Aktuelle Klimaänderungen

Aus Klimawandel
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Abb. 1: Globale Jahresmittelwerte der bodennahen Lufttemperatur und Jahrzehntmittelwerte. 2015: vorläufiger Mittelwert Januar bis Oktober.

Die globale Erwärmung zeigt sich besonders seit den 1970er Jahren. Von den fünf wärmsten je gemessenen Jahren liegen vier bereits im 21. Jahrhundert. 2015, 2014, 2010, 2005, 2013 und 1998 waren die bisher wärmsten Jahre der Messreihe, gefolgt von den Jahren 2003, 2002, 2006, 2007, 2004, 2001 und 2008. 2015 ist durch die globale Erwärmung und die Auswirkungen des aktuellen El Niño das mit deutlichem Abstand wärmste Jahr seit Beginn der Messungen.

Beobachtete Klimaänderungen

Die globale Temperaturkurve zeigt immer wieder starke Schwankungen von Jahr zu Jahr. Einzelne Jahre miteinander zu vergleichen, wie etwa das für die 1990er Jahre außergewöhnlich warme Jahr 1998 und das eher kühle Jahr 2012, sagt daher nichts über die Klimaentwicklung in diesem Zeitraum aus, sondern nur über die Temperaturverhältnisse in zwei zufällig herausgegriffenen Jahren. Dabei geht es um Wetterverhältnisse, nicht um Klima. Um einen längerfristigen klimatischen Trend von 20 oder 30 Jahren zu bestimmen, müssen längere Zeiträume, mindestens Jahrzehnte, miteinander verglichen werden. Dabei kommt man zu dem Ergebnis, dass der Mittelwert des Jahrzehnts 1981-1990 um 0,25 °C über dem langjährigen Mittel der Jahre 1901-2000 gelegen hat, der von 1991-2000 um 0,40 °C und der des Jahrzehnts 2001-2010 um 0,6 °C darüber. Die 2000er Jahre waren also deutlich wärmer als die 1990er und diese deutlich wärmer als die 1980er Jahre. Die 2000er Jahre sind auch deutlich das wärmste Jahrzehnt seit Beginn der (global relevanten) Messungen Mitte des 19. Jahrhunderts, wahrscheinlich sogar seit dem Mittelalter. Es zeichnet sich ab, dass die 2010er Jahre noch einmal deutlich wärmer als das vorhergehende Jahrzehnt sein werden. Bereits 14 der 15 wärmsten Jahre seit 1850 liegen im neuen Jahrhundert. 1998 ist die einzige Ausnahme(vgl. auch die Studie des Met Office[1]).

Abb. 2: Globale Temperaturentwicklung nach fünf Datensätzen (blau) und unter Herausrechnung der Einflüsse der Solarstrahlung, von ENSO und Vulkanausbrüchen (rot).

Gibt es eine Erwärmungspause?

Dennoch bleibt festzuhalten, dass seit ca. 2000 die globale Mitteltemperatur (auf hohem Niveau) nach den verbreiteten Datenreihen bis zum Beginn der 2010er Jahre etwa gleich geblieben ist und offensichtlich erst mit dem Jahr 2014 wieder anzieht.

Kalte Winter in Europa

Abb. 3: Temperaturabweichung im Winter 2009/10 vom Mittel der Jahre 1951-1980
Abb. 4: Druckverhältnisse, Strömungen und Wetterlagen bei einem negativen NAO-Index im Winter

Auch einige kalte Winter in Europa scheinen nicht ins Bild der globalen Erwärmung durch den Menschen zu passen. Die Winter 2009/10 und 2010/11 haben jedoch nichts mit dem globalen Trend zu tun, sondern sind ein regional begrenztes Phänomen, das sich auf Teile von Europa, Russland und den USA beschränkt.[2] Hier lagen die Temperaturen um einige Grad Celsius unter den Wintertemperaturen der Periode 1951-1980. Hauptursache für die Kältewellen in Europa, Sibirien und den USA war eine sehr schwach ausgebildete Nordatlantische Oszillation (NAO). Der Gegensatz der Druckverhältnisse zwischen dem Azorenhoch und dem Islantief war niedriger als gewöhnlich. Das führte zu stabilen Luftdruck-Mustern, die arktische Luft in die östliche USA und in das nördliche Eurasien lenkte.

Die Temperaturverteilung entspricht ziemlich genau den Wetterlagen bei einer negativen NAO-Phase. Die NAO selbst unterliegt starken natürlichen Schwankungen von Jahr zu Jahr sowie einer Dekadenschwankung. Die schwache NAO allein hätte allerdings noch kältere Bedingungen erwarten lassen, so dass davon auszugehen ist, dass die globale Erwärmung die Kältewellen abgemildert hat.

Neben dem Einfluss der NAO spielte möglicherweise auch das Abschmelzen des arktischen Meereises eine Rolle, das auch die Schwankungen der NAO beeinflusst haben könnte. Seit 2005 hat sich der sommerliche Rückgang des arktischen Meereises deutlich beschleunigt. Das hat zu einer Destabilisierung des Polarwirbels geführt, so dass kalte und feuchte Luft aus der Arktis bis nach Nordamerika, Nordeuropa und Nordostasien vordringen konnte. Näheres s. Meereis: Klimatische Folgen

Global gesehen waren die Winter 2009/10 und 2010/11 keineswegs ungewöhnlich kalt. Und auch eine Betrachtung nur der Nordhalbkugel zeigt, dass eher die ungewöhnlich warmen Bedingungen überwogen.[2] Besonders hohe Temperaturen hatten etwa Nordwest-Kanada und die Arktis zu verzeichnen, mit 4 °C und mehr über dem angegebenen Mittel. Die ungewöhnlich warmen Ereignisse in den beiden Wintern 2009/10 und 2010/11 waren insgesamt sogar dominierender als die kalten Ereignisse. Räumlich gesehen gab es mit 25-30 % der gesamten Festlandfläche der Nordhemisphäre größere Gebiete mit ungewöhnlich warmen Bedingungen als mit ungewöhnlich kalten Verhältnissen, die nur auf etwa 10 % der Fläche dominierten. Diese warmen Extreme können nicht durch die natürlichen Klimaschwankungen erklärt werden und sind wohl eine Folge der globalen Erwärmung.

Einzelnachweise

  1. MetOffice (2013): The recent pause in global warming (1): What do observations of the climate system tell us?
  2. 2,0 2,1 Guirguis,K., A. Gershunov, R. Schwartz, and S. Bennett (2011): Recent warm and cold daily winter temperature extremes in the Northern Hemisphere, Geophysical Research Letters 38, doi:10.1029/2011GL048762, 2011

Weblinks

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