Klimaänderungen und Landwirtschaft Europa: Unterschied zwischen den Versionen

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== Allgemeiner Überblick ==
== Allgemeiner Überblick ==


Nach dem IPCC-Bericht von 2007<ref name="IPCC 2007 WG II">IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group II: "Impacts, Adaptation and Vulnerability", 12.4.7.1.</ref> ist damit zu rechnen, dass der Klimawandel und eine höhere CO<sub>2</sub>-Konzentration zu einer mäßigen Zunahme der Ernteerträge bis 2050 in Europa führen werden.  Außerdem kann man davon ausgehen, dass die technologische Entwicklung negative klimatische Effekte zu einem großen Teil ausgleichen wird. Daher wird auch mit einer Erntezunahme bei Weizen bis 2050 nach dem B2-Szenario um 37 % und nach dem A1-Szenario um 101 % gerechnet. Höhere Erträge und eine stabile oder sogar zurückgehende Nachfrage führen wahrscheinlich zu einer Verringerung der Ackerfläche.
Nach dem IPCC-Bericht von 2007<ref name="IPCC 2007 WG II">IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group II: "Impacts, Adaptation and Vulnerability", 12.4.7.1.</ref> ist damit zu rechnen, dass der Klimawandel und eine höhere [[Kohlendioxid-Konzentration|CO<sub>2</sub>-Konzentration]] zu einer mäßigen Zunahme der Ernteerträge bis 2050 in Europa führen werden.  Außerdem kann man davon ausgehen, dass die technologische Entwicklung negative klimatische Effekte zu einem großen Teil ausgleichen wird. Demzufolge wird auch mit einer Erntezunahme bei Weizen bis 2050 nach dem [[SRES-Szenarien|B2-Szenario]] um 37 % und nach dem [[SRES-Szenarien|A1-Szenario]] um 101 % gerechnet. Höhere Erträge und eine stabile oder sogar zurückgehende Nachfrage führen wahrscheinlich zu einer Verringerung der Ackerfläche.


Allein durch den Klimawandel kommt es vor allem in Nordeuropa zu Erntesteigerungen. So werden die Weizenerträge bis 2080 um 10-30 % steigen.<ref name="IPCC 2007 WG II" /> Die größten Ernterückgänge werden im Mittelmeerraum, auf dem SW-Balkan und im Südteil des europäischen Russland erwartet. In Südeuropa, wo künftig größere Trockenheit im Sommer, aber auch im Winter ein Problem darstellen wird, wird allgemein ein höherer Wasserbedarf der Landwirtschaft zu schaffen machen. Einige der heutigen sehr produktiven Gebiete wie das westliche Frankreich und Teile Südost-Europas müssen mit einem höheren Ernterisiko rechnen, weil sie im Sommer heißer und trockener werden. In den nördlichen Gebieten Europas, insbesondere in Skandinavien, wird sich die Produktion dagegen erhöhen.<ref name="Tranka 2011">M. Trnka et al. (2011): Agroclimatic conditions in Europe under climate change, Global Change Biology 17, 2298–2318</ref>   
Allein durch den Klimawandel kommt es vor allem in Nordeuropa zu Erntesteigerungen. So werden die Weizenerträge bis 2080 um 10-30 % steigen.<ref name="IPCC 2007 WG II" /> Die größten Ernterückgänge werden im Mittelmeerraum, auf dem SW-Balkan und im Südteil des europäischen Russland erwartet. In Südeuropa, wo künftig größere Trockenheit im Sommer, aber auch im Winter ein Problem darstellen wird, wird allgemein ein höherer [[:Kategorie:Wasserressourcen|Wasserbedarf]] der Landwirtschaft zu schaffen machen. Einige der heutigen sehr produktiven Gebiete wie das westliche Frankreich und Teile Südost-Europas müssen mit einem höheren Ernterisiko rechnen, weil sie im Sommer heißer und trockener werden. In den nördlichen Gebieten Europas, insbesondere in Skandinavien, wird sich die Produktion dagegen erhöhen.<ref name="Tranka 2011">M. Trnka et al. (2011): Agroclimatic conditions in Europe under climate change, Global Change Biology 17, 2298–2318</ref>   


