Direkte Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit

Aus Klimawandel

Klima- und Wetterveränderungen können sich unmittelbar auf die menschliche Gesundheit auswirken. Beispielsweise können steigende Durchschnittstemperaturen oder vermehrt vorkommende Hitze- und Kältewellen zu höheren Sterberaten führen oder das verstärkte Auftreten von Krankheiten fördern. Regelmäßiger auftretende klimawandelbedingte Extremereignisse (z.B. Dürren, Stürme, Sturmfluten, Überschwemmungen, Lawinenabgänge, Erdrutsche) stellen ebenfalls eine Bedrohung für viele Menschen dar.

Temperaturanstieg

Der anthropogene Klimawandel führt in den meisten Regionen der Erde zu einer Erhöhung der Durchschnittstemperaturen. Zahlreiche Studien belegen den Zusammenhang zwischen der täglichen Außentemperatur und der Zahl der Todesfälle. Für verschiedene Regionen der Erde gibt es gesundheitlich optimale Durchschnittstemperaturen, bei denen die Sterberate am geringsten ist (z.B. 16,5°C für Amsterdam, 20°C für New York).[1] Mit einer Erhöhung der mittleren Temperaturen steigt auch die Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen, und damit erhöht sich auch die Anzahl der Todesfälle durch extrem hohe Temerpaturen. Vor allem bei extremer Hitze steigt die Sterberate erheblich. Die höchste Sterberate wird dabei eindeutig an ausgeprägten Hitzetagen erreicht. Bei Temperaturen über 38 °C sind die körperlichen und mentalen Funktionen beeinträchtigt, bei über 40,6 °C steigen die Gefahren organischer Schäden und Todesfälle drastisch an.[2] Hitzewellen z.B. in den Vereinigten Staaten von Amerika und in Australien die Hauptursache für wetterbedingte Todesfälle sind.[3] Aber auch in Europa haben seit Beginn des neuen Jahrhunderts Hitzewellen zahlreiche Opfer gefordert. So werden die Zahl der Todesfälle durch den heißen Sommer 2003 auf 70 000 geschätzt[4] und die der Hitzwelle 2010 in Russland auf 55 000[3]

Ein wesentlicher Faktor für die Folgen von Hitzewellen ist die Exponiertheit der Menschen. Extreme Hitze wirkt sich besonders in Städten stark aus, da sie so genannte Wärmeinseln bilden. Asphalt und Häuser strahlen nachts Wärme ab, die sie am Tag gespeichert haben, die relative Luftfeuchtigkeit ist niedrig und durch die dichte Bebauung sind die Windgeschwindigkeiten dort geringer. Daher kühlen Städte im Fall einer Hitzewelle auch nachts nicht ab, und es kommt häufig zu sogenannten "tropischen" Nächten mit einer Minimumtemperatur von 20 °C. Betroffen sind von der Hitzebelastung vorwiegend alte und kranke Menschen (z.B. mit Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen) sowie kleine Kinder. Ältere Menschen sind stärker gefährdet, weil sie weniger mobil sind und in einigen Kulturkreisen allein leben. So waren in der europäischen Hitzewelle 2003 80 % der Opfer älter als 75 Jahre. Kinder haben aufgrund ihres kleinen Körpers einen schlechteren Wärmehaushalt als Erwachsene. Allgemein sind arme Länder mehr den klimabedingten Schäden durch Extremereignisse ausgesetzt als wohlhabende Staaten. Aber auch in reicheren Ländern sind die Armen stärker gefährdet. Eine nicht geringe Rolle spielt dabei das Gesundheitssystem.[5] Die Vorhersagen zur Bevölkerungsentwicklung lassen erwarten, dass sich diese Bedingungen noch verschärfen. Das Bevölkerungswachstum wird sich vor allem in großen Städten, vor allem in den niederen Breiten, vollziehen. Während gegenwärtig 150 Millionen Menschen in Städten mit chronischem Wassermangel leben, sollen es 2050 mindestens eine Milliarden sein. Die Altersstruktur der Bevölkerung wird sich ebenfalls so verändern, dass die Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel immer mehr Menschen betreffen werden. Während gegenwärtig ca. 10 % der Weltbevölkerung über 60 Jahre alt ist, wird sich dieser Anteil bis zum Ende des Jahrhunderts auf 32 % erhöhen.[5]

