Waldbrände in Australien

Aus Klimawandel
Zerstörter Wald nach einem Feuer bei Wagerup im Südwesten Australiens 2016

In Australien herrscht weitgehend ein subtropisch trockenes Klima. Nur am Nordrand finden sich tropische Verhältnisse und am Südostrand eine gemäßigte Zone. Feuer sind daher ein weit verbreitetes Phänomen in Australien und in allen Vegetationszonen Australiens dominieren feueradaptierte Pflanzen.[1] Während in den Savannenlandschaften im Norden und Nordosten des Kontinents sehr häufig Brände auftreten, sind Feuer in den Wäldern Südaustraliens jedoch eher selten.[1] Insgesamt kamen in Australien seit 1851 etwa 800 Menschen durch Buschfeuer (der Ausdruck ‚bush fire‘ wird in Australien für alle unkontrollierten Brände vom Savannenfeuer bis zum Waldbrand benutzt) ums Leben.[2] Im Februar 2009 ereigneten sich die bis dahin größten Buschfeuer des Landes in Victoria im Südosten mit 173 Todesfällen und einer zerstörten Fläche von 430 000 ha.[3]

Die Waldbrände 2019-2020

Die Buschfeuer wurden deutlich übertroffen von den Bränden, die vom Frühjar 2019 bis Sommer 2020 den Osten und Südosten Australiens überzogen. Nach Monaten von heißen und ungewöhnlich trockenen Wetterbedingungen haben starke Feuer von Queensland bis New South Wales und Victoria während einer der schwersten Brandkatastrophen seit Jahrzehnten Tausende von Häusern zerstört und Dutzende Tote gefordert. Durch die heiße und schnell aufsteigende Luft haben sich mit Rauch vermischte Wolken gebildet, die bis in die Stratosphäre aufstiegen. Der absinkende Ruß aus diesen Wolken hat bereits Neuseelands Gletscher dunkel gefärbt und die Rauchschwaden haben Südamerika überquert.[4]

Die Feuersaison begann in Queensland im September und breitete sich im australischen Frühling und Frühsommer weiter nach Süden aus. Der Frühling war für das gesamte Land der trockenste Frühling seit Beginn der Messungen mit Niederschlägen, die weniger als 40 % des Mittels von 1961-1990 betrugen. In vielen Regionen wie in dem landwirtschaftlichen Zentrum des Murray-Darling-Beckens, das sich über große Teile von Queensland, New South Wales und Victoria erstreckt, verstärkt sich die Trockenperiode, die bereits 2018 geherrscht hatte. Die Trockenheit wurde durch Rekordtemperaturen verstärkt, die vielerorts ebenfalls bereits seit dem Sommer 2018/19 herrschten. Der Sommer 2018/19 war Australiens wärmster je gemessener Sommer und lag mit 2,1 °C über dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990, wobei die Höchsttemperaturen um 2,6 °C darüber lagen. Die Folgen waren eine hohe Verdunstung und ein extremes Defizit der Bodenfeuchte, die zur Austrocknung der Vegetation führten.[5]

Die Dürre 2019/20 findet auf dem Hintergrund der globalen Erwärmung statt. Seit 1970 hat sich das Land um 0,2-0,4 °C pro Dekade erwärmt. Das Murray-Darling-Becken im Südosten Australiens hatte in den letzten sechs Jahren eine um 1 °C höhere Temperatur als während Referenzperiode 1971-1990. Bemerkenswert ist, dass die Dürre im Südosten Australiens ohne einen El Nino stattfand, der sonst in der Region für Niederschlagsdefizite gesorgt hat. Die Wetterbedingungen waren stattdessen bereits seit 2017 durch einen ausgedehnten Hochdruckrücken bestimmt, der deutlich weiter südlich als üblich lag und die Tiefdrucksysteme und Kaltfronten nach Süden abdrängte.[5]

Aborigines und Europäer

Zur Zeit der Ankunft der ersten Menschen in Australien hat sich die Landschaft im Innern Australiens stark gewandelt: Aus einem an Dürren angepassten Mosaik von Bäumen, Sträuchern und Gräsern wurde ein feuerangepasstes Buschland. Zugleich starben die eiszeitlichen großen Beuteltiere aus, wofür nach Auffassung mancher Forscher der anthropogene Feuergebrauch verantwortlich war.[6] Die Aborigines benutzten Feuer zu Jagdzwecken, als Teil der Kriegsführung, zum Freihalten von Pfaden etc., aber auch für spirituelle Rituale. Die relativ häufigen, aber wenig intensiven Feuer könnten gleichzeitig jedoch das Vorkommen von ausgedehnten und starken Feuern begrenzt haben.[6] Andere Forscher verweisen jedoch auf gravierende klimatische Veränderungen, die zu einer Schwächung der Monsunaktivität in Australien geführt[7] und somit die Wachstumsbedingungen für größere Pflanzen wie Bäume erschwert haben. Möglich ist auch ein Zusammenspiel beider Faktoren.

