Waldbrände im Mittelmeerraum

Aus Klimawandel
Waldbrände in Griechenland am 25. August 2007

Frühe Feuernutzung

Durch die klimatischen Bedingungen mit einem milden und regenreichen Frühling und trockenem Sommer sind Feuer ein natürlicher Bestandteil der mediterranen Landschaft und haben die Pflanzeneigenschaften deutlich mitgeprägt. Andererseits unterscheiden sich die Landschaften des Mittelmeerraumes von ähnlichen Ökosystemen wie etwa in Kalifornien oder West-Australien durch die Jahrtausende lange Geschichte mehr oder weniger intensiver Landnutzung durch den Menschen, die die Feuerregime entscheidend beeinflusst haben. Im östlichen Mittelmeerraum, insbesondere in der Region des „Fruchtbaren Halbmonds“, die sich vom Südosten der heutigen Türkei über Nordsyrien bis zum Nordirak erstreckte, hat sich der für die Geschichte der Menschheit umwälzende Prozess der „Neolithische Revolution“ vollzogen. Hier änderten Jäger und Sammler vor etwa elf Jahrtausenden ihr Leben grundlegend und wurden sesshafte Bauern, die Getreide anbauten, Vieh züchteten und Vorratshaltung betrieben. Von hier breitete sich die neue Agrargesellschaft bis 5700 vh. über die meisten Gebiete Europas aus, zunächst im mediterranen Raum, dann aber auch über Mitteleuropa und bis zu den britischen Inseln. Diese Umwälzungen waren mit einer verstärkten Anwendung des Feuers zur Beseitigung der ursprünglich vorhandenen Wälder verbunden.[1]

Neue Feuerregime durch Landnutzungsänderungen

Jedes Jahr gibt es in Europa etwa 65.000 Feuer, auf ungefähr einer halben Million Hektar. 85 % der von Bränden betroffenen Fläche Europas befinden sich im Mittelmeerraum.[2] Einige Ökosysteme wie Eichenwälder und die Macchia sind gegenüber Bränden relativ widerstandsfähig, andere wie Kiefernwälder sind dagegen wenig belastbar. Die Anzahl der Feuer und die betroffene Fläche haben in manchen untersuchten Gebieten in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. So gab es in der Region Valencia in Spanien vor 1972 kein Feuer mit mehr als 6000 ha, in den drei Jahrzehnten danach dagegen 11 Feuer, die größer waren und eines sogar mit einer Fläche von 28 000 ha. Der jährliche Durchschnitt lag in der zweiten Periode bei 11.250 ha, während er vor 1972 bei 1434 ha lag. [3] Im Nordosten Spaniens (Katalonien) haben die Zahl der Feuer und die verbrannten Flähen dagegen abgenommen.[4]

Der Hauptgrund für den Wandel in der Region Valencia lag in sozialen Veränderungen. Im Rahmen der Industrialisierung kam es vor allem im europäischen Mittelmeergebiet zu einem Exodus aus dem ländlichen Raum. Die aufgegebenen landwirtschaftlichen Flächen wurden entweder von der Macchia eingenommen oder mit Kiefern bepflanzt. Dass die Anzahl der großen Feuer seit den 1970er Jahren deutlich zugenommen hat, hat also primär mit dem Anwachsen von brennbarem Material auf verlassenen Feldern zu tun. Gerade Kiefernwälder sind besonders anfällig gegenüber Waldbränden. In ihnen haben sich außerdem in letzter Zeit zunehmend Kronenbrände ausgebreitet, die wesentlich zerstörerischer wirken als Bodenfeuer. Hinzu kommt der wachsende Druck von den Ballungsräumen auf die Landgebiete, der häufig zu unbeabsichtigten Feuern oder zu bewusster Brandstiftung führt.[5] Der negative Trend in Katalonien wird dagegen mit verbesserten Brandschutzmaßnahmen begründet. Die klimatischen Veränderungen allein hätten zu einer Zunahme der Anzahl der Brände geführt.[4]