Zunahme von Extremereignissen

Als eine wichtige Folge des anthropogenen Treibhauseffekts wird die Zunahme extremer Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Dürren und Stürme angenommen. Extremereignisse haben einerseits durch direkte Einwirkungen, andererseits aber auch indirekt weitreichende Konsequenzen für das menschliche Leben und die menschliche Gesundheit. Überschwemmungen fordern nicht nur in vielen Fällen zahlreiche Tote und Verletzte, so in China 1996 mit über 3000 Toten und 363800 Verletzten oder in Mitteleuropa 1997 mit über 100 Toten bei der Oder-Überschwemmung, sondern begünstigen auch den Ausbruch verschiedener Krankheiten wie Cholera oder Durchfallerkrankungen durch verunreinigtes Wasser.[6] In Ostafrika wurden in Perioden heftiger Regenfälle, z.B. auch während des El Nino 1997/98, ein vermehrtes Auftreten des Rift Valley Fiebers festgestellt.[7] Hinzu kommen seelische Folgen bei den betroffenen Menschen, die bis zu gesteigertem Alkoholismus und Selbstmord reichen können. So hatte die Oder-Flut von 1997 in Polen in den folgenden beiden Monaten 50 Selbstmordfälle zur Folge.[8]

Einzelnachweise

  1. Martens, W.J.M. (1997): Climate change, thermal stress and mortality, Social Science and Medicin, 46, 331-344
  2. IPCC (2014): Climate Change: Impacts, Adaptation, and Vulnerability. Part A: Global and Sectoral Aspects. Contribution of Working Group II to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, 11.4.
  3. 3,0 3,1 Koppe, Chr. & G. Jendritzky (2014): Die Auswirkungen von thermischen Belastungen auf die Mortalität. In: Lozán, J. L., Grassl, H., Karbe, L. & G. Jendritzky (Hrsg.). Warnsignal Klima: Gefahren für Pflanzen, Tiere und Menschen, 2. Auflage
  4. Robert Koch-Institut (2011): Klimawandel und Gesundheit - Ein Sachstandsbericht
  5. 5,0 5,1 IPCC (2014): Climate Change: Impacts, Adaptation, and Vulnerability. Part A: Global and Sectoral Aspects. Contribution of Working Group II to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, 11.3.
  6. McMichael, A. and A. Githeko (2001): Human Health, in: IPCC WG II, 9.5.1.
  7. Epstein, P.R. (1999): Enhanced: Climate and Health, Science, 285, 347-348
  8. Kundzewicz, Z.W. and M.L. Parry (2001): Europe, in: IPCC WG II, 13.2.5.5.

Literatur

  • Becker, P. u.a. (2007): Gesundheitsrisiken durch Klimawandel, in: promet 33, Nr. 3/4, S. 120-132

Weblinks



Schülerarbeiten zum Thema

Schülerarbeiten zum Thema des Artikels aus dem Schulprojekt Klimawandel:

  • Mehr Wetterextreme durch den Klimawandel? Werden die Intensität und Häufigkeit von Hitzewellen zunehmen und lässt sich diese Zunahme auf den globalen Klimawandel zurückführen? (Gymnasium Grootmoor, Hamburg)
  • Extremereignisse und ihre Folgen im Zuge des Klimawandels am Fallbeispiel des Elbhochwassers 2002 (Gymnasium Athenaeum Stade, Stade),
  • Alle Jahre eine Jahrhundertflut? Muss man in Zukunft mit vermehrten Hochwasserereignissen an der Elbe rechnen? Und in welcher Weise nimmt der Klimawandel Einfluss darauf? (Stadtteilschule Walddörfer, Hamburg)

Lizenzhinweis

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