dichter. Er gilt als der erste bedeutende Dichter des Haiku, einer Gedichtform mit drei Versen und 5-7-5 Silben.<br />
<br />
== Leben ==<br />
<br />
Matsuo Munefusa wurde als Kind einer Samurai-Familie geboren, wandte sich von seiner Herkunft jedoch schon früh ab und einem Leben als wandernder Sucher nach der Wahrheit zu. Ab 1666 studierte er zunächst in Kioto die traditionelle japanische Dichtung, klassische chinesische Literatur und Kalligraphie. 1672 erschien seine eigene erste Verssammlung. Im selben Jahr übersiedelte er nach Edo (heute Tokio). Hier nahm er den Dichternamen Bashō an, d.h. Bananenstaude, nach der Hütte aus Bananenstauden, die er im Fukakawa-Viertel in Edo bewohnte. Auf Lyrikveranstaltungen und bei Wettbewerben gewann Bashō zunehmend Anerkennung als Meister des ''haikai'', der traditionellen japanischen Gedichtform. Nachdem er sich eine Zeit lang mit Hilfsarbeiten, u.a. als Mediziner, durchgeschlagen hatte, konnte er sich bald mit Unterstützung von Freunden und Gönnern ganz dem Leben als Dichter widmen. <br />
<br />
Bashō unternahm mehrere Reisen durch ganz Japan und verbrachte eine längere Zeit in einem Zen-Kloster, um sich in ein Leben im Sinne der Zen-Philosophie und als wahrheitssuchender Dichter zu vertiefen. Er wollte die Dinge, über die er schrieb, hauptsächlich Erscheinungen der Natur, aus eigener mystischer Erfahrung erleben. In seinen letzte zehn Lebensjahre unternahm er fünf große Reisen, u.a. in seinen Heimatort Ueno, aus denen das berühmte Reisetagebuch ''Auf schmalen Pfaden durchs Hinterland'' hervorgegangen ist. 1689/90 unternahm er in Begleitung eines Schülers eine fast 2400 km lange Reise ans japanische Meer und nach Kioto, während der er jene Haikus schrieb, die als die exemplarischen Muster seines Stils gelten. Auf seiner letzten Wanderung im Jahre 1694 starb er im Alter von 50 Jahren in Osaka.<br />
<br />
== Werk ==<br />
Die Haiku-Dichtung, für die Bashō berühmt ist, war als ''haikai''-Dichtung bereits im Japan des 16. Jahrhunderts populär. Der Name Haiku entstand erst im 19. Jahrhundert aus der Zusammenziuehung von ''haikai no hokku'' (= Erstgedicht einer ''haikai''-Sequenz). Inhaltlich trug die ''haikai''-Dichtung zumeist parodistische Züge. Erst Bashō entwickelte sie zu Versen im Sinne des Taoismus und Zen-Buddhismus, in denen das genaue Hinsehen auf das Einzelne die Möglichkeit zur mystischen Versenkung in das Ganze anregt. Dichtung war für Bashō ein Weg über das Staunen zur Erleuchtung. Das vielleicht berühmteste Haiku Bashōs, das sog. ''Froschgedicht'', mag das verdeutlichen:<br />
: Alter Teich -<br />
: Ein Frosch springt hinein<br />
: Das Geräusch des Wassers<br />
<br />
Bashō verfasste zusammen mit Schülern und Freunden auf Dichtertreffen auch Kettengedichte, die er anschließend veröffentlichte. Am bekanntesten ist die Sammlung ''Das Affenmäntelchen'' (Sarumino), das 1691 erschien. Ein Haiku aus dieser Sammlung lautet:<br />
: Erster Winterregen!<br />
: Auch das Äffchen ersehnt sich<br />
: einen Regenmantel.<br />
<br />
Bashō ist auch bekannt für seine Reisetagebücher in Prosa und Haiku-Versen, von denen das bekannteste ''Auf schmalen Pfaden durchs Hinterland'' (Oku no hosomichi, 1689) ist. In ihnen hielt Bashō seine vielen Reiseerfahrungen und Reflexionen fest.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Irmela Hijiya-Kischnereit: Matsuo (Munefusa) Bashō, in: Axel Ruckaberle (Hg.): Metzler Lexikon Weltliteratur, Stuttgart/Weimar 2006, 119-120<br />
* Katharina Maier: Die großen Literaten der Welt. Amerika und Asien, Wiesbaden 2007 (über Bashō S. 46-49)<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.hamburger-bildungsserver.de/index.phtml?site=faecher.deutsch.basho Matsuo Bashō] Linksammlung auf dem Hamburger Bildungsserver<br />
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Haiku Haiku] über Aufbau, Geschichte und Wirkung des Haiku<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Japanische Dichtung, Dichter, Japan, Gedichte, Haiku-Verse, Prosa, Asien, Matsuo Munefusa</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Japanische Literatur|Bashō, Matsuo]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Rot_und_Schwarz&diff=4631Rot und Schwarz2013-07-31T18:52:20Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Rot und Schwarz''' ein Roman des französischen Schriftstellers [[Stendhal]]. Mit dem 1830 erschienenen Werk schrieb Stendhal einen politischen Roman, der die Zeit von 1824 bis 1830 reflektiert. <br />
<br />
== Inhalt ==<br />
<br />
Julien Sorel ist der Sohn eines wohlhabenden Zimmermanns aus der französischen Provinz. Von seiner Umgebung unverstanden wächst der hübsche und hochbegabte Knabe mit dem ehrgeizigen Wunsch nach einem sozialen Aufstieg auf, der seiner außergewöhnlichen Natur entspräche. Die Zeit der Restauration zwingt ihn, seine Napoleon-Bewunderung zu verstecken, und so lernt er früh die Kunst der Verstellung. Eigentlich fühlt sich Julien berufen, in der Armee Karriere zu machen. Seine Zeit erlaubt einem Emporkömmling wie ihm aber nur den Weg über den Priesterstand. Und so bereitet sich Julien, Frömmigkeit nur heuchelnd, auf eine klerikale Karriere vor. <br />
<br />
Seine Lateinkenntnisse verhelfen ihm zu einer Hauslehrerstelle bei dem Provinzbürgermeister Rênal. Hier weckt er zunächst die Aufmerksamkeit der Zofe von Mme Rênal, die davon träumt, Julien zu heiraten. Dadurch veranlasst verliebt sich trotz moralischer Skrupel auch Mme Rênal in den jungen Hauslehrer. Julien sieht in der Beziehung jedoch vor allem eine Bestätigung seines sozialen Aufstiegs. Die Liaison zu der verheirateten Frau des Bürgermeisters kann in der Kleinstadt nicht lange verborgen bleiben und droht zum öffentlichen Skandal zu werden. Julien flieht in ein Priesterseminar in Besançon, wo sich der begabte und selbständig denkende Ehrgeizling bei Mitschülern und Lehrern, deren geistige Beschränktheit und Heuchelei offensichtlich sind, verhasst macht. <br />
<br />
Durch die Vermittlung eines ihm wohl gesonnenen Abbé bekommt er eine Stellung als Sekretär in dem Pariser Haus des Marquis de la Mole. Julien gewinnt das Vertrauen des Marquis, der ihn mit wichtigen Geschäften und Missionen betraut, entwickelt sich bald zum selbstsicheren Weltmann und beginnt eine Liebesbeziehung mit der neunzehnjährigen Tochter des Marquis Mathilde de Mole. Anders als die naive Mme Rênal ist Mathilde ihm an Ehrgeiz und weit reichenden Visionen ebenbürtig. Wie Julien von Napoleon träumt Mathilde von der heroischen Vergangenheit ihrer adligen Vorfahren in der Renaissance und pflegt einen bizarren Totenkult um einen dieser Vorfahren. Julien wie Mathilde erhoffen sich durch den anderen eine Erhöhung ihrer eigenen Bedeutung und Größe, und so wird ihre Beziehung zu einem Machtkampf, bei dem leidenschaftliche Hinwendung und unerbittliche Positionskämpfe sich abwechseln. <br />
<br />
Als Mathilde ein Kind erwartet, erreicht sie bei ihrem Vater, dass Julien zum Chevalier und Husarenleutnant ernannt wird. Auf dem Höhepunkt seines sozialen Aufstiegs erhält der Marquis einen Brief Mme Rênals, in dem diese Julien als rücksichtslosen Emporkömmling bloßstellt. Julien lässt sich zu einer Kurzschlusshandlung hinreißen und schießt in der Kirche ihrer Heimatstadt auf Mme Rênal. Diese wird zwar nur leicht verwundet. Julien wird jedoch wegen Mordversuchs zum Tode verurteilt, nicht zuletzt weil er während der Gerichtsverhandlung in einer leidenschaftlichen Anklagerede die soziale Klasse der Geschworenen für sein Schicksal verantwortlich macht. Mme Rênal verzeiht ihm, beide erkennen ihre Liebe zueinander, und Julien erlebt in den letzten Tagen vor seiner Hinrichtung, befreit von allem Ehrgeiz, was Glück heißt. Mme Rênal stirbt drei Tage später.<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Stendhal, Französische Literatur, Frankreich, Politischer Roman, Französischer Schriftsteller</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Französische Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Kawabata_Yasunari&diff=4630Kawabata Yasunari2013-07-31T18:50:09Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Kawabata Yasunari''' (* 11. Juni 1899 in Osaka; † 16. April 1972 in Zushi ) war ein japanischer Schriftsteller und erhielt 1968 als erster Japaner den Literaturnobelpreis.<br />
<br />
== Leben ==<br />
Kawabatas Lebensweg zu einem der weltweit bekanntesten japanischen Schriftsteller und sensiblen Poeten war in gewisser Weise durch seinen Vater vorgeprägt. Dieser war von Beruf Arzt, beschäftigte sich aber auch intensiv mit Literatur, verfasste Gedichte und trat als Maler hervor. Kawabata war noch keine drei Jahre alt, als seine Eltern verstarben. Er wuchs daher bei seinen Großeltern auf, getrennt von seiner älteren Schwester, die von einer Tante aufgenommen wurde. Kawabatas Großmutter starb, als er sieben Jahre alt war, sein Großvater, als er fünfzehn war. Die frühe Erfahrung von Verlust, Einsamkeit und Tod prägte Kawabatas gesamtes Werk. Der Großvater hatte ihn zunächst veranlasst, sich der Malerei zu widmen. Kawabata entschloss sich aber bald für die literarische Laufbahn und ging 1920 nach Tokio, um dort englische und später japanische Literatur zu studieren. Er promovierte 1924 mit einer Arbeit über die Geschichte des japanischen Romans.<br />
<br />
Während seines Studiums war Kawabata an der Gründung der Zeitschrift "Shinshisho" beteiligt, in der seine ersten literarischen Arbeiten erschienen. Später schloss er sich der Gruppe um die Zeitschrift "Bungai Jadei" (Das künstlerische Zeitalter) an, die die Assimilation westlicher Elemente mit der japanischen Tradition propagierte und stark unter dem Einfluss des Kubismus, Expressionismus und Dadaismus stand. Seit Mitte der 1920er Jahre war er einer der wichtigsten Sprecher und Theoretiker dieser sogenannten Neo-Perzeptionisten, die mit den Formen freier Assoziation und anderen Stilmitteln experimentierten. Jetzt erschienen auch Kawabatas erste vollständige Werke wie das bereits 1914 geschriebene ''Tagebuch eines Sechzehnjährigen'', in dem er das langsame Sterben seines Großvaters beschreibt. Seinen Durchbruch erlebte er mit der Erzählung ''Die Tänzerin von Izu'' (1927). Dieses und weitere Werke (''Schneeland'', 1935-1947; ''Tausend Kraniche'', 1952, ''Ein Kirschbaum im Winter'', 1952 u.a.) machten ihn auch weltweit zu einem der renommiertesten japanischen Schriftsteller und brachten ihm zahlreiche Preise in Japan und 1968 schließlich den Nobelpreis ein. 1948 bis 1965 war Kawabata Vorsitzender des japanischen PEN-Clubs und setzte sich stark für die Übersetzung japanischer Literatur in westliche Sprachen ein. Vier Jahre nach dem Erhalt des Nobelpreises beging Kawabata überraschend Selbstmord, ohne Erklärung und Abschiedsbrief. Bis heute sind die Motive für seinen Selbstmord nicht geklärt.<br />
<br />
== Werk ==<br />
* [[Die Tänzerin von Izu]]<br />
* [[Schneeland]]<br />
* [[Tausend Kraniche]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Schriftsteller, Literaturnobelpreis, Japan, Japanische Literatur, Die Tänzerin von Izu, Japanischer Roman</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Japanische Literatur|Kawabata Yasunari]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Jos%C3%A9_Mar%C3%ADa_Arguedas&diff=4629José María Arguedas2013-07-31T18:46:30Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''José Maria Arguedas''' (* 18. Januar 1911 in Andahuaylas, Peru; † 2. Dezember 1969 in Lima) ist ein peruanischer Schriftsteller, der sich besonders der indianischen Kultur und dem sozialen Leben der Indios zuwandte.<br />
<br />
== Leben ==<br />
<br />
Arguedas wurde in einem Dorf in den Anden in der Provinz Apurímac geboren. Seine Mutter starb, als er drei Jahre alt war. Sein Vater war von Beruf Anwalt und viel unterwegs. Seine zweite Frau misshandelte den kleinen Arguedas und ließ ihn unter den indianischen Bediensteten aufwachsen. So erfuhr er am eigenen Leib die täglichen Ungerechtigkeiten und Demütigungen, denen die Indios unterworfen waren, und lernte ihre Sprache, das Quechua, wie seine Muttersprache und war von klein auf mit ihren Bräuchen, Festen und Riten vertraut. Ab 1926 besucht er ein Internat in Ica. Als er 1929 nach Lima kommt, um weiter zur Schule zu gehen, spricht er immer noch bessere Quechua als Spanisch. Nach seinem Schulabschluss 1929 studiert er Literatur an der Universität "San Marcos" in Lima. Nach dem Tod seines Vaters 1932 versucht er sich mit Arbeiten bei der peruanischen Post ökonomisch über Wasser zu halten. <br />
<br />
Wegen der Teilnahme an Studentenprotesten gegen den Besuch eines Abgesandten Mussolinis in Peru wird er 1937 verhaftet und für acht Monate ins Gefängnis gesteckt. 1939 beendet er seine Doktorarbeit, in der er spanische und indigene Dorfgemeinschaften vergleicht. Anschließend arbeitet er als Dozent für Quechua und Ethnologie und betreibt umfangreiche Feldforschungen zur Quechua-Kultur. Daneben studiert er Anthropologie, wird 1953 Leiter des Instituts für ethnologische Studien am "Museum der Peruanischen Kultur", verpflichtet sich 1962 als Professor auf Zeit an der "Universidad agraria de la Molina" in Lima und wird 1963 zum Direktor im "Haus der peruanischen Kultur" ernannt. Er veröffentlicht zahlreiche Untersuchungen über die Quechua-Kultur und veröffentlicht einige Quechua-Text zum ersten Mal in spanischer Übersetzung. Sein Leben lang hat Arguedas unter seiner frühen Kindheit und seiner dadurch geprägten Außenseiterrolle gelitten. Nach jahrelangen Depressionen begeht er 1969 Selbstmord.<br />
<br />
== Werk ==<br />
Arguedas künstlerisches wie wissenschaftliches Lebenswerk ist der Vermittlung der Quechua-Kultur an die westlich geprägte spanische Kultur Lateinamerikas gewidmet. Aufgrund seiner eigenen Erfahrungen war Arguedas in der Lage, das Leben der Indios von innen zu sehen. Dabei stellte er sich gegen das in den 20er und 30er Jahren herrschende Bild des Indios, das einerseits durch rassistische Verachtung, andererseits durch eine unrealistische Idealisierung vor allem der Vergangenheit der Quechua-Kultur geprägt war. Anders als [[Mario Vargas Llosa| Llosa]] oder [[Julio Cortázar| Cortázar]] war Arguedas kein experimenteller Romanschriftsteller, der raffinierte Erzähltechniken oder Textkompositionen ausprobierte. Seine besondere Leistung liegt in der Übersetzung der magischen Denkweise der Indios und des Quechua in die spanische Sprache. Bis dahin hatte man den Indio nur als Sprecher eines verzerrten und verstümmelten Spanisch gekannt. Arguedas hat als erster im Spanischen einen Sprachstil entwickelt, der das indianische Denken und Empfinden adäquat wiederzugeben in der Lage war. Das gelang ihm z.B. dadurch, dass er systematisch die traditionelle spanische Syntax vermied und den Aufbau der Sätze nach intuitiven Prinzipien organisierte. <br />
<br />
Arguedas' frühe Erzählungen waren noch stark in lokalen Kulturkonflikten verankert. Mit seinem bekanntesten Werk, dem stark autobiographisch geprägten Roman ''Die tiefen Flüsse'' (Los ríos profundos, 1958), überschreitet er den Regionalismus und stellt das Aufeinandertreffen der Kulturen als nationales Thema dar. Der Roman ist ebenso von der Bewunderung der Quechua-Kultur wie von einem maßlosen Enthusiasmus für die Natur des Andenhochlands geprägt. In seinen späteren Werken stellt Arguedas die Migrationsprozesse zwischen Hochland und Küste seit Mitte des 20. Jahrhunderts dar, so in dem 1964 erschienenen umfangreichen Roman ''Trink mein Blut, trink meine Tränen'' (Todas las sangres).<br />
<br />
== Werke ==<br />
* Fiesta des Blutes (Yawar Fiesta, 1941)<br />
* [[Die tiefen Flüsse]] (Los ríos profundos, 1958)<br />
* Trink mein Blut, trink meine Tränen (Todas las sangres, 1964)<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Mario Vargas Llosa: Drei Anmerkungen zu José María Arguedas, in: Strausfeld, Michi (Hrg.): Lateinamerikanische Literatur, Frankfurt a.M. 1989, S. 185-210<br />
* Harthmuth, Sabine und Dieter Ingenschay: Lateinamerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts, Stuttgart 2001<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Lateinamerikanische Literatur, Schriftsteller, Peru, Quechua, Indianische Kultur</metakeywords><br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Lateinamerikanische Literatur|Arguedas, José María]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Jos%C3%A9_Mar%C3%ADa_Arguedas&diff=4628José María Arguedas2013-07-26T10:05:37Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''José Maria Arguedas''' (* 18. Januar 1911 in Andahuaylas, Peru; † 2. Dezember 1969 in Lima) ist ein peruanischer Schriftsteller, der sich besonders der indianischen Kultur und dem sozialen Leben der Indios zuwandte.<br />
<br />
== Leben ==<br />
<br />
Arguedas wurde in einem Dorf in den Anden in der Provinz Apurímac geboren. Seine Mutter starb, als er drei Jahre alt war. Sein Vater war von Beruf Anwalt und viel unterwegs. Seine zweite Frau misshandelte den kleinen Arguedas und ließ ihn unter den indianischen Bediensteten aufwachsen. So erfuhr er am eigenen Leib die täglichen Ungerechtigkeiten und Demütigungen, denen die Indios unterworfen waren, und lernte ihre Sprache, das Quechua, wie seine Muttersprache und war von klein auf mit ihren Bräuchen, Festen und Riten vertraut. Ab 1926 besucht er ein Internat in Ica. Als er 1929 nach Lima kommt, um weiter zur Schule zu gehen, spricht er immer noch bessere Quechua als Spanisch. Nach seinem Schulabschluss 1929 studiert er Literatur an der Universität "San Marcos" in Lima. Nach dem Tod seines Vaters 1932 versucht er sich mit Arbeiten bei der peruanischen Post ökonomisch über Wasser zu halten. <br />
<br />
Wegen der Teilnahme an Studentenprotesten gegen den Besuch eines Abgesandten Mussolinis in Peru wird er 1937 verhaftet und für acht Monate ins Gefängnis gesteckt. 1939 beendet er seine Doktorarbeit, in der er spanische und indigene Dorfgemeinschaften vergleicht. Anschließend arbeitet er als Dozent für Quechua und Ethnologie und betreibt umfangreiche Feldforschungen zur Quechua-Kultur. Daneben studiert er Anthropologie, wird 1953 Leiter des Instituts für ethnologische Studien am "Museum der Peruanischen Kultur", verpflichtet sich 1962 als Professor auf Zeit an der "Universidad agraria de la Molina" in Lima und wird 1963 zum Direktor im "Haus der peruanischen Kultur" ernannt. Er veröffentlicht zahlreiche Untersuchungen über die Quechua-Kultur und veröffentlicht einige Quechua-Text zum ersten Mal in spanischer Übersetzung. Sein Leben lang hat Arguedas unter seiner frühen Kindheit und seiner dadurch geprägten Außenseiterrolle gelitten. Nach jahrelangen Depressionen begeht er 1969 Selbstmord.<br />
<br />
== Werk ==<br />
Arguedas künstlerisches wie wissenschaftliches Lebenswerk ist der Vermittlung der Quechua-Kultur an die westlich geprägte spanische Kultur Lateinamerikas gewidmet. Aufgrund seiner eigenen Erfahrungen war Arguedas in der Lage, das Leben der Indios von innen zu sehen. Dabei stellte er sich gegen das in den 20er und 30er Jahren herrschende Bild des Indios, das einerseits durch rassistische Verachtung, andererseits durch eine unrealistische Idealisierung vor allem der Vergangenheit der Quechua-Kultur geprägt war. Anders als [[Mario Vargas Llosa| Llosa]] oder [[Julio Cortázar| Cortázar]] war Arguedas kein experimenteller Romanschriftsteller, der raffinierte Erzähltechniken oder Textkompositionen ausprobierte. Seine besondere Leistung liegt in der Übersetzung der magischen Denkweise der Indios und des Quechua in die spanische Sprache. Bis dahin hatte man den Indio nur als Sprecher eines verzerrten und verstümmelten Spanisch gekannt. Arguedas hat als erster im Spanischen einen Sprachstil entwickelt, der das indianische Denken und Empfinden adäquat wiederzugeben in der Lage war. Das gelang ihm z.B. dadurch, dass er systematisch die traditionelle spanische Syntax vermied und den Aufbau der Sätze nach intuitiven Prinzipien organisierte. <br />
