Klimaprojektionen Mittelmeerraum

Aus Klimawandel
Änderung von Temperatur (oben) und Niederschlag (unten) zwischen 1980-1999 und 2080-2099 im Sommer nach dem IPCC-Szenario A1B

Temperaturveränderungen

Der Mittelmeerraum wird als der wichtigste Hotspot künftiger Klimaänderungen neben Nordosteuropa gesehen, mit einer erheblichen Gefahr von Dürren und Hitzewellen. Als Hotspot wird eine Region verstanden, die mit ihren mittleren Klimaparametern überdurchschnittlich auf die globale Erwärmung reagiert.[1] Die meisten Modellprognosen zeigen bis zum Ende des Jahrhunderts eine deutlich über dem globalen Durchschnitt liegende Erhöhung der Sommertemperaturen des Mittelmeerraumes um 4 °C, einige sogar um bis zu 6 °C. Zugrunde liegt den Modellrechnungen das IPCC-Szenario A1B. Ein Grund sind die stark abnehmenden Niederschläge im Sommer um 25% und mehr und die damit verbundene Bodenaustrocknung, die die Erwärmung verstärken.

Mehr als die Durchschnittstemperaturen werden wahrscheinlich die hohen Tagestemperaturen steigen. Bei diesen Temperaturen wird nach dem Szenario A2 bis 2100 eine Erhöhung um bis zu 7 °C, bei den 5 % höchsten Tagesmaxima sogar um 8,5 °C erwartet. Auch hier spielt die Austrocknung des Bodens eine deutlich verstärkende Rolle. Da die Küstengebiete im Vergleich zu dem höher gelegenen Binnenland im Sommer jetzt schon relativ hohe Temperaturen aufweisen, drohen hier besonders viele Tage, an denen die Temperaturen eine sehr gefährliche Schwelle überschreiten, die je nach Feuchtigkeit bei etwa 40 °C gesehen werden kann.[2]

Änderungen der Niederschläge

Mehrere Modellrechnungen haben ergeben, dass der Niederschlag im Mittelmeeraum bis zum Ende des 21. Jahrhunderts deutlich abnehmen wird.[3] 2070-2099 wird nach dem Szenario A1B im Vergleich zu der Periode 1950-2000 über den Landgebieten etwa 15 % weniger Niederschlag fallen, und bereits 2020-2049 wird es eine Abnahme um 8 % geben. Die Abnahme der Niederschläge wird sich mit 23 % vor allem im Sommerhalbjahr ereignen, während sie im Winterhalbjahr bei 10 % liegen wird. Durch die geringeren Niederschläge und die höheren Temperaturen wird die Verdunstung zunehmen und die Bodenfeuchtigkeit deutlich zurückgehen, ebenso die Abflussmengen der Flüsse.

Regional werden die Niederschläge im Sommerhalbjahr vor allem im Nordwesten stark abnehmen. Hier sind vor allem Spanien und Südfrankreich betroffen. Im Winterhalbjahr wird der Schwerpunkt der etwas weniger stark abnehmenden Niederschläge im östlichen Mittelmeerraum liegen. Betroffen sind vor allem das südliche Griechenland, die Süd-Türkei und Inseln wie Zypern und Kreta.[3]

Änderungen der Atmosphärischen Zirkulation

Hintergrund für die starken Änderungen ist die Lage des Mittelmeerraumes im Übergangsbereich zwischen dem trockenen Klima Nordafrikas und dem gemäßigten Klima Mitteleuropas. Aufgrund dieser Grenzlage können bereits kleine Änderungen in der allgemeinen Zirkulation der Atmosphäre zu gravierenden Änderungen des Klimas führen.[4] Verschiebungen der Tiefdruckbahnen der mittleren Breiten und der Hochdruckzellen der Subtropen nach Norden sind das Ergebnis aller Modellrechnungen für das 21. Jahrhundert. Im Atlantikraum geht damit eine Verstärkung der Nordatlantischen Oszillation einher.[5] Eine wesentliche Folge ist die Verstärkung von Hochdruckzellen vor allem im zentralen Mittelmeerraum im Winter und im westlichen Mittelmeerraum im Sommer. Mit Ausnahme Norditaliens und Südfrankreichs nehmen daher die Niederschläge selbst im Winter um ca. 10 % ab. Im Sommer liegen die Niederschlagsrückgänge in den meisten Gebieten sogar bei über 30 %, mit den stärksten Reduzierungen im westlichen und östlichen Mittelmeergebiet.[4]

Einzelnachweise

  1. Giorgi, F. (2006): Climate change Hot-spots. Geophysical Research Letters 33, L08707
  2. Diffenbaugh, N.S., et al. (2007): Heat stress intensification in the Mediterranean climate change hotspot, Geophysical Research Letters, Vol. 34
  3. 3,0 3,1 Mariotti, A., et al. (2008): Mediterranean water cycle changes: transition to drier 21st century conditions in observations and CMIP3 simulations, Environmetl Research Letters 3, doi:10.1088/1748-9326/3/4/044001
  4. 4,0 4,1 Giorgi, F., & P. Lionello (2008): Climate change projections for the Mediterranean region, Global and Planetary Change 63, 90-104
  5. IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group I: The Science of Climate Change, 11.1.3

Siehe auch

Linzenzhinweis

Dieser Artikel ist ein Originalartikel des Klima-Wiki und steht unter der Creative Commons Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland. Informationen zum Lizenzstatus eingebundener Mediendateien (etwa Bilder oder Videos) können in den meisten Fällen durch Anklicken dieser Mediendateien abgerufen werden und sind andernfalls über Dieter Kasang zu erfragen. CC-by-sa.png