Einige Anbaufrüchte, die gegenwärtig hauptsächlich im Süden Europas gedeihen, wie Mais Sonnenblumen und Sojabohnen werden künftig auch in höheren Breiten rentabel.<ref name="IPCC 2007 WG II" /> Für Mais ist z.B. eine Ausweitung der Anbaugebiete um 30-50 % bis zum Ende des Jahrhunderts prognostiziert worden, so z.B. in Irland, Schottland, Schweden und Finnland. In Südeuropa ist dagegen mit einem Rückgang vieler dieser Anbaufrüchte zu rechnen. Ein wesentlicher Grund ist die erwartete Zunahme extremer Wetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Starkniederschläge. Aber auch in nördlicheren Regionen können Extremereignisse zu Verlusten in der Landwirtschaft führen, und zwar auch in der Viehzucht. So kann die Sterblichkeit in der Massentierhaltung bei Schweinen und Hähnchen durch Hitzewellen in Großbritannien erheblich zunehmen. Und Dürren könnten entlang der Atlantikküste, z.B. auch in Irland, die Schafzucht beeinträchtigen. Durch höhere Temperaturen können außerdem Krankheiten, die bisher eher in heißen Zonen (z.B. Afrikas) zu Hause waren, wie z.B. die Blauzungenkrankheit, auch in Europa Einzug halten.
Einige Anbaufrüchte, die gegenwärtig hauptsächlich im Süden Europas gedeihen, wie Mais Sonnenblumen und Sojabohnen werden künftig auch in höheren Breiten rentabel.<ref name="IPCC 2007 WG II" /> Für Mais ist z.B. eine Ausweitung der Anbaugebiete um 30-50 % bis zum Ende des Jahrhunderts prognostiziert worden, so z.B. in Irland, Schottland, Schweden und Finnland. In Südeuropa ist dagegen mit einem Rückgang vieler dieser Anbaufrüchte zu rechnen. Ein wesentlicher Grund ist die erwartete Zunahme extremer Wetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Starkniederschläge. Aber auch in nördlicheren Regionen können Extremereignisse zu Verlusten in der Landwirtschaft führen, und zwar auch in der Viehzucht. So kann die Sterblichkeit in der Massentierhaltung bei Schweinen und Hähnchen durch Hitzewellen in Großbritannien erheblich zunehmen. Und Dürren könnten entlang der Atlantikküste, z.B. auch in Irland, die Schafzucht beeinträchtigen. Durch höhere Temperaturen können außerdem Krankheiten, die bisher eher in heißen Zonen (z.B. Afrikas) zu Hause waren, wie z.B. die Blauzungenkrankheit, auch in Europa Einzug halten.

Version vom 28. August 2011, 12:26 Uhr

Allgemeiner Überblick

Nach dem IPCC-Bericht von 2007[1] ist damit zu rechnen, dass der Klimawandel und eine höhere CO2-Konzentration zu einer mäßigen Zunahme der Ernteerträge bis 2050 in Europa führen werden. Außerdem kann man davon ausgehen, dass die technologische Entwicklung negative klimatische Effekte zu einem großen Teil ausgleichen wird. Demzufolge wird auch mit einer Erntezunahme bei Weizen bis 2050 nach dem B2-Szenario um 37 % und nach dem A1-Szenario um 101 % gerechnet. Höhere Erträge und eine stabile oder sogar zurückgehende Nachfrage führen wahrscheinlich zu einer Verringerung der Ackerfläche.

Allein durch den Klimawandel kommt es vor allem in Nordeuropa zu Erntesteigerungen. So werden die Weizenerträge bis 2080 um 10-30 % steigen.[1] Die größten Ernterückgänge werden im Mittelmeerraum, auf dem SW-Balkan und im Südteil des europäischen Russland erwartet. In Südeuropa, wo künftig größere Trockenheit im Sommer, aber auch im Winter ein Problem darstellen wird, wird allgemein ein höherer Wasserbedarf der Landwirtschaft zu schaffen machen. Einige der heutigen sehr produktiven Gebiete wie das westliche Frankreich und Teile Südost-Europas müssen mit einem höheren Ernterisiko rechnen, weil sie im Sommer heißer und trockener werden. In den nördlichen Gebieten Europas, insbesondere in Skandinavien, wird sich die Produktion dagegen erhöhen.[2]