Jährliche Anzahl der Wald- und Buschbrände und betroffene Fläche in der Provinz Valencia 1874-2003, jeweils für das Mittel eines Jahrzehnts (1962-67: keine Daten); schwarze Linie: Trend der Anzahl der Waldbrände

Brände und Klima

In den letzten zwei bis drei Jahrzehnten wird die Feueraktivität nach manchen Untersuchungen zunehmend durch klimatische Bedingungen gesteuert, insbesondere durch Sommertrockenheit. Das gilt insbesondere für die Region Valencia,[6] die durch hohe Jahresmitteltemperaturen von 17-19 °C und trockene Sommer, in denen weniger als 20 % der Jahresniederschläge fallen, gekennzeichnet ist. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind die Temperaturen im Jahresmittel um 0,35 °C pro Jahrzehnt angestiegen. Die Sommerniederschläge haben um 5,2 mm pro Jahrzehnt abgenommen, wobei es jedoch sehr starke Schwankungen von Jahr zu Jahr gibt. Auch wenn der Niederschlagstrend nicht sehr ausgeprägt ist, so ist doch durch die höheren Temperaturen die Verdunstung deutlich stärker geworden. Die Folge sind trockenere Böden und eine Abnahme der Feuchtigkeit in den Pflanzen, die so leichter ein Raub der Flammen werden können.

Die Anzahl der Brände ist in der östlichen Iberische Halbinsel um Valencia in den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts um 16 pro Jahr gestiegen. Die Größe der betroffenen Flächen in dieser Zeit zeigt dagegen keinen eindeutigen Trend, aber eine starke Variabilität von Jahr zu Jahr und ist offensichtlich stärker von den schwankenden Niederschlägen abhängig. Und sie zeigt seit Mitte der 1970er Jahre einen deutlichen Sprung nach oben, der durch die oben erläuterten sozioökonomischen Veränderungen bedingt ist. In trockenen Sommern brennen größere Flächen als in niederschlagsreichen Sommern. Dabei brennen in trockenen Sommern besonders große Flächen, wenn es zwei Jahre vorher relativ viel geregnet hat, weil dann relativ viel brennbares Material hinzugewachsen ist.[6] Nach Untersuchungen in Katalonien hätte sich ohne verbessertes Feuermanagement auch hier nur aus klimatischen Gründen die Zahl der Brände erhöht, während die Fläche etwa gleich geblieben wäre. Für die Zukunft wird daher angesichts höherer Temperaturen und geringerer Niederschläge bei gleichbleibendem Brandschutz mit häufigeren Feuern gerechnet. Die betroffenen Flächen würden allerdings geringer ausfallen, weil die klimatischen Änderungen das Wachstum von brennbarem Material einschränken würden.[4]

Einzelnachweise

  1. Weisdorf, J.L. (2005): From Foraging to Farming: Explaining the Neolithic Revolution, Journal of Economic Surveys 19, 562-686
  2. San-Miguel-Ayanz, J., J.M. Moreno & A. Camia (2013): Analysis of large fires in European Mediterranean landscapes: Lessons learned and perspectives, Forest Ecology and Management 294, 11-22
  3. Pausas, J.G., & Santiago Fernández-Muñoz (2011): Fire regime changes in the Western Mediterranean Basin: from fuel-limited to drought-driven fire regime, Climatic Change, DOI 10.1007/s10584-011-0060-6
  4. 4,0 4,1 4,2 Turco, M., et al. (2014): Climate change impacts on wildfires in a Mediterranean environment, Climatic Change 125, 369–380
  5. Pausas, J.G., et al. (2008): Are wildfires a disaster in the Mediterranean basin? –A review, International Journal of Wildland Fire 17, 713–723
  6. 6,0 6,1 Pausas, J.G. (2004): Changes in fire and climate in the eastern Iberian Peninsula (Mediterranean basin). Climatic Change 63, 337–350

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