<br />
Arguedas' frühe Erzählungen waren noch stark in lokalen Kulturkonflikten verankert. Mit seinem bekanntesten Werk, dem stark autobiographisch geprägten Roman ''Die tiefen Flüsse'' (Los ríos profundos, 1958), überschreitet er den Regionalismus und stellt das Aufeinandertreffen der Kulturen als nationales Thema dar. Der Roman ist ebenso von der Bewunderung der Quechua-Kultur wie von einem maßlosen Enthusiasmus für die Natur des Andenhochlands geprägt. In seinen späteren Werken stellt Arguedas die Migrationsprozesse zwischen Hochland und Küste seit Mitte des 20. Jahrhunderts dar, so in dem 1964 erschienenen umfangreichen Roman ''Trink mein Blut, trink meine Tränen'' (Todas las sangres).<br />
<br />
== Werke ==<br />
* Fiesta des Blutes (Yawar Fiesta, 1941)<br />
* [[Die tiefen Flüsse]] (Los ríos profundos, 1958)<br />
* Trink mein Blut, trink meine Tränen (Todas las sangres, 1964)<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Mario Vargas Llosa: Drei Anmerkungen zu José María Arguedas, in: Strausfeld, Michi (Hrg.): Lateinamerikanische Literatur, Frankfurt a.M. 1989, S. 185-210<br />
* Harthmuth, Sabine und Dieter Ingenschay: Lateinamerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts, Stuttgart 2001<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Lateinamerikanische Literatur, Schriftsteller, Peru, Schriftsteller, Quechua, Indianische Kultur</metakeywords><br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Lateinamerikanische Literatur|Arguedas, José María]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Ein_Bild_von_Afrika&diff=4627Ein Bild von Afrika2013-07-26T10:02:12Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Ein Bild von Afrika''' (An Image of Africa: Racism in Conrad’s Heart of Darkness) ist eine erschienene Essaysammlung des nigerianischen Autors [[Chinua Achebe]].<br />
<br />
In dem kleinen Essayband “Ein Bild von Afrika“ ragen die beiden Beiträge zum Rassismus in Joseph Conrads “Herz der Finsternis“ und den auf dem Horizonte Festival in Berlin 1979 gehaltene Vortrag “Hindernisse für einen Dialog zwischen Nord und Süd“ heraus. Herz der Finsternis hat seit seinem Erscheinen 1902 das Denken über Afrika nachhaltig geprägt und auch die Vorlage zum Film “Apocalypse Now“ geliefert. Nach Achebes Ansicht entwirft es ein Bild von Afrika als “der anderen Welt“, der Antithese zu Europa, also zur Zivilisation, einer Gegend, wo die Intelligenz und Verfeinerung des Menschen von triumphierender Bestialität schließlich lächerlich gemacht werden. Den Kongo hinaufzufahren, so Conrad, war wie eine Reise zurück zu den frühesten Anfängen der Welt. Conrad hat, so Achebe, das Bild von Afrika in seinem Buch nicht ursprünglich erschaffen, sondern nur dem in der westlichen Einbildung vorherrschenden Bild durch seine besondere Begabung Nachdruck verliehen. Nach Achebes Auffassung schwebt der Westen ständig in Angst um seine Zivilisation und brauche zur Selbstbestätigung ständig den Vergleich mit Afrika. Conrad sah und verurteilte zwar das Übel imperialer Ausbeutung, war aber seltsam blind für den Rassismus, an dem er seine eisernen Zähne schärfte, so Achebe. <br />
<br />
In seinem Beitrag “Hindernisse für einen Dialog zwischen Nord und Süd“ stellt Achebe die Notwendigkeit des partnerschaftlichen Kulturaustausches zwischen Nord und Süd in den Mittelpunkt seiner Argumentation. Doch liegt im Schlüsselwort “partnerschaftlich“ zugleich der Ursprung für das Hindernis für einen Dialog, da keine Definition von Partnerschaft die Idee der Gleichberechtigung außer acht lassen könnte. Und Gleichberechtigung sei eben genau das, was die Europäer vor allem Afrikanern nicht zugestehen können. Demnach bliebe das Problem des Dialogs, das die afrikanisch-europäischen Beziehungen seit Jahrhunderten belastet, bis zu dem Tage ungelöst, an dem Europa endlich bereit sei, das völlige Menschsein des Afrikaners einzugestehen. Doch solange sie, die Afrikaner, der “Müll der Weißen“ seien, sei ein Dialog unmöglich. Erst wenn sich die Konstellation ändern würde, gäbe es vielleicht eine Chance, falls der “Müllberg nicht in der Zwischenzeit Feuer gefangen und die Welt in Brand gesteckt hat“.<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Moderne afrikanische Literatur, Essaysammlung, Chinua Achebe, Rassismus, Nigeria, Afrika</metakeywords><br />
<br />
<br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Afrikanische_Literatur|Bild von Afrika, Ein]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Termitenh%C3%BCgel_in_der_Savanne&diff=4626Termitenhügel in der Savanne2013-07-26T10:00:25Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>Termitenhügel in der Savanne (Anthills of the Savannah) ist ein 1987 erschienener Roman des nigerianischen Autors [[Chinua Achebe]].<br />
<br />
<br />
In seinem Roman “Ein Mann des Volkes“ (A Man of the People, 1966) nimmt Achebe hellseherisch die Entwicklungen und Ereignisse, die zum Militärputsch und Ende der I. Republik 1966 führten, vorweg. Dann allerdings dauert es 21 Jahre, bevor er den politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Niedergang Nigeria in seinem letzten Roman “Termitenhügel in der Savanne“ literarisch verarbeitet. Diesem politisch durchwirkten Roman war das erneute Scheitern des Demokratieprojektes der II. Republik (1979-83) und die Rückkehr der Militärs an die Macht vorausgegangen. Der aktuelle Bezug zu Nigeria, aber auch zu anderen Militärdiktaturen Afrikas, zieht sich durch dieses Werk. Drei ehemalige Freunde, die ihre Tertiärausbildung in Großbritannien erhalten hatten, finden sich eines Tages als die tragenden Säulen eines Militärregimes wieder. Der Militär Sam ist Staatschef, Christopher Oriko Informationsminister und Ikem Osodi leitender Redakteur der Regierungszeitung. Die extrem unterschiedlichen Charaktere und ihre gegensätzlichen politischen Ansichten zu Macht, Herrschaft, Loyalität und Demokratie führen angesichts desolater gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Zustände im fiktiven Staat Kangan zu unauflöslichen Widersprüchen, an denen letztlich alle drei Hauptfiguren scheitern. Ikem wird entlassen und nach einer regierungskritischen Rede vor Studenten wegen angeblichen Hochverrates von Soldaten verhaftet und erschossen. Der Mord wird jedoch offiziell als Unfall dargestellt. Christopher befürchtet ein ähnliches Schicksal wie Ikem und taucht unter, was ihn nun auch zum Hochverräter stempelt. Kurz darauf wird Sam gestürzt, und das Volk feiert den Sturz des Diktators auf den Straßen. Christopher erfährt an der Grenze zur Provinz Abazon vom Putsch, wo die Menschen bereits stark alkoholisiert das Ereignis auf ihre Weise begehen. Die Polizisten an der Straßensperre hatten einen für die Regierung bestimmten Biertransport konfisziert, und jeder bedient sich nun. Als Christopher inmitten des Chaos einen betrunkenen bewaffneten Polizisten daran hindern will, ein Schulmädchen zu vergewaltigen, wird er erschossen<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Moderne afrikanische Literatur, Roman, Chinua Achebe, Nigeria, Afrika</metakeywords><br />
<br />
<br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Afrikanische_Literatur|Termitenhügel in der Savanne]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Der_Pfeil_Gottes&diff=4625Der Pfeil Gottes2013-07-26T09:59:02Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Der Pfeil Gottes''' (Arrow of God) ist ein 1964 erschienener Roman des nigerianischen Autors [[Chinua Achebe]].<br />
<br />
Die Thematik Christentum und traditionelle Religion, Kolonialismus und traditionelle Gesellschaft greift Achebe in seinem dritten Roman “Der Pfeil Gottes“ wieder auf und verlegt die Handlung in das frühe 20. Jahrhundert. Die Kolonialherren in Gestalt von Hauptmann Winterbottom haben sich mittlerweile eingerichtet und einen lokalen Krieg zweier Igbo-Dörfer um Landrechte mit Waffengewalt beendet. Nun versuchen sie, ihr in islamischen Gebieten so erfolgreiche divide et impera auch hier anzuwenden, wenn auch weit weniger erfolgreich, aber mit weitreichenden Konsequenzen. Denn die Einsetzung von Chiefs in einer Gesellschaft, die diese Form der Hierarchie nicht oder nur rudimentär kennt, sät Unfrieden, Neid und Hass in einer sich in Auflösung befindlichen Gesellschaftsstruktur. Der Oberpriester Ezeulu spürt die drohenden Veränderungen, erkennt, dass es vor dem weißen Mann kein Entkommen gibt, der alle traditionellen Bräuche vertreibt, und schickt einen seiner Söhne zu den Weißen, um deren Weisheit kennen zu lernen, die mit der neuen Religion untrennbar verbunden zu sein scheint. So dient auch in diesem Fall ein Sprichwort dazu, seine Entscheidung zu untermauern: “Wenn kein Wind bläst, kann man den Rumpf des Federviehs nicht sehen“. Dennoch scheitert auch Ezeulu, der als Oberhäuptling mehrerer Dörfer in den Dienst der Briten treten soll. Er lehnt ab und landet für mehr als einen Monat im Gefängnis. Nach der Freilassung weigert er sich, aus Wut und Ärger auf sein Dorf, das ihn nicht unterstützt hatte, die wichtigste und heiligste Handlung als Oberpriester durchzuführen, nämlich den Zeitpunkt der Yamsernte bekannt zu geben. Das Grundnahrungsmittel verrottet somit auf den Feldern, und ein Sohn Ezeulus stirbt während einer traditionellen Zeremonie, was wiederum als Strafe der Götter interpretiert wird. Viele Dorfbewohner stellen nun die Autorität der Gottheit und des Oberpriesters in Frage und fordern, die alten Gebräuche zu verändern. Sie wenden sich schließlich vom Oberpriester ab, der sich nun auch von seiner Gottheit im Stich gelassen fühlt, und beginnen mit der Yamsernte. Das christliche Erntefest kurz nach dem Tod von Ezeulus Sohn besuchen mehr Leute als erwartet, ein untrügliches Zeichen für die erfolgreiche Ausbreitung des Christentums. Achebe beschreibt auch das Binnenleben der europäischen Eindringlinge, in der Hierarchie, Neid und Intrige den mühseligen Alltag der Kolonialbeamten bestimmen. Zwar zielen sie auf die Reinigung des Eingeborenensystems von schlechten Bräuchen, um eine höhere Zivilisation aufzubauen. Doch letztlich scheitern auch sie an den lokalen und eigenen strukturellen Gegebenheiten.<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Moderne afrikanische Literatur, Chinua Achebe, Roman, Kolonialismus, Nigeria, Afrika</metakeywords><br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Afrikanische_Literatur|Pfeil Gottes, Der]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Okonkwo_oder_das_Alte_st%C3%BCrzt&diff=4624Okonkwo oder das Alte stürzt2013-07-26T09:57:04Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Okonkwo oder das Alte stürzt''' (Things fall apart) ist der 1958 erschienene erste Roman des nigerianischen Autors [[Chinua Achebe]].<br />
<br />
In seinem Erstlingsroman “Okonkwo oder das Alte stürzt“ ist der Held Okonkwo kein Mann der Gedanken, sonder ein Mann der Tat, der sich als wohlhabender Farmer und geachteter Krieger nur in den Strukturen Geburt, Rituale und Tod zurechtfindet. Denn von der Geburt bis zum Tode ist das Leben eines Mannes eine Abfolge von Übergangsriten, die ihn seinen Ahnen immer näher bringt. Blutrache und Sühneopfer, der immerwährende Kontakt zu den Ahnen, der Umgang mit Fetischen, Orakeln und Göttern und der durch die Saatzeit des Yams bestimmte Jahreszyklus prägen das Leben der Menschen im Igboland am Vorabend des herannahenden Kolonialismus. Er schleicht sich auf leisen Sohlen, fast unmerklich, im Gewand der christlichen Kirchen und Missionsgesellschaften an, und im scheinbar friedlichen Nebeneinander von einzelnen Predigern und den Dorfgesellschaften beginnt das Christentum vorsichtig, Alternativen zum Pantheon der Götter anzubieten. Einzelne Mitglieder der überkommenen traditionellen Gesellschaft können sich diesem Angebot denn auch nicht entziehen. Okonkwo, dem Gestern zugeneigt und somit unfähig, sich den neuen Herausforderungen zu stellen, verletzt mehrfach unüberlegt und mitunter fahrlässig die strengen Regeln der Gemeinschaft, und als er sogar versehentlich ein Mitglied der Sippe tötet, wird er von der Erdgöttin zur Strafe in das Dorf der Sippe seiner Muter geschickt. Als er nach sieben Jahren zurückkehrt, hat sich alles verändert, und die Gottheiten zählen nicht mehr viel. Ein Riss ist durch das Dorf gegangen, den auch die alten Gottheiten nicht mehr heilen können. Denn schließlich erweist sich in den Augen der Dorfbewohner der Fetisch des weißen Mannes stärker als die Götter, denen es nicht gelingt, die Eindringlinge und ihre christliche Botschaft aus der Gesellschaft zu verbannen. Okwonkwo begehrt nun gegen die Weißen auf und tötet den Sprecher einer Abordnung, die die Clanführer überzeugen soll, von weiteren Aktionen gegen die neuen Herren abzusehen. Die übrigen Mitglieder der Delegation können unversehrt abziehen, und Okonkwo muss erkennen, dass der Aufruf zum Widerstand ungehört verhallt. In dieser für ihn auswegslosen Lage, gefangen zwischen Tradition und der neuen Zeit, bleibt ihm nur der Selbstmord, was in seiner Gesellschaft jedoch als Todsünde gilt. Niemand darf den Leichnam berühren, um ihn zu begraben. Nur Fremde, in diesem Fall die Weißen, dürfen den Strick durchtrennen und stellen somit sicher, dass Okonkwo nach althergebrachter Sitte doch noch seinen Seelenfrieden findet.<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Chinua Achebe, Afrikanische Literatur, Afrika, Nigeria, Erstlingsroman</metakeywords><br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Afrikanische_Literatur|Okonkwo oder das Alte stürzt]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Heimkehr_in_ein_Fremdes_Land&diff=4623Heimkehr in ein Fremdes Land2013-07-26T09:55:39Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Heimkehr in ein Fremdes Land''' (No Longer at Ease) ist ein 1960 erschienener Roman des nigerianischen Autors [[Chinua Achebe]].<br />
<br />
In seinem zweiten Roman “Heimkehr in ein Fremdes Land“ versetzt Achebe seinen Protagonisten Obi Okonkwo, Enkel des Selbstmörders aus dem ersten Roman, in die Zeit kurz vor der Unabhängigkeit. Obi erhält von Igbos in einer der vielen Enklaven der nigerianischen Diaspora einen üppigen Ausbildungskredit, um in Großbritannien studieren und dann später die Interessen ihrer Partei besser vertreten zu können. Achebe thematisiert in diesem Roman die massiven Identitätsprobleme der “Have Been To“, zu denen auch Obi zählt, die in der späten Kolonialzeit und zu Beginn der Unabhängigkeit zwischen der westlichen Glitzerwelt in Europa und den USA und den noch weit verbreiteten traditionellen Strukturen in Afrika aufgerieben und vielfach auch zerrieben werden. Achebe erzählt die Geschichte Obis als Rückblende, der im Gerichtssaal auf sein Urteil wegen Korruption wartet. Ort des Geschehens ist die aufstrebende Haupt- und Hafenstadt Lagos im Südwesten Nigerias, wohin viele Igbo gezogen sind auf der Suche nach Glück und Geld. Auch Obi bleibt nach seiner Rückkehr in Lagos, wo er eine gut bezahlte Anstellung bei der Behörde mit guten Karriereaussichten bekommt, die die lukrativen Ausbildungsstipendien vergibt. Dort muss er schnell erfahren, dass nicht die Qualifikation über ein Stipendium entscheidet, sondern Schmiergeldzahlungen oder Sex. Doch zunächst hält er dem Druck stand und stellt Empfehlungen nur nach überprüfbaren Kriterien aus. Erst die Begegnung mit nach wie vor bestehenden traditionellen Vorstellungen und Praktiken in seiner Heimatregion verwandeln den Helden dieses Romans in die tragische Figur. Die Liebe zu einer Frau, die aber auf Grund ihrer Herkunft innerhalb der Igbo-Gesellschaft als “Osu“, als “Ausgestoßene“ gilt, erzeugt einen familiären Konflikt, dem sich Obi, trotz seines aufgeklärten Denkens und den christlichen Überzeugungen seiner Eltern, nicht entziehen kann. Die traditionellen Vorstellungen in der Familie richten eine unüberwindbare Mauer auf, die Obi letztlich nicht überqueren kann. Er überredet seine von ihm geschwängerte Freundin zur Abtreibung, die daraufhin die Beziehung zu ihm abbricht. Der üppige Lebensstil, die Rückzahlung des Kredites, die Arztkosten und die Ausbildungskosten seiner Geschwister übersteigen schon bald seine finanziellen Möglichkeiten. Er geht daraufhin den Weg des geringsten Widerstandes und passt sich den korrupten Verhältnissen in der Behörde an. Doch er scheitert, denn er steht bereits unter Beobachtung, wird mit einer gestellten Falle der Korruption überführt und landet schließlich im Gefängnis.<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Chinua Achebe, Roman, Afrikanische Literatur, Afrika, Nigeria</metakeywords><br />
<br />
<br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Afrikanische_Literatur|Heimkehr in ein Fremdes Land]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Chinua_Achebe&diff=4622Chinua Achebe2013-07-19T07:34:31Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Chinua Achebe''' (eigentlich Albert Chinualumogu Achebe) wurde am 15. November 1930 in Ogidi, im heutigen Bundesstaat Anambra im Südosten Nigerias geboren. Er gehört zu den international berühmtesten Schriftstellern Afrikas, erhielt 2002 als zweiter Afrikaner nach Léopold Sédar Senghor den renommierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und im Juni 2007 den Man Booker International Prize für seinen nachhaltigen Beitrag zur Weltliteratur. Auf dem afrikanischen Kontinent ist Achebe der wohl meistgelesene afrikanische Autor. <br />
[[Bild:ChinuaAchebe.jpg|thumb|320px|Chinua Achebe]]<br />
== Leben ==<br />
<br />
===Achebes Heimatregion und gesellschaftliches Umfeld===<br />
Als Igbo gehört Achebe einem der drei Mehrheitsvölker (Hausa-Fulani, Igbo, Yoruba) im Vielvölkerstaat Nigeria mit seinen annähernd 400 Ethnien an. Die moderne Geschichte dieses Volkes ist untrennbar mit dem Bürgerkrieg um Biafra (1967-70) und der letzten Verteidigungsschlacht gegen die britischen Invasoren verbunden, bei der die Briten 1902 das Igbo Orakel Aro-Chukwo zerstörten. Beide Ereignisse spiegeln sich auch mittelbar im Werk Achebes wider, der in einer christlichen geprägten Umgebung aufwuchs, wo die Katholische und Anglikanische Kirche dominierten, wo aber viele Christen zugleich auch ihre traditionellen Religionen ausübten. Sein Vater war Katechist und Lehrer der anglikanischen Church Missionary Society, und nach dem Besuch der Missionsschule besuchte Achebe Mitte der 1940er Jahre das Elite-College in Umuahia im heutigen Bundesstaat Abia. Daran schloss sich ein geisteswissenschaftliches Studium am University College in Ibadan im Yoruba-Gebiet an, das er 1953 abschloss. <br />
<br />
Im Gegensatz zum Volk der Yoruba, wo sein berühmter Schriftstellerkollege Wole Soyinka aufwuchs, gab es in der Igbo-Gesellschaft, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, keine zentralistischen Organisationsformen und Könige. Das bereitete der Kolonialmacht erhebliche Probleme, in der Region kostengünstige Verwaltungs- und Herrschaftsstrukturen aufzubauen. Vielmehr regelten die unzähligen Dorfgemeinschaften, Clans, Großfamilien und die Versammlungen der Ältesten das Leben der Gruppe, und jeder Erwachsene konnte an wichtigen Entscheidungen der Dorfgemeinschaften teilnehmen. Diese Strukturen erzeugten zwischen den beiden Weltkriegen auf Grund eines extremen Bevölkerungswachstums im bereits dicht besiedelten Igbo-Gebiet eine Migrationswelle, die zahlreiche Igbo-Enklaven im gesamten Kolonialgebiet entstehen ließ. Bevölkerungsdruck, Landknappheit, Christianisierung und Migration führten so zu einem Modernisierungsschub innerhalb der Igbo-Gesellschaft, die während der Spät- und Endphase des Kolonialismus landesweit eine weitaus größere Zahl an Gebildeten und Ausgebildeten vorzuweisen hatte als die übrigen Volksgruppen. Beispielhaft steht dafür der in Nordnigeria geborene erste nigerianische Generalgouverneur und erste Präsident Nnamdi Azikiwe (1904-96), der diese beiden Ämter von der Unabhängigkeit 1960 bis zum ersten Militärputsch 1966 innehatte. Dies wiederum förderte einen Igbo-Nationalismus, der die Igbo-Elite in ihrem Anspruch bestärkte, zur politischen Führung in einem unabhängigen Nigeria prädestiniert zu sein. <br />
