Klimaprojektionen Mittelmeerraum: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Mittelmeerraum wird als der wichtigste Hotspot künftiger Klimaänderungen neben Nordosteuropa gesehen, mit einer erheblichen Gefahr von [[Dürren]] und [[Hitzewellen]]. Als Hotspot wird eine Region verstanden, die mit ihren mittleren Klimaparametern überdurchschnittlich auf die globale Erwärmung reagiert.<ref>Giorgi, F. (2006): Climate change Hot-spots. Geophysical Research Letters 33, L08707</ref>  Die meisten [[Klimamodelle|Modellprognosen]] zeigen bis zum Ende des Jahrhunderts eine deutlich über dem globalen Durchschnitt liegende Erhöhung der Sommertemperaturen des Mittelmeerraumes um 4 °C, einige sogar um bis zu 6 °C. Zugrunde liegt den Modellrechnungen das [[SRES-Szenarien|IPCC-Szenario A1B]]. Ein Grund sind die stark abnehmenden Niederschläge im Sommer um 25% und mehr und die damit verbundene Bodenaustrocknung, die die Erwärmung verstärken.
Der Mittelmeerraum wird als der wichtigste Hotspot künftiger Klimaänderungen neben Nordosteuropa gesehen, mit einer erheblichen Gefahr von [[Dürren]] und [[Hitzewellen]]. Als Hotspot wird eine Region verstanden, die mit ihren mittleren Klimaparametern überdurchschnittlich auf die globale Erwärmung reagiert.<ref>Giorgi, F. (2006): Climate change Hot-spots. Geophysical Research Letters 33, L08707</ref>  Die meisten [[Klimamodelle|Modellprognosen]] zeigen bis zum Ende des Jahrhunderts eine deutlich über dem globalen Durchschnitt liegende Erhöhung der Sommertemperaturen des Mittelmeerraumes um 4 °C, einige sogar um bis zu 6 °C. Zugrunde liegt den Modellrechnungen das [[SRES-Szenarien|IPCC-Szenario A1B]]. Ein Grund sind die stark abnehmenden Niederschläge im Sommer um 25% und mehr und die damit verbundene Bodenaustrocknung, die die Erwärmung verstärken.


Hintergrund für die starken Änderungen ist die Lage des Mittelmeerraumes im Übergangsbereich zwischen dem [[Subtropen|trockenen Klima]] Nordafrikas und dem [[Gemäßigte Zone|gemäßigten Klima]] Mitteleuropas. Aufgrund dieser Grenzlage können bereits kleine Änderungen in der allgemeinen Zirkulation der Atmosphäre zu gravierenden Änderungen des Klimas führen.<ref name="Giorgi Lionello">Giorgi, F., & P. Lionello (2008): Climate change projections for the Mediterranean region, Global and Planetary Change 63, 90-104</ref>  Verschiebungen der [[Tiefdruckgebiet|Tiefdruckbahnen]] der mittleren Breiten und der Hochdruckzellen der [[Subtropen]] nach Norden sind das Ergebnis aller Modellrechnungen für das 21. Jahrhundert. Im Atlantikraum geht damit eine Verstärkung der [[Nordatlantische Oszillation|Nordatlantischen Oszillation]] einher.<ref> IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group I: The Science of Climate Change, 11.1.3</ref>  Eine wesentliche Folge ist die Verstärkung von Hochdruckzellen vor allem im zentralen Mittelmeerraum im Winter und im westlichen Mittelmeerraum im Sommer. Mit Ausnahme Norditaliens und Südfrankreichs nehmen daher die Niederschläge selbst im Winter um ca. 10 % ab. Im Sommer liegen die Niederschlagsrückgänge in den meisten Gebieten sogar bei über 30 %, mit den stärksten Reduzierungen im westlichen und östlichen Mittelmeergebiet.<ref name="Giorgi Lionello" />   
Hintergrund für die starken Änderungen ist die Lage des Mittelmeerraumes im Übergangsbereich zwischen dem [[Subtropen|trockenen Klima]] Nordafrikas und dem [[Gemäßigte Zone|gemäßigten Klima]] Mitteleuropas. Aufgrund dieser Grenzlage können bereits kleine Änderungen in der [[Atmosphärische Zirkulation|allgemeinen Zirkulation der Atmosphäre]] zu gravierenden Änderungen des Klimas führen.<ref name="Giorgi Lionello">Giorgi, F., & P. Lionello (2008): Climate change projections for the Mediterranean region, Global and Planetary Change 63, 90-104</ref>  Verschiebungen der [[Tiefdruckgebiet|Tiefdruckbahnen]] der mittleren Breiten und der Hochdruckzellen der [[Subtropen]] nach Norden sind das Ergebnis aller Modellrechnungen für das 21. Jahrhundert. Im Atlantikraum geht damit eine Verstärkung der [[Nordatlantische Oszillation|Nordatlantischen Oszillation]] einher.<ref> IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group I: The Science of Climate Change, 11.1.3</ref>  Eine wesentliche Folge ist die Verstärkung von Hochdruckzellen vor allem im zentralen Mittelmeerraum im Winter und im westlichen Mittelmeerraum im Sommer. Mit Ausnahme Norditaliens und Südfrankreichs nehmen daher die Niederschläge selbst im Winter um ca. 10 % ab. Im Sommer liegen die Niederschlagsrückgänge in den meisten Gebieten sogar bei über 30 %, mit den stärksten Reduzierungen im westlichen und östlichen Mittelmeergebiet.<ref name="Giorgi Lionello" />   