Mit Ankunft der Europäer Anfang des 19. Jahrhunderts wurde ein neues Feuerregime etabliert und bis heute fortgeführt. Es wurden keine geplanten Feuer mehr gelegt, sondern man suchte den Ausbruch von Bränden möglichst zu verhindern. Als Folge sammelte sich viel Brennmaterial an. Falls es dann, z.B. durch Blitzeinschlag oder Brandstiftung, doch zu einem Feuer kam, waren die Brände ausgedehnt und intensiv.[8] In Australiens westlicher Savannenlandschaft, wo die Feuerpraktiken der Aborigines noch in den 1950er Jahren vorherrschten, wurden 1953 lediglich 372 Feuernarben mit einer verbrannten Fläche von ca. 12.500 ha aufgezeichnet. Ohne dieses Feuermanagement kam es 1986 im gleichen Gebiet zu einer verbrannten Fläche von 32.000 ha durch ein einziges Feuer, das von einem Blitzschlag entzündet wurde.[9]

Das Feuerregime der Europäer

Unter dem Feuerregime der Europäer nahm auch die leicht entzündbare Grasbiomasse weiter zu. Unter bestimmten Umständen können Wald-Ökosysteme durch ein Zusammenspiel von Feuer und invasiven Grasarten sich in eine durch Gräser bestimmte Vegetation verwandeln.[9] Zunächst kommt es zu einem Eindringen von Gräsern in Waldgebiete und damit zu einem leicht entzündbaren Angebot an Brennmaterial. Während die invasiven Gräser sich schnell von den Bränden erholen, nehmen die holzartigen Pflanzen tendenziell ab. Dadurch kann auch das Mikroklima trockener werden, weil grasbedeckte Flächen weniger Wasser speichern und verdunsten. Außerdem wird infolge der Brände eine Menge an Kohlenstoff freigesetzt und Nährstoffe wie Stickstoffverbindungen und Phosphor entweichen. Ein Beispiel findet sich in den tropischen Savannen im nördlichen Australien. Die Einführung von Gamba Grass aus Afrika als Weidegras für die Viehzucht hat diesen Prozess beschleunigt. Das brennbare Material hat sich mehr als vervierfacht, wodurch es zu starken Bränden gekommen ist. Die Folge war eine schnelle Reduktion der Biomasse von Bäumen, und die frühere Baumsavanne wurde in eine Gras-Monokultur umgewandelt.

Das gegenwärtige Regime großer, intensiver und seltener Feuer hat das feinkörnige Mosaik verbrannter Flecken unterschiedlichen Alters, das einst die Aborigines aufrechterhalten hatten, abgelöst. Für den Bestand einiger Pflanzen- und Tierarten bedeutet das moderne Feuerregime eine zunehmende Bedrohung. So wurden z.B. 30 % der sichelförmigen Schuppenfichte zerstört bzw. ein großen Teil der Zypressenfichte. Diese Zypressenart kann schwache Feuer, die alle 2-8 Jahre vorkommen, durch ihre schützende Rinde überleben, stärkere Feuer jedoch nicht und kommt daher nach dem Zurückweichen des Feuerregimes der Aborigines nur noch am Rande der Regenwaldgebiete im Norden vor. Das weitgehende Verschwinden des Feuerregimes der Aborigines in Zentralaustralien ist auch mit dem Rückgang der Verbreitung einiger Säugetiere wie z.B. des Zottel-Hasenkängurus in Verbindung gebracht worden. Auch andere Tierarten wie die Rotbrillentaube waren an die Mosaikstruktur der Feuerflächen der Aborigines gut angepasst und geraten unter dem aktuellen Feuerregime zunehmend in Schwierigkeiten.[9]

Feuer und Klima

Für die Entstehung und Ausbreitung von Bränden ist das vorherrschende Wetter eine entscheidende Größe. Daher wurde in Australien und Kanada ein Index entwickelt, der die witterungsbedingte Gefahr von Buschfeuern ausdrückt. In Australien beruht der McArthur Forest Fire Index (FFDI) auf Oberflächentemperatur, relativer Feuchte und Windgeschwindigkeit.[10] Dieser Index ist in Australien je nach Region unterschiedlich und hat sich in den meisten Gebieten durch den Klimawandel in den letzten Jahrzehnten hin zu einem Feuer begünstigenden Klima verändert. Ein Grund ist der Anstieg der mittleren Jahrestemperatur von 1960 bis ca. 2010 um 0,7 °C. Außerdem hat es eine Zunahme der Anzahl sehr heißer Tage gegeben. Die Niederschläge haben sich je nach Region unterschiedlich entwickelt, mit einer Abnahme seit den 1970er Jahren in Südwest- und in Südost-Australien und einem steigenden Trend im nordwestlichen Australien.[10]