<br />
Der Anspruch der Igbo scheiterte 1970 mit der Niederlage im Kampf um ein unabhängiges Biafra, den auch Achebe als Sonderbotschafter der Sezessionisten in Europa und in den USA mit trug und in dem es auch um die Kontrolle der Ölreichtümer im nahen Niger Delta ging. Damit stand er politisch diametral zum Einsatz Wole Soyinkas, der Sezession und Bürgerkrieg unter allen Umständen vermeiden und politische Lösungen suchen wollte. Achebes schriftstellerisches Talent hatte ihn Mitte der 1950er Jahre zum Nationalen Radiosender “Nigerian Broadcasting Corporation“ in Lagos geführt, wo er mit der Niederschrift seines ersten Romans “Things Fall Apart“ (Okongwo oder das Alte stürzt) begann, der 1958 erschien. Bereits im Unabhängigkeitsjahr 1960 kam der zweite Roman “No Longer at Ease“ (Heimkehr in ein fremdes Land) und vier Jahre später der dritte “Arrow of God“ (Der Pfeil Gottes) heraus. Im Kontext der Militärputsche 1966, die das Vorspiel zum Bürgerkrieg bildeten, veröffentlichte Achebe, der in inzwischen zum Leiter der neuen Auslandsabteilung “Voice of Nigeria“ aufgestiegen war, “A Man of the People“ (Ein Mann des Volkes). Doch beendeten die Staatsstreiche 1966 und der bevorstehende Bürgerkrieg frühzeitig seine Rundfunkkarriere. <br />
<br />
Nach dem Bürgerkrieg begann er am Institut für afrikanische Studien der Universität von Nigeria in Nsukka seine wissenschaftliche Karriere und blieb dort bis zur Emeritierung 1985. Als Gastprofessor war er auch ein gern gesehener Dozent an US-amerikanischen und britischen Universitäten, und in dieser Zeit entstanden zahlreiche Essays, Gedichte und auch Kinderbücher. Seine politische Abrechnung mit den neuen Potentaten erschien aber erst 1987, als er 21 Jahre nach “A Man of the People“ seinen fünften Roman “Anthills of the Savannah“ (Termitenhügel in der Savanne) schrieb, als beißende Kritik an der herrschenden Elite, die weder Massenbasis noch Legitimation besitzt. So lehnte er 2004 auch folgerichtig die staatliche Auszeichnung zum “Commander of the Federal Republic“ durch den gewählten Staatspräsidenten General a.D. Olusegun Obasanjo ab. Die Wahlfarce 2007, die zwar erstmals in der nigerianischen Geschichte zu einem Machtwechsel unter formal demokratischen Bedingungen geführt hatte, bestätigte Achebe in seiner distanzierte Grundhaltung zu den heutigen politischen Eliten.<br />
<br />
===Chronik===<br />
<br />
1930 geboren in Ogidi, Südost-Nigeria<br />
<br />
1944-47 College in Umuahia<br />
<br />
1948-53 Studium am University College in Ibadan<br />
<br />
1954-66 Redakteur der Nigerian Broadcasting Corporation und Leiter der 1961 gründeten Auslandsabteilung Voice of Nigeria<br />
<br />
1966 Rücktritt von der Nigerian Broadcasting Corporation und Rückkehr in seine Heimatregion<br />
<br />
1967-70 Bürgerkrieg um die abtrünnige Republik Biafra. Achebe dient als Sonderbotschafter in Europa und Übersee<br />
<br />
1970-85 Research Fellow am Institut für afrikanische Studien der Universität von Nigeria, Nsukka<br />
<br />
1972-75 Gastprofessor an der Universität von Massachusetts, Amherst, USA <br />
<br />
1975-76 Gastprofessor an der Universität von Connecticut, Storrs, USA<br />
<br />
1976-90 Leitung des Fachbereichs Literatur an der Universität von Nigeria, Nsukka<br />
<br />
1979 Vortrag auf dem Horizonte Festival in Berlin: Hindernisse für einen Dialog zwischen Nord und Süd<br />
<br />
1981 Mitbegründer und erster Präsident der Association of Nigerian Authors (ANA) <br />
<br />
1987-88 Professor an der University of Massachusetts, Amherst, USA <br />
<br />
1990 Verkehrsunfall in Nigeria und Übersiedung nach New York <br />
<br />
1998 Gastdozentur an der Harvard University, USA<br />
<br />
2002 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels<br />
<br />
2004 Ablehnung der Auszeichnung durch die Nigerianische Regierung zum Commander of the Federal Republic<br />
<br />
2007 Man Booker International Prize für sein Gesamtwerk<br />
<br />
== Werk ==<br />
<br />
Der schriftstellerische Erfolg des jungen Achebe basierte auf den drei Romanen “Things Fall Apart“ (Okonkwo oder das Alte stürzt)“, Arrow of God“ (Der Pfeil Gottes) und “No Longer at Ease“ (Heimkehr in ein Fremdes Land), die inhaltlich eine Einheit darstellen und einen Zeitraum von drei Generationen überbrücken. Sie erschienen zwischen 1958 und 1964, an deren Enden der bevorstehende Abzug der britischen Kolonialisten und das bereits erkennbare Scheitern der I. Republik stehen. In dieser Umbruchphase und politisch turbulenten Zeit versuchte Achebe, hinter die historisch kurze Phase des Kolonialismus zu schauen und die Brüche der traditionellen Gesellschaften bloßzulegen, die schon vor ihrer Unterwerfung unter das koloniale Joch den Boden für radikale Veränderungen bereitet hatten. Achebes Helden scheitern zumeist tragisch, und ihre jeweiligen Schicksale enden in der Katastrophe. Auf diese Weise vermeidet er einseitige Schuldzuweisungen an die europäischen Eindringlinge, lässt den Leser aber zugleich mitleiden und gibt ihm auch die Botschaft mit auf den Weg, dass hinter jedem Feind auch ein Freund steht, dass jenseits des Hasses die Liebe blüht und Afrikas Stärke in seiner Beziehungsfähigkeit liegt. <br />
<br />
== Werke ==<br />
<br />
===Romane===<br />
<br />
* Things Fall Apart, 1958 ([[Okonkwo oder das Alte stürzt]], 1959; 1983)<br />
* No Longer at Ease, 1960 ([[Heimkehr in ein Fremdes Land]], 1963; 2002) <br />
* Arrow of God, 1964 ([[Der Pfeil Gottes]], 1965; 1975; 1994)<br />
* A Man of the People, 1966 (Ein Mann des Volkes, 1998)<br />
* Anthills of the Savannah, 1987 ([[Termitenhügel in der Savanne]], 1991)<br />
<br />
===Kurzgeschichten===<br />
<br />
* Marriage Is A Private Affair, 1952 <br />
* Dead Men's Path, 1953<br />
* The Sacrificial Egg and Other Stories, 1953<br />
* Civil Peace, 1971<br />
* Girls at War and Other Stories, 1973 <br />
* African Short Stories (editor, with C.L. Innes), 1985<br />
* Heinemann Book of Contemporary African Short Stories (editor, with C.L. Innes), 1992<br />
<br />
===Gedichte===<br />
* Beware, Soul-Brother, and Other Poems, 1971, published in the US as Christmas at Biafra, and Other Poems, 1973 (Zwölf Gedichte mit Zeichnungen von Obiora Udechukwu, 1990)<br />
* Don't let him die: An anthology of memorial poems for Christopher Okigbo (editor, with Dubem Okafor), 1978 <br />
* Another Africa, 1998 <br />
* Collected Poems, 2004 <br />
* Refugee Mother And Child <br />
<br />
===Essays===<br />
<br />
* An Image of Africa: Racism in Conrad’s Heart of Darkness, 1975 ([[Ein Bild von Afrika]], Essays, 2002. Darin enthalten: Rassismus in Conrads “Herz der Finsternis“; Afrikanische Literatur als Wiedergeburt der Feier; Arbeit und Spiel in Tutolas “Palmweintrinker“; Gewidmet Victoria, Königin von England; Kolonialistische Literaturkritik; Die Wahrheit der Fiktion; Hindernisse für einen Dialog zwischen Nord und Süd)<br />
* The Novelist as Teacher, 1965 <br />
* Morning Yet on Creation Day, 1975 <br />
* The Trouble With Nigeria, 1984 <br />
* Hopes and Impediments, 1988 <br />
* Home and Exile, 2000<br />
<br />
===Kinderbücher===<br />
<br />
* Chike and the River, 1966 <br />
* How the Leopard Got His Claws (with John Iroaganachi), 1972 <br />
* The Flute, 1975<br />
* The Drum, 1978 <br />
<br />
== Bedeutung und Wirkung ==<br />
<br />
Achebe gilt als der afrikanische Autor, der den inneren Zerfall der traditionellen afrikanischen Gesellschaft und das gleichzeitige Eindringen des europäischen Kolonialismus detailliert wie kein anderer seiner schreibenden afrikanischen Zeitgenossen am Beispiel seiner Igbo-Heimat literarisch aufgearbeitet hat. Dabei baute er die für Afrika so typische orale Tradition und die Betonung des Lokalen in seine Erzählprosa nachhaltig ein, was letztlich auch den Erfolg seiner Bücher bei den afrikanischen Lesern ausmacht. Denn diese Tradition basiert auf der ständigen Benutzung von Sprichwörtern, “die das Palmöl sind, mit dem das Gespräch in Afrika gewürzt wird“. Seine späteren Werke widmen sich dann der literarischen Aufarbeitung des Bürgerkrieges und den tiefen Enttäuschungen, die Militarisierung, Korruption und zivilisatorischer Verfall der neuen machthungrigen Eliten hervorgerufen haben. Ein schwerer Verkehrsunfall in seinem Heimatland 1990, von dem er sich niemals mehr richtig erholen konnte und der ihn seitdem gelähmt an den Rollstuhl fesselt, beendete abrupt seine schriftstellerische Arbeit. Trotz der schweren körperlichen Einschränkung, hält er auch heute noch an Universitäten in seiner Wahlheimat USA, wohin er nach seinem Unfall seinen Lebensmittelpunkt verlegt hatte, gelegentlich Vorlesungen, die dann teilweise auch als Essays erscheinen.<br />
<br />
Chinua Achebe gilt als Mitbegründer, vielleicht sogar als “Vater der modernen afrikanischen Literatur“. Er stellt den genuin afrikanischen Kontext ins Zentrum seiner Werke, die damit auch für jeden Afrikaner leicht zugänglich und erschließbar sind. So ist es nur folgerichtig, dass Achebe auf dem afrikanischen Kontinent zum festen Kanon aller Schulformen und Altersklassen gehört. Aber sein Wirken geht weit über diese erfreuliche Entwicklung hinaus. Denn als Literaturberater des britischen Verlages Heinemann war er maßgeblich an der “African Writers Series“ beteiligt, die auch ins Deutsche übersetzt wurden. Die “African Writers Series“ stellte der spät- und post-kolonialen afrikanischen Schriftstellergeneration eine einzigartige Plattform zur Verfügung und bot die Werke zugleich einem internationalen Publikum kostengünstig an. Achebe bediente sich, wie die meisten afrikanischen Schriftsteller, bewusst der Sprache der Kolonialherren – er unternahm nur wenige Versuche, in seiner Muttersprache Igbo zu schreiben – denn nur so konnte er eine große Leserschaft innerhalb und außerhalb Afrikas erreichen. Er bereicherte die englische Sprache mit einer Vielzahl afrikanischer Elemente und erweiterte somit den bestehenden gewaltigen Sprachschatz. Sein Vermächtnis besteht aber darin, über seine Literatur und ohne beschönigende Beschreibungen einen wesentlichen Beitrag zur Wiederherstellung des Selbstwertgefühls der Afrikaner beigetragen zu haben.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.litprom.de/dossier_achebe_im_unterricht.html Achebe im Unterricht] Grundinformationen und Materialien<br />
* [http://wiki.zum.de/Dead_Men%E2%80%99s_Path ''Dead Men's Path'' im ZUM-Wiki]<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Moderne afrikanische Literatur, Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, Heimkehr in ein Fremdes Land, Der Pfeil Gottes, Nigeria, Afrika</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Afrikanische_Literatur|Achebe, Chinua]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=T.S._Eliot&diff=4621T.S. Eliot2013-07-19T07:30:06Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Thomas Stearns Eliot''' (* 26. September 1888 in St. Louis, Missouri, USA; † 4. Januar 1965 in London) gehört neben Ezra Pound zu den bedeutendsten Lyrikern des 20. Jahrhunderts. Er machte sich darüber hinaus auch als Dramatiker und Essayist einen Namen und erhielt 1948 den Literaturnobelpreis.<br />
<br />
== Leben ==<br />
Eliot wurde als Sohn eines amerikanischen Geschäftsmannes und einer Dichterin und Sozialabeiterin geboren. Seine Erziehung war streng puritanisch. Er studierte ab 1906 Mathematik, Philosophie, europäischen und asiatischen Sprachen an der Harvard Universität. 1909-10 war er hier als Philosophie-Assistent tätig. 1910/11 studierte er an der Sorbonne in Paris und hörte u.a. bei dem Lebensphilosophen Henri Bergson. 1911 bis 1914 war er wieder in Havard, studierte indische Philosophie und lernte Sanskrit. 1914 ging er erneut nach Europa, zunächst nach Marburg zum Studium der Schriften von Leibniz, dann nach Oxford. Hier heiratet er 1915 Vivien Haigh-Wood und ging eine eher unglückliche Beziehung ein, die 1933 wieder getrennt wurde. 1916 schickte er seine Promotion über den Philosophen F.H. Bradley nach Havard, wo die Arbeit zwar akzeptiert, Eliot aber nicht promoviert wurde, weil er nicht persönlich zur Verteidigung seiner Arbeit erschien. Er lernte in England neben Russell, Joyce und Bergson auch Ezra Pound kennen, mit dem sich in den Folgejahren eine fruchtbare Zusammenarbeit ergab. 1917 erschien Eliots erstes poetisches Werk: "The Love Song of J. Alfred Prufrock". <br />
<br />
Fünf Jahre später wurde Eliot dann mit "Das wüste Land" weltberühmt. 1927 nahm Eliot die britische Staatsbürgerschaft an und gab die amerikanische ab. In den 30er Jahren wandte er sich dem Drama und Essay zu. Als bekanntestes Stück erschien 1935 "Mord im Dom". Zwischendurch war er 1932/33 Professor an der Havard Universität. 1948 erhielt Eliot, der inzwischen als Erneuerer der modernen Dichtung hoch angesehen war, für sein Werk den Nobelpreis. Ein Jahr zuvor war seine erste Frau Vivien gestorben. 1957 heiratet Eliot ein zweites Mal, und zwar seine 37 Jahre jüngere Sekretärin Valerie Fletcher, die nach seinem Tod wichtige Werke Eliots herausgibt. 1965 stirbt Eliot nach längerem Leiden an einer Lungenkrankheit. Seine Asche ist in East Coker beigesetzt, dem Dorf, aus dem seine Vorfahren einst nach Amerika ausgewandert waren.<br />
<br />
== Werke ==<br />
* Das Wüste Land<br />
* Mord im Dom<br />
<br />
==Literatur==<br />
<br />
==Weblinks==<br />
[http://www.hamburger-bildungsserver.de/index.phtml?site=faecher.deutsch.eliot T. S. Eliot] Linksammlung auf dem Hamburger Bildungsserver<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Englische Literatur, Literaturnobelpreis, Lyriker des 20. Jahrhunderts, Das Wüste Land, Mord im Dom</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Englische_Literatur|Eliot, T.S.]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Miguel_Angel_Asturias&diff=4620Miguel Angel Asturias2013-07-19T07:27:35Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Miguel Ángel Asturias''' (* 19. Oktober 1899 in Guatemala-Stadt; † 9. Juni 1974 in Madrid) war ein guatemaltekischer Schriftsteller und Diplomat. 1967 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.<br />
<br />
== Leben ==<br />
Asturias Vater war Mestize, seine Mutter Indianerin. Unter dem Diktator Estrada Cabreras wird die Familie politisch verfolgt, verlässt die Hauptstadt und kommt bei indianischen Verwandten unter. Miguel will zunächst wie sein Vater Rechtsanwalt werden (seine Mutter arbeitete als Lehrerin) und beginnt 1915 Jura zu studieren. Er wendet sich jedoch bald den sozialen Problemen der Indianer zu, schließt 1923 darüber eine Dissertation mit dem Titel ''Die soziale Problematik des Indio'' ab und geht anschließend für ein Ethnologiestudium nach Paris, wo er sich vor allem mit den präkolumbianischen Kulturen seiner Heimat befasst. So ist er an der Übersetzung der Schöpfungsmythologie der Maya ''Popol Vuh'' ins Französische. In Paris lernt er wie viele lateinamerikanischen Autoren die künstlerische Avantgarde der Zeit kennen, Breton, Aragon, Éluard, Picasso u.a. 1933 geht er nach Guatemala zurück und ist als Universitätsdozent tätig. <br />
<br />
Sein weiterer Lebensweg ist stark von den politischen Machtverhältnissen in Guatemala geprägt und macht ihn, freiwillig oder auf der Flucht, zu einem in Lateinamerika und Europa ständig von Land zu Land Irrenden. Nach der Revolution von 1944 geht er als Kulturattaché nach Mexiko, anschließend nach Buenos Aires und Paris und zwischendurch wieder nach Guatemala. Diktatorische Verhältnisse ab 1954 treiben ihn ins Exil nach Argentinien und mehreren Ländern Europas. Nachdem 1966 in Guatemala wieder freie Wahlen stattfinden konnten, beauftragt ihn die neue Regierung, sie als Botschafter in Paris zu vertreten. 1967 erhält Asturias für seine Bananen-Trilogie (Sturm, 1949; Der grüne Papst, 1954; Die Augen der Begrabenen,1960) den Nobelpreis. <br />
<br />
== Werk ==<br />
Asturias ist einer der bekannten Vertreter des Magischen Realismus. Seine Poetik speist sich sowohl aus lateinamerikanischen wie aus europäischen Quellen. Prägend sind seine Kindheitserlebnisse im indianischen Umfeld seiner Mutter, die später sowohl seine ethnologischen Studien wie sein literarisches Schaffen beeinflussen. In Paris nimmt er die Ideen des französischen Surrealimus auf und verbindet sie mit dem mythischen Denken der Indianischen Kulturen. Das Denken in Bildern bei den Indios und die surrealistische Phantasie verschmelzen bei Asturias zu einem eigenen Schreibstil, der dem wunderbaren Wirklichen von [[Alejo Carpentier]] sehr nahe kommt. <br />
<br />
Asturias ist aber zugleich ein politischer Schriftsteller. Schon als Jugendlicher hatte er sich in der Studentenbewegung Guatemalas engagiert. In seinem ersten Roman ''Der Herr Präsident'' stellt er das diktatorische Regime Estrada Cabreras an den Pranger, das ein Klima der Angst bis in die zwischenmenschlichen Beziehungen trägt. In der ''Bananen-Trilogie'' greift er den Imperialismus der United Fruit Company an.<br />
<br />
== Werke ==<br />
* Der Herr Präsident<br />
* Die Maismenschen<br />
* Bananen-Trilogie<br />
<br />
== Literatur==<br />
* Harthmuth, Sabine und Dieter Ingenschay: Lateinamerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts, Stuttgart 2001<br />
* Schmidt, Klaus Elmar: Asturia, Miguel Angel, in: Ruckaberle, Axel (Hrg.): Metzler Lexikon Weltliteratur, Stuttgart 2006<br />
<br />
==Interpretation==<br />
<br />
==Unterricht==<br />
<br />
==Weblinks==<br />
<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Guatemala, Nobelpreis für Literatur, Lateinamerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts, Magischer Realismus, Der Herr Präsident</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Lateinamerikanische Literatur|Asturias, Miguel Angel]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Nana&diff=4619Nana2013-07-19T07:24:53Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Nana''' ist ein Roman von [[Émile Zola]]. Er ist der neunte Roman des zwanzigbändigen Werkes ''Das Leben der Familie Rougon-Macquart''. <br />
<br />
== Inhalt ==<br />
Der Roman beginnt mit dem Auftritt der Exprostituierten Nana als Titelheldin in der Operette "Die blonde Venus", bei dem fast die gesamte korrupte Oberschicht zugegen ist. Nanas freizügiges Erscheinen auf der Bühne weckt trotz ihrer schlechten Qualitäten als Schauspielerin das Begehren sämtlicher Männer. Der Tochter einer Wäscherin und eines Alkoholikers werfen sich Minister, Bankiers, Aristokraten und Beamte zu Füßen und überhäufen sie mit Geschenken. In Nana selbst wird dadurch der Wunsch geweckt, reich zu sein und in der vornehmen Gesellschaft akzeptiert zu werden. Doch bei einem von ihr gegebenem Souper zeigt sich, dass ihre Gönner sie nur als Kokotte akzeptieren und sich lieber von ihr herabziehen lassen als sie zu sich hinaufziehen wollen. <br />
<br />