Einige Anbaufrüchte, die gegenwärtig hauptsächlich im Süden Europas gedeihen, wie Mais Sonnenblumen und Sojabohnen werden künftig auch in höheren Breiten rentabel.[1] Für Mais ist z.B. eine Ausweitung der Anbaugebiete um 30-50 % bis zum Ende des Jahrhunderts prognostiziert worden, so z.B. in Irland, Schottland, Schweden und Finnland. In Südeuropa ist dagegen mit einem Rückgang vieler dieser Anbaufrüchte zu rechnen. Ein wesentlicher Grund ist die erwartete Zunahme extremer Wetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Starkniederschläge. Aber auch in nördlicheren Regionen können Extremereignisse zu Verlusten in der Landwirtschaft führen, und zwar auch in der Viehzucht. So kann die Sterblichkeit in der Massentierhaltung bei Schweinen und Hähnchen durch Hitzewellen in Großbritannien erheblich zunehmen. Und Dürren könnten entlang der Atlantikküste, z.B. auch in Irland, die Schafzucht beeinträchtigen. Durch höhere Temperaturen können außerdem Krankheiten, die bisher eher in heißen Zonen (z.B. Afrikas) zu Hause waren, wie z.B. die Blauzungenkrankheit, auch in Europa Einzug halten.

Als Beispiel für mögliche Szenearien der Zukunft werden vielfach die Folgen der Hitzewelle 2003 für die europäische Landwirtschaft herangezogen.[3] Die Temperaturen lagen im Sommer 2003 mancherorts um bis zu 6 °C über dem langjährigen Mittel und die Niederschlagsdefizite betrugen bis zu 300 mm. Vor allem in Italien und Frankreich kam es zu erheblichen Ernteeinbußen. So ging die Maisernte in der italienischen Poebene um 36 % und in Frankreich um 30 % zurück. Etwas weniger betroffen war in Frankreich mit 21 % z.B. der Winterweizen, der bei Beginn der Hitzewelle fast ausgereift war. Die Weinproduktion war in Gesamteuropa die niedrigste seit 10 Jahren. Insgesamt betrugen die ökonomischen Verluste im Agrarsektor durch die Hitzewelle ca. 13 Mia. Euro.

Einzelne Regionen

Skandinavien

Im gegenwärtigen Klima ist Skandinavien eine benachteiligte Agrarregion durch kurze Wachstumszeit, eine hohes Risiko von Nachtfrösten im Frühsommer und in machen Gebieten einen hohen Anteil von trockenen Tagen. Auch der Klimawandel wird nicht zu deutlichen Ertragssteigerungen führen, vor allem weil die Anzahl der trockenen Tage weiter steigen wird. In Südschweden (südlich der Linie Oslo-Stockholm) werden sich die agrarklimatischen Bedingungen allerdings deutlicher verbessern, so dass auch der Anbau von Futtermais möglich sein wird und der Weinanbau Bedingungen vorfinden wird, wie sie heute in den Gebirgsregionen des Mittelmeerraumes herrschen.[2]

Nordwesteuropa

Nordwesteuropa (Großbritannien, Niederlande, Dänemark, Nordwestdeutschland) gehört heute zu den produktivsten Agrarzonen Europas. Der Grund sind die relativ langen Sommertage zusammen mit einer ausreichenden Menge an Niederschlägen während der Wachstumszeit. Durch die moderaten Sommertemperaturen ist die Kornfüllungsphase hier relativ lang. Die hohe Produktivität ist besonders evident im Obstanbaugebiet Altes Land an der Unterelbe. Der Klimawandel könnte durch mehr trockene Tage im Sommer die Erträge von Getreide reduzieren, was jedoch durch eine frühere Aussaat im Frühjahr ausgeglichen werden könnte. Andererseits kann mit einer Ausdehnung von Anbaufrüchten aus wärmeren Regionen wie Mais, Sonnenblumen, Sojabohnen und Wein gerechnet werden.[2]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group II: "Impacts, Adaptation and Vulnerability", 12.4.7.1.
  2. 2,0 2,1 2,2 M. Trnka et al. (2011): Agroclimatic conditions in Europe under climate change, Global Change Biology 17, 2298–2318
  3. IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group II: "Impacts, Adaptation and Vulnerability", Box 5.1.


Lizenzhinweis

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