Entsprechend haben z.B. in Südost-Australien Wetterlagen, die Feuer begünstigen, zwischen 1980-2000 und 2001-2007 um 10-40 % zugenommen. Auch natürliche Klimaschwankungen wie z.B. das ENSO-Phänomen beeinflussen in Australien das Feuerwetter. So gibt es eine starke positive Beziehung zwischen einem El Niño und günstigen Bedingungen für Brände im südöstlichen und zentralen Australien. Außerdem begünstigt ein positiver Indian Ocean Dipole, eine dem ENSO-Phänomen vergleichbare Schwankung der Ozean-Atmosphäre-Dynamik im Indischen Ozean, die Waldbrände im Südosten des Landes. Nach Klimaprojektionen werden Tage mit extremem Feuerwetter hier bis 2050 sogar um 100-300 % zunehmen. Die Feuer-Saison wird als Folge des Klimawandels wahrscheinlich länger und intensiver.[11] Projektionen über die künftigen klimatischen Bedingungen sind allerdings mit Unsicherheiten verbunden, vor allem weil der Einfluss des Klimawandels auf ENSO unklar ist.[10]

Die Folgen klimatischer Veränderungen für das Brennmaterial sind komplex und stark vom Niederschlag abhängig. In einigen Teilen Nordaustraliens, wo mehr Niederschlag vorhergesagt wird, wird es mehr Brennmaterial geben, im südwestlichen Westaustralien wird das Gegenteil der Fall sein. Auch eine höhere CO2-Konzentration in der Atmosphäre kann den Umfang von Brennmaterial erhöhen, da dadurch das Wachstum von Pflanzen verstärkt wird. Über große Gebiete Australiens können eine erhöhte Trockenheit und Dürren die Effekte der CO2-Konzentration reduzieren, wobei das Gesamtergebnis unsicher ist. In jedem Fall unterscheidet sich die Wirkung des Klimawandels von Region zu Region. In der tropischen Savanne in Nordaustralien wird der Klimawandel aufgrund der hohen Feuchtigkeit keine große Wirkung auf die Häufigkeit und den Umfang von Feuern haben. Auch in den trockenen Gebieten im Landesinnern wird die Wirkung gering sein, da nur nach überdurchschnittlichen Regenfällen genügend Brennmaterial vorhanden ist. In den Hartlaubwäldern des Südostens und im südwestlichen Westaustralien werden dagegen mit der Zunahme von extremem Feuerwetter, das vor allem durch stärkere und häufigere Dürren verursacht wird, Häufigkeit und Ausdehnung von Bränden wahrscheinlich zunehmen.[11]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Bowman, D.M.J.S., and B.P. Murphy (2011): Australia - A Model System for the Development of Pyrogeography, Fire Ecology Volume 7, Issue 1, 2011 doi: 10.4996/fireecology.0701005
  2. Wikipedia: Buschfeuer in Australien
  3. Wikipedia: Buschfeuer in Victoria 2009
  4. NASA Earth Observatory, A. Voiland (2020): Explosive Fire Activity in Australia
  5. 5,0 5,1 Australian Government. Bureau of Meteorology (2019): Special Climate Statement 70—drought conditions in Australia and impact on water resources in the Murray–Darling Basin
  6. 6,0 6,1 Miller, G.H., Magee, J. W., Fogel, M.L., Gagan, M. K. (2007): Detecting human impacts on the flora, fauna, and summer monsoon of Pleistocene Australia. Clim. Past, 3, 463–473, 2007
www.clim-past.net/3/463/2007/
  7. Kershaw, A. P., van der Kaars, S., Moss, P. T. (2003): Late Quaternary Milankovitch-scale climatic change and variability and its impact on monsoonal Australasia, doi:10.1016/S0025-3227(03)00210-X
  8. Attiwill, P.M., M.A. Adams (2013): Mega-fires, inquiries and politics in the eucalypt forests of Victoria, south-eastern Australia, Forest Ecology and Management 294, 45–53
  9. 9,0 9,1 9,2 Bowman, D.M.J.S., and B.P. Murphy (2010): Fire and Biodiversity, in: Sodhi, N.S., and P.R. Ehrlich (ed.): Conservation Biology for All, Chapter 9
  10. 10,0 10,1 10,2 Clarke, H., C. Lucasc and P. Smith (2013): Changes in Australian fire weather between 1973 and 2010, International Journal Of Climatology 33, 931–944
  11. 11,0 11,1 Williams, R.J., R.A. Bradstock, G.J. Cary, A.M. Gill, A.C. Liedloff, C. Lucas, R.J. Whelan, A.A. Andersen, D.J.M.S. Bowman, P. Clarke, G.J. Cook, K. Hennessy, A. York (2009): Interactions Between Climate Change, Fire Regimes and Biodiversity in Australia: A Preliminary Assessment. Report to Australian Government – Department of Climate change and Department of Environment, Water, Heritage and the Arts, Canberra


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