Nana beginnt nun, ihre Verehrer berechnend auszunutzen. Die Beziehung zu dem reichen Bankier Steiner verhilft ihr zu dem Besitz eines Landgutes. Hierin zieht sich zurück, als sie von dem Pariser Leben genug hat. Sie geht hier zunächst eine Affäre mit dem jungen und verliebten Nachbarn Georges Hugon ein, opfert diese aber, als frühere Verehrer auftauchen, Steiner, dem sie das Landgut verdankt, und der fromme Graf Muffat, der ihr noch im Theater verfallen war. Indessen verliert sie ihre Stelle am Theater. Zwischen Steiner und Muffat kommt es zum Streit, als beide entdecken, dass Nana sie mit dem jeweils anderen betrügt. Nana jagt beide davon, verkauft ihren Besitz und zieht zu ihrem neuen Liebhaber, dem Schauspieler Fontan, in eine ärmliche Behausung auf dem Montmartre. Trotz seiner Hässlichkeit verfällt Nana dem brutalen Fontan, der sie misshandelt und sich ihr Geld aneignet. <br />
<br />
Nana zieht zu ihrer früheren Freundin Satin, die als Straßendirne arbeitet, und geht mit ihr eine lesbische Beziehung ein. Sie kann sich jedoch aus diesem Sturz in die Niederung ihres Anfangs befreien, erhält durch eine Intrige erneut eine Rolle auf der Bühne und gewinnt den Grafen Muffat zurück. Dieser ermöglicht ihr erneut ein Leben im Luxus. Nana muss ihm dafür Treue versprechen, die sie jedoch bald bricht und so die Zuneigung des Grafen gefährdet. Als dieser jedoch den Beweis auch für die Untreue seiner Frau erhält, gibt er seine moralischen Bedenken auf und akzeptiert, dass Nana neben ihm noch weitere Liebhaber hat, die sie alle nicht weniger ausnimmt als ihn selbst. Erst als der Graf seinen eigenen Vater als Geliebten Nanas erlebt, besinnt er sich seiner früheren Frömmigkeit und gibt Nana auf. Diese verkauft ihr Hab und Gut und reist irgendwohin ins Ausland. Bei ihrer Rückkehr infiziert sie sich mit Pocken und stirbt einsam in einem ärmlichen Hotelzimmer. Gleichzeitig ertönt auf der Straße der Ruf "A Berlin! A Berlin!", der den Deutsch-Französischen Krieg ankündigt.<br />
<br />
==Weblinks==<br />
* [http://www.zeno.org/Literatur/M/Zola,+%C3%89mile/Romane/Nana Nana] Text in deutscher Übersetzung bei Zeno.org<br />
<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Französische Literatur, Roman, Zola, Das Leben der Familie Rougon-Macquart, Frankreich</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Französische_Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Phaedra&diff=4618Phaedra2013-07-19T07:22:12Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Phaedra und Hippolyt''' ist eine Tragödie in fünf Akten von [[Jean Racine]]. Sie wurde am 1.1.1677 in Paris uraufgeführt. Eine von Mitgliedern des Hochadels inszenierte Kampagne verhinderte zunächst den Erfolg des Stückes und veranlasste Racine, sich vom Theater zurückzuziehen. Später wurde Phaedra das erfolgreichste Theaterstück des Dichters.<br />
<br />
Der Stoff geht auf das Drama ''Hippolytos'' von [[Euripides]] zurück, das 428 v. Chr. uraufgeführt wurde.<br />
<br />
== Inhalt ==<br />
Die Tragödie beginnt mit einer ausweglosen Situation der beiden Hauptfiguren. Hippolyt, der Sohn des mythischen Helden Theseus, liebt die athenische Prinzessin Aricie, die als einzige aus ihrem Geschlecht den Kampf gegen Theseus überlebt hat und Gefangene seines Vaters ist. Um vor dieser verbotenen Liebe zu fliehen, will sich Hippolyt auf die Suche nach seinem in unbekannter Ferne verschollenen Vater begeben. Auch Phädra, seine Stiefmutter, ist in eine leidenschaftliche und verbotene Liebe verfallen, nämlich zu ihrem Stiefsohn. Sie vertraut das Geheimnis der Amme Oenone an. Als die (falsche) Nachricht vom Tod des Theseus eintrifft, überredet die Amme sie, sich gegenüber Hippolyt zu bekennen. Hippolyt hat jedoch inzwischen Aricie eigenständig die Freiheit geschenkt und ihr seine Liebe gestanden. Als schließlich Phädra ihm ihre Liebe beichtet, weist er sie schroff ab und treibt sie damit in Verzweiflung. Phädra entreißt ihm das Schwert und fordert ihn auf, sie zu töten. Hippolyt flieht entsetzt. <br />
<br />
Überraschend kehrt der tot geglaubte Theseus an den Hof zurück und erlebt, wie Sohn und Gemahlin ihm ausweichend begegnen. Die Amme Oenone überredet die verzweifelte und schuldbewusste Phädra, Theseus gegenüber das Geschehen so darzustellen, als ob sein Sohn ihr nachgestellt habe, und berichtet Theseus das angebliche Vergehen seines Sohnes. Als Theseus Hippolyt zur Rede stellt und dieser die Wahrheit verschweigt, um die Stiefmutter zu schützen, verflucht er den Sohn und bittet Poseidon, ihn durch Seeungeheuer vernichten zu lassen. Hippolyt läst sich auch durch Aricie nicht dazu überreden, dem Vater die Wahrheit zu sagen, und will mit ihr übers Meer fliehen. Als Phädra, die zuerst entschlossen ist, ihre Leidenschaft zu Hippolyt zu bekennen, von dessen Liebe zu Aricie erfährt, verfällt sie in Eifersucht und beklagt Oenones falsche Ratschläge und die eigene Schuld. Die von Phädra verstoßene Oenone stürzt sich ins Meer. Als Theseus die Unschuld seines Sohnes zu ahnen beginnt, ist es zu spät. Hippolyt ist durch ein Meeresungeheuer umgekommen. Phädra hat Gift genommen und gesteht sterbend dem Gatten die ehebrecherische Leidenschfaft zu seinem Sohn.<br />
<br />
== Interpretation ==<br />
<br />
== Unterricht ==<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
==Weblinks==<br />
*[http://www.zeno.org/Literatur/M/Racine,+Jean+Baptiste/Trag%C3%B6die/Ph%C3%A4dra Phädra] Text in deutscher Übersetzung bei Zeno.org<br />
*[http://gutenberg.spiegel.de/racine/phaedra/phaedra.htm Phaedra. Ein Trauerspiel von Racine] Text in der Übersetzung von Friedrich Schiller im Projekt Gutenberg<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Französische Literatur, Jean Racine, Tragödie, Trauerspiel, Theaterstück, Hippolytos</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Französische Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Vladimir_Nabokov&diff=4617Vladimir Nabokov2013-07-19T07:19:28Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Vladimir Nabokov''' (* 11. April/23. April 1899 in Sankt Petersburg; † 2. Juli 1977 in Lausanne) war ein russisch-amerikanischer Schriftsteller.<br />
<br />
== Biographie ==<br />
<br />
===Kindheit und Jugend===<br />
Nabokov wuchs in einer wohlhabenden Aristokratenfamilie auf. Sein Vater war ein bedeutender Reformer des russischen Strafrechtes und hat sich sein Leben lang für die Abschaffung der Todesstrafe eingesetzt. Schon früh interessierte sich der Sohn für das Schachspiel und für Schmetterlinge und Bücher. Die Bibliothek des Hauses erlaubte ihm die Lektüre Puschkins und Tolstois, aber auch von ausländischen Schriftstellern wie [[Gustave Flaubert|Flaubert]], [[Charles Baudelaire|Baudelaire]], [[William Shakespeare|Shakespeare]], [[Edgar Allan Poe|Poe]] und [[Herman Melville|Melville]] in der Originalsprache.<br />
<br />
Auf dem Sommersitz in Wyra in der Nähe von St. Petersburg verliebte sich der 16jährige Vladimir in Walentina Schulgin, für die er seine ersten Gedichte schrieb und im Eigenverlag veröffentlichte. Sie ist als Figur auch in mehrere seiner späteren Werke eingegangen. Der Ausbruch der Oktoberrevolution trieb die Familie in die Flucht, zunächst auf die Krim, später über England nach Deutschland. Vladimir beginnt in Cambridge ein Studium über französische und russische Literatur. 1922 fällt der Vater in Berlin einem Attentat zum Opfer. Vladimir siedelt nach Beendigung des Studiums nach Berlin über.<br />
<br />
===Berliner Jahre===<br />
In Berlin widmet sich Nabokov immer mehr dem Schreiben. Unter dem Pseudonym W. Sirin veröffentlicht er Gedichte und Erzählungen und schreibt für russische Exilzeitschriften. Vera Slonim wird seine Frau. Der 1934 geborene gemeinsame Sohn Dmitri wird später ein erfolgreicher Opersänger und übersetzt viele der russischen Werke seines Vaters ins Englische. <br />
<br />
In der Berliner Zeit verfasst Nobokov seine ersten Romane: 1926 den Erstlingsroman ''Maschenka'', dann folgen u.a. ''Lushins Verteidigung'' (1930), ''Der Späher'' (1930), ''Verzweiflung'' (1934) und ''Einladung zur Enthauptung'' (1938). Die Machtergreifung Hitlers zwang die Familie zu einer zweiten Flucht, nicht zuletzt weil Nabokovs Frau Vera jüdischer Herkunft war. Die Familie ließ sich in Paris nieder, wo Nabokov an seinem letzten russischsprachigen Roman ''Die Gabe'' schrieb. Da sich die europäische Leserschaft kaum für die russische Migrantenliteratur interessierte, musste Nabokov, um von der Schriftstellerei leben zu können, die Sprache wechseln und schrieb zunächst kurzfristig auf Französisch, um sich dann dem Englischen zuzuwenden.<br />
<br />
===In den USA===<br />
Der Zweite Weltkrieg trieb die Familie erneut in die Flucht. Der Kontakt zu russischen Emigrantenkreisen ermöglichte die Einwanderung in die Vereinigten Staaten. Hier erschien 1941 Nabokovs erster englischsprachiger Roman, ''Das wahre Leben des Sebastian Knight''. In Amerika befreundete sich Nabokov mit dem Literaturkritiker und Schriftsteller Edmund Wilson, der ihm in den ersten Jahren dabei half, sich und seine Familie durch verschiedene Jobs über Wasser zu halten, u.a. als Schmetterlingsexperte am Museum of Natural History in New York. 1948 erhält Nabokov eine Professur für europäische und russische Literatur. Bis zum Erscheinen seines inzwischen weltberühmten Romans ''Lolita'' im Jahre 1955 hatte Nabokov weder als Schriftsteller noch als Professor nennenswerte Erfolge aufzuweisen.<br />
<br />
Mit ''Lolita'' erlangte Nabokov Weltruhm. Amerikanische Verleger weigerten sich zunächst aus Angst vor Strafverfolgung die Geschichte der Liebe und sexuellen Beziehung eines 40jährigen Mannes zu einem 12jährigen Mädchen zu veröffentlichen. So kam das Buch zuerst in Paris heraus, eroberte wenige Jahre später aber auch den amerikanischen Markt. Mit diesem Erfolg wurde Nabokov finanziell unabhängig, konnte seine Professur aufgeben und widmete sich ganz dem Schreiben.<br />
<br />
===Rückkehr nach Europa===<br />
1961 verlässt Nabokov die USA und siedelt sich mit seiner Frau in der Schweiz am Genfer See an. Er stirbt in Lausanne 1977.<br />
<br />
== Werke ==<br />
* [[Lolita]] (1955)<br />
* [[Pnin]] (1957)<br />
* Fahles Feuer (1962)<br />
<br />
==Bedeutung und Wirkung==<br />
<br />
==Literatur==<br />
<br />
==Weblinks==<br />
* [http://www.hamburger-bildungsserver.de/index.phtml?site=faecher.deutsch.nabokov Vladimir Nabokov] Linksammlung auf dem Hamburger Bildungsserver<br />
<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Russische Literatur, Russland, Lolita, Nordamerikanische Literatur, Der Späher</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Russische Literatur|Nabokov, Vladimir]]<br />
[[Kategorie:Nordamerikanische Literatur|Nabokov, Vladimir]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Juan_Rulfo&diff=4616Juan Rulfo2013-07-19T07:16:55Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Juan Rulfo''' (* 16. Mai 1918 in San Gabriel in der mexikanischen Provinz Jalisco; † 7. Januar 1986 in Mexiko-Stadt) war ein mexikanischer Schriftsteller und gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Magischen Realismus und Wegbereiter der lateinamerikanischen Boom-Literatur. <br />
<br />
== Biographie ==<br />
Juan Rulfo wuchs in einer im Norden Mexikos liegenden Provinz auf. Während seiner Kindheit lebte er in engem Kontakt zu Landbevölkerung und erfuhr die politisch gewalttätigen Unruhen des Christero-Aufstands. Seine Familie verlor bei dem gegenrevolutionären Cristero-Aufstand (1926-29) den gesamten Besitz; sein Vater starb 1926 während dieser Unruhen. Nach dem Tod seiner Mutter im Jahre 1932 landete der junge Rulfo in einem Waisenhaus in Guadalajara. Anschließend ging er nach Mexiko-Stadt und begann ein Jura-Studium, das er jedoch frühzeitig abbracht, um in verschiedenen Berufen zu arbeiten. Als Angestellter der Einwanderungsbehörde bereiste Rulfo ganz Mexiko und kannte nahezu jedes mexikanische Dorf. 1962 übernahm er die Leitung der Publikationsabteilung des ''Instituto Nacional Indigenista''. Zahlreiche Auslandsreisen führten ihn nach Südamerika, Europa und China. In den 1970er und 1980er Jahren besuchte er mehrmals Deutschland. <br />
<br />
== Werk ==<br />
Rulfos Werk besteht im wesentlichen nur aus dem Erzählband "Der Llano in Flammen" (span. 1953, dt. 1964) und dem Roman "Pedro Párama" (span. 1955, dt. 1958). Später schrieb er noch eine Reihe von Textvorlagen für experimentelle Filme, die unter dem Titel "Der goldene Hahn" (span. 1980, dt. 1984) erschienen sind. Trotz des schmalen Oevres gilt Rulfo als wichtigster Erneuerer der lateinamerikanischen Literatur neben [[Luis Borges]]. Mit dem Erscheinen von "Pedro Párama", der in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde, beginnt die weltweite Wirkung der Literatur Lateinamerikas. Zahlreiche Vertreter der Boom-Literatur betonen den Einfluss Rulfos auf ihren eigenen Stil, so [[Gabriel García Márquez]] und [[Carlos Fuentes]]. Rulfo verleiht in seinen Texten der armen mexikanischen Landbevölkerung eine Stimme und verbindet die orale Tradition und mythologische Elemente der indianischen Urbevölkerung Mexikos mit europäischen Literaturformen wie dem stream of consciousness. Das Gedächtnis und die Suche nach der Erkenntnis des Vergangenen sind ein wichtiges Thema seiner Werke.<br />
<br />
== Werke ==<br />
* Der Llano in Flammen<br />
* [[Pedro Páramo]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Harthmuth, Sabine und Dieter Ingenschay: Lateinamerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts, Stuttgart 2001<br />
* Schmidt-Welle, Friedhelm: Rulfo, Juan, in: Ruckaberle, Axel (Hrg.): Metzler Lexikon Weltliteratur, Stuttgart 2006<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Lateinamerika, Lateinamerikanische Literatur, Magischer Realismus, Boom-Literatur, Mexiko</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Lateinamerikanische Literatur|Rulfo, Juan]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Kalidasa&diff=4615Kalidasa2013-07-19T07:14:41Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Kalidasa''' gilt als der berühmteste Dichter der klassischen Sanskrit-Zeit und lebte zwischen 200 und 600 n.Chr., möglicherweise während des Gupta-Großreiches im 4. Jahrhundert. Er schrieb Epen, Dramen und Gedichte und wurde oft als der altindische Shakespeare bezeichnet.<br />
<br />
== Leben ==<br />
Über Kalidasas Leben ist wenig bekannt. Er soll ursprünglich der Kaste der Brahmanen angehört haben, wurde jedoch nach der Überlieferung früh Waise und von Hirten großgezogen. Die ausführlichen Beschreibungen der Hauptstadt des Gupta-Reiches in Kalidasa Werk lassen vermuten, dass er die größte Zeit seines Lebens hier verbrachte und möglicherweise Dichter am Hof des Gupta-Kaisers Chandragupta II. Vikrmadrya war, unter dessen Herrschaft die indische Kunstdichtung ihre Blüte erlangte. Die Göttin Kali (sein Name bedeutet 'Diener der Göttin Kali') soll ihn mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet haben. Um seine Gestalt ranken sich etliche Mythen und Legenden. So soll er mit einer Prinzessin verheiratet gewesen und von einer Kurtisane auf Sri Lanka ermordet worden sein.<br />
<br />
== Werk ==<br />
Kalidasa schrieb Dramen, Epen und Gedichte. Die Stoffe entstammen der altindischen Mythologie und Sagenwelt. Seine Dramen drehen sich um Frauengestalten, die mit Königen verheiratet sind bzw. sich in sie verlieben. Ihre Gefühlsstärke und moralische Integrität hebt sie weit über das gängige Frauenbild der Zeit, das von der Minderwertigkeit der Frau gegenüber dem Mann ausging. Der Aufbau der Dramen orientiert sich an festgelegten Regeln. Nach dem obligatorischen Gebet lenkt ein Schauspieldirektor die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf den Autor und das Stück. Die auftretenden Personen sprechen je nach ihrer sozialen Stellung verschiedene Sprachen, Sanskrit die Herrscher und Brahmanen, Volksdialekt die niederen Personen. Kalidasas Epen handeln von bekannten Herrscherhäusern und deren möglicherweise historisch realen Schicksalen, aber auch von Vorkommnissen zwischen den Göttern. Berühmt ist Kalidasa auch für seine Lyrik, die Natur und menschliche Siedlungen eindrucksvoll beschreibt.<br />
<br />
Kalidas ist in seinem Werk stark der hinduistischen Religion verhaftet. Menschen- und Götterwelten sind ähnlich wie bei den Dichtern des alten Griechenland miteinander verwoben. Kalidas Werke enthalten außerdem Lehren über das richtige Ausüben von Herrschaft, deren Rolle vor allem darin gesehen wird, ihre Untertanen zu beschützen.<br />
<br />
== Werke ==<br />
* [[Shakuntala]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Hinduismus, Indische Literatur, Epos, Drama, Sanskrit-Zeit, Altindien, Shakuntala, Mythologie, Sagen, Lyrik</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Indische Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Der_Seewolf&diff=4614Der Seewolf2013-07-19T07:11:09Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Der Seewolf''' (englisch: The Sea-Wolf) ist ein Roman des amerikanischen Schriftstellers [[Jack London]]. Der 1904 erschienene Roman wurde bald zum Bestseller.<br />
<br />
== Inhalt ==<br />
In letzter Sekunde wird der Literaturkritiker Humphrey van Weyden nach einem Schiffsunglück in der Bucht von San Francisco von dem Robbenfangschiff "Ghost" aus dem eiskalten Wasser gerettet. Doch statt ihn an Land zu bringen, behandelt ihn der Kapitän der "Ghost", Wolf Larsen, wie einen Gefangenen und fügt ihn einfach in seine Mannschaft ein, als wäre er sein Eigentum.<br />
Humphrey muss auf dem Robbenschoner zum ersten Mal in seinem Leben harte Arbeit verrichten. Er wird als Küchenjunge eingestellt und arbeitet sich im Laufe der Geschichte zum Steuermann hoch. Der Seewolf, wie Kapitän Wolf Larsen genannt wird, macht seiner Mannschaft das Leben zu Hölle, wann immer er Zeit dazu findet, tyrannisiert und demütigt er sie. Humphrey wird von Zeit zu Zeit zum Kapitän gerufen, der mit ihm über Literatur und den Sinn des Lebens diskutiert. Doch allmählich begreift Humphrey, dass der Kapitän weder Gewissen noch Skrupel besitzt, wenn es um seinen eigenen Vorteil geht. Sein einziger und ebenbürtiger Rivale ist sein Bruder, "Death" Larsen, welcher ihm in Grausamkeit und Niedertracht in nichts nachsteht und der den Robbenfänger "Macedonia" befehligt. Eines Tages nimmt die "Ghost" erneut Schiffbrüchige auf, unter ihnen die Schriftstellerin Maud Brewster. Sie ist die einzige Frau unter Männern, und Humphrey verliebt sich in sie. Um Maud vor dem Kapitän zu schützen, flüchtet er mit ihr auf eine Insel. Auf der "Mühsalinsel" harren sie einige Zeit aus. Während dessen wird die "Ghost" von der "Macedonia" geentert, die Mannschaft übernommen und der Kapitän, der zunehmend an einem Gehirntumor leidet, auf dem Wrack seinem Schicksal überlassen. Das Wrack wird just auf die "Mühsalinsel" zugetrieben, wo die Auseinadersetzungen zwischen Larsen und Humphrey wieder aufflammen. Der Seewolf stirbt, nachdem er erblindet und gelähmt nur noch vor sich hin vegetiert, an Bord seines Robbenschoners. Humphrey van Weyden und Maud Brewster werden von einem Zollkutter gerettet.<br />
<br />
==Literatur==<br />
<br />
==Weblinks==<br />
* [http://www.beispiel.de Link-Text Der Seewolf] Wikipedia-Artikel<br />
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Seewolf_%281971%29 Der Seewolf (1971)] Wikipedia-Artikel über die Fernseh-Verfilmung von 1971<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Roman, Jack London, Nordamerika, Bestseller</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Nordamerikanische Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Bluthochzeit&diff=4613Bluthochzeit2013-07-19T07:09:36Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>Die "lyrische Tragödie" '''Bluthochzeit''' (span.: Bodas de sangre) ist die bedeutendste Tragödie von [[Federico García Lorca]]. Sie entstand 1933 und gehört (zusammen mit Yerma und Bernarda Albas Haus) zu der Trilogie der sogenannten 'tragedias rurales'.<br />