Mehr als die Durchschnittstemperaturen werden wahrscheinlich die hohen Tagestemperaturen steigen. Bei diesen Temperaturen wird nach dem [[SRES-Szenarien|Szenario A2]] bis 2100 eine Erhöhung um bis zu 7 °C, bei den 5 % höchsten Tagesmaxima sogar um 8,5 °C erwartet. Auch hier spielt die Austrocknung des Bodens eine deutlich verstärkende Rolle. Da die Küstengebiete im Vergleich zu dem höher gelegenen Binnenland im Sommer jetzt schon relativ hohe Temperaturen aufweisen, drohen hier besonders viele Tage, an denen die Temperaturen eine sehr gefährliche Schwelle überschreiten, die je nach Feuchtigkeit bei etwa 40 °C gesehen werden kann.<ref>Diffenbaugh, N.S., et al. (2007): Heat stress intensification in the Mediterranean climate change hotspot, Geophysical Research Letters, Vol. 34</ref>   
Mehr als die Durchschnittstemperaturen werden wahrscheinlich die hohen Tagestemperaturen steigen. Bei diesen Temperaturen wird nach dem [[SRES-Szenarien|Szenario A2]] bis 2100 eine Erhöhung um bis zu 7 °C, bei den 5 % höchsten Tagesmaxima sogar um 8,5 °C erwartet. Auch hier spielt die Austrocknung des Bodens eine deutlich verstärkende Rolle. Da die Küstengebiete im Vergleich zu dem höher gelegenen Binnenland im Sommer jetzt schon relativ hohe Temperaturen aufweisen, drohen hier besonders viele Tage, an denen die Temperaturen eine sehr gefährliche Schwelle überschreiten, die je nach Feuchtigkeit bei etwa 40 °C gesehen werden kann.<ref>Diffenbaugh, N.S., et al. (2007): Heat stress intensification in the Mediterranean climate change hotspot, Geophysical Research Letters, Vol. 34</ref>   

Version vom 16. August 2010, 15:10 Uhr

Änderung von Temperatur (oben) und Niederschlag (unten) zwischen 1980-1999 und 2080-2099 im Sommer nach dem IPCC-Szenario A1B

Der Mittelmeerraum wird als der wichtigste Hotspot künftiger Klimaänderungen neben Nordosteuropa gesehen, mit einer erheblichen Gefahr von Dürren und Hitzewellen. Als Hotspot wird eine Region verstanden, die mit ihren mittleren Klimaparametern überdurchschnittlich auf die globale Erwärmung reagiert.[1] Die meisten Modellprognosen zeigen bis zum Ende des Jahrhunderts eine deutlich über dem globalen Durchschnitt liegende Erhöhung der Sommertemperaturen des Mittelmeerraumes um 4 °C, einige sogar um bis zu 6 °C. Zugrunde liegt den Modellrechnungen das IPCC-Szenario A1B. Ein Grund sind die stark abnehmenden Niederschläge im Sommer um 25% und mehr und die damit verbundene Bodenaustrocknung, die die Erwärmung verstärken.

Hintergrund für die starken Änderungen ist die Lage des Mittelmeerraumes im Übergangsbereich zwischen dem trockenen Klima Nordafrikas und dem gemäßigten Klima Mitteleuropas. Aufgrund dieser Grenzlage können bereits kleine Änderungen in der allgemeinen Zirkulation der Atmosphäre zu gravierenden Änderungen des Klimas führen.[2] Verschiebungen der Tiefdruckbahnen der mittleren Breiten und der Hochdruckzellen der Subtropen nach Norden sind das Ergebnis aller Modellrechnungen für das 21. Jahrhundert. Im Atlantikraum geht damit eine Verstärkung der Nordatlantischen Oszillation einher.[3] Eine wesentliche Folge ist die Verstärkung von Hochdruckzellen vor allem im zentralen Mittelmeerraum im Winter und im westlichen Mittelmeerraum im Sommer. Mit Ausnahme Norditaliens und Südfrankreichs nehmen daher die Niederschläge selbst im Winter um ca. 10 % ab. Im Sommer liegen die Niederschlagsrückgänge in den meisten Gebieten sogar bei über 30 %, mit den stärksten Reduzierungen im westlichen und östlichen Mittelmeergebiet.[2]

Mehr als die Durchschnittstemperaturen werden wahrscheinlich die hohen Tagestemperaturen steigen. Bei diesen Temperaturen wird nach dem Szenario A2 bis 2100 eine Erhöhung um bis zu 7 °C, bei den 5 % höchsten Tagesmaxima sogar um 8,5 °C erwartet. Auch hier spielt die Austrocknung des Bodens eine deutlich verstärkende Rolle. Da die Küstengebiete im Vergleich zu dem höher gelegenen Binnenland im Sommer jetzt schon relativ hohe Temperaturen aufweisen, drohen hier besonders viele Tage, an denen die Temperaturen eine sehr gefährliche Schwelle überschreiten, die je nach Feuchtigkeit bei etwa 40 °C gesehen werden kann.[4]

Einzelnachweise

  1. Giorgi, F. (2006): Climate change Hot-spots. Geophysical Research Letters 33, L08707
  2. 2,0 2,1 Giorgi, F., & P. Lionello (2008): Climate change projections for the Mediterranean region, Global and Planetary Change 63, 90-104
  3. IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group I: The Science of Climate Change, 11.1.3
  4. Diffenbaugh, N.S., et al. (2007): Heat stress intensification in the Mediterranean climate change hotspot, Geophysical Research Letters, Vol. 34

Siehe auch

Linzenzhinweis

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