<br />
== Inhalt ==<br />
<br />
Das Stück spielt in einem andalusischen Dorf in den dreißiger Jahren. Es beginnt mit den Hochzeitsplänen eines jungen Bauern, die dieser mit seiner Mutter bespricht. Dabei erfährt er, dass der Vater und der ältere Bruder in einer Familienfehde mit der Familie der Félix umgekommen sind. Von einer Nachbarin hört die Mutter, dass die Braut ihres Sohnes schon einmal verlobt war, und zwar ausgerechnet mit Leonardo, einem Familienmitglied der Félix. Leonardo, der seinerzeit offensichtlich wegen seiner Armut abgelehnt wurde, ist inzwischen mit einer anderen Frau verheiratet. Die Mutter und der Vater der Braut verabreden die Hochzeit und planen die Zukunft des jungen Paares. Die Braut selbst ist von der bevorstehenden Hochzeit wenig angetan, da sie immer noch Leonardo liebt. Diese Liebe wird von Leonardo erwidert, der, zunächst allerdings ohne Erfolg, versucht die Braut von der Hochzeit abzuhalten. Kurz vor Beginn der Feierlichkeiten fliehen dennoch beide in einen nahe gelegenen Wald und werden von dem Bräutigam verfolgt. Hier spielen der Mond in Gestalt eines Holzfällers und der Tod in der einer Bettlerin für das Paar eine schicksalhafte Rolle und treiben Leonardo und den Bräutigam einander zu. Beide bringen sich gegenseitig um. Das Stück endet im Haus der Mutter, in dem die beiden Toten aufgebahrt liegen. Die beiden trauernden Frauen, Mutter und Braut, bleiben allein zurück.<br />
<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Lyrische Tragödie, Trilogie, Spanische Literatur, Spanien, tragedias rurales</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Spanische_Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Die_R%C3%B6merin&diff=4612Die Römerin2013-07-07T17:16:22Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>Die Römerin (ital. La Romana) ist ein 1947 erschienener Roman des italienischen Schriftstellers [[Alberto Moravia]]. Der Roman gehört zu seinen bekanntesten und erfolgreichsten Werken.<br />
<br />
== Inhalt ==<br />
Der Roman spielt im faschistischen Italien der 1930er Jahre und schildert die Geschichte Adrianas, der Tochter einer römischen Hemdennäherin, die ihre nicht erfüllten Lebensträume durch die eigene Tochter realisieren möchte. Mit sechzehn Jahren wird Adriana von der Muttter zunächst als Aktmodell an diverse Künstler vermietet und mehr oder weniger in die käufliche Liebe gedrängt. Sie lehnt sich jedoch gegen die Mutter auf und verliebt sich in den Chauffeur Gino, den sie heiraten will. Als sie erfährt, dass Gino längst verheiratet ist, wird sie aus Enttäuschung und unter dem Einfluss ihrer Freundin Gisella zur professionellen Prostituierten. Auch als Hure sucht Adriana nach der wahren Liebe. Dem reichen Freier Astarita gibt sie einen Korb, weil sie ihn nicht liebt. Stattdessen verliebt sie sich in den Studenten Giacomo, der ihre Liebe jedoch nicht erwidert und aus politischen Gründen Selbstmord begeht. Adriana wird von einem gesuchten Mörder schwanger, schreibt das Kind jedoch Giacomo zu und hofft am Ende des Romans weiter auf ein glückliches Leben, nicht mehr für sich, sondern für das ungeborene Kind.<br />
<br />
== Wirkung ==<br />
Der Roman wurde 1954 unter der Regie Luigi Zampa mit Gina Lollobrigida verfilmt. Die katholische Kirche fand ihn sittenwidrig und setzte ihn jahrelang auf den Index.<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Italienische Literatur, Italien, Roman, Alberto Moravial</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Italienische Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Die_Jalousie_oder_die_Eifersucht&diff=4611Die Jalousie oder die Eifersucht2013-07-07T17:14:18Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Die Jalousie oder die Eifersucht''' ist ein Roman des französischen Autors [[Alain Robbe-Grillet]], der 1957 unter dem Titel "La Jalousie" erschien. Bei dem Titel handelt es sich um ein unübersetzbares Wortspiel.<br />
<br />
== Inhalt ==<br />
Der Handlungsort des Romans ist geografisch nicht genau definiert; der Leser erfährt lediglich, dass es sich um eine Bananenplantage in einer französischen Kolonie handelt. Die detailgetreue Schilderung der Anlage (z.B. des Hauses mit großer Terrasse oder der Felder, die das Haus in geometrischer Regelmäßigkeit umgeben) wird vom Erzähler äußerst genau genommen. <br />
<br />
A..., eine Frau, ist das Objekt der Faszination, sowohl für den Erzähler wie für Franck, der auf einer benachbarten Plantage mit seiner Frau Christiane und Kind (die beide allerdings ausschließlich als Gesprächsgegenstand im Roman vorkommen) wohnt. Franck stattet A... mehrere Besuche ab, wobei Christiane und das Kind aus gesundheitlichen Gründen stets zuhause bleiben. <br />
<br />
Der Roman schildert aus Sicht des nicht benannten Erzählers dessen Eifersucht in Anbetracht der – teils vagen, teils deutlichen – Annäherung zwischen A... und Franck. Zeichen für diese Annäherung finden sich einerseits dort, wo ganz bestimmte Konstellationen von Gegenständen beschrieben werden (z.B. der Abstand der auf dem Tisch stehenden Gläser von A... und Franck ist geringer als der beider zum dritten), und andererseits dort, wo die beiden ein gemeinsames Thema im Gespräch finden (wie z.B. einen Afrika-Roman). Besonderen Stellenwert nimmt eine Fahrt von A... und Franck in die Stadt ein: Durch eine Wagenpanne dauert der Ausflug länger als geplant und zudem über Nacht. Dieses Ereignis bietet dem Leser einen sich aufdrängenden Beweis für das erotische Verhältnis der beiden; mit praktischen Erklärungen (Reparaturarbeiten) jedoch entschärft der Erzähler diesen Verdacht zugleich. <br />
<br />
Der gesamte Roman lässt den Leser keine Sicherheit über den Sachverhalt gewinnen: Er kann letztlich weder mit völliger Überzeugung behaupten, A... und Franck hätten ein Verhältnis, noch, der Blick des eifersüchtigen Ehemannes sei eindeutig erkennbar. Der Blick des Erzählers (und somit des Lesers) ist eingeschränkt: Er kann nur Bruchstücke finden und zusammenfügen. <br />
Der Autor nutzt die für den nouveau roman typischen Merkmale von Raum-, Zeit- und Kausalitätsauflösung. Monotonie und (scheinbare) Wiederholung schaffen Irritation: Immer wieder werden dieselben Gegenstände beschrieben, immer wieder ergibt sich eine neue oder nur geringfügig von der letzten Beschreibung abweichende Anordnung der Dinge. Alles bleibt unbestimmt, variabel, phantasmagorisch.<br />
Die Sprache Robbe-Grillets erscheint, nicht zuletzt durch manchmal endlos scheinende Aufzählungen, eintönig und sachlich. Andererseits entsteht durch die permanente Wiederkehr der dem Leser bereits bekannten Objekte ein eigener, nicht unpoetischer Rhythmus.<br />
<br />
== Interpretation ==<br />
''Drei Gedecke werden aufgelegt, drei Gläser gefüllt, doch der dritte – der Ehemann – ist anwesend nur durch seine Stummheit. Wir erfahren nicht, wie er heißt, nicht, wie er aussieht, wir hören ihn nicht reden, und er wird nicht angeredet. Er ist als Individualität ausgelöscht, und doch ist er die wichtigste Person, der ‚Held’. Denn er erst schafft die Konstellation, die dargestellt werden soll – Eifersucht.'' (Günter Blöcker)<br />
<br />
In der Tat nimmt der Erzähler, obwohl nie explizit genannt, den meisten Raum im Roman ein. Er beobachtet, schildert und – schweigt. Der Blick des narrateur invisible ist von Wahn, von Eifersucht geprägt und versucht, „hinter“ die Dinge zu schauen. Dies ist unmöglich, denn die Jalousie filtert den Blick: „Vom Gartenboden, der vom Geländer in senkrechte und von der Jalousie in waagrechte Scheiben zerstückelt wird, bleiben lediglich kleine Vierecke übrig, die nur einen Bruchteil der Gesamtfläche darstellen – vielleicht das Drittel eines Drittels.“ Auch der Leser kann die Jalousie nicht mit den Augen durchdringen; die Wahrnehmung bleibt beschränkt und die Wahrheit verborgen. Der Raum ist nur in Ausschnitten sichtbar, alles andere bleibt Imagination. Die An- oder Abwesenheit des Erzählers lässt sich nur durch die Beschreibung von Dingen erahnen; alle Wahrnehmung richtet sich auf Indizien, die ein Verhältnis von A... und Franck bestätigen könnten. Was entsteht, ist Beklemmung: Die Obsession spiegelt sich in gleichen oder nur leicht veränderten, wiederkehrenden Bildern; harmlose Dinge bleiben im Gedächtnis unauslöschlich haften. Die Welt, wie sie hier beschrieben wird, ist der Raum des Erzählers: der Blick durch eine „Jalousie“ im doppelten Wortsinn. <br />
<br />
Achronologie und die Zerstörung einer Bedeutungs- zugunsten einer Sachwelt als Elemente des nouveau roman schaffen eine Aneinanderreihung von Szenen, die der Leser nicht endgültig zu ordnen vermag. Die Beschreibung des (für den Erzähler und Leser) sichtbaren Raums in Varianten entspricht dem Motiv des im Roman wiederkehrenden Gesangs einer Eingeborenenweise: „Wahrscheinlich ist es immer dasselbe Poem, das fortgesetzt wird. Wenn die Motive zuweilen allmählich verschwinden, dann nur, um etwas später noch lauter und fast unverändert wiederzukehren. Aber diese Wiederholungen, diese unscheinbaren Varianten, diese Klangfetzen, diese Refrains gestatten Verwandlungen, die – wenn auch kaum wahrnehmbar – auf die Dauer doch weit vom Ausgangspunkt abweichen.“ Verstärkt durch die ''ewige Gegenwart'' (Barbara Kuhn) – die durchweg im Präsens erzählte Handlung – wird die Herstellung einer sicheren Reihenfolge der Romanereignisse verhindert. Räume, die gebildet werden, verlieren sich wieder. Was bleibt, ist ein für scheinbar belanglose Alltagsgegenstände geschärfter Blick und damit eine Unordnung, die in ihrer sprachlichen Form und durch die Privilegierung von Raumelementen wie die reinste Ordnung erscheint.<br />
<br />
==Literatur==<br />
* Günter Blöcker: Diagramm der Eifersucht. In: FAZ vom 27.06.1959.<br />
* Barbara Kuhn: A la recherche du livre perdu. Der Roman auf der Suche nach sich selbst. Bonn 1994.<br />
* Alain Robbe-Grillet: Vom Anlaß des Schreibens. Tübingen 1989.<br />
<br />
==Weblinks==<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Alain Robbe-Grillet, Frankreich, Französische Literatur, La Jalousie, Roman</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Französische_Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Nuruddin_Farah&diff=4610Nuruddin Farah2013-07-07T17:11:09Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Nuruddin Farah''' (geb. 24.11.1945) ist ein aus Somalia stammender Schriftsteller, der als einer der bedeutendsten Autoren der afrikanischen Gegenwartsliteratur gilt und mehrfach für den Nobelpreis vorgeschlagen wurde.<br />
<br />
== Biographie ==<br />
Nuruddin Farah wurde als viertes von zehn Kindern in Baidoa im Süden Somalias geboren. Sein Vater war als Dolmetscher für die britische Besatzung tätig, seine Mutter war eine traditionelle Geschichtenerzählerin. Die Familie zog zwei Jahre nach der Geburt Nuruddins in den damals britisch besetzten Ogaden. Ab dem 4. Lebensjahr besucht Farah dort eine Koranschule. Schon als junger Mensch war Farah multikulturellen Einflüssen ausgesetzt und konnte nicht nur den Koran auswendig, sondern las auch Bertrand Russells History of Western Philosophy im englischen Original. 1965 veröffentlicht er seine erste Kurzgeschichte. Ab 1966 studiert er Philosophie, Soziologie und Literatur an der Punjab Universität in Chandigarh in Indien. 1969 kehrt er nach Somalia zurück und arbeitet bis 1974 als Gastdozent an der Universität von Mogadischu. 1970 geht Farah in Delhi die Ehe mit der indischen Studentin Chitra Muliyil ein, aus der ein Sohn stammt, die jedoch nur bis 1972 hielt. Die somalische Revolution bringt Siyad Barre an die Macht, mit deren Zensur Farah bald in Konflikt gerät. Ein Stipendium der UNESCO ermöglicht es ihm, in London zwei Jahre am Theater zu arbeiten und sich für ein weiterführendes Studium der Theaterwissenschaft an der Universität London einzuschreiben. <br />
<br />
Seine Familie warnt ihn vor einer Rückkehr nach Somalia, wo ihm die Verfolgung drohe. Tatsächlich wird Farah Ende der siebziger Jahre in Abwesenheit wegen seines Romans ''A Naked Needle'' zum Tode verurteilt. Damit beginnt für ihn ein Nomadenleben im Exil, das ihn 22 Jahre lang seine Heimat nicht mehr sehen lässt. Nuruddin Farah lebt in den nächsten Jahren im westlichen Ausland, ab 1976 zunächst in Italien, ab 1979 in den USA. 1981 folgt eine Gastdozentur an der Universität Bayreuth. Seit 1981 lebt er wieder in Afrika, zunächst in Nigeria, ab 1984 in Gambia, ab 1986 in Khartoum im Sudan. Zumeist ist er als Dozent für Literatur tätig. 1990 erlaubt ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes einen Aufenthalt in Berlin. 1992 zieht er nach Kaduna in Nigeria, wo er die Nigerianerin und spätere Soziologieprofessorin Amina Mama heiratet. 1996 wagt er nach 22 Jahren Exil eine kurzfristige Rückkehr nach Somalia. Seit 1999 lebt er zumeist in Kapstadt. Im Sommersemester 2007 lehrte Farah als Gastprofessor am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin. Farah spricht fließend Somalisch, Amharisch, Englisch, Arabisch und Italienisch, aber auch recht gut Deutsch. Er hat zahlreiche Literaturpreise gewonnen und wurde mehrfach für den Nobelpreis vorgeschlagen.<br />
<br />
== Werke ==<br />
* Maps<br />
* Duniyas Gaben<br />
* Links<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
[http://www.hamburger-bildungsserver.de/index.phtml?site=faecher.deutsch.farah Nuruddin Farah] Linksammlung auf dem Hamburger Bildungsserver<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Afrika, Gegenwartsliteratur, Afrikanische Literatur, Somalia, Schriftsteller</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Afrikanische_Literatur|Farah, Nuruddin]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Die_drei_Schwestern&diff=4609Die drei Schwestern2013-07-07T17:08:12Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Die drei Schwestern''' ist ein Drama in vier Akten von [[Anton Tschechow]]. Es wurde am 31. Januar 1901 im Moskauer Künstlertheater uraufgeführt.<br />
<br />
== Inhalt ==<br />
<br />
Die drei Schwestern Mascha, Olga und Irina Prozorow leben zusammen mit Ihrem Bruder Andrej in einer kleinen Garnisonsstadt und leiden unter der Langeweile und Ereignislosigkeit der Provinz. Hierhin sind sie vor elf Jahren aus Moskau mit dem verwitweten Vater gezogen, der als General versetzt wurde und inzwischen verstorben ist. Die älteste der Schwestern, die unverheiratete Olga, ist Gymnasiallehrerin und hängt am stärksten an den Erinnerung an die Kindheit und Jugend in Moskau. Mascha, die mittlere Schwester hat den pedantischen Lehrer Kulygin zu früh geheiratet, findet ihn jetzt lächerlich und sehnt sich nach wirklicher Liebe, die sie in der Beziehung zu dem verheirateten Oberst Werschinin zu finden hofft, dessen Brigade in die Stadt versetzt worden ist. Irina, die jüngste, die am stärksten unter der Untätigkeit des Provinzlebens leidet, wird von zwei Offizieren der Brigade umworben. Als sie sich endlich für den einen entscheidet, wird dieser von seinem Nebenbuhler im Duell erschossen. Fast zur gleichen Zeit zieht die Brigade aus der Stadt ab und mit ihr auch Maschas Geliebter Werschinin. Alle drei erhoffen sich schon zu Beginn des Stückes von einer akademischen Karriere ihres Bruders in Moskau die Rückkehr in die Hauptstadt. Doch Andrej heiratet die bürgerliche Natascha, die allmählich die Herrschaft über das Haus der Prozorows übernimmt und eine stadtbekannte Affäre mit Andrejs Vorgesetzten Protopopow eingeht. Andrej selbst tritt einen Posten in der Lokalverwaltung an, gibt sich dem Spiel hin und verpfändet schließlich das Elternhaus, das offensichtlich von Natascha und Protopopow übernommen wird. Am Ende stehen die Schwestern ohne Zuhause da, ohne erfüllende Beziehungen und ohne Hoffnung auf eine Rückkehr nach Moskau. Olga übernimmt die Dienstwohnung des verhassten Gymnasiums, deren Direktorin sie geworden ist. Auch Irina wird Lehrerin und ist im Begriff dem traurigen Schicksal ihrer Schwester zu folgen. Und Mascha ergibt sich resigniert dem Schicksal einer trostlosen Ehe.<br />
<br />
==Literatur==<br />
* Richard Peace (2003): Die drei Schwestern, in: Bodo Zelinsky (Hrg.): Tschechows Dramen, Stuttgart 2003, S. 76-102<br />
<br />
==Weblinks==<br />
* [http://www.zeno.org/Literatur/M/%C4%8Cechov,+Anton+Pavlovi%C4%8D/Drama/Drei+Schwestern Drei Schwestern] Text bei Zeno.org<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Russland, Drama, Moskau, Anton Tschechow, Russische Literatur</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Russische Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Alejo_Carpentier&diff=4608Alejo Carpentier2013-07-05T22:09:00Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Alejo Carpentier''' (*26.12.1904 in Paris – nach anderen Angaben in Lausanne bzw. Havanna; † 24.4.1980 in Paris) ist ein kubanischer Schriftsteller, der als einer der Begründer des lateinamerikanischen „Magischen Realismus“ gilt.<br />
<br />
== Biographie ==<br />
<br />
Der als Sohn französisch-russischer Eltern geborene Carpentier wuchs französisch- und spanischsprachig in Havanna auf. Der Vater ist ein aus der Bretagne stammender Architekt und besaß eine umfangreiche Bibliothek. Die aus Russland stammende Mutter hatte Medizin studiert, arbeitete aber als Sprachlehrerin. Nach der Grundschule geht der junge Alejo in seiner Gymnasialzeit nach Paris, wo er auch mit dem Studium der Musiktheorie beginnt. Anfang der 20er Jahre setzt er sein Studium in Havanna fort. Er studierte Architektur, Literatur und Musikwissenschaften, arbeitete für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften und musste 1927 wegen Protestaktionen gegen den Diktator Gerardo Machado für ein halbes Jahr ins Gefängnis. Anschließend geht er für 11 Jahre ins französische Exil. In Paris nimmt Carpentier Kontakt zur surrealistischen Bewegung auf und lernt André Breton, Lpouis Aragon, Paul Eluard, Tristan Tzara, Pablo Picasso u.a. Künstrler seiner Zeit kennen. Hier schreibt er auch seinen ersten Roman (''Ecué-Yamba-O'', 1933), der sich mit dem Gegensatz der mythischen Kulturen Lateinamerikas und der modernen Zivilisation befasst. <br />
<br />
1939 verlässt Carpentier enttäuscht Europa und kehrt nach Havanna zurück. Hier arbeitet er für den Rundfunk und an lehrt Musikgeschichte an der Universität von Havanna. 1943 macht er eine wichtige Reise durch Haiti, auf der er die lateinamerikanische Natur und das Leben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen auf dem Land kennen lernt. 1945 flieht er vor dem Terror der Batista-Diktatur erneut, dieses Mal nach Venezuela. Hier arbeitet er für eine Werbeagentur und lehrt an einer Kunsthochschule in Caracas Kunstgeschichte. Eine Reise ins Innere Venezuelas lässt ihn Amerika als einen einzigartigen Kontinent erleben, in dem verschiedene Zeiten gleichzeitig existieren. 1949 erscheint der Roman ''El reino de este mundo'' (dt. Das Reich von dieser Welt, 1964), der die Erfahrungen der Haiti-Reise im Jahre 1943 verarbeitet und dessen berühmtes Vorwort als Manifest des Magischen Realismus gilt. In dem lateinamerikanischen Gegenprogramm zum europäischen Surrealismus, der von ihm als künstlich und gewollt kritisiert wird, formuliert Carpentier zum ersten Mal seine Vorstellungen vom „wunderbar Wirklichen“, das in Lateinamerika im alltäglichen Leben der Menschen existiere und hier authentisch erfahrbar sei. <br />
<br />
Mit der kubanischen Revolution 1959 kehrt Carpentier wieder nach Kuba zurück und wird 1962 Leiter des staatlichen Nationalverlages und Vizepräsident des kubanischen Schriftstellerverbandes. Es erscheint sein erfolgreichster Roman ''Explosion in der Kathedrale'' (im Original 1963, dt. 1965) und Carpentier wird zu einem der bekanntesten Schriftsteller Lateinamerikas. 1966 schickt Castro ihn als Kulturattaché der kubanischen Botschaft nach Paris. In dieser Zeit erscheinen weitere Romane wie ''Staatsraison'' (1974; 1976) und ''Le Sacre du Printemps'' (1978; 1993). Am 24.4.1980 stirbt Carpentier in der französischen Hauptstadt.<br />
<br />
== Werke ==<br />
* [[Das Reich von dieser Welt]]<br />
* [[Explosion in der Kathedrale]]<br />
<br />
==Literatur==<br />
* Harthmuth, Sabine und Dieter Ingenschay: Lateinamerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts, Stuttgart 2001<br />
* Müller-Bergh, Klaus: Alejo Carpentier - Autor und Werk in ihrer Epoche, in: Strausfeld, Michi (Hrg.): Lateinamerikanische Literatur, Frankfurt a.M. 1989, S. 73-114<br />
<br />
==Weblinks==<br />
[http://de.wikipedia.org/wiki/Alejo_Carpentier Alejo Carpentier] bei Wikipedia<br />
<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Magischer Realismus, Lateinamerika, Kuba, Le sacre du Printemps, Lateinamerikanische Literatur</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Lateinamerikanische_Literatur|Carpentier, Alejo]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Rayuela&diff=4607Rayuela2013-07-05T22:06:00Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Rayuela''' ist ein Roman von [[Julio Cortázar]]. Der Roman erschien 1963 und gilt als Cortázars wichtigster und einer der bedeutendsten Romane der sogenannten "Boom"-Phase der lateinamerikanischen Literatur, in der diese mit Autoren wie Márquez, Llosa, Asturias, Cortázar u.a. Anschluss an die Weltliteratur gefunden hat. <br />
<br />
== Aufbau ==<br />
<br />
Vor der Lektüre werden dem Leser zwei Vorgehensweisen vorgeschlagen: Entweder liest er den Roman vom 1. bis zum 56. Kapitel und lässt den letzten, mit „Entbehrliche Kapitel“ überschriebenen Teil weg, oder er folgt den Anweisungen am Ende jedes Kapitels auf einem verschlungenen Weg durch den Roman mit Vorgriffen und Rückgriffen und der Lektüre aller 155 Kapitel. <br />
<br />
Der Roman besteht insgesamt aus drei Teilen. Der erste Teil (überschrieben mit „Vom anderen Ufer“) spielt in Paris, der zweite (überschrieben mit „Vom hiesigen Ufer“) in Buenos Aires. Der dritte Teil (überschrieben mit „Von anderen Ufern“)enthält die unterschiedlichsten Textteile: Einige Kapitel gehören inhaltlich zu den beiden ersten Romanteilen, andere enthalten die Romanpoetik des fiktiven Autors Morelli, die dem Roman Rayuela zugrunde zu liegen scheinen, weitere bringen Zitate anderer Schriftsteller und Philosophen, Zeitungsnotizen, innere Monologe und Gedanken nicht identifizierbarer Personen.<br />
<br />
== Inhalt ==<br />
<br />
Die Hauptperson des Romans, Horacio Oliveira, stammt aus Buenos Aires, lebt im ersten Teil des Romans aber als Bohéme in Paris. Er gehört mit einer Gruppe Gleichgesinnter zum „Club der Schlange“, der sich im Atelier zweier Künstler trifft, Wodka trinkt, Gauloise raucht, Jazz hört und philosophische und ästhetische Fragen diskutiert. Intensiv werden die Theorien des von allen verehrten Romanschriftstellers Morelli erörtert. Horacio und der Maler Etienne werden zufällig Zeuge eines Verkehrsunfalls, bei dem ein alter Mann verletzt wird und anschließend in ein Krankenhaus eingeliefert wird. Ohne zu wissen warum, besuchen sie den Alten im Krankenhaus, der sich überraschend als Morelli entpuppt. Morelli beauftragt seine beiden Bewunderer, sich um seine Manuskripte zu kümmern, und gibt ihnen den Schlüssel zu seiner Wohnung. Dort trifft sich gegen Ende des ersten Teils der ganze Club, um Morellis Manuskripte zu sichten und zu diskutieren.<br />
<br />
Ein anderer Handlungsstrang dreht sich um die Liebesbeziehung zwischen Horacio und Lucía, die „die Maga“ genannt wird. Die Maga stammt aus Montevideo und ist ebenfalls in Paris gestrandet. Sie hat eine schwere Kindheit hinter sich, mit einer früh gestorbenen Mutter, einem ständig betrunkenen und sie misshandelnden Vater und einem schwarzen Hausangestellten, der sie mit 14 vergewaltigt hat. Mit einem gerade geborenen Kind unter dem Arm ist sie mittellos nach Paris gegangen, um Gesang zu studieren. Horacio und die Maga treffen sich oft gewollt zufällig in den Straßen von Paris und erleben leidenschaftliche Begegnungen. Die Liebe zwischen beiden wird jedoch bald getrübt durch Eifersüchteleien. Horacio hat eine Geliebte mit dem Namen Pola, die er heimlich trifft. Er selbst verdächtigt die Maga, mit dem Clubmitglied Gregorovius zu schlafen. <br />
<br />
Ein größeres Problem zwischen beiden entsteht, als die Maga ihren dreijährigen, ernsthaft erkrankten Sohn, den sie zunächst in Pflege aufs Land gegeben hatte, in die gemeinsame Einzimmerwohnung holt. Horacio flieht vor der Enge mit dem Kind, irrt durch die Straßen von Paris und gerät durch Zufall in das Konzert einer drittklassigen Pianistin. Aus Mitleid nimmt er sich der Dame an, die ihn jedoch schließlich als Wüstling missversteht und abweist. Währenddessen besucht Gregorovius und der ganze Club die Maga; auch Horacio stößt dazu. Während der Club über metaphysische Fragen diskutiert, stirbt unbemerkt im Hintergrund des Zimmers der Sohn der Maga. Als der Tod des Kindes entdeckt wird, bricht die Mutter zusammen, und Horacio verlässt die Wohnung. Als er einige Tage später zurückkommt, ist die Maga verschwunden, wohin weiß niemand.<br />
<br />
Bei dem letzten Zusammentreffen des Clubs in Morellis Wohnung kommt es zum Eklat wegen Haracios Verhalten zu seinen beiden Frauen. Horacio erklärt seinen Austritt aus dem Club, irrt erneut durch Paris und lässt sich mit einer Clocharde ein. Dabei wird er von der Polizei aufgriffen und offensichtlich ausgewiesen.<br />
<br />
Der zweite Teil des Romans beginnt mit Horacios Ankunft in Südamerika. Nach einer kurzen Suche nach der Maga in Montevideo landet Horacio in Buenos Aires und wird von seinem Jugendfreund Traveler und dessen Freundin Talita empfangen. Beide arbeiten in einem Zirkus, bei dem auch Horacio einen Job finden wird. Er quartiert sich in ein Hotelzimmer im 6. Stock gegenüber der Wohnung von Horacio und Talita ein. Als er eines Tages gerade Nägel und Mate von beiden braucht, bauen die drei, statt sechs Stockwerke runter und wieder rauf zu laufen, aus Brettern eine Brücke quer über die Straße. In einer halsbrecherischen Aktion bringt Talita Horacio die gewünschten Dinge. In dieser höchst symbolischen Szene wird deutlich, dass Horacio in Talita zunehmend die Maga sieht und Traveler zeitweise als seinen eigenen Doppelgänger erlebt. <br />
<br />
Der Zirkus, bei dem die drei arbeiten, wird von seinem Direktor verkauft, der stattdessen eine Irrenanstalt erwirbt, den neuen Arbeitsplatz für Horacio, Talita und Traveler. Zwischen Horacio und Talita kommt es zu einer ebenso engen wie undurchsichtigen Beziehung. Horacio steigert sich zunehmend in eine Phantasiewelt, in der Talita und die Maga verschmelzen und er in Traveler seinen Gegner sieht. Ihm versucht er eines Tages eine Falle zu stellen, indem er sein Zimmer mit Fäden, Kugeln und Wasserbehältern auslegt und Traveler hineinlockt, damit dieser sich darin verfängt. Doch der phantastische Plan misslingt. Es kommt zu einem langen Gespräch zwischen Horacio und Traveler, während Talita, von Horacio nun gänzlich als die Maga wahrgenommen, unterhalb des Fensters von Horacios Zimmer auf dem Feld jenes Hüpfspiels steht, der dem Roman seinen Namen gegeben hat.<br />
<br />
==Weblinks==<br />
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Rayuela Rayuela] Kurzbesprechung bei Wikipedia<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Lateinamerikanische Literatur, Julio Cortázar, Roman, Rayuela, Boom-Phase</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Lateinamerikanische Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Die_kahle_S%C3%A4ngerin&diff=4606Die kahle Sängerin2013-07-05T22:00:30Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Die kahle Sängerin''' (La cantatrice chauve) ist das erste Stück des französischen Dramatikers [[Eugène Ionesco]]. Es entstand 1948, wurde am 11.5.1950 in Paris uraufgeführt und erschien zuerst 1953.<br />
<br />
== Inhalt ==<br />
Ein englisches Ehepaar, Mr. und Mrs. Smith, sitzen abends am Kaminfeuer. Er raucht Pfeife und liest Zeitung, sie strickt Socken. Ihre Unterhaltung dreht sich um alltäglich-banale Dinge, um die Uhrzeit, Krankheiten, Mahlzeiten, Todesfälle. Mr. und Mrs. Martin kommen zu Besuch. Sie scheinen sich jedoch gar nicht zu kennen und stellen erst nach einer umständlichen 'logischen' Beweisführung fest, dass sie Mann und Frau sind, da sie in derselben Stadt, derselben Straße, demselben Haus, demselben Zimmer wohnen und in demselben Bett schlafen. Das Gespräch mit den Smiths dreht sich wieder um dieselben alltaglichen Banalitäten. Dann taucht ein Feuerwehrmann auf und fragt höflich, ob ein Feuer ausgebrochen sei, was die Smiths bedauernd verneinen. Aus den stupiden Witzen des Feuerwehrmanns entwickelt sich ein sinnloses Durcheinanderreden, das in ein Herausschreien von bloßen Konsonanten und Vokalen endet. Der Vorhang fällt - und geht wieder auf, dieses Mal über den Martins, die denselben Dialog wie zu Beginn die Smiths aufnehmen.<br />
<br />
== Entstehung ==<br />
Das Stück geht auf Ionescos denkwürdige Erfahrungen mit einem Englisch-Lehrbuch zurück: "Gewissenhaft schrieb ich die Sätze aus meinem Lehrbuch ab, um sie auswendig zu lernen. Als ich sie aufmerksam wieder durchlas, lernte ich zwar nicht Englisch, dafür aber erstaunliche Wahrheiten: daß die Woche sieben Tage hat zum Beispiel ... oder, daß der Fußboden unten, die Decke oben ist..." (Eugène Ionesco: Argumente und Argumente, Neuwied und Berlin 1964). Im Fortgang des Lehrbuchs traten Personen auf, die sich Dinge mitteilten, die sie eigentlich schon wissen mussten: So setzte eine Frau Smith ihren Mann darüber in Kenntnis, dass beide mehrere Kinder hätten, in der Umgebung Londons wohnten, ein Dienstmädchen hätten usw. Dieses Leseerlebnis der Absurdität des Alltags wurde zur Keimzelle der "Kahlen Sängerin" und damit des absurden Theaters des Eugène Ionesco. Das Stück sollte zuerst "Englisch ohne Mühe", später "Die Englischstunde" heißen. Der spätere Titel des weltberühmten Stückes geht auf einen Versprecher des Schauspielers zurück, der bei der Erstaufführung den Feuerwehrmann spielte. Ionesco führte daraufhin eine kurze Anspielung auf den Titel ein: Bevor der Feuerwehrmann die Familie Smith wieder verlässt, erkundigt er sich beiläufig nach der kahlen Sängerin und erhält nach einem peinlichen Schweigen die Antwort, sie trage immer noch dieselbe Frisur.<br />
<br />
== Deutung ==<br />
Ionescos Stück dreht sich einerseits um die Sprache des Alltags. Sie ist völlig aussagelos geworden, geht ins Leere und bewegt nichts mehr. Während im klassischen Theater, und auch noch in dem Theater Brechts, Dialoge eine die Handlung voran treibende Funktion haben, gibt es bei Ionesco keine echten Dialoge mehr. Die Figuren reden nebeneinander her und könnten ebenso gut schweigen. Im Grunde überdecken sie mit ihrem Gerede nur die zwischen ihnen herrschende Leere und Langeweile. Und das bedeutet, dass Ionesco letztlich mit seiner Kritik an der alltäglichen Konversation, die Situation der Menschen zeigen will, die darin gefangen sind. "Die Smiths, die Martins können nicht mehr miteinander reden, weil sie nicht mehr denken können; sie können nicht mehr denken, weil sie nichts mehr bewegen kann, weil sie keine Leidenschaft mehr empfinden." (Eugène Ionesco: Argumente und Argumente, Neuwied und Berlin 1964) So deckt die Kritik an der oberflächlichen Sprache eines Sprachlehrbuchs in der Konsequenz die existenzielle Situation des modernen Menschen auf: Sein Gefangensein im Alltagsgeschwätz zeigt seine innere Leere, seine absolute Einsamkeit.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Martin Esslin: Das Theater des Absurden, Frankfurt am Main 1964<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Theater, Drama, Frankreich, Eugène Ionesco, Französische Literatur</metakeywords><br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
[[Kategorie:Französische Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Der_Augenzeuge&diff=4605Der Augenzeuge2013-07-05T21:57:34Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Der Augenzeuge''' (Le voyeur) ist ein Roman des französischen Autors [[Alain Robbe-Grillet]], der als einer der wichtigsten Vertreter des Nouveau Roman gilt, einer experimentelle Literaturbewegung im Frankreich der 1950er bis 1970er Jahre.<br />
<br />
==Inhalt==<br />
In dem Roman geht es um den Aufenthalt des Handlungsreisenden Mathias auf einer Insel, auf der er Uhren verkaufen will. Zu Beginn wird die Ankunft des Passagierdampfers dargestellt, mit dem Mathias die Insel erreicht. Der Hafen, das Meer, wartende Menschen, eine vorbeiziehende Möwe, herumliegende und im Wasser schwimmende Gegenstände werden beschrieben. Beim Verlassen des Schiffes und Betreten der Insel gehen Matthias verschiedene Vorstellungen durch den Kopf, teil aus seiner Vergangenheit, teils verweggenommene Verkaufsszenen. Matthias mietet ein Fahrrad und begibt sich auf den Weg. Nach einer gewissen Zeit findet sich Mathias mit seinem Fahrrad an einer Weggabelung, ohne zu wissen, wie er dahin gekommen ist. In der Erzählung wie in seinem Bewusstsein klafft eine Zeitlücke. Während dieses 'verlorenen' Zeitabschnitts ist ein kleines Mädchen ermordet worden. Matthias bemüht sich in Gesprächen mit den Inselbewohnern, das Loch in seinem Zeitbewusstsein mit unverdächtigen Handlungen aufzufüllen. Dabei bedrängt ihn das Gefühl, von einem kleinen Jungen gesehen worden zu sein, der sich aber passiv verhält und nichts von seinem möglicherweise vorhandenen Wissen äußert. Ohne dass etwas gegen ihn unternommen wird und ohne dass der Verdacht des Lesers bestätigt wird, verlässt Mathias am vierten Tag unbehelligt die Insel.<br />
<br />
==Interpretation==<br />
<br />
==Unterricht==<br />
<br />
==Literatur==<br />
<br />
==Weblinks==<br />
<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Französische Gegenwartsliteratur, Nouveau roman, Französische Literatur, Literaturbewegung, Frankreich, Alain Robbe-Grillet, Roman</metakeywords><br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
[[Kategorie:Französische_Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Alain_Robbe-Grillet&diff=4604Alain Robbe-Grillet2013-07-05T21:55:56Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Alain Robbe-Grillet''' (* 1922 in Brest) ist ein französischer Autor, Literaturtheoretiker und Filmemacher. Er gilt als theoretischer Begründer des nouveau roman und als einer der wichtigsten Vertreter dieser Literaturbewegung der 1950er bis 1970er Jahre.<br />
<br />
== Biographie ==<br />
Alain Robbe-Grillet wurde in eine Familie von Wissenschaftlern und Ingenieuren hineingeboren. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete er in einer deutschen Panzerfabrik. Zwischen 1945 und 1951 studierte er Statistik und Landwirtschaft in Paris. Als Agronom hat er anschließend auf Martinique gearbeitet und ab 1955 als literarischer Berater in der Les Editions de Minuit, in der u.a. Nathalie Sarraute, Michel Butor, Jacques Derrida, and Pierre Bourdieu veröffentlichten. Sein 1951 geschriebener Roman Les gommes (Ein Tag zuviel) machte ihn zu einem der führenden Vertreter des nouveau roman. Ihm folgten 1955 Le voyeur (Der Augenzeuge), 1957 La jalousie (Die Jalousie oder die Eifersucht), 1959 Dans le labyrinthe, 1959 (Die Niederlage von Reichenfels). In dem Essay Pour un Nouveau Roman (Argumente für einen neuen Roman) von 1963 formulierte Robbe-Grillet das Konzept für einen neuen, dem realistischen und psychologischen Roman der Tradition abgewandten Roman. In den 1960er Jahren begann er auch Drehbücher zu schreiben, u. a. für Alain Resnais’ Film „Letztes Jahr in Marienbad“, und Filme zu drehen.<br />
<br />
== Werk ==<br />
Robbe-Grillet ist neben Nathalie Sarraute und Michel Butor einer der Hauptvertreter, wenn nicht gar der wichtigste Vertreter des ''nouveau roman'', einer experimentellen Literaturbewegung im Frankreich der 1950er bis 1970er Jahre, die sich vom klassischen Roman in der Tradition Balzacs und Flauberts mit seiner geschlossenen Handlung und seinem individuellen Helden abwendet. Bei Robbe-Grillet steht im Mittelpunkt des Romangeschehens eine Dingwelt, aus der das Verhalten des Helden, seine Psychologie und seine Motive nur indirekt ableitbar sind. Robbe-Grillet, der auch als Theoretiker des ''nouveau roman'' hervortrat, wendet sich gegen jede Vermenschlichung der Dinge, wie er sie auch noch im Werk Camus' sieht: "Die Welt ist weder sinnvoll noch absurd. Sie ist." Dem traditionellen Roman, und auch noch den Romanen seiner existenzialistischen Zeitgenossen Sartre ("Der Ekel") und Camus ("Der Fremde"), wirft Robbe-Grillet vor, die Dinge mit psychologischen, moralischen und metaphysischen Metaphern zu beschreiben, so dass sie uns vertraut erscheinen. Er fordert dagegen, die Welt so fremd darzustellen, wie sie dem Menschen gegenüber ist. Dieser 'neue Dingroman' (Zeltner-Neukomm) wird wohl am konsequentesten in Robbe-Grillets zweitem veröffentlichten Roman "Der Augenzeuge" künstlerisch überzeugend gestaltet.<br />
* Ein Tag zuviel (Les gommes, 1953)<br />
* [[Der Augenzeuge]] (Le voyeur, 1955)<br />
* [[Die Jalousie oder die Eifersucht]] (La jalousie, 1957)<br />
* Die Wiederholung (La reprise, 2001)<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Zeltner-Neukomm, Gerda: Das Wagnis des französischen Gegenwartromans, Reinbek bei Hamburg 1960<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
[http://www.hamburger-bildungsserver.de/index.phtml?site=faecher.deutsch.robbe-grillet Alain Robbe-Grillet] Linksammlung auf dem Hamburger Bildungsserver<br />
<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Französische Gegenwartsliteratur, Nouveau roman, Französische Literatur, Literaturbewegung, Frankreich</metakeywords><br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
[[Kategorie:Französische Literatur|Robbe-Grillet, Alain]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Marguerite_Duras&diff=4603Marguerite Duras2013-07-05T21:51:39Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Marguerite Duras''' (* 4. April 1914 in Gia Dinh, einem Vorort von Saigon, † 3. März 1996 in Paris) wurde als Marguerite Donnadieu als Tochter eines in Vietnam lebenden französischen Lehrerehepaars geboren. Sie ging schon in jungen Jahren nach Frankreich und wurde Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Filmregisseurin.<br />
<br />
<br />
== Biographie ==<br />
Als Marguerite Duras drei Jahre alt ist, zieht die Familie von Gia Dhin bei Saigon nach Hanoi, in das 'tropische Paris', um. 1920 folgt der nächste Umzug nach Pnom Penh, wo die Familie in einem großen Wohnsitz mit Park residiert. Duras' Vater erkrankt und zieht sich 1921 zum Sterben nach Frankreich zurück. Die Mutter erwirbt am Golf von Siam ein Reisfeld, das sie jedoch bald wegen ständiger Überschwemmungen aufgeben muss. Die Familie verarmt. Mit 15 besucht Marguerite das Gymnasium von Saigon, wo sie eine Affäre mit einem bedeutend älteren reichen Chinesen eingeht, von dessen Geld auch die restliche Familie profitiert.<br />
<br />
1933 verlässt Marguerite Vietnam für immer und begibt sich in die Heimat ihrer Eltern nach Frankreich. Hier studiert sie an der Sorbonne Rechtswissenschaften, Mathematik und Politik. 1939 heiratet sie den Schriftsteller Robert Antelme; beide engagieren sich in der Résistance. 1942 stirbt der gemeinsame Sohn gleich nach der Geburt. Marguerite lernt den Gallimard-Lektor Dionys Mascolo kennen und geht mit ihm eine Beziehung ein. Ihr Mann wird durch Verrat innerhalb der Widerstandsbewegung von der Gestapo verhaftet und im Konzentrationslager in Dachau festgehalten, kommt jedoch lebend davon. 1947 bringt Marguerite erneut ein Kind zur Welt, dieses Mal ist der Vater Dionys Mascolo. Die Beziehungen zu Robert Antelme und später auch zu Mascolo zerbrechen nacheinander, und Marguerite verfällt zunehmend dem Alkohol. Daran ändern auch ihr endlich sich einstellender Ruhm und die Beziehung zu einem jungen Mann nichts. Marguerite Duras stirbt am 3. März 1996 in Paris.<br />
<br />
== Werk ==<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
[http://www.hamburger-bildungsserver.de/index.phtml?site=faecher.deutsch.duras Marguerite Duras] Linksammlung auf dem Hamburger Bildungsserver<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Schriftstellerin, Frankreich, Filmregie, Französische Literatur</metakeywords><br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
[[Kategorie:Französische Literatur|Duras, Marguerite]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Elektra&diff=4602Elektra2013-07-05T21:48:51Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''''Elektra''''' ist eine Tragödie von [[Sophokles]] und wahrscheinlich um 420 v. Chr. entstanden.<br />
<br />
== Inhalt ==<br />
<br />
Elektra, die Tochter des Königs Agamemnon, des griechischen Heerführers in der Schlacht um Troja, trauert um ihren Vater, der nach seiner Rückkehr von seiner Frau Klytaimnestra und deren Liebhaber Aigisthos ermordet worden war. Elektra sinnt auf Rache und hofft auf die Rückkehr ihres Bruders Orest, der vor den Mördern seines Vaters geflohen war.<br />
<br />
Die Warnungen der Schwester Chrysothemis vor Aigisthos missachtet Elektra und wirft der Schwester Feigheit vor. Chrysothemis will Grabspenden der Mutter, die diese ihr aus schlechtem Gewissen gegeben hatte, am Grab ihres Vaters opfern. Elektra beschwört die Schwester, das Grab des Vaters nicht durch die Gaben der schuldigen Mutter zu entehren.<br />
<br />
In einem Dialog mit Elektra rechtfertigt Klytaimnestra den Mord an Agamemnon damit, dass dieser ihre Tochter Iphigenie vor dem Aufbruch nach Troja geopfert habe. Elektra glaubt ihr nicht und sieht den wahren Grund in dem Ehebruch mit Aigisthos. Zornig fleht Klytaimnestra Apollon um Hilfe an.<br />
<br />
Ein fremder Bote berichtet, daß Orest bei einem Wagenrennen in Delphi umgekommen sei. Klytaimnestra ist erleichtert und glaubt, dass Apollo sie erhört habe. Elektra sieht ihre letzte Hoffnung schwinden.<br />
<br />
Sie klagt den Frauen von Mykene ihr Leid. Da kommt Chrysothemis und berichtet, sie habe auf dem Grab des Vaters unbezweifelbare Zeichen gefunden, dass Orest zurückgekommen sei. Elektra hält ihr die Nachricht vom Tod des Bruders entgegen und bedrängt sie, gemeinsam die Mutter und Aigisthos zu töten. Chrysothemis schrickt jedoch vor der Tat zurück.<br />
<br />
Ein fremder Jüngling taucht auf und überbringt eine Urne, in der die Asche Orests sein soll. Als Elektra den Bruder beweint, gibt sich der Jüngling als Orest zu erkennen. Seinen Tod habe er nur vorgespielt, um Klytaimnestra in Sicherheit zu wiegen. Elektra umarmt den Bruder, der sogleich zur Tat schreitet und die Mutter tötet.<br />
<br />
Aigisthos kehrt von einer Reise zurück und glaubt, dass Orest tot sei. Den verhüllten Leichnam Klytaimnestras hält er für Orests toten Körper. Als er das Tuch zurückschlägt, erkennt er seine tote Geliebte. Orest tötet ihn daraufhin an der selben Stelle, an der Aigisthos Agamemnon erschlagen hatte.<br />
<br />
==Weblinks==<br />
* [http://gutenberg.spiegel.de/sophokle/elektra/elektra.xml Elektra] Text der deutschen Übersetzung im Projekt Gutenberg<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Sophokles, Antike Literatur, Agamemnon, Tragödie, Griechenland</metakeywords><br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
[[Kategorie:Antike Literatur]]<br />
[[Kategorie:Sophokles]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Medea&diff=4601Medea2013-07-05T21:46:03Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Medea''' ist das zweite erhaltene Werk des griechischen Tragödiendichters [[Euripides]]. Es belegte bei seiner Aufführung 431 v. Chr. nur den 3. Platz, war seit dem 4. Jahrhundert aber eine der beliebtesten attischen Tragödien und wurde später bis ins 20. Jahrhundert hinein von zahlreichen Autoren neu bearbeitet.<br />
<br />
== Inhalt ==<br />
[[Bild:De_Morgan_Medea.jpg|thumb|240px|Medea mit einem Giftbecher]]<br />
Der Stoff der Tragödie entstammt einer der ältesten und bekanntesten griechischen Mythen, der Argonautensage um die Rückeroberung des von einem Drachen bewachten Goldenen Fließes. Dem jungen Helden Jason gelingt nach einer langen Reise von Griechenland nach Kolchis am Schwarzen Meer die Eroberung des Goldenen Fließes mit Hilfe der Zauberkünste der jungen Königstochter Medea, die sich in Jason leidenschaftlich verliebt hat. Medea und Jason werden ein Paar. In Jasons Heimat vernichtet Medea dessen Onkel, der Jason auf die gefährliche Reise geschickt hatte, um ihn aus dem Weg zu räumen und so den eigentlich Jason zustehenden Thron für sich zu behalten. Medea und Jason fliehen darauf an den Hof des Königs Kreon in Korinth. <br />
<br />
Hier beginnt die Tragödie des Euripides. Medea und Jason haben inzwischen drei gemeinsame Söhne. Jason jedoch hat Medea verlassen und die Tochter des Königs Kreon geheiratet, angeblich um die wirtschaftliche Not der Familie zu beheben. Medea, die für ihn alles aufgegeben und ihre Heimat verlassen hat, wird von ihm verstoßen, und Kreon droht, sie zu verbannen. Medea fühlt sich zutiefst verletzt und verraten und beschließt, sich an Jason, ihrer Nebenbuhlerin und dem König zu rächen, und entwirft einen ausgefeilten Racheplan. Sie lässt die eigenen Kinder der Tochter Kreons als Hochzeitsgeschenk ein vergiftetes Kleid und einen vergifteten Haarkranz überbringen. Daran stirbt nicht nur die Nebenbuhlerin, sonder auch der ihr zu Hilfe eilende Vater. Um Jason noch tiefer zu treffen, tötet Medea auch die gemeinsamen Kinder. Zum Schluss entflieht sie, Jason verhöhnend, auf einem von dem Sonnengott Helios, ihrem Großvater, geschickten Drachenwagen zu Aigeus, dem König Athens, der ihr zuvor das Asyl angeboten hatte.<br />
<br />
== Interpretation ==<br />
<br />
== Unterricht ==<br />
*[http://www.ekg-koeln.de/deutsch/index.html Medea - Stimmen] Projekt eines Deutsch-Grundkurses des Erich Kästner-Gymnasiums in Köln über Christa Wolfs Roman, mit Vergleichen zur Medea des Euripides<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
Munaretto, Stefan: Medea. Ein Mythos und seine Bearbeitungen. Bange Verlag: Hollfeld, 2009. Reihe Königs Erläuterungen Spezial.<br />
<br />
==Weblinks==<br />
*[http://www.zeno.org/Literatur/M/Euripides/Trag%C3%B6dien/Medea Medea] Text in der Übersetzung von J.A. Hartung bei Zeno.org<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Euripides, Griechische Tragödie, Griechische Mythen, Mythos, Antike</metakeywords><br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
[[Kategorie:Antike Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Der_Kirschgarten&diff=4592Der Kirschgarten2013-06-25T08:41:48Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Der Kirschgarten''' ist eine Komödie in vier Akten von [[Anton Tschechow]]. Es ist Tschechows letztes Werk und wurde zu seinem 44. Geburtstag 1904 in Moskau uraufgeführt. Der Autor starb ein halbes Jahr nach der Uraufführung an Tuberkulose.<br />
<br />
== Entstehung ==<br />
Die Idee, für das Moskauer Künstlertheater unter der Leitung von Stanislawskij und Nemirowitsch-Dantschenko eine Komödie zu schreiben, geht auf den Beginn des Jahres 1901 zurück. Aber erst im Februar 1903 begann Tschechow mit der Niederschrift und brauchte acht Monaten zur Fertigstellung des Stückes. Die Arbeit an der Komödie war überschattet von Tschechows Lungentuberkolose, die ihm seit Jahren zu schaffen machte und um die Jahrhundertwende immer stärker zum Ausdruck kam und der er im Juli 1904 erlag. So ist die Untergangsthematik dieser tragischen Komödie auch durch Tschechows eigene Lebenssituation geprägt.<br />
<br />
==Inhalt==<br />
Das Stück spielt um 1900 auf einem russischen Adelssitz mit einem großen Kirschgarten. Die Besitzerin, Ljubow Andrejewna, lebt nach dem Tod ihres Mannes und nach dem tödlichen Unfall ihres Sohnes seit fünf Jahren in einer unglücklichen Beziehung mit ihrem Geliebten in Paris. Sie wird von ihrer Tochter Anja nach Russland zurückgerufen, da das Langut hoch verschuldet ist und versteigert werden soll. Bei ihrer Ankunft zu Beginn des Stückes wird Ljubow Andrejewna von Kindheitserinnerungen überwältigt. Aber das Landgut scheint nicht mehr zu retten zu sein. Sie selbst und ihr Bruder Gajew haben ihr Vermögen verschwendet, sie an ihren Geliebten, Gajew durch seine leichtsinnige Lebensweise. Lopachin, der Sohn eines früheren Leibeigenen, der es als Kaufmann zu einem gewissen Wohlstand gebracht hat, macht ihr den Vorschlag, den Kirschgarten abzuholzen, das Land zu parzellieren und für Datschen (Ferienhäuser) zu verpachten. Die Erinnerung an die alte Zeit und der blühende Kirschgarten lässt die Geschwister den Vorschlag zurückweisen. So kommt es zur Versteigerung, bei der das Gut an Lopachin fällt. Zum Abschied gibt die Gutsbesitzerin ein großes Fest, bei der jedoch keine festliche Stimmung aufkommen will, da der Grund und Boden, auf dem man tanzt, unrettbar verloren ist. Nach einer langen Abschiedszene, bei der im Hintergrund bereits die Axtschläge der Holzfäller im Kirschgarten zu hören sind, zerstreut sich die Familie in alle Richtungen. Ljubow Andrejewna geht zu ihrem untreuen und sie ausnutzenden Geliebten nach Paris zurück, Gajew tritt eine Stelle in einer Bank an und die Dienerschaft begibt sich auf die Suche nach neuen Beschäftigungen.<br />
<br />
==Interpretation==<br />
<br />
<br />
==Wirkung==<br />
<br />
<br />
==Unterricht==<br />
<br />
<br />
==Literatur==<br />
* Bodo Zelinsky (2003): Der Kirschgarten, in: Bodo Zelinsky (Hrg.): Tschechows Dramen, Stuttgart 2003, S. 103-142<br />
<br />
==Weblinks==<br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Russland, Moskau, Tschechow, Drama, Komödie, Theater</metakeywords><br />
<br />
[[Kategorie:Russische Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Pique_Dame&diff=4591Pique Dame2013-06-25T08:39:50Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Pique Dame''' ist eine Erzählung des russischen Dichters [[Alexander Puschkin]]. Sie erschien 1834.<br />
<br />
==Inhalt==<br />
Herrmann, ein deutscher Ingenieur, verbringt seine Abende und Nächte damit, den jungen Adligen der Petersburger Gesellschaft in den Spielsalons der Stadt zuzusehen, ohne je selbst eine Karte in die Hand zu nehmen. Von Natur aus ist er ein leidenschaftlicher Spieler, rührt aber sein kleines ererbtes Vermögen nicht an und lebt von dem kargen Gehalt eines Offiziers. Von dem Grafen Tomskij hört er eines Tages eine seltsame Geschichte: Die Großmutter des Grafen habe vor Jahren in Paris, als sie eine Spielschuld nicht bezahlen konnte, von dem geheimnisvollen Grafen Saint-Germain drei Karten genannt bekommen, die sie beim nächsten Spiel gewinnen ließen, wodurch sie ihre Schulden habe zurückzahlen können. Die Geschichte beschäftigt Herrmann während seiner einsamen Spaziergänge durch Petersburg, und wie zufällig gelangt er vor das Haus der Gräfin und erblickt in einem Fenster Lisaweta, die Gesellschafterin der Gräfin. In der folgenden Nacht träumt er von großen Spielgewinnen. <br />
<br />
Herrmann will nun um jeden Preis das Geheimnis der drei Karten erzwingen. Er macht sich zunächst an Lisaweta heran, schreibt ihr Liebesbriefe, deren Liebeserklärungen er aus deutschen Romanen abschreibt, und schleicht sich in ihr Vertrauen ein. Lisaweta sieht in Herrmann eine Erlösung aus ihrer trostlosen Lage als mittellose und abhängige Gesellschafterin der Gräfin, verliebt sich in ihn und ist schließlich bereit zu einem heimlichen Stelldichein während der Abwesenheit der Gräfin. Herrmann schleicht sich jedoch nicht in Lisawetas Zimmer, sondern in das Kabinett der Gräfin und lauert ihr auf, um ihr das Geheimnis der drei Karten zu entreißen. Bei ihrer Rückkehr wird die Gräfin in ihrem Kabinett von Herrmann überrascht. Als Herrmann ihr sein Anliegen vorträgt, erklärt sie die ganze Geschichte mit den drei Karten für einen Scherz. Als Herrmann darauf eine Pistole zieht, um von ihr das Geheimnis zu erpressen, stirbt die Alte vor Schreck. Herrmann berichtet Lisaweta von dem Vorfall, die erkennt, dass Herrmann sie nur benutzt hat. Drei Tage später zieht es Hermann zum Begräbnis der Gräfin. Dabei scheint es ihm, als ob die tote Gräfin ihm höhnisch zulächele und mit einem Auge zublinzele.<br />
<br />
In der folgenden Nacht erscheint die Gräfin Herrmann im Traum und nennt ihm die drei Karten: 3, 7 und As. Herrmann glaubt fest an die Traumbotschaft und setzt an den folgenden drei Tagen in einem bekannten Spielsalon sein gesamtes Vermögen ein. Tatsächlich gewinnt er an den ersten beiden Tagen mit den genannten Karten 3 und 7 eine bedeutende Summe. Am dritten Tag jedoch erscheint Herrmann statt des gewünschten Asses die Pique Dame und Herrmann verliert alles. Beim Blick auf die Pique Dame scheint es ihm, als ob ihm aus dem Kartenbild heraus die alte Gräfin zublinzele. Er wird wahnsinnig und landet schließlich in einem Irrenhaus. Lisaweta heiratet den Sohn des ehemaligen Verwalters der alten Gräfin.<br />
<br />
==Interpretation==<br />
In Herrmanns Schicksal kreuzen sich zwei Geschichten: 1. die Geschichte des Spielers, die Geschichte von Herrmanns Gier nach großem Reichtum, die zwar anfänglich von seiner 'deutschen' Disziplin im Zaum gehalten wird, dann aber, als er den Weg zum Ziel zu kennen meint, ungezügelt in ihm ausbricht. 2. die Geschichte der menschlichen Beziehungen zwischen Herrmann, Lisaweta und der Gräfin. In dieser Geschichte ist Lisaweta die treibende Kraft. Herrmann glaubt mit der Liebe Lisawetas spielen und sie sich für seine Spielerleidenschaft zu Nutze machen zu können. Gleichsam hinter seinem Rücken bestimmen aber am Ende die Triebkräfte der menschlichen Beziehungen sein Schicksal. Herrmanns Spielerleidenschaft steuert sein bewusstes Handeln. Sie lässt ihn Lisaweta benutzen, um an die Gräfin zu kommen. Sie lässt ihn die Gräfin mit einer Pistole bedrohen und an ihrem Tod schuldig werden. Und sie treibt ihn schließlich ins Verderben, als er lediglich im Vertrauen auf die Informationen einer Vision das erste Mal selber spielt und sein ganzes Vermögen auf drei angeblich sichere Karten setzt. Die Ironie der Geschichte besteht jedoch darin, dass die ihm von der Erscheinung der Gräfin genannten Karten tatsächlich die Gewinnkarten sind, Herrmann jedoch nicht in der Lage ist, die entscheidende dritte Karte zu setzen, weil ihm die nicht eingestandenen menschlichen Beziehungen einen Strich durch die Rechnung machen und ihn auf die falsche Karte setzen lassen.<br />
<br />
==Unterricht==<br />
Für die Behandlung von Puschkins ''Pique-Dame'' bieten sich im Deutschunterricht verschiedene Ansätze:<br />
* Die Erzählung kann einerseits im Kontext literarischer Werke behandelt werden, in denen Träume eine wichtige Rolle spielen: Novalis ''"Heinrich von Ofterdingen"'', E.T.A. Hoffmanns ''"Der Magnetiseur"'', Gottfried Kellers ''"Der grüne Heinrich"'', Thomas Manns ''"Der Tod in Venedig"'' etc. Interessant ist ein Vergleich der Rolle des Traums bei Pushkin (außer in der ''Pique Dame'' spielen Träume in zahlreichen anderen Werken Puschkins eine Rolle: in ''Ruslan und Ludmilla'', ''Boris Gudonow'', ''Der Schneesturm'', ''[[Eugen Onegin]]'', ''Der Sargmacher'' etc.) mit der romantischen Traumauffassung, wie sie etwa in Novalis' Roman ''"Heinrich von Ofterdingen"'' zum Ausdruck kommt, evtl. mit Ausblick auf Freuds Traumtheorie. Zwar gelten die Romantiker als Entdecker des Unbewussten. So schreibt der romantische Naturphilosoph C.G. Carus: ''"Der Schlüssel zur Erkenntnis vom Wesen des bewussten Seelenlebens liegt in der Region des Unbewusstseins"'' (''Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele'', 2. Aufl. Stuttgart 1851, S.1). Das Unbewusste der Romantik ist jedoch im Gegensatz zur modernen Auffassung des Unterbewusstseins kein psychologischer, sondern ein philosophischer Begriff. ''"Die Welt wird Traum, der Traum wird Welt"'' (Novalis : ''Heinrich von Ofterdingen'') lautet das romantische Programm einer Verschmelzung von Ich und Welt über den Traum. Bei Puschkin wäre zu fragen, inwieweit er dem romantischen Traumkonzept noch folgt oder bereits eine psychologische Sichtweise des Traumes zur Geltung bringt. Zwar wird auch Herrmanns Kartentraum 'Welt'. Aber das träumende Ich wird aus dieser Welt ausgestoßen und fällt in den Abgrund zwischen Traum und Welt, den Wahnsinn. <br />
<br />
* Ein zweiter interessanter Kontext könnte durch Vergleiche mit Werken deutlich werden, die die Bedeutung der Literatur bzw. allgemein der fiktionalen Welt für das wirkliche Leben thematisieren, z.B. Thomas Manns ''Tonio Kröger'' (auch hier gibt es eine Lisaweta). In Puschkins Erzählung wird vor allem Lisaweta ein Opfer ihrer Romanlektüre, die sie in Herrmann den Erlöser aus ihrer tristen Lage erblicken lässt. Herrmann wird von dem Grafen Tomskij im Gespräch mit Lisaweta ausdrücklich als Romanfigur bezeichnet, was ihre Phantasie weiter anheizt.<br />
<br />
* Ein dritter Ansatz könnte von Goethes ''Faust'' her kommen und fragen, wie Pushkin in seiner Erzählung mit Faust-Motiven umgeht. So wird Herrmann der ''"Geist eines Mephistopheles"'' zugeschrieben. Und sein rücksichtsloses Streben nach dem großen Gewinn lässt sich als Abwandlung des faustischen Strebens verstehen, wobei Lisaweta die Rolle Gretchens zukommt. Interessant könnte es sein, die Unterschiede zwischen den Figuren wie der Handlung herauszuarbeiten.<br />
<br />
* Und natürlich lässt sich Puschkins Erzählung mit anderen Werken der Literatur vergleichen, in denen ein Spieler eine zentrale Rolle einnimmt, so z.B. in [[Fjodor Dostojewski|Dostojewskis]] ''[[Der Spieler]]'', Arthur Schnitzlers ''Spiel im Morgengrauen'', Stefan Zweigs ''Schachnovelle'' u.a.<br />
<br />
==Literatur==<br />
* Busch, U. (1979): Zu Puschkins Pique Dame, in: Festschrift E. Dickenmann, Heidelberg, S. 17-30<br />
* Gerigk, H.-J. (1982): Pique Dame, in: Die russische Novelle, Hrg. B. Zelinsky, Düsseldorf, S. 34-46<br />
* Kasang, L. (1985): Zur Motivierung und Entfaltung der Träume bei Puschkin, Hamburg (Staatsexamensarbeit)<br />
<br />
==Weblinks==<br />
* [http://gutenberg.spiegel.de/puschkin/erzaehlg/pique-da.htm Die Pique-Dame] deutschsprachiger Text der Erzählung im Projekt Gutenberg<br />
* [http://www.fabula.de/texts/puschkin.pdf Pique-Dame] deutschsprachiger Text als PDF-Datei<br />
* [http://literaturnetz.org/pages/11572.html Die Pique-Dame] deutschsprachiger Text bei literaturnetz.org<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Erzählung, Russland, Novelle, Puschkin</metakeywords><br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
[[Kategorie:Russische Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Anton_Tschechow&diff=4590Anton Tschechow2013-06-25T08:36:48Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>'''Anton Pawlowitsch Tschechow''' (* 17. Januar/29. Januar 1860 in Taganrog, Russland; † 2. Juli/15. Juli 1904 in Badenweiler) war ein russischer Schriftsteller, Novellist und Dramatiker.<br />
<br />
[[Bild:Tschechow.jpg|thumb|200px|Tschechow]]<br />
<br />
==Biographie==<br />
Anton Tschechow wurde als drittes Kind einer Kaufmannsfamilie am 29. Januar 1860 in Taganrog am Asowschen Meer geboren. Sein Vater, dessen eigener Vater ihn erst 1841 aus der Leibeigenschaft frei gekauft hatte, führte einen kleinen Laden, in dem die fünf Kinder mitarbeiten mussten. Sie und die Mutter litten unter der Despotie des Vaters, der die Kinder arbeiten ließ, um selbst seinen Interessen, der Ikonenmalerei und der Leitung eines Kirchenchors, nachzugehen. Anton besuchte das Gymnasium, war jedoch kein guter Schüler, da ihm die Ladenarbeit zu schaffen machte und ihn die Aufführungen des Provinztheaters mehr interessierten. Der Vater hatte sich durch Spekulationen hoch verschuldet, die Geschäfte gingen schlecht, und der Kaufmannsladen musste aufgeben werden. Die Familie flüchtete vor den Gläubigern und einer möglichen gerichtlichen Verfolgung nach Moskau. Anton blieb jedoch noch drei Jahre in Taganrog, um das Gymnasium zu beenden und hielt sich mit Nachhilfestunden über Wasser. Danach studierte er in Moskau Medizin. Als Student schrieb Anton Tschechow humoristische kurze Erzählungen, die in verschiedenen Moskauer und Petersburger Zeitungen und Zeitschriften mit zunehmendem Erfolg veröffentlicht wurden und ihm ein einträgliches Einkommen bescherten. So wurde er zum Haupternährer der Familie, die in Moskau ein dürftiges Leben in einer Kellerwohnung fristete. In dieser Zeit studierte Tschechow Medizin am Tage und schreibt in der Nacht, und das alles in den denkbar engsten Wohnverhältnissen der Familie. <br />
<br />
Schon mit 24 Jahren tauchten bei Tschechow die ersten ernsthaften Symptome der Tuberkulose auf, an der er 20 Jahre später starb. Er hatte gerade sein Studium beendet und eine Praxis eröffnet. Außerdem war gerade ein erster Sammelband mit seinen Erzählungen erschienen. Tschechow war nun beides, Schriftsteller und Arzt. Als Schriftsteller verfügte er bald über größere Einnahmen und konnte seine Familie aus dem Elend befreien. Als Arzt wandte er sich den Armen und den Kranken auf dem Land zu, behandelte sie oft umsonst und sah in der Möglichkeit, den Menschen konkrete Hilfe zu leisten, eine wichtige Pflicht und Aufgabe. Zugleich sammelte er Erfahrungen für seine schriftstellerische Arbeit. Dem sollte auch eine Reise im April 1890 auf die Sträflingsinsel Sacharin dienen, wo er sich ein Bild von den Häftlingsbedingungen machen wollte. Sein Bericht über seine Beobachtungen, „Die Insel Sacharin“ (russ. 1893), den er auch den russischen Behörden vorlegte, hatte keinerlei Auswirkungen auf die Haftbedingungen, was Tschechow in seiner Skepsis gegenüber der politischen Wirkung von Literatur bestätigt.<br />
<br />
Nach einer Reise durch Italien und Frankreich 1891 stand für Tschechow fest, dass sein Wirkungskreis das russische Landleben war, und er engagierte sich verstärkt als Arzt in russischen Dörfern und Provinzstädten. In der Region Serpuchov, südlich von Moskau, kaufte er sich das Gut Melichovo, wo er viele seiner Werke schrieb, aber auch als Arzt, als Gründer von Schulen und eines Krankenhauses praktisch tätig war. Seine eigene Tuberkulose machte ihm jedoch zunehmend zu schaffen, so dass er die Winter immer häufiger im Süden verbrachte, und zwar meistens auf der Krim. 1898 verkaufte er das Gut Melichovo, um auf der Krim leben zu können. Tschechow wandte sich nun verstärkt dem Theater zu. <br />
<br />
[[Bild:Tolstoy-chekhov.jpg|thumb|200px|Foto von Anton Tschechow und Leo Tolstoi in Jalta]]<br />
<br />
Bis dahin war Tschechow vor allem als Erzähler bekannt. Er lernte einflussreiche Verleger kennen, speiste mit Tschaikowsky, besuchte Tolstoi und tauschte sich mit Gorki aus. Seine Versuche, auf dem Theater Fuß zu fassen, endeten jedoch zunächst in großen Misserfolgen. Das Manuskript des Platonow, das er 1881 am Moskauer Maly-Theater einreichte, stieß dort auf totale Verständnislosigkeit und wurde ihm ohne Kommentar zurückgeschickt. Das 1887 für das Korschtheater geschriebene Stück Iwanow erregte bei der Uraufführung einen beispiellosen Skandal und die polizeiliche Räumung des Theaters. Allerdings führte die überarbeitete Fassung des Iwanow ein Jahr später in St. Petersburg zu einem Sensationserfolg. Die Uraufführung der Möwe im Jahre 1896 in St. Petersburg fiel ebenfalls beim Publikum durch und erntete vernichtende Kritiken. Das in einer tiefen Krise steckende russische Theater war dem Drama Tschechows nicht gewachsen. 1898 kam dann jedoch die Wende in Gestalt des von Stanislawskij neu gegründeten Moskauer Künstlertheaters: Seine Inszenierung der Möwe leitete endgültig Tschechows Erfolg auf dem Theater ein. Und das, obwohl Stanisslawskijs Theater zwar in Russland neu, im europäischen Kontext aber ein Nachklapp des Naturalismus war und Tschechow selbst das Stadium des Realismus längst hinter sich gelassen hatte. Entsprechend unzufrieden war Tschechow mit der Aufführung seines Stückes.<br />
<br />
Dennoch ergab sich zwischen Tschechow und dem Moskauer Künstlertheater in den letzten Lebensjahren eine enge Zusammenarbeit. Tschechow arbeitete auf der Krim, im Auftrag des Künstlertheaters, an den Drei Schwestern und am Kirschgarten, immer wieder unterbrochen durch heftige Attacken seiner Krankheit. Am Moskauer Künstlertheater lernten sich Tschechow und die Schauspielerin Olga Knipper, die auch in seinen Stücken wichtige Rollen übernahm, kennen und lieben. Tschechow zögerte eine feste Verbindung lange hinaus, da er der jungen Frau keinen vom Tode gezeichneten Mann zumuten wollte. Im Juni 1901 kam es in einer kleinen Moskauer Kirche dennoch zur Trauung. Die Arbeit an seinem letzten Stück, dem Kirschgarten, litt besonders an langen Schaffenspausen durch die Lungentuberkulose. Trotzdem fuhr Tschechow, nachdem das Manuskript abgeschickt war, selbst nach Moskau, um beratend an den Proben teilzunehmen. Die Uraufführung zu seinem Geburtstag am 17. Januar 1904 geriet zu einer großen Feier des Dichters selbst, die Stanislawskij später als "Totenfeier" bezeichnete. Ein halbes Jahr später starb Tschechow in dem deutschen Kurort Badenweiler. Seine Leiche wurde in einem Zinksarg nach Moskau gebracht und auf dem Nowodewitschi-Friedhof, auf dem zahlreiche bedeutende Politiker, Künstler und Wissenschaftler beerdigt sind, beigesetzt.<br />
<br />
==Werk==<br />
===Dramen===<br />
Das Besondere von Tschechows Stücken liegt in der Abkehr vom aristotelischen Handlungsdrama. In Abgrenzung zu Epik und Lyrik galt das Drama traditionell als durch die Handlung bestimmt. Es mussten Kontrahenten vorhanden sein, und ein Konflikt trieb die Handlung voran, die auf eine Lösung am Ende des Dramas zusteuerte. Bei Tschechow spielt aber die Handlung eine untergeordnete Rolle. Im Mittelpunkt stehen die Menschen und ihr Innenleben, vor allem ihre Stimmungen. Sie werden in Alltagssituationen hineingestellt, in denen "wichtige" Ereignisse keine größere Bedeutung besitzen als die Zustände des ganz normalen Lebens. Zentrales Thema in Tschechows Stücken ist die Lebensstimmung seiner Protagonisten. Es geht um Erinnerungen und Sehnsüchte, die die Figuren aus der Gegenwart herausfallen lassen zugunsten der Vergangheit und Zukunft. Eine Grundproblem ist daher die Zeit, die verstreicht, ohne dass etwas von Bedeutung geschieht. Und wenn es doch zu einem "dramatisches" Ereignis kommt, einem Selbstmord, einem Duell oder dem Verlust von Haus und Hof, so wird es zumeist nicht auf der Bühne dargestellt, sondern passiert im Hintergrund und besitzt in der Welt Tschechows nicht mehr Bedeutung als ein Kartenspiel oder die Diskussion um ein Rezept.<br />
<br />
* [[Die Möwe]]<br />
* [[Onkel Wanja]]<br />
* [[Die drei Schwestern]]<br />
* [[Der Kirschgarten]]<br />
<br />
===Erzählungen===<br />
* [[Die Dame mit dem Hündchen]]<br />
<br />
==Bedeutung und Wirkung==<br />
<br />
==Unterricht==<br />
<br />
==Literatur==<br />
* Bodo Zelinsky (Hrg.) (2003): Tschechows Dramen, Stuttgart<br />
* Siegfried Melchinger (1974): Tschechow (Dramatiker des Welttheaters, dtv), Velber bei Hannover, 2. Aufl.<br />
* Elsbeth Wolfheim (1982): Anton Čechov (rororo Bildmonographien), Reinbek bei Hamburg<br />
<br />
==Weblinks==<br />
* [http://www.hamburger-bildungsserver.de/index.phtml?site=faecher.deutsch.tschechow Anton Tschechow] Linksammlung auf dem Hamburger Bildungsserver<br />
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Anton_P._Tschechow Anton Pawlowitsch Tschechow] Artikel in der Wikipedia<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Russland, Drama, Novelle, Theater, Moskau</metakeywords><br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
<br />
[[Kategorie:Russische Literatur|Tschechow, Anton]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Sechs_Personen_suchen_einen_Autor&diff=4589Sechs Personen suchen einen Autor2013-06-25T08:32:46Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>Der Drei-Akter '''Sechs Personen suchen einen Autor''' gilt als das bedeutendste Werk von [[Luigi Pirandello]]. Es entstand 1921 und wurde im selben Jahr in Rom uraufgeführt und rief einen Skandal hervor.<br />
<br />
==Inhalt==<br />
Das Stück beginnt damit, dass ein Theaterdirektor mit seiner Truppe ein Stück von Pirandello probt. Mitten in die Proben platzen plötzlich "sechs Personen", die behaupten, sie seien die Bühnenfiguren eines unfertigen Schauspiels, die von ihrem Autor verlassen worden seien und jetzt einen neuen Autor suchten. Auf die Nachfragen der Schauspieler und des Theaterdirektors hin erzählen sie die Geschichte, mit der sie ihr Autor sich selbst überlassen habe: Ein Mann lässt nach mehreren Ehejahren seine Frau mit einem Geliebten ziehen; der gemeinsame Sohn bleibt bei ihm. Jahre später kehrt die Frau verelendet aus dem Ausland in die Stadt zurück. Ihre Tochter wird zur Dirne, und es kommt in einem Bordell beinahe zum Geschlechtsakt mit dem früheren Mann ihrer Mutter. Dieser nimmt seine Frau wieder zu sich, einschließlich ihrer drei Kinder aus der zweiten Ehe. Doch zwischen den sechs Personen aus zwei Familien kommt es zu unerträglichen Konflikten, die zum Tod der beiden jüngsten Kinder führen. Die tragische Familiengeschichte wird bruchstückhaft und voller unbewältigter Emotionen von den unfertigen Bühnenfiguren vor dem Theaterdirektor und seiner Truppe vorgebracht. Ihre Exzesse treiben am Ende den Direktor und seine Schauspieler von der Bühne, sie selbst gleiten als unerlöste grünliche Schatten über eine Leinwand ins Nichts.<br />
<br />
==Interpretation==<br />
<br />
==Wirkung==<br />
<br />
==Unterricht==<br />
<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Rom, Theater, Luigi Pirandello, Skandal</metakeywords><br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
[[Kategorie:Italienische_Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Ovid&diff=4588Ovid2013-06-25T08:30:02Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>(*20.3. 43 v.Chr. bis etwa 17 n.Chr.)<br />
<br />
Publius Ovidius Naso, kurz Ovid, gehörte mit [[Horaz]] und [[Vergil]] zu den drei bedeutendsten Dichtern der römischen Antike zur Zeit des Kaisers Augustus.<br />
[[Bild:Ovide_auteur.jpg|thumb|200px|Ovid]]<br />
<br />
==Biographie==<br />
Ovid stammte aus einem wohlhabenden Landadel und gehörte in Rom zum Ritterstand. Auf Wunsch des Vaters sollte er sich in Rom auf die Ämterlaufbahn oder den Anwaltsberuf vorbereiten. Ovid studierte in Rom Rhetorik, setzte zeitweilig seine Ausbildung in Athen fort und unternahm Reisen nach Kleinasien und Sizilien. In Rom nahm er verschiedene Ämter an, wandte sich aber bald vom öffentlichen Leben ab und der Dichtkunst zu. Mit den [[Amores]], einer Sammlung von Liebesgedichten, die er 15 v. Chr. publiziert wurden, hatte er schon bald großen Erfolg. Ovid war zweimal hintereinander nur kurz verheiratet; mit seiner dritten Frau lebte er bis zu seinem Lebensende zusammen. <br />
<br />
Aus bis heute nicht ganz geklärten Gründen wurde er 8 n.Chr. von Kaiser Augustus nach Tomis am Schwarzn Meer (heute Rumänien) verbannt. Wahrscheinlich verstieß Ovid mit seiner [[Ars amatoria]] (''Liebeskunst'') und wohl noch mehr durch seine Mitwisserschaft an dem ausschweifenden Treiben von Augustus' Enkelin Julia, die im selben Jahr vom Kaiser verbannt wurde, gegen dessen Programm moralischer Reformen. Teile seines Werkes lassen sich durchaus als versteckte Angriffe gegen die offizielle Staatsethik Roms verstehen, so möglicherweise gegen die von Augustus erlassenen Ehegesetze. In nahezu allen Werken Ovids wird der Rückzug aus dem offiziellen Leben in Rom in eine Gegenwelt des privaten, von der Liebe dominierten Lebens propagiert.<br />
<br />
==Werk==<br />
Viele seiner Werke sind durch eine elegische Grundhaltung bestimmt. Damit steht Ovid in der Tradition der elegischen Dichter Properz und Tibull, die etwa zur selben Zeit lebten. Im Mittelpunkt elegischer Dichtung steht zumeist ein verschmähter Liebender, der an seiner Liebe dennoch festhält, der Geliebten nachtrauert und seine Leiden beklagt. Ovid überwindet jedoch die rein elegische Haltung schon in den ''Amores'', in denen auch von den Freuden der Liebe die Rede ist und die elegische Liebe teilweise karikiert wird.<br />
<br />
* [[Amores]] 15 v. Chr.<br />
* [[Ars amatoria]] 1 v. Chr. entstanden<br />
* Metamosphosen entstanden ca. 1 bis 8 n. Chr.<br />
<br />
==Bedeutung und Wirkung==<br />
Ovid war schon in der Antike ein wichtiges Vorbild vieler Dichter. Besonders stark war dann seine Wirkung im Mittelalter und der Renaissance, u.a. auf [[William Shakespeare]], der in ''[[Ein Sommernachtstraum]]'' den Stoff von Pyramus und Thisbe aus den ''Metamorphosen'' verarbeitete. Im 20. Jahrhundert kam es zu einer Wiederentdeckung Ovids, u.a. durch [[Ezra Pound]] und den österreichischen Schriftsteller Christoph Ransmayr, der in seinem 1988 veröffentlichten Roman ''Die letzte Welt'' Motive aus den Metamorphosen verarbeitet hat.<br />
<br />
==Literatur==<br />
* Holzberg, Niklas: Ovid, in: Metzler Lexikon Weltliteratur, Bd. 3, Stuttgart Weimar 2006, S. 49-52<br />
<br />
==Weblinks==<br />
*[http://www.hamburger-bildungsserver.de/index.phtml?site=faecher.deutsch.ovid Ovid] Linksammlung auf dem Hamburger Bildungsserver<br />
*[http://www.lehrer-online.de/url/ovid Ovids »Ars amatoria« - Hot Potatoes als Übersetzungshilfe] Lehrer-Online <br />
*[http://www.lehrer-online.de/url/gradatim Cicero und Ovid nach der graditim-Methode] Lehrer-Online <br />
*[http://latein-pagina.de/index.html?http://latein-pagina.de/iexplorer/ovids_metas.htm Ovids »Metamorphosen«] Latein-Homepage des Goethe-Gymnasiums Emmendingen <br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Horaz, Vergil, Rom, Römische Antike, Amores</metakeywords><br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
[[Kategorie:Antike_Literatur]]</div>Hiwi Dbs4https://wiki.bildungsserver.de/weltliteratur/index.php?title=Vergil&diff=4587Vergil2013-06-25T08:26:35Z<p>Hiwi Dbs4: </p>
<hr />
<div>[[Bild:Vergilius.jpg|thumb|200px|Vergil]]<br />
Vergil (* 15. Oktober 70 v. Chr. bei Mantua; † 21. September 19 v. Chr. in Brindisi) ist neben [[Horaz]] der bedeutendste römische Dichter während der Herrschaftszeit des Kaisers Augustus. Mit der der [[Aeneis]] schuf er das römische Nationalepos.<br />
<br />
==Biographie==<br />
Vergils Vater hatte es als Geschäftsmann zu einem bescheidenen Wohlstand gebracht und konnte seinem Sohn eine gute Schulbildung und ein Studium in Rom und Neapel bezahlen. In Rom studierte Vergil Rhetorik, Medizin und Astronomie, in Neapel beschäftigte er sich mit der Philosophie Epikurs und der stoischen Lehre. <br />
<br />
Vergil war Zeitgenosse Caesars und Ciceros. Bei Caesars Ermordung war Vergil 20 Jahre alt. Der Ausgang des anschließenden Bürgerkriegs hat offensichtlich auch Vergils Familie in Mitleidenschaft gezogen. Nach der Niederlage von Brutus und Cassius, den Mördern Julius Caesars, wurden viele ehemalige Soldaten auf enteignetem Land angesiedelt. Vergils Hirtendichte, die '''Eklogen''', lassen vermuten, dass auch das Landgut der Familie bei Mantua konfisziert und an Kriegsverteranen verteilt wurde. Später soll Vergil es von Kaiser Augustus zurückerstattet bekommen haben. Vergil gehörte bald zum Kreis um Maecenas, der ein enger Vertrauter von Augustus war und als Förderer der Kunst wirkte. Mit seinem letzten großen Werk, der '''Aeneis''', ging Vergil auf einen Wunsch von Augustus und Maecenas ein, ein Werk zum Ruhm des Kaisers zu schaffen. Er arbeitete daran die letzten zehn Jahre seines Lebens, ohne es zu vollenden. Vergil starb auf dem Rückweg von einer Griechenland-Reise in Brindisi. Seine Gebeine wurden in Neapel beigesetzt, wo sein Grab lange Zeit nahezu kultische Verehrung genoss. Gegen den Wunsch des sterbenden Dichters ließ Augustus die unfertige '''Aeneis''' durch Varius Rufus herausgeben. <br />
<br />
==Werk==<br />
Vergils erstes bedeutendes Werk waren die '''Eklogen''', eine um 42 v. Chr. entstandene Sammlung von zehn Hirtengedichten. Vergil gelang es hier, die griechische Hirtendichtung, die auf den Sizilianer Theokrit zurückgeht, in die lateinische Literatur zu überführen. Seine prophetische Ankündigung eines goldenen Zeitalters und der Geburt eines Heil bringenden Kindes in der vierten Ekloge begründete seinen Ruhm im christlichen Mittelalter, das darin die Prophezeiung der Geburt Jesu sah. <br />
<br />
Das nächste große Werk waren die '''Georgica''', ein Lehrgedicht über die Landwirtschaft von fast zweitausend Versen, an denen Vergil von 37 bis 29 v. Chr. gearbeitet hatte. Hier wird das Leben der Bauern als Gegenbild zu der damals modernen römischen Gesellschaft gezeichnet und damit auf die Wurzeln des römischen Reiches verwiesen.<br />
<br />
Die '''[[Aeneis]]''' war von Anfang an ein ehrgeiziges Unternehmen: In Konkurrenz zu [[Homer]] sollte nach den Vorstellungen des Kaisers und des Kreises um Maecenas ein neues Nationalepos geschaffen werden. Am Ende seines Lebens war Vergil von diesem Vorhaben offensichtlich nicht mehr überzeugt, andernfalls hätte er wohl kaum die Vernichtung des fast fertigen Werkes angeordnet.<br />
<br />
==Wirkung==<br />
Vergil galt während des gesamten Mittelalters als der größte Autor der Antike, dessen Bedeutung noch die eines [[Homer]] oder [[Sophokles]] überstrahlte. So bezieht sich z.B. [[Dante_Alighieri|Dante]] in seiner [[Die Göttliche Komödie|Götttlichen Komödie]] auf das 6. Buch der [[Aeneis]] und lässt Vergil den Dichter durch Hölle und Läuterungsberg führen. Während der Goethezeit sank dagegen Vergils Stern und man wertete ihn als Epigonen Homers ab. Im 20. Jahrhundert erwachte ein neues Interesse an Vergil. So war er für T.S. Eliot der Klassiker schlechthin und gab in Hermann Brochs Roman ''Der Tod des Vergil'' den Titelhelden ab, dessen Existenz den Zeitenumbruch damals wie heute symbolisiert. In der Gegenwart ist Vergil weitgehend vergessen und lebt allenfalls als Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung weiter. Neben der Unzugänglichkeit der antiken Welt und Sprache für viele heutige Leser mag besonders in Deutschland ein Grund darin liegen, dass Vergil einer kritischen Literatur und Literaturgeschichtsschreibung als Beispiel eines affirmativen Dichters gilt.<br />
<br />
==Weblinks==<br />
* Fritz Felgentreu: Vergil und die Aeneis, [http://www.pegasus-onlinezeitschrift.de/erga_2_2004_felgentreu.html Pegasus-Onlinezeitschrift IV/2 (2004), 17]<br />
* [http://www.hamburger-bildungsserver.de/index.phtml?site=faecher.deutsch.vergil Vergil] Linksammlung auf dem Hamburger Bildungsserver<br />
<br />
<metakeywords>DBS-Wiki-WL, Römische Dichtung, Aeneis, Nationalepos, Antike, Eklogen</metakeywords><br />
<br />
<br />
{{CC-Lizenz}}<br />
[[Kategorie:Antike Literatur]]</div>Hiwi Dbs4